Gerhard Tötschinger
Von St. Stephan nach St. Marx
Gerhard Tötschinger
Von St. Stephan nach St. Marx
Die Wiener Bezirke I, II und III
Wiener Geschichten für Fortgeschrittene
Mit 50 Abbildungen
und ausführlichem Register
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© 2015 by Amalthea Signum Verlag, Wien
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Elisabeth Pirker, OFFBEAT
Umschlagmotiv: Jakob Alt: Ballonfahrt über Wien, Aquarell, 1847
Herstellung und Satz: Franz Hanns
Gesetzt aus der 10/14 Excelsior LT Std
Printed in the EU
ISBN 978-3-99050-005-7
eISBN 978-3-902998-93-4
Inhalt
Von Kreuzen und Heiligen. Die Wappen der Bezirke I, II und III
Vorwort
Es stritte gegen den Plan dieses Buches, die ziemlich beträchtliche Anzahl der Gelehrten und Schriftsteller Wiens namentlich darin aufzuführen, oder deren Verdienste würdigen zu wollen.« So leitet Anton Ziegler sein Adressenbuch der Tonkünstler, Dilettanten, Hof-, Kammer-, Theater- und Kirchenmusiker, Wien 1823 ein.
Und so beginnt auch hier der Autor, indem er die vielen »Gelehrten und Schriftsteller Wiens«, ohne die das vorliegende Buch nicht möglich wäre, nur im Ganzen, aber nicht im Einzelnen nennt. Es sind zu viele im Laufe mehrerer Jahrhunderte, von Jans Enenkel und Wolfgang Schmeltzl, ja sogar Enea Silvio Piccolomini, bis Felix Czeike und Ferdinand Opll. Geschichte auf wissenschaftlich gesichertem Fundament lebendig zu schildern, war lange Zeit verpönt, notabene wenn der Autor kein Historiker, sondern ein Erzähler ist.
Das ist kein Reiseführer, hier wird auch nicht ein Anschein von Vollständigkeit erhoben. Dafür gibt es eine breite Literatur, allgemein oder detailliert im Blick auf zahllose besondere Gebiete. Und vor allem – Wien ist nicht ein Buch, Wien ist eine Bibliothek. Nimmt man den Klassiker der Kunstführer zur Hand, das Dehio-Handbuch, wird das ganz schnell klar. Alleine der Band I. Bezirk – Innere Stadt umfasst 1095 Seiten, das Kapitel »Schottenstift« zählt 19 und der Stephansdom 86 Seiten, alle eng bedruckt und mit Plänen ausgestattet.
Zwar werden wir hier auch Hinweise zur weiterführenden Information bringen, aber das Buch selbst widmet sich lieber den sonst weniger ausführlich behandelten Aspekten.
In diesem Band geht es um drei Bezirke von Wien, um den 1., 2. und 3. Das ist keine willkürliche Wahl. Die Verbindung zwischen diesen Ortsteilen ist eng, ihre Geschichten greifen ineinander. Die Geschichte des 1. Bezirks ist gleichzeitig die Geschichte der Stadt Wien – daher wird ihr mehr Raum zugestanden als jener der anderen Bezirke.
Zuletzt eine kurze Bemerkung: Dieses Buch wird immer wieder daran erinnern, dass es aus einer Vortragsreihe hervorgegangen ist. Dabei wurde öfters sehr Persönliches erwähnt, und das wird auch auf diesen Seiten so sein.
Von Kreuzen und Heiligen. Die Wappen der Bezirke I, II und III
Jeder der 23 Bezirke der Stadt Wien hat sein eigenes Wappen. Die Innere Stadt, der 1. Bezirk, führt das Stadtwappen, ein weißes Kreuz auf rotem Grund, es besteht seit dem 13. Jahrhundert. Der 2. Bezirk, Leopoldstadt, hat ein dreigeteiltes Wappen. Da sieht man auf silbernem Hintergrund den hl. Leopold, den Namenspatron, auf einer grünen Wiese stehen. Er hat ein goldenes Schwert, einen blauen Rock und einen roten Mantel, hermelinbesetzt. Er trägt den Österreichischen Herzogshut, links hält er die Fahne von Niederösterreich, rechts das Modell eines Kirchenbaus. Ihm gegenüber – das Symbol für das Jagdwesen: Ein weißer Hirsch, Zwölfender, trägt inmitten eines goldenen Geweihs ein Kreuz, der Hubertushirsch. Die heutige Praterstraße hieß früher Jägerzeile, der Prater war stets auch Jagdgebiet.
St. Nepomuk steht für den Bezirksteil Zwischenbrücken. Er wird durch die Zunge dargestellt, das Schweigen symbolisierend, Ursache seines Martyriums. Rot auf blauem Grund, umgeben von einem Heiligenschein mit fünf Sternen. Nepomuk hat das Beichtgeheimnis entgegen dem Befehl des Königs nicht gebrochen, er wurde in der Moldau ertränkt und ist somit der Schutzpatron der Brücken. Das Gebiet zwischen dem großen Donauarm und dem kleineren ist also nach seiner Lage benannt.
Der 1. Bezirk war mit dem 2. jahrhundertelang nur durch eine einzige Holzbrücke verbunden, die Schlagbrücke – vor dem Roten Turm, die heutige Schwedenbrücke. Das Gebiet des 2. Bezirks hieß einst »Werd gegenüber dem Roten Turm«, Werd ist ein altes Wort für Insel.
Auch der Bezirk Landstraße hat ein dreigeteiltes Wappen. Der hl. Nikolaus erinnert daran, dass an der Landstraße vor langer Zeit das Niklaskloster stand. Das Gebiet hieß bis ins 13. Jahrhundert Niklasvorstadt, dann aber setzte sich die Hauptverkehrsader durch, die alte Römerstraße, und gab dem Stadtteil seinen Namen. Die beiden anderen Wappenfelder stehen für die Bezirksteile Erdberg und Weißgerber. Eine Erdbeere mit Blättern und Blüten soll den Namen der alten Siedlung erklären, doch der kommt von einem wirklichen Erd-Berg, einem Schutzwall des 12. Jahrhunderts.
Die Weißgerber lebten berufsbedingt nahe am Wasser, die beiden silbernen Böcke im unteren Teil des Wappens sind ihr Symbol – sowohl für das lederverarbeitende Handwerk als auch für den Ortsteil.
So eng verbunden die Schicksale dieser Stadtteile sind, so wenig verbunden waren ihre Durchgangsstraßen. Der Donauarm, der mit dem nicht korrekten Namen Donaukanal leben muss, war jahrhundertelang nur durch Fähren zu überwinden. Erst 1776 wurde hier eine Brücke gebaut, die in zeitgemäßer Form auch heute besteht, die Rotundenbrücke. Sie verbindet die Rasumofskygasse, 3. Bezirk, in gerader Linie mit dem Prater, mit der Rotundenallee.