Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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      »Unter and’rem, weil ich dir eine Lektion erteilen wollte, Adrian Krammler«, fuhr sie fort. »Meinst’, ich hab’ net gemerkt, daß du dir da was ausgerechnet hast, als du geseh’n hast, daß ich net als arme Frau zurückkomm? Du Hallodri weißt genau, wieviel mein Auto gekostet hat, und daraus konntest’ schließen, daß ich net mehr das arme Madel bin, als das ich euch hier verlassen hab’. Tut mir leid, wenn du dir mehr von diesem Abend versprochen hast. Aber heut’ nachmittag hatte ich eine Unterredung mit einer jungen Frau, mit der ich früher einmal die Schulbank gedrückt hab’. Ich hab’ der Vroni versichert, daß ich net die Absicht heg’, ihr den Mann wegzunehmen, aber dir diesen Streich spielen will, und sie war von Herzen damit einverstanden und wollte ihren Teil dazu beitragen, indem sie heut’ abend Tränen ohne End’ vergießen wollte. Es tut mir leid, Adrian, aber zwischen uns wird’s net mehr sein, als eine Bekanntschaft. Abgeseh’n davon, daß ich dich längst net mehr liebe, gehört mein Herz einem and’ren Mann, den ich heiraten werd’. Dir kann ich nur raten, zur Vroni zurückzugeh’n. Wenn sie dich überhaupt noch will.«

      Mit hochrotem Kopf sah der Knecht ihr hinterher, wie sie im Hotel verschwand. Am nächsten Morgen reiste Katharina Hofer ab.

      *

      »Christian, du bist ein Esel, daß’ net das Angebot angenommen hast, das die Kathie dir gemacht hat«, sagte Sebastian im mildem Ton. »Sie hätt’ dir wirklich von Herzen gern’ geholfen.«

      Der junge Bauer sah kurz von seiner Arbeit auf.

      »Auf einem Esel ist unser Herr Jesus in Jerusalem eingeritten. So dumm kann das Tier also net sein.«

      »Gut pariert«, schmunzelte der Geistliche. »Aber ich mein’ auch net, daß du so dumm bist, wie ein Esel, sondern so störrisch.«

      Christian Buchner schaute auf die Arbeiter, die seit ein paar Tagen dabei waren, die Scheune wieder aufzubauen. Der neue Besitzer des Sonnenhofes, von dem er nicht wußte, wer das war, hatte ihm zuvor durch einen Notar mitteilen lassen, daß die Arbeiten dazu aufgenommen würden. Inzwischen standen die Mauern wieder, und die Holzkonstruktion des Daches näherte sich ihrer Vollendung. Vor acht Wochen war der Hof, auf Betreiben der Sparkasse, zwangsversteigert worden. Christian war dem Termin ferngeblieben, er hätte ohnehin nicht mitbieten können. Später machte man ihm das Angebot, noch einige Zeit auf dem Hof zu bleiben, der neue Besitzer wolle sich ihm in Kürze vorstellen und die Übergabemodalitäten besprechen. Nur halbherzig hatte er dem zugestimmt. Am liebsten hätte er gleich seine Sachen gepackt und wäre gegangen. Aber da war noch Burgl, die immer noch nicht wußte, was sie anfangen würde, wenn hier Schluß war. Christian fühlte sich für sie verantwortlich und wollte mit dem neuen Besitzer sprechen, ob er bereit wäre, die Magd zu übernehmen. Für Burgl wäre es die beste Lösung. Nur deshalb blieb der junge Bauer noch da.

      »Na ja, inzwischen hat sich das ja alles erledigt«, fuhr der Bergpfarrer fort. »Der Hof ist in neuen Händen, und mir bleibt nur, deinem Nachfolger mehr Glück zu wünschen, als dir beschieden war. Was wirst’ denn jetzt anfangen?«

      »Mal seh’n«, antwortete Christian. »Ich hab’ mich nach einer Stelle umgeseh’n, aber da gibt’s net viele Angebote. Wie’s ausschaut, werd’ ich wohl erst einmal zum Arbeitsamt müssen. Warten wir’s ab.«

      »Hast’ denn schon Nachricht, wann der neue Besitzer herkommen will?«

      »Nächste Woch’, wurde mir mitgeteilt. Bin gespannt, was das für einer ist.«

      Keine Miene zuckte in dem sonnengebräunten Gesicht des Geistlichen. Natürlich wußte Sebastian längst über alles Bescheid, aber er hütete sich, auch nur ein Sterbenswörtchen zu verraten.

      »Also, dann will ich mal wieder«, sagte er und stieg in seinen Wagen.

      Der wird Augen machen, dachte er, während er nach St. Johann zurückfuhr.

      Genau eine Woche später hielt eine dunkle Limousine auf der Straße vor der Kirche. Katharina, die den Wagen gefahren hatte, stieg aus und lief um das Fahrzeug herum. Sie öffnete die Beifahrertür und ließ Anna Vogt aussteigen.

      »Das ist Sankt Johann«, sagte sie zu ihrer Haushälterin. »Meine Heimat.«

      *

      Sebastian hieß sie im Pfarrhaus willkommen.

      »Hattet ihr eine gute Fahrt?« erkundigte er sich.

      »Hätt’ net besser sein können«, antwortete die Maklerin und begrüßte Sophie Tappert.

      »Fein, dann nur herein. Das Essen steht bereit.«

      »Ich hätte gar nicht gedacht, daß es hier so schön ist«, bekannte Anna Vogt, während sie beim Mittagessen saßen.

      Max war hinzugekommen, und so saßen sie zu fünft und ließen sich schmecken, was die Perle des Pfarrhaushalts gezaubert hatte. Sophie Tappert und Anna Vogt waren bald in ein Gespräch über Rezepte vertieft. Katharina beobachtete es mit einem Schmunzeln. Daß Anna sich hier wohl fühlen möge, war ihr größter Wunsch gewesen, und offenbar hatte er sich erfüllt. Die Maklerin war neugierig, was ihre Haushälterin wohl zum Sonnenhof sagen würde.

      »Was den Hochzeitstermin angeht, da werdet ihr schon bald was festmachen müssen«, meinte Sebastian. »In den nächsten Wochen drängelts. Gerad’ gestern kam ein junges Paar und hat das Aufgebot bestellt. Du kennst die beiden übrigens – Vroni Obermayr und Adrian Krammler.«

      Katharina Hofer lachte auf.

      »Dann hat meine Lektion also gewirkt«, stellte sie fest.

      »Was uns’re Hochzeit allerdings angeht – da weiß ich gar net, ob der Christian überhaupt...«

      »Keine Angst«, unterbrach Sebastian Trenker ihre sorgenvollen Gedanken. »Der Bursche liebt dich, daran kann gar kein Zweifel besteh’n. Burgl berichtet mir immer wieder, wie unausstehlich er wird, wenn sie das Gespräch auf dich bringt.«

      »Das soll ein gutes Zeichen sein?« fragte Anna Vogt.

      »Das ist bei uns Naturburschen ein Ausdruck uns’rer besond’ren Wertschätzung, wenn wir uns so gebärden«, meinte Max augenzwinkernd. »Je größer die Liebe, um so mehr wird gegrantelt.«

      Nach dem Mittagessen fuhren sie los. Sebastian saß neben Ka-tharina, die den Wagen lenkte. Anna Vogt hatte hinten Platz genommen. Unterwegs erklärten sie ihr all die Besonderheiten.

      »Allerdings haben S’ da längst noch net alles geseh’n«, sagte der Seelsorger. »Aber wenn S’ erst einmal ganz da sind, dann zeig’ ich Ihnen alles.«

      »In Pfarrer Trenker hast’ net nur einen fürsorglichen Geistlichen«, warf die Maklerin ein. »Sondern auch einen ausgezeichneten Fremdenführer. Niemand kennt sich in den Bergen so gut aus wie er.«

      Die Haushälterin warf einen skeptischen Blick aus dem Fenster. Sie schaute genau auf den Zwillingsgipfel ›Himmelspitz‹ und ›Wintermaid‹.

      »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich bin wahrscheinlich schon zu alt, um noch da oben herumzuklettern.«

      Sebastian drehte sich um.

      »Keine Sorge, es gibt viele Wege, die net so beschwerlich sind. Und zu einer Alm kann man auch mit dem Auto hinauffahren.«

      »Wir sind gleich da«, rief Ka-tharina aufgeregt. »Schau’, da vorn’ ist der Sonnenhof.«

      *

      Burgl hatte einen Kuchen gebacken und den Tisch gedeckt. Sie trug das Dirndl, das sie sonst nur zu Feiertagen anzog, und am Sonntag, wenn sie in die Messe ging.

      Christian hingegen hatte sich leger gekleidet. Warum sollte er sich in einen Anzug quetschen? Ihm kam es ja nicht darauf an, einen guten Eindruck zu machen. Ein kurzes Gespräch mit dem neuen Besitzer, und bis zum Ende der Woche wäre er dann verschwunden.

      Die Arbeiten an der Scheune waren inzwischen beendet. Richtig Lust, wieder zu arbeiten, bekam man, wenn man sah, daß es nun doch langsam voranging. Aber Christians Tätigkeiten beschränkten sich darauf,