Traumprotokolle. Christof Wackernagel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christof Wackernagel
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783866747821
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bei der wir nicht erwischt werden dürfen, es darf niemand wissen, niemand merken, wir sind in einem großen Hof, der von vierstöckigen Häusern umgeben ist {der Hof, an dessen Rand die Frau saß, danach dann das Sumpfgelände auch als Innenhof und später oben im fünften Stock die Sekretärinnen, deren kleiner Chef später kam, als ich nur in einen Teppich gewickelt dasaß}, von dem aus ein Aufzug nach unten führt, durch den das wegmuss, der aber auch nach der anderen Seite offen ist, so dass man, wenn beide Türen offen sind, durchgehen und auf der anderen Seite auf die Straße gehen kann, was der Sohn auch tut, während er mit seinem Vater redet, was ich, draußen neben einem tiefen Loch stehend, sehe, das der Sohn aber, weil er so intensiv mit seinem Vater redet, der gerade das Ding bearbeitet, das wir wegschaffen müssen, was auch ein Sarg, ein Kanu oder einfach einen längliche Eisenkonstruktion sein könnte, nicht sieht und weshalb genau das passiert, was genau nicht hätte passieren dürfen, nämlich dass er prompt in das Loch fällt, das ziemlich tief runter geht und auch von vielen hölzernen Querbalken durchkreuzt ist, zwischen denen der Sohn aber geschmeidig durchgleitet, und er trifft unten auf, offenbar ohne sich was zu tun, weswegen der Vater sofort da runtersteigen will, ich aber sage: »das mach ich schon«, weil er sich weiter um das wegzuschaffende Ding kümmern muss, und ich steige runter und sehe, dass dem Jungen tatsächlich nichts passiert ist, er sogar sofort anfängt, Zeugs wegzuräumen und eine weiße, viereckige Schicht wegzuschieben, um das Abwasser ablaufen zu lassen, weil wir da auch mit dem wegzuschaffenden Ding vorbeimüssen, mit dem der Vater auch runterkommt und wonach wir dann durch den unteren Ausgang in einen unteren Hof wollen, ich will vorher aber noch die Unterbaukonstruktion von dem Haus begutachten, ein ziemlich altes, betoniertes Haus, bei dem unter der untersten Kellerkonstruktion noch ein halber Meter Luft gelassen ist, wo ich halb drunterkrieche, um mir das genauer anzuschauen, schüttle den Kopf und sage: »das ist mir aber nicht ganz geheuer!«, aber dann gehen wir raus und schieben das Auto oder den Rest davon, ein Haufen Blechmüll könnte es auch sein, einfach neben den normalen Müll, wo es gar nicht auffällt, und wir tun ganz harmlos und unauffällig und normal, als sei das völlig selbstverständlich, was wir da tun, und in diesem Moment kommt Karlheinz vorbei, der allerdings ahnt, dass wir eine illegale Aktion machen, aber nichts sagt, sich völlig korrekt verhält, mit uns in den Aufzug geht, mit dem wir wieder hochfahren, und dabei auch so tut, als habe er nichts gemerkt, und wie wir da im Aufzug hochfahren, wird mir klar, dass wir es tatsächlich geschafft haben, das Ding loszuwerden, ich kann’s kaum glauben, und ich hau dem anderen kumpelhaft zwischen die Rippen und sage, dass wir uns doch jetzt freuen können, dass wir das tatsächlich weghaben, und als wir dann oben ankommen und rausgehen, spielt Karlheinz mit, dass wir so tun, als seien wir ganz normale Leute, die sich ganz normal unterhalten und ganz normale Dinge tun, die überhaupt nicht verdächtig sind, draußen ist auch schon wieder Verkehr, normale Leute laufen rum, gehen ganz normal zur Arbeit, keiner hat was gemerkt, keiner ahnt was und ich sehe jetzt erst, dass da nochmal eine Unterführung unter dem Haus durchgeht, richtig groß vierspurig, aber wir müssen eigentlich nur noch zur Tankstelle, unser eigenes Auto holen und abhauen und alles ist gut – ich bekomme nach der Besprechung mit dem Regisseur ein riesiges Textbuch aus Packpapier, mindestens einen Meter lang und sechzig bis achtzig Zentimeter tief, handgemalt mit Pinselschrift, wobei jede Rolle eine andere Farbe hat, und auf jeder Seite, jedem Blatt, das jeweils eine Szene ist, kann man einen vorgestanzten perforierten Teil aufreißen und darunter dann den eigentlichen Szenenverlauf aufklappen, herausblättern, und dann steht da sehr kunstvoll geschrieben in der jeweiligen Farbe der Name des Schauspielers und darunter sein Text; das Drehbuch selbst ist ein Kunstwerk, das ich ganz ergriffen betrachte • bin in einem großen viereckigen Hof von mehrstöckigen Gebäuden umgeben, wo ich mit den Leuten aber nur sehr, sehr wenig zu tun habe, typische reiche Malier, irgendwo an der Seite auf dem Boden liegend und wartend {wie ich wartete, dass die Abschussrampe ausprobiert werden sollte, deren Geschoss dann direkt beim Nachbarn auftraf, aber nichts machte} und da kommt jemand vorbei und begrüßt mich überaus freundlich: »ach mein kleiner Freund, das ist ja sehr, sehr schön, dass ich dich hier treffe«, eilt dann aber weiter zu dem Besitzer oder diesen Leuten, mit denen ich kaum was zu tun habe, diese ganz reichen Malier, die vor Geld stinken, und dann wird in dem Hof ein Bild von Ralf Walter aufgestellt, auf einer Staffelei, ein ziemlich großes, etwa zwei oder drei Meter hohes und zwei, drei Meter breites, und Kinder von diesen reichen Leuten dürfen, auf Stühlen stehend, auf diesem Bild drauf rummalen, was ich eine Sauerei finde, typisch für diese reichen Snobs, aber an dem Bild verändert sich nichts, es weist alle Draufmalereien ab, insofern kann man es nicht kritisieren • Renate und ich sind nackt im Theater, die Vorstellung ist zu Ende und wir gehen raus, ich finde es ja schon ein bisschen peinlich, nackt zu sein, irgendwas kleines anzuhaben wäre schon besser, aber wir überlegen, dann noch eine andere Vorstellung zu sehen, und gehen in die Kammerspiele, um die Karten schon mal zu kaufen, Renate muss dann aber erstmal aufs Klo und ich setze mich in eine Nische, damit man mich nicht so gut sieht, so nackt, aber dann kommt eine Kartenabreißerin, die ich schon vom früher kenne, und setzt sich neben mich, begrüßt mich mit: »guten Tag, Herr Lechner«, was mich wundert, aber sie lacht und sagt dann: »guten Tag, Herr Wackernagel« und ich versuche, ihr zu erklären, warum ich nichts anhabe • Bassy und Idrissa liegen flach auf dem Boden, sind flach wie Pappe, müssen zur Uni, das heißt, sie werden dorthin transportiert, die Pappe wird dorthin getragen, weil die beiden total übermüdet sind von ihren Studienvorbereitungen, ich sage zu Idrissa: »du kannst ja die Augen kaum aufmachen!« und es sind wirklich nur zwei Schlitze in der Pappe, die er jetzt versucht, mit einem krampfhaften Lächeln zu öffnen, was aber nicht geht, aber er nickt durch dieses Papier durch, diese Pappe, auf die er gedrückt ist oder zu der er zusammengedrückt ist, und wir verabreden uns dann für morgen, wo wir den Abriss zusammen machen –

      – in die Felder des Mirsches • ich muss weg! • jemand hat neue Klos bauen lassen, auf der anderen Straßenseite, sie sind fertig und die Frau, die sie gebaut hat, kommt und sagt: »al ham dullilah, die Klos sind fertig!« • bei meiner Tante Gaby, die Harwarton ausräumt, wo auch ganz viele andere Leute sind; ich gehe nochmal durch die Räume und stelle fest, dass sie alle viel kleiner sind, als ich sie in Erinnerung habe, weil ich damals soviel kleiner war und sie als größer empfand; ich frage, ob ich ein Tischchen haben kann, genau das kann ich aber nicht haben, weil Gaby das behalten will, aber dann gibt es Essen für all die vielen Leute an einem langen schmalen Tisch, Lutz und Erich Eisel sind auch da, und an allen Plätzen steht vor den Tellern ein Schnapsglas und Lutz trinkt seinen Schnaps einfach gleich aus, was ich ziemlich geschmacklos finde, weil am Anfang der Tafel überhaupt erst begonnen wird, das Essen auf die Teller zu legen • es wird gedreht, ich gehe aber erst nochmal weg, komme dann wieder und steige durch das Fenster ein und bringe die ganzen Sachen mit, es sind auch noch viele andere Schauspieler da, und ich lege mich erstmal auf eine Couch, um mich auszuruhen, da kommt eine Frau, die sich als Claudia Schrottlother vorstellt und fragt, ob sie mir Briefe schreiben darf, ich frage, wer sie ist und woher ich sie kenne, sie sagt, sie kenne mich nicht, aber sie habe über eine gemeinsame Freundin den Kontakt zu mir herausgefunden –

      – Sabine kommt von einer Reise zurück, ist total übermüdet und hat eine viereckige Blechschale mit schwarzvioletter gefrorener Erde mit Knubbeln drin mitgebracht – eventuell Blumenknollen −, aber wir gehen erstmal Frau Jost besuchen, die in einem Hochhaus ganz oben wohnt, das in einer Hochhaussiedlung liegt, durch die wir zu ihrem gehen, Sabine das Schälchen mit der gefrorenen Erde in der Hand, und wir werden von einem kleinen Jungen mit einer Aktentasche belästigt, mit der er herumschwenkt, der sich nicht abwimmeln lässt, aber auch nicht genau sagt, was er von uns will, und dann auch noch, als wir Frau Jost sehen, die wirklich schon sehr, sehr alt ist und in der Kälte draußen vor dem Hochhaus steht und auf uns wartet und etwas verwirrt wirkt, sich vordrängt und als Erster auf sie zurennt, um sie zu begrüßen, worauf sie ganz erfreut reagiert und sagt: »ach, du bist bestimmt der kleine Soundso, das ist ja nett, dass du auch kommst«, was aber eine Verwechslung ist, weil sie auch nicht mehr gut sieht, und wir versuchen, das zu vertuschen, weil wir gar nichts mit dem zu tun haben, und verscheuchen den Bengel endlich erfolgreich, woraufhin Sabine bei der Begrüßung von Frau Jost sagen will, dass das Schälchen mit der gefrorenen Erde oben gleich in den Kühlschrank muss, Frau Jost aber denkt, das sei ein Geschenk für sie, bedankt sich überschwänglich, freut sich echt, so dass es unmöglich ist, das Missverständnis aufzulösen, und als wir dann aus dem Aufzug oben rauskommen und die Treppen zur obersten