Ethnobombe. Michael Exner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Exner
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783748209102
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erschien auf dem Schirm.

      „Guten Morgen, meine Damen und Herren, zunächst ein paar organisatorische Neuigkeiten.“

      Allgemeines Erstaunen, dass die UN-Chefin nicht auf die Explosion einging, aber Kampa fuhr schon fort.

      „Die heutige Konferenz wird die letzte dieser Art sein. Ab heute Nachmittag werden die ersten beiden Labore auf der 'Maaru' einsatzbereit sein, so dass die Arbeit in kleineren Arbeitsgruppen beginnen kann. Da die ersten Satellitenverbindungen ebenfalls stehen, hat der Datentransfer bereits begonnen. Die berichterstattenden Meetings werden ab heute alle zwei Tage stattfinden, in den Arbeitsgruppen trifft man sich natürlich täglich. Das zu Erstens.

      Zu Zweitens: Es wird zwei Koordinatoren an Bord geben. Zum einen den Koordinator Logistik/Beschaffung. Das wird Prof. Elaine Mauters sein. Ihre Aufgabe ist es, in erster Linie auf alle Veränderungen zu reagieren, die sich durch die wissenschaftliche Arbeit ergeben. Sie wird alle Anforderungen zusammenfassen und koordinieren, die an sie herangetragen werden. Dabei ist es egal, ob es sich um irgendwelche Geräte, Lager- oder Speicherkapazitäten, oder um Experten handelt, die benötigt werden.

      Der andere, der wissenschaftliche Koordinator wird Prof. Alva da Sibo sein. Er wird die Arbeitsgruppen beaufsichtigen, Dienstpläne erstellen und die Ergebnisse zusammenfassen. Beide Koordinatoren werden mir direkt berichten.

      Mit Prof. Mauters konnte ich heute Morgen schon sprechen, Prof. da Sibo war aus irgendeinem Grund nicht zu erreichen. Ich hoffe, Sie sind dennoch einverstanden, Professor?“

      Da Sibo nickte nur wortlos, während Sara den Kopf langsam senkte, damit niemand ihr Grinsen sah. Gleichzeitig spürte sie, wie ihre Ohren anfingen, zu glühen. Die Generalsekretärin der UN-Vollversammlung hatte versucht, Alva zu erreichen, während sie beide bereits am frühen Morgen miteinander geschlafen hatten. Sie hatten extra den Wecker eine halbe Stunde früher gestellt und natürlich nicht im Traum daran gedacht, die Handys einzuschalten.

      „Zu Drittens: Die Nachfrage bei den US-amerikanischen Bundesbehörden, die die 'Liga' beobachten, hat ein negatives Ergebnis gebracht. Man ist übereinstimmend der Meinung, dass weder die Mitglieder noch deren näherer Umkreis logistisch oder finanziell in der Lage wären, eine so komplexe Aufgabe wie die Entwicklung einer biologischen Waffe wie dieses Pandemievirus zu stemmen.

      Sie brauchen nicht enttäuscht sein, Frau Sander, ich möchte Sie und alle anderen im Gegenteil ermutigen, weiterhin alle Gedanken zu äußern, soweit hergeholt sie auch sein mögen. Vielleicht bringt das den entscheidenden Fortschritt oder zumindest die Idee, in welche Richtung wir ermitteln müssen.“

      Sara bemühte sich, ein enttäuschtes Gesicht zu machen.

      „Zu Viertens: Der Gruppe um Dr. Li und Dr. Graber ist es gelungen, die Inkubationszeit näher zu bestimmen. Sie beträgt zwischen 85 und 120 Stunden. Das heißt, dass übermorgen die beiden Teams, die in Quarantäne sind, eingeflogen werden können.

      Außerdem hat es Dr. Li geschafft, einige Zerfallsprodukte von Antikörpern nachzuweisen. Es ist damit die Bestätigung der Tatsache, dass es sich um einen Virus handelt. Sie wird im Anschluss dazu noch einige Erläuterungen geben.“

      Kampa blickte kurz zur Seite und schien jemandem zuzuhören.

      „Zu dem Vorfall von heute Morgen. Ich weiß genau so viel oder wenig wie Sie, nur dass diese Explosion bis jetzt nicht erklärbar scheint. Wir sind dabei, die Trümmer einzusammeln und Experten einzufliegen. Gibt es noch Fragen? Keine? Dann übergebe ich jetzt an Dr. Li.“

      Diesmal saß Alva auf dem Bett, Sara lag neben ihm und hatte den Kopf auf seinem Schoß. Sie starrte an die Decke. „Ich müsste eigentlich ein total schlechtes Gewissen haben. Da draußen kippen jede Stunde Hunderte Leute tot um und ich bin trotzdem irgendwie glücklich.“ sinnierte sie. „Ist dir aufgefallen, was die Kampa heute gesagt hat?“

      „Was meinst du? Das mit den Antikörpern?“

      „Nein, dass sie schon dabei sind, die Trümmer des Bootes aufzusammeln. Hier ist es weit über 500 Meter tief. Das heißt, die müssen U-Boote in unmittelbarer Nähe gehabt haben.“

      „Wahrscheinlich waren sie ständig unter uns.“

      Es war der letzte ruhige Abend, den sie verbrachten.

      Am nächsten Morgen saßen sie im Büro von Elaine Mauters. Die Techniker hatten binnen kürzester Zeit ein kleines Wunder vollbracht. Sie hatten für Mauters und da Sibo jeweils drei Kabinen zusammengelegt und gut ausgerüstete Büros daraus gemacht.

      „Ich gratuliere Euch beiden.“ Prof. Mauters lächelte.

      „Sieht man das wirklich?“ Sara hatte schon wieder rote Ohren.

      „Wie lange kennen wir uns jetzt, Sara? 4 Jahre? Außerdem klebt ihr seit Beginn der Reise zusammen.

      Vielleicht sollten wir die Situation nutzen. Wir brauchen sowieso eine Verbindungsperson zwischen den Bereichen. Warum machst du das nicht, du bist als meine Assistentin allein nicht ausgelastet. Du koordinierst quasi die Koordinatoren?“

      „Ja, klar, natürlich!“ Sara war sofort Feuer und Flamme. „Ich plane die Meetings, nehme daran teil, mache Zusammenfassungen, Handouts, Rundmails. Ihr braucht Euch nicht mit den Kleinigkeiten abzugeben, das mache ich. Bestellungen zusammenfassen, Lieferungen überprüfen usw.“

      „Gut“ da Sibo stand schon. „Lasst uns anfangen.“

      In den nächsten Tagen arbeiteten sie bis zum Umfallen. Sara, die erst Angst gehabt hatte, vor Langeweile zu sterben, wusste bald nicht mehr, wo ihr der Kopf stand. Während sie am Anfang glaubte, sich die Arbeit aussuchen zu können, musste sie sich bald mit Händen und Füßen wehren. Jeder Ressort- und Arbeitsgruppenleiter versuchte, möglichst viel seiner organisatorischen Arbeit bei ihr abzuladen. Zudem kamen die avisierten 16 zusätzlichen Wissenschaftler und außerdem noch die 5 Techniker und ein paar unangekündigte Männer und Frauen, die so unauffällig waren, dass es jedem auffiel.

      Es hatte sich sehr schnell herumgesprochen, dass Sara ein unübertroffenes Organisationstalent hatte und so klopfte jeder an ihre Tür, der irgendein Problem hatte. Als die Arbeit ihr über den Kopf zu wachsen drohte, sprach sie mit Mauters. Noch am selben Tag wurde ihr einer der jungen Männer zugeteilt, von denen keiner so richtig wusste, wozu sie gut waren. Prompt wurde sie von mehreren Personen gewarnt, es seien mit Sicherheit Geheimdienstleute. Das war Sara aber völlig egal, denn Jonas Winter erwies sich nicht nur als überaus tüchtig, sondern in dringenden Fällen auch als äußerst hilfreich. Wenn etwas besonders schnell zu besorgen war, wusste Winter immer, wen er anrufen musste und das Benötigte war binnen weniger Stunden oder Tage da.

      Eines Morgens glaubten sie, zu träumen, denn wenige Kilometer neben ihnen lag ein Riesenschiff – die ‚USS Oriskany II‘, einer der beiden größten Flugzeugträger, die je gebaut wurden. Die ‚Oriskany‘ war als einzige noch einsatzfähig, denn auf dem Schwesterschiff war die neue Seuche ausgebrochen und hatte binnen weniger Tage die Hälfte der Besatzung weggerafft.

      Jetzt lag die ‚Oriskany‘ neben ihnen und das brachte den Vorteil, dass sämtliche Materialbestellungen noch schneller gingen, da sie mit dem Flugzeug gebracht werden konnten. An dem Morgen war eine Konferenz aller beteiligten Institute angesagt. Kampa war seit langem mal wieder dabei. Sie sah noch abgespannter aus als zuletzt. Diese großen Videokonferenzen wurden nur noch wöchentlich abgehalten. Die beiden letzten Male hatte Shen sie geleitet. Heute begrüßte Kampa sie.

      „Guten Morgen, meine Damen und Herren, ich hoffe Sie haben gut geschlafen, denn Sie werden eine Menge Nachrichten zu verdauen haben.

      Erstens: Das Patrouillenboot, das vor Barbados explodiert ist, wurde abgeschossen - und zwar von einem gut bewaffneten Mini-U-Boot. Erst auf halbem Weg nach Martinique konnten wir es stellen. Leider haben sie sich zur Wehr gesetzt und aus den paar Blechfetzen, die übrig geblieben sind, ließ sich nichts mehr herausfinden. So tappen wir bei der Frage, wer dahintersteckt, immer noch im Dunkeln.

      Zweitens: Auf der 'Maaru' wird mittlerweile in sechs Laboren gearbeitet. Wir sind dabei, Platz für vier weitere zu schaffen. Es sind zusätzliche