Harmless - Arglos. Nicole Edwards. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nicole Edwards
Издательство: Bookwire
Серия: Pier 70
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238367
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ein Fan von ihnen.

      »Und das hier ist der Mann der Stunde«, bemerkte Phoenix in stolzem Tonfall. »Colton Seguine, Verteidigung. Seg, das sind Freunde von mir. Ihnen gehört der Jachthafen draußen am Lake Buchanan.«

      Scheiße.

      Scheiße, Scheiße, Scheiße.

      Roan richtete den Blick auf den Betonboden und hoffte inständig, unsichtbar zu werden.

      Leider funktionierte das nicht, denn er spürte, wie sich diese kühlen blauen Augen auf ihn fokussierten, und er konnte nicht widerstehen, aufzuschauen und Segs Blick zu begegnen.

      Bitte sprich mich nicht an. Bitte sprich mich nicht an.

      Für einen kurzen Moment fragte er sich, ob Seg sich überhaupt an ihn erinnerte. Es war gut möglich, dass dieser Mann so viele One-Night-Stands hatte, dass er den Überblick verlor. Leider hatte Roan nicht so viel Glück. Und da Seg sein letzter One-Night-Stand gewesen war – was auch bedeutete, dass er der letzte Mann war, mit dem Roan überhaupt etwas gehabt hatte –, fiel es ihm nicht ganz so leicht, ihn zu vergessen. Allerdings hatte Roan im vergangenen Jahr nicht einen einzigen Artikel oder eine Meldung gelesen, die Seg mit einem anderen Mann in Verbindung gebracht hatte. Mit Frauen durchaus. Was bedeutete, dass Seg sein Geheimnis noch immer hütete. Und Roan erinnerte sich erneut daran, dass der Sex vielleicht die beste seiner bisherigen Erfahrungen gewesen war, jedoch nicht gut genug, um sich den Rest seines Lebens zu verstecken. Eine Wiederholung stand also definitiv außer Frage.

      Er hatte es satt, dass Menschen sich für ihn schämten. Zum Teufel, seine eigene Mutter hatte sie im Stich gelassen, als Roan sechzehn gewesen war. Das homophobe Biest hatte behauptet, er wäre verflucht, und wollte nichts mit dem Werk des Teufels zu tun haben. Also hatte sie einen Koffer gepackt und sie alle sitzen lassen. Von diesem Moment an hatte Roan sich geschworen, dass er sich nie dafür schämen würde, wer er war. Nicht wegen der Frau, die ihn geboren hatte, und ganz sicher nicht wegen eines Kerls, mit dem er nur für ein paar Stunden das Bett geteilt hatte.

      Er schnaubte bei diesem Gedanken und spürte, wie sich ihm weitere Blicke zuwandten.

      Als er aufsah, starrte Cam ihn besorgt an.

      »Sind wir hier fertig?« Okay, er klang wirklich wie ein Arsch, aber Roan musste unbedingt aus Segs Nähe verschwinden. Der Mann war nicht gut für seine Gesundheit.

      In Wahrheit hatte er sich ziemlich häufig bei der Erinnerung an diese eine Nacht mit seiner Hand vergnügt. Dadurch fiel es ihm natürlich nicht leichter, so zu tun, als wäre sie niemals passiert, wenn diese sinnliche Versuchung nur ein paar Meter von ihm entfernt stand. Sogar zerzaust und verschwitzt vom Spiel war dieser Mann sexy.

      Phoenix räusperte sich, als hätte er Roans Anspannung wahrgenommen. »Noch mal danke, dass ihr heute Abend gekommen seid. Ihr könnt Tickets für die Spiele haben, wann immer ihr wollt. Ich muss dann auch mal zurück zu meinem Mann und meiner Frau. Sie suchen bestimmt schon nach mir.«

      Während er diese Worte verarbeitete, starrte Roan Seg finster an. Hier stand ein Mann, der zu viel Angst hatte, sich zu outen, obwohl der Besitzer des verdammten Teams bisexuell war und sich in einer langfristigen, festen Beziehung mit einer Frau und einem Mann befand.

      Roan wandte sich von den anderen ab und steuerte den Parkplatz an. Er hatte seine Rolle gespielt. Der Abend war offiziell gelaufen.

      »Hey!«

      Oder auch nicht.

      Scheiße. Diese Stimme… Diesen tiefen Bariton hörte er noch immer in seinen verdammten Träumen.

      Roan tat so, als hätte er ihn nicht gehört, und lief unbeirrt weiter. Er hielt erst an, als eine große Hand auf seiner Schulter landete. Resigniert ließ er den Kopf hängen. Er würde wohl nicht hier rauskommen, ohne sich diesem Mann zu stellen.

      »Wie geht's? Roan, richtig?«, fragte Seg und klang dabei, als würde er einen alten Freund wiedersehen.

      Roan drehte sich zu ihm um, hob eine Augenbraue und hoffte, verbergen zu können, wie überrascht er darüber war, so angesprochen zu werden. Hier. Vor all diesen Leuten.

      Was tat Seg da? Er hätte Roan einfach gehen lassen sollen, dann hätten sie so tun können, als würden sie einander nicht kennen. Der Handschlag setzte dieser Möglichkeit allerdings ein Ende und machte sie zu Bekannten, die sich nach langer Zeit wiedertrafen.

      »Gut. Und dir?« Klang er genauso locker? Er hoffte es.

      Roan ließ kurz den Blick schweifen, um zu sehen, wer sie beobachtete. Das taten sie alle, verdammt.

      »Du hast heute toll gespielt«, sagte Roan und versuchte, Segs Blick auszuweichen.

      »Ja. Danke. Hey, die Jungs gehen immer rüber ins Penalty Box, wenn wir gewinnen.« Seg spähte hinüber zu Cam und Gannon, bevor er wieder Roan ansah. »Es ist nicht weit von hier. Vielleicht könnten du und deine Freunde uns begleiten? Abhängen. Zur Feier des Tages ein Bier trinken. Ich würde gern hören, wie es dir ergangen ist.«

      »Entschuldige. Ich kann nicht. Ich muss nach Hause. Ich muss sehen, ob…« Roan schüttelte den Kopf. Er musste sich vor diesem Mann nicht rechtfertigen.

      »Alles klar. Schon in Ordnung, Mann.« Seg schien ihn zu mustern. »Schön, dich zu sehen.«

      »Ja. Finde ich auch.« Roan wollte nicht so unhöflich sein, aber es war schon beim ersten Mal schwer genug gewesen, über Seg hinwegzukommen. In seiner Nähe vertraute er sich selbst nicht und er hatte ganz sicher weder die Zeit noch die Geduld, sich damit zu beschäftigen. Er hatte mehr als genug um die Ohren und die Wiederholung des One-Night-Stands hörte sich im Moment einfach nur perfekt an.

      Allerdings würde das morgen ganz anders aussehen.

      Vielleicht bildete er es sich nur ein, doch Roan meinte, einen Anflug von Schmerz in Segs Augen aufflackern zu sehen. Er versuchte, sich daran zu erinnern, was er gesagt haben könnte, um diesen Blick hervorgerufen zu haben, doch ihm fiel nichts ein. Sie hatten sich beide darauf geeinigt, dass es nur eine Nacht sein würde. Am nächsten Morgen hatte sich Roan aus dem Staub gemacht, noch bevor Seg überhaupt die Augen geöffnet hatte, was ihm richtig vorgekommen war. Er hatte nicht erwartet, diesem Kerl noch einmal zu begegnen. Und er hatte ganz sicher nicht damit gerechnet, dass der Kerl ihn ansprechen würde.

      Roan schaute zu den anderen hinüber und bemerkte, dass alle Blicke noch auf ihnen lagen.

      Ahh. Vielleicht machte sich Seg deswegen Sorgen. Er befürchtete, dass Roan sein Geheimnis ausgeplaudert hatte.

      »Man sieht sich, Mann.« Er versuchte absichtlich, so hetero wie möglich zu klingen, damit Seg den Wink verstand.

      Als er Segs Blick standhielt, ging ihm auf, dass es so einfach wäre, in diese Bar zu gehen, die Seg erwähnt hatte, eine Weile so zu tun, als wäre er mit ihm befreundet, und sich dann heimlich davonzumachen, wieder zu Segs Haus zu fahren und sich noch einmal von ihm das Hirn aus dem Kopf vögeln zu lassen.

      Ja. Dumme Idee.

      »Warum gibst du mir nicht deine Nummer?«, schlug Seg vor. »Vielleicht könnt ihr ein andermal mit uns abhängen.«

      Roan war klar, dass die anderen Fragen stellen würden, wenn er Seg abwies. Sie würden wissen wollen, warum er die Chance, mit den Arrows-Spielern abzuhängen, nicht sofort ergriffen hatte.

      Anstatt nein zu sagen, seufzte Roan und zückte dann eine Visitenkarte aus seinem Geldbeutel. Er hatte immer ein paar des Jachthafens dabei. Eigentlich wollte er sie Seg einfach so geben, doch dieser brachte aus dem Nichts einen Filzstift zum Vorschein und ihm blieb nichts anderes übrig, als seine Nummer auf die Karte zu schreiben. Genau das wollte Seg offensichtlich.

      Wenn Seg wüsste, mit welchem Mist sich Roan gerade herumschlagen musste, würde er wahrscheinlich kapitulierend die Hände in die Höhe werfen und wegrennen – und zwar schnell. Ganz sicher würde er keine Wiederholung in Erwägung ziehen und wenn Roan die Hitze in Segs Augen richtig deutete, dann tat er das definitiv.

      Nachdem er seine Handynummer hingekritzelt hatte – er würde sich