Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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und ich noch ein wenig Zeit, um uns richtig kennenzulernen.«

      Er sah an sich herunter.

      »Was machen wir denn mit den Kleidern?«

      »Bringen S’ sie einfach morgen abend mit, wenn S’ ins Pfarrhaus kommen.«

      Frank nickte.

      »Also, dann einen schönen Abend noch.«

      »Ihnen auch«, erwiderte Sebastian und überquerte die Straße, um zum Pfarrhaus zu gehen.

      Frank Weilanders Angebot, sich an der Spendenaktion zu beteiligen, freute ihn. Er hoffte nur, daß recht viele diesem Beispiel folgen mochten.

      *

      »Mensch, Frank, wo steckst du denn? Den ganzen Tag versuche ich schon, dich zu erreichen. Ist was passiert?«

      »Was soll passiert sein?« fragte der Sänger zurück. »Ich habe eine Bergwanderung unternommen und komme gerade eben zurück.«

      »Wieso hast du denn dein Handy nicht dabei?«

      Der Vorwurf in der Stimme seines Managers war nicht zu überhören.

      »Das fehlte noch«, antwortete er. »Damit ich auch im Urlaub jederzeit zu erreichen bin, was? Nee, nee, mein Lieber, ich habe das Ding ausgeschaltet, und bevor meine Zeit hier nicht um ist, rühr ich es nicht wieder an. Aber sag mal, was gibt es denn so Wichtiges, daß du mich unbedingt sprechen mußt?«

      »Ich habe gestern abend noch ein Angebot bekommen«, sagte Jürgen Bender. »Ein Auftritt in einer italienischen Fernsehsendung. Allerdings müßtest du morgen nach Mailand fliegen…«

      »Kommt überhaupt nicht in Frage«, entgegnete Frank Weilander. »Ich habe Urlaub und will von irgendwelchen Auftritten nichts wissen. Im übrigen überlege ich gerade, ob ich nicht noch ein, zwei Wochen dranhänge.«

      »Das kannst du nicht machen!«

      »Warum nicht? Soviel ich weiß, sind die nächsten Termine erst in sechs Wochen.«

      »Aber, Frank, denk’ doch mal nach. Wenn du so lange nicht präsent bist – das bringt doch nur Unruhe unter deine Fans, ganz zu schweigen von den Verkaufszahlen der Alben.«

      »Ach, Gott, das wird uns nicht schon gleich in die roten Zahlen bringen.«

      »Darf man den Grund für deine Sturheit erfahren?«

      Die Stimme seine Managers klang jetzt gereizt.

      »Man darf«, antwortete der Sänger. »Ich habe hier die Frau meines Lebens gefunden und mich verliebt.«

      Eine Weile war nichts, außer das Atmen des anderen zu hören. Jürgen Bender mußte zu verblüfft über diese Eröffnung sein, als daß er etwas sagen konnte.

      »Du hast was?« rief er schließlich so laut, daß Frank unwillkürlich den Hörer von seinem Ohr entfernte. »Das darf doch nicht wahr sein!«

      »Doch, ist es.«

      »Wer ist sie?« fragte sein Manager lauernd. »Kenne ich sie?«

      »Nein, Christine stammt von hier. Ich habe sie im Hotel kennengelernt. Sie arbeitet hier im Haus.«

      »Eine Hotelangestellte?«

      »Ja und? Hast du vielleicht etwas dagegen? Es ist immer noch meine Privatangelegenheit.«

      »Natürlich«, beeilte sich Jürgen Bender, zu versichern.

      »Schön, daß du das begriffen hast. Und jetzt entschuldige mich, ich muß unter die Dusche«, beendete Frank das Gespräch.

      Gut gelaunt kam er kurze Zeit später die Treppe herunter und betrat das Restaurant. Er zwinkerte Christine, die am Serviceschrank stand und Bestecke ordnete, zu und freute sich über das Lächeln das sie ihm heimlich schenkte.

      Zahlreiche Tische waren besetzt. Frank saß wieder an seinem Stammplatz. Er war froh, daß die anderen Gäste kaum Notiz von ihm nahmen. Entweder erkannten sie ihn nicht, oder sie rechneten nicht damit, daß das Hotel so einen berühmten Gast beherbergte. Weder beim Frühstück, noch beim Abendessen hatte er das Gefühl ständig beobachtete zu werden.

      Ganz anders gestern abend, als er mit Christine in der Stadt gegessen hatte. Der Kellner, der sie bediente, schien zu wissen, um wen es sich bei dem Gast handelte und bediente sie mit ausgesuchter Zuvorkommendheit. Allerdings ohne aufdringlich zu werden, wofür Frank ihm im stillen dankte. Er haßte nichts mehr, als wenn viel Aufhebens um seine Person gemacht wurde.

      »Wie war die Wanderung?« erkundigte sich Christine.

      »Herrlich«, schwärmte er. »Ich habe gar nicht gewußt, wie schön es in deiner Heimat ist. Was gibt es denn heute abend zu essen? Ich habe zwar schon auf der Hütte eine gute Suppe gegessen, aber so eine Wanderung macht ganz schön hungrig.«

      »Unser Kalbsgeschnetzeltes wird dir bestimmt schmecken«, antwortete sie.

      »Wenn du es sagst. Und dazu möchte ich noch mal einen Schoppen von dem Wein, den ich vorgestern zu dem Fisch getrunken habe.«

      »Kommt sofort.«

      Sie wollte sich umdrehen, doch Frank hielt sie zurück.

      »Warte noch«, bat er. »Viel dringender als das Essen, bräuchte ich einen Kuß von dir…«

      Die junge Frau schmunzelte.

      »Jetzt hier? Vor allen Leuten? Da wirst’ wohl bis zum Feierabend warten müssen.«

      »Aber dann sehen wir uns noch?«

      Sie nickte und eilte davon. Sepp Reisinger, der das Restaurant betreten hatte, kam herüber.

      »Sie sind mit allem zufrieden?« fragte der Wirt.

      »Ja, sehr«, antwortete der Sänger. »Ich werde Ihr Haus bestimmt weiterempfehlen.«

      Natürlich freute sich Sepp darüber. So etwas hatte er sich ja erhofft, wenn er den Besuch des prominenten Gastes schon nicht an die große Glocke hängen konnte. Er bedankte sich und ging an die anderen Tische, um dort die Gäste zu begrüßen. Christine brachte den Wein und stellte Brot und Kräuterbutter auf den Tisch, damit der ärgste Hunger gestillt werden konnte.

      Frank genoß das Essen, das wie immer ausgezeichnet war. Schon als der Teller serviert wurde, stieg ein betörender Duft frischer Pilze auf, die dem Geschnetzelten einen würzigen Geschmack verliehen. Der Sänger ließ sich Zeit mit seiner Mahlzeit, schließlich mußte er sich noch ein paar Stunden gedulden, bis Christine Feierabend hatte.

      »Wann ist denn dein nächster freier Tag?« fragte er, als sie sich dann später endlich in den Armen lagen.

      »Leider erst in der nächsten Woche«, erwiderte sie. »Aber morgen beginnt meine Frühschicht, da ist dann jeden Nachmittag um drei Uhr Feierabend.«

      »Wie schön«, freute er sich. »Dann haben wir ja die Abende für uns.«

      Die Einladung des Bergpfarrers fiel ihm ein.

      »Allerdings, morgen abend bin ich im Pfarrhaus eingeladen…«

      »Dann seh’n wir uns eben die Stunden, bis dahin«, erklärte Christine.

      »Ein kleiner Trost«, meinte Frank und gab ihr einen Kuß. »Wenn auch ein schwacher, aber immerhin.«

      *

      Jürgen Bender legte nachdenklich den Hörer auf.

      Was, um alles in der Welt, hatte sich Frank da nun wieder ausgedacht? Wie konnte er sich nur mit einer Frau einlassen? Gerade jetzt, wo soviel auf dem Spiel stand!

      Beinahe täglich erhielt er Anrufe. Die Redakteure bei den Fernseh- und Rundfunksendern rissen sich um Frank Weilander. Mehrere Angebote für Fernsehshows im In- und Ausland lagen seit Tagen auf dem Schreibtisch des Managers, Galaauftritte wurden angeboten und in den hinteren Räumen stapelte sich die Fanpost.

      Was war nur in den Kerl gefahren, daß ihn das alles so gleichgültig ließ?