aber für die Fahrkarte brauchte er Geld. Es war Monatsanfang und die Hausfrauen drängelten sich an einem Metzgerstand, der magere Schweinelendchen – eine seltene Delikatesse – feilbot. Glatte, beringte, nackte, weiße, faltige, braune Arme streckten sich nach vorn und forderten gierig einen Anteil. Vor Schulzis Nase hing eine halb offene Einkaufstasche, aus der ein pralles Portemonnaie zum Zugreifen einlud. Der Junge sandte schnell ein Stoßgebet zum Himmel, versenkte sekundenschnell seine Hand in die verführerische Tasche, und ehe die biedere Frau irgendetwas bemerkte – sie war nur mit der Schweinelende beschäftigt – war er zwischen den anderen Ständen verschwunden. Im Portemonnaie steckten 120 Mark, das war der Viertel Monatslohn ihres Mannes. Hastig zählte er jeweils vierzig Mark für seine Fluchthelfer ab, seinen Anteil versteckte er unter dem Hemd. Am verabredeten Treffpunkt war die Freude groß und wenig später stoben die drei Jungen in unterschiedliche Richtungen davon. Doch die wiedererlangte Freiheit währte nicht lang. Die Volkspolizei stöberte ihn schon bald bei seiner Mutter auf. Vergeblich bat sie darum, ihren Sohn bei sich behalten zu dürfen. »Er ist schwer erziehbar und gehört in ein Heim!« war die Auskunft.