Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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wieder hatte sie zu dem Tisch hinüber gesehen und sich gefragt, warum ausgerechnet Silvia Cosmar dort saß. Sie war doch die Frau, die Frank so weh getan hatte.

      Hatte sie ihre Meinung etwa geändert? Waren ihre Gefühle für den Mann, den sie, Christine, liebte, neu entflammt?

      Nervös, wie sonst nie, versah sie ihren Dienst. Dabei entging ihr nicht, daß die beiden immer wieder zu ihr herübersahen und dann tuschelnd die Köpfe zusammensteckten.

      Sprachen sie über sie?

      Frank hatte ihr gestern erzählt, daß er seinem Manager von ihr berichtet hatte. Einen Tag später trafen er und die Sängerin in St. Johann ein. Christine war sicher, daß es da einen Zusammenhang mit dem Telefonat gab, das Frank und Jürgen Bender geführt hatten.

      Silvia Cosmar war bei Franks Eintreten aufgesprungen. Sie strahlte über das ganze Gesicht.

      »Frank!« rief sie erfreut und breitete die Arme aus.

      Er war zum Tisch gegangen und ließ ihre Umarmung über sich ergehen.

      »Wo kommt ihr denn her?« fragte er, immer noch verblüfft.

      »Damit hast du wohl nicht gerechnet, was?« lachte sein Manager. »Ich habe Silvia gestern in München am Flughafen abgeholt, nachdem ich stundenlang versucht hatte, sie zu erreichen. Wir sind gleich hergekommen.«

      »Und was wollt ihr hier?«

      Der Sänger hatte sich gesetzt. Den Blick, mit dem Silvia ihn ansah, ignorierte er.

      »Erst einmal frühstücken«, sagte Jürgen Bender.

      Er machte eine Handbewegung.

      »Frag’ mich bloß nicht, wo wir untergekommen sind«, fuhr er fort. »Hier im Hotel waren keine Zimmer mehr frei. Mit Mühe und Not haben wir noch etwas in einer Pension bekommen.«

      »Kein Wunder. Ihr hättet reservieren müssen.«

      »Wie denn, in der Eile?«

      Frank schüttelte den Kopf.

      »Ich verstehe nicht – was ist denn so eilig?«

      Sein Manager grinste.

      »Ich habe ein Angebot, Frank. Eines, das du nicht ausschlagen kannst«, erklärte er. »Eine große amerikanische Fernsehstation möchte ein Special mit dir drehen. Das heißt, mit euch beiden. Sie wollen, daß du auf den Spuren des ›Kings‹ wandelst. Alle Orte besuchen, an denen Elvis jemals gewesen ist. Du, das wird ein Riesending.«

      Frank Weilander runzelte die Stirn. Das Angebot schien wirklich verlockend. Er hatte schon immer die unsterbliche Musik Elvis Presleys gemocht und spielte schon lange mit dem Gedanken, ein Album mit dessen Songs aufzunehmen. Allerdings kam das Angebot zu diesem Zeitpunkt mehr als ungelegen. Zum einen würde es bedeuten, wenn er annahm, daß der geplante Benefizabend für Florian Kammeier ins Wasser fiele, zum anderen aber auch die Trennung von Christine – wenn auch nur vorüberge-

      hend.

      Doch dieser Gedanke behagte ihm gar nicht. Außerdem fragte er sich, welche Rolle Silvia Cosmar dabei spielen sollte. Jürgen hatte davon gesprochen, daß die Amerikaner sie beide für das Special haben wollten.

      Stimmte das, oder steckte etwas ganz anderes dahinter?

      Christine hatte inzwischen Kaffee und Brot gebracht. Frank bemerkte den forschenden Blick, mit dem Silvia Cosmar die junge Frau betrachtete. Er dankte ihr mit einem Lächeln.

      »Wird es nicht«, sagte er zu seinem Manager gewandt.

      Der sah ihn mit großen Augen an. »Was wird es nicht?«

      »Ein Riesending«, erklärte Frank. »Weil ich nämlich nicht zur Verfügung stehe.«

      Die Kaffeetasse, aus der Silvia gerade trinken wollte, verharrte in der Luft.

      »Das kannst du doch nicht machen!« sagte sie mit ungläubiger Stimme.

      »Frank, weißt du eigentlich, was für eine Chance du dir entgehen läßt, wenn du dich weigerst??Die Amerikaner senden landesweit, außerdem soll das Ganze dann nach Europa verkauft werden«, rief Jürgen Bender entsetzt.

      »Ganz zu schweigen von der CD«, fügte die Sängerin hinzu.

      »Was für eine CD?«

      »Wir haben doch schon einmal ein gemeinsames Album geplant. Wir wär’s, wenn wir das jetzt konkret angingen?«

      Frank Weilander sah sie schweigend an.

      Wir haben einmal vieles geplant, dachte er bitter.

      Seit er seine alte, große Liebe wiedergesehen hatte, waren all die bösen Erinnerungen wieder aufgetaucht. Er dachte an die Abende voller Einsamkeit und Trauer, an denen er sich am liebsten betrunken hätte, um zu vergessen. Er fühlte wieder den Schmerz, den er empfunden hatte, und diese Ohnmacht, hilflos zu sein.

      Mit einer unwilligen Bewegung schob er seinen Teller von sich. Der Appetit war ihm gründlich vergangen. Am Tresen hantierte Christine. Frank lauschte in sich hinein.

      Empfand er noch etwas für Silvia Cosmar?

      Innerlich schüttelte er den Kopf.

      »Wir können über alles reden«, antwortete er auf ihre Frage. »Aber nicht zu diesem Zeitpunkt.«

      Er stand auf.

      »Entschuldigt mich bitte, aber ich habe keinen Hunger mehr«, sagte er und wandte sich um.

      »Frank, warte doch«, rief Silvia ihm hinterher.

      Doch er reagierte nicht. Zuviel war in ihm aufgewühlt worden, und er brauchte jetzt erst einmal Zeit und Ruhe, um über alles nachzudenken.

      Natürlich, das Angebot der Amerikaner war verlockend. Aber es wollte ihm nicht gefallen, daß es zu diesem Zeitpunkt kam. Außerdem kannte er seinen Manager. Er wußte, daß Jürgen Bender mit allen Wassern gewaschen war. Irgendwas hatte er ausgeheckt, Frank wußte nur noch nicht was.

      »Wir sehen uns nachher?« fragte er leise, als er am Tresen vorbeiging.

      Christine nickte unmerklich und wandte sich dann wieder ihrer Arbeit zu. Das ungute Gefühl, das sie seit dem Auftauchen der beiden anderen beschlichen hatte, wollte einfach nicht weichen.

      *

      »Was ist denn mit dir los?«

      Franzi Sander sah ihre Arbeitskollegin fragend an. So fahrig hatte sie Christine noch nie arbeiten gesehen. Eben war ihr beim Abräumen eines Tisches ein Kaffee-kännchen heruntergefallen und zu Bruch gegangen. Die Haus-tochter bückte sich, um die Scherben aufzusammeln. Sie hielt ihren Kopf gesenkt, damit Franzi nicht ihre Verlegenheit bemerkte.

      »Tut mir leid«, murmelte sie. »Das kann ja mal passieren.«

      »Natürlich«, nickte die Kollegin. »Aber mir fällt schon den ganzen Morgen auf, daß du irgendwie durcheinander bist.

      Gibt’s irgendwelche Probleme?«

      Christine schüttelte den Kopf und ging zur Küche, um die Scherben in den Mülleimer zu werfen.

      Natürlich hatte sie Sorgen. Aber darüber wollte sie mit Franzi nicht sprechen. Schließlich hatte sie es selbst gewollt, daß über ihre Beziehung zu Frank Weilander nichts im Hotel bekannt wurde.

      Allerdings war es auch schwierig, alleine damit fertig zu werden. Immer noch fragte sie sich, was dahinter stecken mochte, daß Jürgen Bender und Silvia Cosmar überraschend aufgetaucht waren. Jetzt war die Sängerin sogar bei ihm oben, auf dem Zimmer.

      Was wollte sie jetzt noch von Frank, nachdem sie ihn so schändlich behandelt hatte?

      Irma Reisinger stand am Herd und rührte in einem Topf. Ganz im Gegensatz zu dem, was ihr Beruf vermuten ließ, war sie schlank und groß.

      Ihr Mann, der hingegen kleiner und sehr viel rundlicher war, pflegte zu sagen: »Hinter einem großen Mann steht immer eine große Frau!«

      So