Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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jetzt mach’ endlich. Wenn der Bauer dich so sieht, dann jagt er dich vom Hof. Hat’s dir net gereicht, was er dir heut’ schon gesagt hat?«

      Das wirkte. Mühsam rappelte Franz Raudinger sich auf. Einen Moment stand er, benommen wankend, dann setzte er seinen Fuß durch die Tür.

      »Wo bist’ überhaupt gewesen?« fragte Christine, beantwortete sich die Frage aber gleich selbst. »Wo kannst’ schon gewesen sein? Im Wirtshaus natürlich.«

      »Um meinen Kummer zu ersäufen.«

      »Geh«, sagte sie ärgerlich und schob ihn zu seiner Kammer. »Hoffentlich hast’ einen dicken Brummschädel morgen früh.«

      Er drehte sich wieder um und grinste erneut.

      »Den nehm ich in Kauf«, antwortete er. »Ein Brummschädel ist mir die Sach’ wert…«

      »Was meinst denn damit?« wollte sie wissen.

      Der Knecht hob die Hand und wedelte mit dem Zeigefinger vor ihrem Gesicht herum.

      »Der kriegt hier keinen Fuß mehr auf die Erde, der feine Herr Doktor«, brüllte er plötzlich los. »Dafür hab’ ich gesorgt.«

      Christine riß die Augen auf. Damit konnte er doch nur Jörg gemeint haben.

      »Wofür hast’ gesorgt?«

      Franz stierte sie an.

      »Das alle Welt erfährt, was für ein Stümper dein Tierarzt Dr. Urban ist. Dafür hab’ ich gesorgt. Net einmal eine Spritze kann er ordentlich geben. Dabei pfuscht er so herum, daß der beste Zuchtbulle aus dem ganzen Wachnertal beinahe stirbt.«

      Die Magd war sprachlos.

      »Du hast…?«

      Der Knecht winkte ab und betrat seine Kammer.

      »Ich hab’ noch viel mehr getan, jawohl«, brabbelte er und schloß die Tür hinter sich.

      Christine blieb davor stehen,

      Was konnte er mit der letzten Bemerkung gemeint haben? Was hatte er getan?

      Grübend ging sie in ihre eigenen Kammer zurück. Sie legte sich wieder ins Bett und versuchte zu schlafen. Aber die Bemerkung, die Franz Raudinger gemacht hatte, wollte ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen.

      *

      »Schau’n S’ doch noch einmal genau Ihren Medikamentenbestand durch«, bat Sebastian Trenker die Tierärztin.

      »Glauben S’ wirklich, daß da was fehlen könnt?« meinte Elena zweifelnd. »Es wird doch genau Buch geführt, was wann und wo verbraucht worden ist.«

      »Schaden kann’s ja net«, sagte Jörg Urban und öffnete den Kühlschrank.

      Elena schloß unterdessen den Medikamentenschrank auf und sah den Bestand durch. Die beiden Ärzte verglichen ihn mit den dazugehörigen Listen.

      »Also, hier stimmt soweit alles«, ließ Jörg sich nach einer Weile hören.

      »Bei mir auch«, meldete Elena. »Bleiben noch uns’re Taschen.«

      Sie öffneten die Taschen und holten den Inhalt heraus. Sorgfältig kontrollierten sie auch hier.

      »Alle vollständig«, verkündete die Tierärztin und sah zu Jörg hinüber.

      Sie wunderte sich, daß er blaß aussah.

      »Hier net«, sagte er leise. »Hier fehlt das ›Petnavil‹. Dabei war es am Sonntag noch in der Tasche…«

      »Und am Sonntag traten bei Hubert zum ersten Mal die Vergiftungserscheinungen auf!« warf Elena Wiesinger ein.

      »Ist das Medikament denn giftig?« fragte Sebastian.

      Noch lange hatte er am Abend darüber nachgedacht, was auf dem Wendlerhof geschehen war. Das Ergebnis seiner Überlegungen ließ keinen anderen Schluß zu – der Zuchtbulle war absichtlich vergiftet worden. Und zwar nur zu dem einen Zweck, Jörg Urban in Mißkredit zu bringen. Niemand anderer, als Franz Raudinger hatte dafür ein Motiv. Deshalb war der Geistliche gleich am Morgen in die Tierarztpraxis gekommen, um mit den beiden Ärzten über seinen Verdacht zu sprechen.

      »Net in kleiner Dosierung«, beantwortete Elena seine Frage. »Wenn man einem Tier allerdings viel verabreicht, dann kommt’s zu solchen Symptomen, wie der Bulle des Wendlerbauerns sie gezeigt hat.«

      Die Tür öffnete sich, und Annemarie Singer trat ein.

      »Frau Krengl hat eben angerufen«, erklärte sie. »Sie haben die Probe doch schon untersuchen können. Es deutet alles auf eine…«

      »Petnavilvergiftung hin«, vollendete die Tierärztin den Satz.

      »Ja, stimmt genau. Woher wissen S’ das denn schon?«

      »Das spielt im Moment keine Rolle«, wandte Jörg ein. »Können wir denn beweisen, daß es Franz Raudinger war, der das Mittel aus meiner Tasche gestohlen hat?«

      »Wir werden es auf jeden Fall versuchen«, sagte Sebastian bestimmt. »Und zwar sofort.«

      Er hatte Max schon gesagt, daß er sich bereit halten sollte, jetzt fuhr der Streifenwagen hinter Elenas Auto her. Auf dem Wendlerhof staunte man nicht schlecht.

      »Wir sind gekommen, um den Anschlag auf einen Zuchtbullen zu klären«, gab der Bergpfarrer dem Bauern Bescheid. »Wo ist denn der Franz?«

      Xaver Wendler wandte sich um.

      »Der müßt’ eigentlich in der Scheune sein.«

      Der Knecht kam gleich herbei, als der Bauer ihn rief. Als er das Aufgebot sah, zuckte es in seinem Gesicht.

      Christine war ebenfalls herausgekommen. Sie stellte sich neben Jörg und gab ihm einen Kuß.

      »Also, Franz, wo hast’ es versteckt?« fragte Sebastian den Knecht.

      Der tat ahnungslos.

      »Was soll ich versteckt haben?« entgegnete er.

      Jörg Urban trat einen Schritt vor.

      »Das Pentavil, das du Lump mir aus der Tasche gestohlen hast«, rief er.

      »Pet… was? Ich hab überhaupt keine Ahnung wovon hier die Red’ ist.«

      Eine Viertelstunde stritt Franz Raudinger ab, etwas mit dem Anschlag auf Hubert zu tun zu haben. Im Gegenteil, immer wieder beschuldigte er Jörg, das Tier falsch behandelt zu haben. In der Zwischenzeit hatte Max die Kammer des Knechts durchsucht.

      »Nix«, sagte er, als er zurückkam.

      »Was sucht ihr eigentlich?« wandte sich Christine an Jörg.

      »Eine Medikamentenflasche mit dem Mittel, das der Schuft dem Bullen gegeben hat.«

      Die Magd überlegte. Die halbe Nacht hatte sie über Franz’ Bemerkung, er habe noch viel mehr getan, nachgegrübelt. Sie berichtete davon.

      »Los, jetzt wird der ganze Hof auf den Kopf gestellt«, ordnete Max Trenker an. »Irgendwo muß die Flasche ja sein.«

      »Franz, wenn du’s warst, dann hast’ jetzt die Gelegenheit, ein Geständnis abzulegen«, sagte Sebastian zu dem Knecht. »Ansonsten erschwerst’ dir die Sach’ nur.«

      Franz Raudinger schluchzte. Einen Moment sah er vor sich hin, dann nickte er und ging in den Verschlag. Kurze Zeit später kam er wieder zurück, die Flasche in der Hand.

      »Ich fürcht’, ich werd’ dich mitnehmen müssen«, erklärte Max Trenker ihm.

      Xaver Wendler wäre am liebsten auf seinen Knecht losgegangen.

      »Du bist entlassen!« brüllte er. »Ich will dich net mehr auf meinem Hof seh’n.«

      Er drehte sich zu den beiden Tierärzten um.

      »Ich kann mich nur noch mal entschuldigen.«

      »Es ist ja noch mal