»Aber ich will Ihnen helfen«, beharrte sie.
»Ich brauch’ Ihre Hilfe net«, sagte er eisern. »Glauben S’ wirklich, ich würd’ von Ihnen auch nur einen Cent annehmen? Für wen halten S’ mich eigentlich?«
»Christian, hören S’ mir, bitte, einen Moment zu«, bat sie. »Ich mag Sie, nur darum biete ich Ihnen das Geld an. Ich wollt’ Sie auf keinen Fall dadurch kränken oder gar beleidigen. Sei’n S’ net so stolz und nehmen S’ mein Angebot an. Bitte.«
Der junge Bauer schüttelte stur den Kopf.
»Niemals. Warten S’ doch ab, bis der Hof untern Hammer kommt. Dann können S’ ihn für ein Butterbrot ersteigern. Da haben S’ gleich eine Morgengabe für ihren gestrigen Begleiter.«
Mit diesen Worten drehte er sich um und stapfte über das Feld zu seinem Traktor. Ohne weiter auf Katharina zu achten, warf er den Motor an und fuhr los.
Ratlos und enttäuscht blieb die Maklerin einen Moment stehen. Seine letzte Bemerkung wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen.
Christian mußte sie also gestern nachmittag gesehen haben, als sie mit Adrian durch St. Johann ging. Womöglich noch in jenem fatalen Moment, als sie die Straße überquerten, und Adrian sie umfaßte.
Mit einem Mal fand sie seine Ablehnung gar nicht mehr so schlimm. Im Gegenteil. Schmunzelnd ging sie zu ihrem Wagen und stieg ein. Bevor sie losfuhr, hauchte sie einen Kuß in seine Richtung.
Katharina war sicher, daß seine Reaktion eben weniger damit zu tun hatte, daß sie ihm das Geld anbot, sondern vielmehr mit dem, was er gestern gesehen hatte. Die schöne, junge Frau war überzeugt, daß Christian Buchner sie ebenfalls liebte.
Gut gelaunt fuhr sie nach St. Johann zurück. Sie wollte ins Pfarrhaus, um mit Hochwürden einen kleinen, aber feinen Plan zu schmieden. Wenn der gelang, bekam sie beides – Christian und den Hof!
*
Adrian Krammler stand ungeduldig in der Hotelhalle und wartete auf Katharina. Endlich kam sie die Treppe herunter, in einem atemberaubend schönen Dirndl, das die Blicke der Männer auf sich zog. Die Maklerin hatte es am Morgen in der Stadt gekauft.
»Mei, schaust du gut aus!« stellte der Knecht fest.
Obwohl er natürlich auch in seinen guten Anzug gekleidet war, kam er sich beinahe schäbig vor. Überhaupt war er aufgeregt, wie ein Primaner bei seiner ersten Verabredung. Katharinas Anruf, vor zwei Tagen, hatte ihn beinahe völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Ehrlich gesagt hatte er gar nicht mehr damit gerechnet, daß sie ihn auf den Tanzabend begleiten würde. Irgend etwas schien an dem Nachmittag schiefgelaufen zu sein, das hatte er gleich gespürt, als er sich von ihr verabschiedete.
Und jetzt dieser unerwartete Anruf. Adrian konnte sein Glück kaum fassen. Es mußte eben doch was an ihm dran sein, das die Madeln net von ihn loskommen ließ!
Glaubte er zumindest, und da half es auch nichts, daß Vroni Obermayr heulend zu Hause saß, weil er sie nicht mitnehmen wollte.
Die schöne, junge Frau lächelte ihn an.
»Geh’n wir?«
Über einen Flur kamen sie direkt zum Saal, in dem das Tanzvergnügen stattfand. Wie Katharina es in Erinnerung hatte, herrschte ein lebhaftes Gedränge. Die Veranstaltung war der Höhepunkt der Woche für die Leute aus St. Johann und Umgebung, außerdem nahmen immer zahlreiche Touristen daran teil, die sich diese Gaudi nicht entgehen lassen wollten.
Stolz, wie ein Hahn, führte
Adrian seine Begleiterin an den Tisch, an dem er sonst immer mit Vroni saß. Seine Spezi machten große Augen, als er heute mit solch einer Schönheit daherkam, und es dauerte eine ganze Weile, bis sie entdeckten, daß es sich dabei um die Kathie Hofer handelte, die sie alle kannten. Fragen über Fragen stürzten über die Maklerin herein, und wurden alle beantwortet. Adrian hatte die Getränke bestellt, und nachdem sie sich zugeprostet hatten, zog er Katharina auf die Tanzfläche.
Auch wenn er sich ansonsten eher unbeholfen benahm und kein kavalierhaftes Verhalten zeigte, so mußte sie ihm doch zugestehen, daß er ein fabelhafter Tänzer war. Mit sicherem Schritt führte er sie über das Parkett, und sie fand Gefallen daran.
Zwei, drei Tänze, dann ging es an die Sektbar. Adrian schien im siebten Himmel zu schweben, und beinahe tat er ihr leid. Bestimmt machte er sich die größten Hoffnungen und ahnte nicht, daß sie sich nicht erfüllen würden.
Sie standen an der Bar, die Gläser in den Händen. Der Knecht hatte besitzergreifend seinen Arm um sie gelegt. Er sonnte sich in ihrem Glanz und genoß die neidischen Blicke der anderen.
»Wo ist eigentlich die Vroni?« fragte Katharina unvermittelt.
Adrian Krammler zuckte die Schulter.
»Wo soll s’ schon sein? Zu Haus’ wird s’ hocken, oder bei einer Freundin. Was weiß ich?«
Sie bemerkte, wie unangenehm ihm diese Frage war.
Er trank sein Glas leer.
»Woll’n wir noch eins?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Später vielleicht.«
Der Knecht zog sie zu sich
heran. Sein Kopf näherte sich ih-rem.
»Magst’ mir net ein Busserl geben?«
Katharina holte tief Luft. Im letzten Moment drehte sie den Kopf so, daß seine gespitzten Lippen nur ihre Wange streiften. Adrian war enttäuscht.
»Komm, Madel, hab’ dich net so«, raunte er. »Wenn ich da an früher denk’..., uns’re heimlichen Küsse im Bergwald.«
»Net hier«, wehrte sie ab.
Zu weit wollte sie es nicht kommen lassen.
»Warum net? Soll’n doch alle seh’n, daß wir wieder zusammen sind.«
Die junge Frau trank ihr Glas ebenfalls leer und stellte es zurück.
»Laß uns noch ein bissel tanzen«, bat sie.
Ein langsamer Walzer wurde gespielt. Adrian nahm sie ganz eng, seine Wange ruhte an ihrer. Katharina schloß die Augen. Für jemanden, der sie beobachtete, mußte es aussehen, als tanze hier ein glückliches, verliebtes Paar. Doch mit ihren Gedanken war Katharina Hofer bei einem ganz anderen Mann.
Daß dieser Mann, nur wenige Meter von ihr entfernt, am Saaleingang stand, ahnte sie nicht. Christian war nicht hergekommen, um zu tanzen, vielmehr, um seinen Kummer zu ertränken. Aber je mehr er trank, um so nüchterner schien er zu werden. Jetzt stand er in der Tür und beobachtete das Treiben auf dem Saal. Hier und da grüßte er ein bekanntes Gesicht und wechselte das eine oder andere Wort.
Und dann sah er sie. Ganz eng tanzten sie zusammen, und ein Blinder hätte sehen können, wie verliebt sie waren. Einen Moment schaute Christian ihnen zu, dann trank er hastig sein Bier aus, knallte das Glas auf den Tresen und ging hinaus.
Katharina hatte nichts davon bemerkt. Allerdings hoffte sie inständig, daß der junge Bauer hergekommen war und sie und Adrian sehen würde. Das gehörte zu ihrem Plan.
Der Knecht ließ während des Tanzes fordernd seine Hände über ihren Rücken fahren.
»Ich will dich, Madel«, flüsterte er verheißungsvoll in ihr Ohr. »Laß uns ein bissel hinausgeh’n. Hier sind zu viele Leut’.«
Sie folgte ihm nach draußen. Es war eine herrlich laue Mondnacht, wie geschaffen, um zu lieben und glücklich zu sein. Adrian zog Ka-tharina mit sich, fort von den anderen Paaren, die ebenfalls frische Luft schnappten.
»Gleich, als ich dich wiedersah, da hat’s mich wie ein Blitzschlag getroffen«, säuselte er.
Wieder hatte er seinen Arm um ihre Schulter gelegt, sanft küßte er ihr Haar. Katharina fand, daß es an der Zeit war, ihm endlich reinen Wein einzuschenken.
»Ich