Waypoint FiftyNine. Sandra Florean. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sandra Florean
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783945230503
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Zeit über nach Lächeln zumute, was hauptsächlich daran lag, dass der ehemalige Finanzminister ein Idiot war.

      Neben dem Tisch, an dem die künstliche Intelligenz mit dem bezeichnenden Namen KRAWUMM! auf ihn wartete, hielt er kurz.

      »Wir machen uns auf den Weg«, verkündete Kalzan und dank der manipulierten Stimme reagierte KRAWUMM! sofort. Er schaltete aus dem Ruhemodus und erhob sich schwerfällig, um seinem neuen Besitzer zu seinem neuen Raumschiff zu folgen. Kalzan hatte schon immer einen KRAWUMM! haben wollen. Außerdem hatte er sich auch ein neues Raumschiff gewünscht.

      An der Theke lösten sich drei zwielichtige Individuen aus ihrer bisherigen Position und folgten der Gestalt des ehemaligen Finanzministers ebenfalls.

      Sie passierten den Waffencheck und durchquerten den Hangar. Die drei Verfolger benötigten deutlich länger am Waffencheck, denn sie gehörten zu der Fraktion Gürtel-und Hosenträger – oder in diesem Fall Schusswaffe und Nahkampfklinge. Er selbst hatte sich nur einen kurzen Moment aufhalten müssen, während KRAWUMM! seinen Gewaltblocker entfernt bekam.

      Kalzan wartete nicht auf seine Verfolger, sondern betrat sein neues Schiff. Er war äußerst beeindruckt. Die Sitze waren gepolstert und die Einrichtung modern. Der ehemalige Diktator von UwU war mit deutlich weniger Stil gereist. Das Sicherheitssystem war ebenfalls hervorragend. Es kam allerdings nicht zum Einsatz, denn Kalzan hatte es bereits deaktiviert und die Luftschleuse unverschlossen gelassen.

      Zugegebenermaßen hätte das die Verfolger vielleicht misstrauisch stimmen sollen, da man von Kopfgeldjägern einen gewissen Intelligenzquotienten erwarten konnte. Im Gegensatz dazu waren sie Kalzan für den Job eher unterqualifiziert vorgekommen. Kalzan pfiff fröhlich vor sich hin, während er auf die Schritte hinter sich lauschte.

      Dann fragte eine Stimme: »Wie ist es gelaufen, Boss?«

      »KRAWUMM!«, sagte Kalzan.

      Dank der Stimmerkennung reagierte die künstliche Intelligenz sofort. Augenblicklich machte sie ihrem Namen alle Ehre.

      Es blieb nur zu hoffen, dass das Reinigungssystem seines neuen Raumschiffes genauso effizient funktionierte wie KRAWUMM!. Drei Kopfgeldjäger hatten sich soeben zu ungleichen Teilen über den gesamten Innenraum verteilt.

      »KRAWUMM!«, fuhr Kalzan fort. »Lege neuen Besitzer fest. Stimmerkennungsbasis.«

      »Stimme wird aufgezeichnet«, verkündete KRAWUMM! dumpf. »Bitte sprechen Sie jetzt.«

      Kalzan schaltete das Simulationsarmband an seinem Handgelenk aus und augenblicklich änderte sich seine Gestalt. Laut und deutlich sagte er: »Neue Stimme übernehmen.«

      KRAWUMM! surrte, dann blinkte ein grünes Licht in Kopfhöhe auf.

      »Stimme übernommen. Schutzperson menschlich.«

      Kalzan lächelte zufrieden und ließ sich auf dem Steuersitz nieder. Doch sein richtiger Name lautete Karl – und er war tatsächlich ein Mensch.

      Menschen waren weder eine besonders widerstandsfähige Spezies, noch waren sie besonders intelligent. Aber sie waren kreativ. Wo andere bloß von einem Kopfgeld träumten, dachte Karl an all die Ersparnisse, die ein Toter unmöglich ausgeben konnte. Deshalb hatte er sich mit den Auftragsmördern zusammengeschlossen.

      Außerdem waren Menschen gut in Mathematik. Karl hatte ausgerechnet, dass sehr viel geteilt durch eins mehr ergab als sehr viel geteilt durch vier.

      Karl zog sein Tablet hervor und tippte eine Nachricht an die Regierung des Alterta Mondes, in der er ihnen die Koordinaten ihres ehemaligen Finanzministers in der Torpedorohrbar ebenso wie die Nummer von Karls Bankkonto mitteilte, auf das sie das Kopfgeld überweisen sollten.

      Obwohl Menschen weder besonders widerstandsfähig noch besonders intelligent waren, hatten sie sich nicht grundlos über das ganze Universum ausgebreitet. Neben ihrer Kreativität und ihren Rechenkünsten hatten sie den meisten übrigen Spezies noch etwas anderes voraus. Sie waren echte Drecksäcke.

      Karl blickte auf die Steuerkonsole vor sich und überlegte, wohin er als Nächstes aufbrechen sollte. Er hatte ein Simulationsarmband, auch wenn dessen Funktion nur für wenige Minuten zu täuschen vermochte. Er hatte ein nagelneues Luxusraumschiff und er hatte einen KRAWUMM! Das Universum stand ihm offen.

      Er könnte wieder einmal nach Dalyss, überlegte er. Der letzte Urlaub mit der Sekretärin des ehemaligen Diktators von UwU hatte ihm eigentlich ganz gut gefallen. Schöne Golfplätze gab es dort.

      Und leisten konnte er es sich jetzt auch. In Kürze würde er wieder einmal erben.

      

      Der Raumfahrer

      (Ein Intermezzo von Günther Kienle)

      

      Im Korridor vor den Toiletten rammte mich beinahe ein Stahlkoloss, der aussah wie ein Kampfroboter. Seltsam, dass Security-Jack so ein Ding überhaupt reingelassen hatte.

      »Pass doch auf«, rief ich. Aber der Blechklotz reagierte nicht und der Typ daneben grinste nur frech. Ein merkwürdiges Paar. Eine klobige Maschine neben einem stattlichen Wesen, dessen bedrohliche Zähne sein Grinsen nicht gerade sympatisch machten.

      Der Betrieb in der Bar brummte so langsam. Alien, Elfen und ein paar abgerissene Gestalten bevölkerten den Raum. Letztere wahrscheinlich Stammgäste, die den ganzen Abend an ihrem Tisch kauerten und systematisch ihren Alkoholrausch aufschichteten, wie die Eingeborenen auf Neu-Biebergemünd eine Ziegelmauer. Aber nirgendwo sah ich Jörg. Da ging man mal pinkeln und schon war der Kurze weg.

      Ein junger Typ in blauer Borduniform hing am Tresen herum. Er trank einen Schluck Bier und sah gleichzeitig der Bedienung auf den Hintern. Unsere Blicke kreuzten sich. Von all den Anwesenden wirkte er am wenigsten abgeranzt. Vielleicht konnte er mir weiterhelfen.

      »Staubige Gegend hier«, sagte ich zu ihm.

      Er wies auf den Barhocker neben sich. »Dem kann man abhelfen.«

      Ich setzte mich. Der Raumfahrer schien noch keine dreißig zu sein und trug braune kurze Haare unter einer blauen Schildmütze mit Captainstreifen.

      »Cap Sierenmoser«, stellte er sich vor. Dabei tippte er lässig an seine Mütze.

      »Günther«, sagte ich. »Hallo.«

      »Du hast das Vergnügen mit dem Besitzer, Captain und Pilot der Pride of Königstetten.« Er drehte sich zum Barkeeper. »Hey Virginio, ein Bier für meinen durstigen Freund hier.«

      »Königstetten«, murmelte ich vor mich hin.

      »War auf der Akademie der zweitbeste Pilot aus diesem wunderschönen Ort.«

      Ich verkniff mir die Frage nach der Anzahl der Einwohner.

      »Besser hatte nur noch Major Ferry von Gravensteiner abgeschnitten … dieser Angeber.«

      »Nie von ihm gehört«, sagte ich.

      Cap grinste. »Du gefällst mir.«

      Der Mexikaner hinter der Theke zapfte ein großes Glas Bier und stellte es vor mir ab. »Ein Älpler Spezial. Sehr zum Wohle, Señor.«

      Dankbar nickte ich ihm zu.

      Cap griff zu seinem Glas und hielt es mir auffordernd hin. Ich erhob das Glas und stieß mit ihm an.

      »Könnte das letzte Glas sein, bevor uns der Sensenmann erwischt«, sagte der Pilot.

      »Hört sich an wie aus einem Song«, antwortete ich.

      Wir nahmen beide einen großen Schluck.

      »Das zischt«, stellte ich fest. »Fehlt nur noch ein FiftyNiner zum Nachspülen.«

      Cap sah mich ernst an. »Du kannst hier die ganze Nacht durchsaufen. Einen Bierbrunnen allein? Kein Problem. Aber lass bloß die Finger vom Hausdrink!«

      Abwesend nickte


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