Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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Tat, mit dem Dampfstrahler gereinigt.

      »Jetzt könnten’s allmählich kommen«, meinte er ungeduldig. »Ist der Kaffee fertig?«

      »Ja, und der Kuchen ist auch schon aufgeschnitten«, antwortete Burgl.

      Sie konnte sich ein Lächeln kaum verkneifen. Natürlich war sie in alles eingeweiht und wußte längst, daß Kathie den Hof hatte ersteigern lassen. Immer wieder hatte sie geschickt das Gespräch auf die Maklerin gebracht, um zu sehen, wie Christian darauf reagierte. Seine deutliche Reaktion zeigte ihr, daß der Bauer die junge Frau nicht vergessen hatte. Im Gegenteil, er schien sie mehr als nur zu vermissen...

      »Ich glaub’, da kommen s’«, sagte Christian Buchner und stand auf.

      Er ging nach draußen. Ein großer, dunkler Wagen fuhr auf den Hof. Vor dem Haus hielt er an. Die Scheiben waren verdunkelt, so daß er nicht erkennen konnte, wer darin saß. Dann wurde die Beifahrertür geöffnet, und Pfarrer Trenker stieg aus. Der Geistliche winkte ihm zu und zog die hintere Tür auf. Christian sah, wie er einer älteren Dame beim Aussteigen behilflich war.

      Christian runzelte die Stirn, das war die neue Besitzerin?

      Es mußte wohl so sein. Die Fahrertür blieb geschlossen. Der junge Bauer ging ihnen entgegen.

      »Grüß Gott«, nickte er. »Herzlich willkommen auf dem Sonnenhof.«

      Anna Vogt musterte ihn durch ihre Brille. Das war also der Mann, den sich Katharina ausgesucht hatte. Innerlich nickte sie beifällig. Er gefiel ihr. Auf den ersten Blick würde sie sagen, daß es eine gute Wahl war. Sie begrüßten sich und Christian bat sie ins Haus. Auch die Begrüßung durch Burgl Vahlinger fiel freundlich aus.

      »Sie bleiben!« stellte Anna fest. »Ich hab’ soviel Gutes über Sie gehört. So eine Perle entläßt man nicht.«

      Dem Bauern fiel ein Stein vom Herzen. Das lief ja besser, als er zu hoffen gewagt hatte. Zumindest seiner alten Magd schien ein Quentchen Glück beschieden.

      »Wollen S’ sich net setzen, Frau Vogt?«

      Er deutete auf den Tisch in der Diele. Während sie Platz nahmen, fragte er sich gleichzeitig, was die alte Frau wohl mit einem Bauernhof anfangen wollte. Wie eine Bäuerin sah sie jedenfalls nicht aus.

      »Bitt’ schön, langen S’ zu«, bat er. »Die Burgl hat den Kuchen erst am Morgen gebacken.«

      »Lecker«, stellte Anna nach dem ersten Biß fest und beugte sich über den Tisch. »Das Rezept müssen Sie mir unbedingt verraten. Die neue Besitzerin des Hofes ist ganz wild nach solch einem Kuchen. Wenn ich ihr erzähle, daß ich so etwas Leckeres hier bekommen habe, wird sie ganz neidisch sein.«

      Christian machte große Augen.

      »Sie..., Sie sind gar net die neue Besitzerin?« fragte er fassungslos.

      Katharinas Haushälterin sah ihn an. Sie schüttelte den Kopf.

      »Nein. Das habe ich auch nie behauptet.«

      »Ja..., aber...«

      Unsicher blickte der Bauer zu Sebastian, der an sich halten mußte, um nicht laut loszulachen.

      »Wer ist es denn?« fragte Christian. »Er hat sich doch für heut’ angekündigt.«

      »Sie«, antwortete Anna Vogt ungerührt. »Sie hat sich angekündigt, und sie ist ja da.«

      Jetzt verstand er überhaupt nichts mehr. Sebastian lehnte sich vor. Er mußte dem armen Kerl helfen und ihm endlich Klarheit verschaffen.

      »Frau Vogt ist nur die Haushälterin der neuen Besitzerin des Sonnenhofes«, erklärte er. »Draußen, im Auto, da sitzt die Frau, die den Hof ersteigert hat.«

      Christian öffnete die Tür und ging hinaus. Katharina war inzwischen ausgestiegen und lehnte am Auto. Als sie ihn sah, löste sie sich. Stocksteif stand er da, als wäre er unfähig sich zu rühren. Sie breitete die Arme aus.

      »Komm«, sagte sie. »Laß dich net lang’ bitten.«

      Kopfschüttelnd und mit hängenden Armen kam er ihr entgegen.

      »Was machst’ bloß für Sachen!«

      Sie lächelte, als sie sich gegen-überstanden.

      »Anders ist’s mir ja net gelungen, dich von meiner Liebe zu überzeugen.«

      »Und ich hab’ gedacht, du und der Adrian...«

      »Vergiß Adrian«, lachte sie. »Ich hab’ nur dich im Kopf gehabt. Was ist denn jetzt? Willst mich, oder net?«

      Sie hob ihm ihre Lippen entgegen, und Christian konnte nicht anders, als diesen verlockenden Mund zu küssen.

      »Da ist das Glück ja doch noch zu mir zurückgekommen«, sagte er mit rauher Stimme.

      »Weil ich daran geglaubt hab’«, antwortete sie. »Du wolltest es ja net, also mußte ich einen festen Glauben für uns beide daran haben.«

      »Doch, Kathie«, flüsterte er zärtlich, »jetzt will ich an das Glück glauben. Wir beide glauben an das Glück.«

      Wieder trafen sich ihre Lippen, und all ihre Liebe lag in diesem Kuß.

      Drüben, beim Bauernhaus, wurde die Tür geöffnet, drei Gesichter drängten sich, um einen Blick auf das Paar zu erhaschen.

      Sebastian holte tief Luft. Manchmal muß man dem Glück eben nachhelfen, dachte er schmunzelnd.

Vroni muß sich entscheiden

      Sebastian Trenker packte die Reste seines Frühstücks zusammen und lehnte sich behaglich an den Felsen zurück. Das sonnengebräunte Gesicht des Geistlichen drückte Zufriedenheit aus. Tief atmete er durch und ließ seinen Blick schweifen. Es hatte lange gedauert, bis Sebastian, den man schmunzelnd den »Bergpfarrer« nannte, wieder einmal eine seiner geliebten Touren unternehmen konnte. Die Amtsgeschäfte und etliche Ereignisse, die seinen Einsatz erforderten, hatten den guten Hirten von St. Johann davon abgehalten, seiner Leidenschaft zu frönen.

      In aller Frühe war er aufgebrochen. Sein Ziel war die Kandereralm, die er bis zum Mittag erreichen wollte.

      Franz Thurecker, der die Almwirtschaft betrieb, war nicht nur ein liebenswerter Zeitgenosse, er verstand sich auch darauf, einen Bergkäse zu machen, nach dem man sich die Finger leckte.

      Sebastian setzte seinen Hut wieder auf, schnallte den Rucksack um und wanderte weiter. Kein Mensch begegnete ihm zu dieser frühen Stunde. Ganz allein mit sich und dem lieben Gott war er in der majestätischen Bergwelt unterwegs. Rechts grüßten die Zwillingsgipfel »Himmelsspitz« und »Wintermaid«, auf der anderen Seite der »Kogler«. Der einsame Wanderer liebte diese Stunden der Besinnung. Hier konnte er in aller Ruhe über die Probleme nachdenken, mit denen er immer wieder konfrontiert wurde, und Lösungen finden, die oft verblüffend und unkonventionell waren.

      Heute morgen allerdings war die Welt in Ordnung, und von den kleinen Katastrophen, die das Leben bestimmten, nichts zu merken.

      Kurz vor Mittag hatte der Seel-sorger sein Ziel erreicht. Inzwischen hatten sich auch andere Wanderer auf der Alm eingefunden. Touristen, die von Engelsbach aus, das auf der anderen Seite lag, heraufkamen. Etliche Bänke auf der Terrasse waren besetzt, und Franz lief geschäftig zwischen der Küche und den Gästen hin und her.

      Pfarrer Trenker hatte den Rucksack abgeschnallt, Hut und Jacke abgelegt und krempelte die Ärmel hoch.

      »Grüß dich, Franz«, rief er dem Senner zu. »Wie ich seh’, komm’ ich gerad’ zur rechten Zeit.«

      Sekunden später stand der Geistliche hinter dem Tresen, zapfte Bier, schenkte Wein und Apfelschorle ein und mixte »Radler«, das beliebte Mischgetränk aus Bier und Limonade. Franz schleppte indes große Terrinen aus der Küche. Meistens lebte und arbeitete er alleine hier oben, nur manchmal, wenn ein besonders großer Ansturm von Touristen zu erwarten war, hatte er eine Hilfskraft aus dem Dorf. Aus diesem Grund hatte er sich angewöhnt, nur noch ein warmes Gericht anzubieten.