Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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Äußerung hinreißen lassen. Aber das war nur aus Angst um den Hubert. Vielleicht können S’ das ein bissel versteh’n…«

      »Schon gut«, mischte sich Elena ein. »Aber wer könnte es dann sein, der überall herumerzählt, was hier passiert ist?«

      Sie sah die beiden Männer fragend an.

      »Also, wenn S’ mich fragen, dann fällt mir nur einer ein«, sagte Jörg Urban.

      »Franz?«

      »Allerdings.«

      Der Bauer sah sie abwechselnd an.

      »Was ist eigentlich los, zwischen Ihnen und meinem Knecht?« wollte er wissen.

      Jörg erzählte es ihm. Xaver Wendler machte große Augen.

      »Also, wenn das stimmt, dann werd’ ich ihm aber was erzähl’n!« erklärte er mit grimmiger Miene.

      »Ist die Christine da?« erkundigte sich Jörg.

      »Geh’n S’ nur. Sie ist in der Küche.«

      Schmunzelnd sahen sie zu, wie er loslief.

      »Tja, was machen wir denn jetzt?« fragte Xaver. »Eigentlich müßten wir den Hubert ja Tag und Nacht bewachen.«

      »Ich glaub’ net, daß das nötig sein wird«, entgegnete die Tierärztin. »Allerdings sollten S’ aufpassen, daß er bis morgen früh nix frißt. Leider läßt das Ergebnis der Laboruntersuchung auf sich warten. Aber ich komm auf jeden Fall morgen früh und schau’ ihn mir an.«

      *

      »Da ist doch jeder selbst schuld, wenn er seine Tier noch solchen Pfuschern anvertraut.«

      Franz Raudinger saß in der Bierstube des Hotels und starrte mit glasigen Augen seine Zechkumpane an.

      »So ein dahergelaufener Tierarzt. Möchte wissen, ob der überhaupt studiert hat.«

      Die andern an dem Tisch nickten beifällig. Ausgerechnet Hubert, den preisgekrönten Zuchtbullen, hatte der angebliche Veterinär behandelt und beinahe dafür gesorgt, daß das wertvolle Tier qualvoll ums Leben kam!

      Der Knecht vom Wendlerhof orderte eine weitere Runde Obstler und schwang noch mehr große Reden, in denen er auf Jörg Urban schimpfte, bis ihn einer seiner Spezis anstieß und mit dem Kopf zur Tür deutete.

      Das Ehepaar Wiesinger war gerade eingetreten. In seiner Begleitung Jörg Urban. Franz hob den Kopf, stierte sie mit glasigem Blick an.

      »Na, wer sagt’s denn«, rief er lauthals, »wenn man von der

      Hax’n red’t, kommt gleich die ganze Sau daher!«

      Dabei grinste er breit.

      Jörg holte einmal tief Luft und trat an den Tisch.

      »Meinen S’ mich?«

      Der Knecht sah die anderen am Tisch an.

      »Sieht jemand sonst hier eine…?«

      Sau, hat er sagen wollen. Doch da war Sepp Reisinger heran. Er packte den Betrunkenen am Kragen und zog ihn hoch.

      »Ich glaub’, es ist besser, wenn du jetzt machst, daß du heimkommst«, sagte er mit ernster Stimme. »Ich duld’ net, daß meine Gäste beleidigt werden. Wenn das noch mal vorkommt, dann kannst’ schau’n, wo du in Zukunft dein Bier trinkst. Bei mir jedenfalls net!«

      Widerstandlos ließ Franz sich zur Tür schieben. Dabei warf er Jörg Urban ein gemeines Grinsen zu.

      »Guten Abend, Frau Doktor«, sagte Sepp und reichte Elena die Hand. »Ich muß mich für den Rüpel entschuldigen.«

      »Sie können ja nix dafür«, schüttelte Toni den Kopf und begrüßte den Wirt ebenfalls. »Haben S’ noch einen Tisch für uns?«

      Der Gastwirt führte sie an einen freien Tisch und fragte nach ihren Wünschen. Nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten, saßen die drei zusammen und sahen sich betreten an.

      »Sie hatten also mit Ihrer Vermutung recht«, stellte Elena fest. »Franz Raudinger haben wir’s zu verdanken, daß uns’re Praxis keine Einnahmen zu verzeichnen hat.«

      Wenig später traf Pfarrer Trenker ein. Er war entsetzt, als er hörte, was sich kurz zuvor abgespielt hatte.

      »Dabei hatte ich gestern noch den Eindruck, Franz habe eingeseh’n, daß es keinen Zweck hat, sich um Christine zu bemüh’n. Und mit Ihnen, Jörg, schien er Frieden schließen zu wollen.«

      »Danach sah’s leider net aus«, sagte Toni Wiesinger.

      »Ganz im Gegenteil. Der Mann ist nur auf eines aus – einen Rachefeldzug zu führen. Und dabei nimmt er auf niemanden Rücksicht.«

      Sie beratschlagten, wie sie sich gegen diese üble Nachrede zur Wehr setzen konnten, und wieder war Jörg bereit, sofort alles aufzugeben.

      »Das wär’ der falsche Weg«, redete der Bergpfarrer ihm diesen Entschluß aus.

      Als Sebastian später zum Pfarrhaus zurückging, war er so in Gedanken, daß er beinahe seinen Bruder nicht bemerkt hätte, der ihn vom Revier aus sah und herübergelaufen kam.

      »Nanu«, wunderte sich Max, »so geistesabwesend kenn’ ich dich ja gar net.«

      Der gute Hirte von St. Johann lächelte.

      »Es gibt auch net immer solch ein Problem wie das, mit dem ich mich g’rad herumschlag.«

      Der Polizeibeamte war neugierig geworden.

      »Laß hören.«

      »Net hier«, schüttelte Sebastian den Kopf. »Aber wenn du ein bissel Zeit hast, würd’ ich mich gern’ mit dir darüber unterhalten.

      Diese Unterhaltung dauerte bis zum späten Abend. Am Ende stand für die zwei Brüder fest, daß Franz Raudinger derjenige war, der den Zuchtbullen vergiftet hatte.

      Sie mußten es ihm nur noch beweisen.

      *

      Der Knecht war auf Umwegen zum Wendlerhof zurückgekommen. Immer wieder torkelte er in die verkehrte Richtung und wenn er dann für einen Augenblick wieder einen klaren Verstand besaß, stand er stutzend am Wegesrand und wunderte sich darüber, wo er überhaupt war.

      Auf dem Bauernhof war schon alles dunkel, als er endlich angekommen war. Er wankte zum Gesindehaus, stolperte, als er versuchte die Treppe hinaufzugehen und schlug mit dem Kopf gegen die Tür.

      Es gab ein lautes Geräusch.

      Christine, die in ihrer Kammer bereits im Bett lag, schreckte hoch. Rasch warf sie sich den Morgenmantel über und lief hinaus. Sie fand Franz schnarchend auf den Stufen liegen.

      »Das darf doch net wahr sein!« entfuhr es ihr.

      Dann bückte sie sich und versuchte den Betrunken aufzuheben. Es gelang ihr nicht, er war viel zu schwer.

      Sie überlegte, ob sie den Bauern wecken und zur Hilfe rufen sollte, doch dann unterließ sie es. Der Knecht hatte schon am Nachmittag sich einiges anhören müssen. Der Wendlerbauer hatte ihm ordentlich den Kopf gewaschen, und Franz war schließlich bedrückt von dannen gezogen.

      Wahrscheinlich ins Wirtshaus, um sich zu betrinken.

      Wenn der Bauer das jetzt noch mitbekam, würde er bestimmt noch mehr mit seinem Knecht schimpfen.

      »Franz«, rief Christine verhalten und rüttelte ihn an der Schulter. »Steh doch endlich auf!«

      Ein rauhes Grunzen war die ganze Antwort.

      Wieder und wieder schüttelte sie ihn, und endlich schlug er ein Auge auf.

      »Was…, was ist denn, Spatzl?« lallte er.

      »Ich werd’ dir gleich Spatzl geben«, drohte sie und zerrte an seiner Jacke. »Komm endlich hoch. Oder willst die ganze Nacht hier draußen herumliegen?«

      Franz