Traumprotokolle. Christof Wackernagel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christof Wackernagel
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783866747807
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Vogel und schneidet eine hasserfüllte Grimasse {die Frau mit dem weißen Schuh im Park von hinten}; endlich ist mal was frei und ich renne auf die Mitte, die aber viel schmaler ist, als es aussah, auch voll mit Leuten, einem alten Fernseher, auf dem ein Video läuft, Bullen, die unter Umständen kontrollieren und bei mir Ärger machen könnten, aber in dem Haus neben der Autobahn wird geduscht, zwei Alte wollen ficken, die Frau macht an dem Mann rum, bis sein Schwanz steht, und stülpt ihn geradezu ihrer Möse entgegen, um ihn da reinzukriegen und Nata und ich wollen auch, wobei ich ihr mit der Hand einen Orgasmus machen will, während ich drin bin, und sie auch, wozu Erika an der Ecke, wo auch alle anderen Leute sind, sagt: »das geht doch gar nicht, beim Mann so nachzuhelfen«, aber Nata widerspricht: »doch, wir sind zu müde, um uns zu bewegen« –

      – schon unterwegs gehen alle Plattenspieler kaputt, einer liegt sogar auf der Straße und in dem großen Haus, in dem wir uns alle treffen und in dem auch andere Leute sind, sagt Erika, die mit Heiner auf der Veranda sitzt: »das kommt davon, dass du sie nur so kurz nebenbei an machst bei deinem kurzen Besuch«, was mich etwas ärgert, und in der Situation auch nicht weiterhilft, wo ein krimineller geheimnisvoller Typ zusammen mit Julia das ganze Haus im Griff hat, und die Situation sehr gefährlich ist und alle meine Versuche, ihm das Handwerk zu legen, scheitern, ich muss mit Fips und Ebby fliehen, wobei Ebby auf dem Weg ins Auto in der Küche im Tresor noch einen Packen Geldscheine findet, die er eben noch mitnimmt, was die Situation einerseits verschärft, andererseits frage ich mich, ob das kein Spielgeld ist, aber auf dem Weg zum Wagen verlieren wir uns, hinter einem Laster holt der Typ mich ein, kommt mit ins Auto und versucht, mich zu bequatschen, einzuwickeln, was er zwar nicht schafft, aber ich komme alleine nicht weg, habe keinen Autoschlüssel − und keinen Führerschein! −, also gehe ich wieder mit ins Haus, wo ich erfahre, dass seine − in dem Fall identisch mit Ebbys − Geigerausbildung nach hiesigen Maßstäben nicht ausreicht, was ich auf einen Zettel schreibe, als Beweis auch für alles andere, und in der Küche sitzt Julia mit zwei Babies, hat einen fremden Blick mit diesen Vibrations und, gemeinsam mit dem Typen, seltsame Ausstrahlung, hat ja das ganze Haus im Griff; ich frage, ob sie mich fährt, aber sie lächelt höhnisch: »weißt du nicht mehr, wie du mich nicht gefahren hast«, ich bekomme ein leicht schlechtes Gewissen, »so jemanden soll ich fahren«, womit das Thema erledigt ist, also, denke ich, soll der Typ mich eben selbst fahren, da kommt Fips aus der Tür, ganz glatt und jung und auch mit dem fremden Blick: »pah, jetzt habe ich aber lang für die zwei Seiten gebraucht«, sagt er, ist wohl auch schon umgedreht, im Bann?, ich resigniere und will alles aufschreiben, auch das Rezept, das an allem schuld ist, wobei ich mich frage, ob ich damit auch schon im Bann bin oder hineingerate –

      – ein Werbezettel: »Lieber Kunde – hier hast du genau die trüben Härchen auf der Pfote, die stören« – wie kann man glauben, so Kunden zu gewinnen? –• wir gehen im Wald zu einem Haus, ich trage eine Daunendecke und will erst einen falschen Weg gehen, da erscheint parallel zu uns eine Gruppe von drei Männern, entsetzlich verletzt, blutig, abgerissen und verkohlt, einer hängt in der Mitte der anderen am Kreuz, das die anderen tragen mit Ketten daran gehängt, sie sind halb verhaftet und werden abgeführt, halb frei, führen sich quasi selbst ab, und mein Begleiter sagt nebenbei und ohne besondere Aufmerksamkeit: »das sind die drei letzten PLO-Leute«, wobei natürlich RAF−Leute gemeint sind, und einer der drei hat eine MP, mit der er rumspielt, sich wichtig macht, sie auf mich richtet; sie sind jetzt auf unserem Waldweg, teils drunter, er schießt, aber es kommen nur zu Demonstrationszwecken Luftstöße raus, trotzdem fühle ich mich an der Hand verletzt, es ist aber nichts zu sehen • wir rasen in einem Aufzug {Hochhaus, in dem die Wohnung war, aus der wir raus mussten} ein einsturzgefährdetes Haus hoch, und der Aufzug hat in der Mitte ein viereckiges Loch, so dass man den Abgrund sieht, der unter uns entsteht, man kann nur am Rand stehen, und oben treffe ich einen Ramadan-artigen Mann, der auch in die Filmvorführung wollte und auch die Stufen zu dem Räumchen hochgeht, und im Bummelzug nach Nürnberg erfahre ich, dass die Vorstellungen geändert sind, ich habe keinerlei Texte und soll ein kleines Mädchen spielen, die Maskenbildnerin steht mit mir bei der Kasse und wir sind uns einig, dass das eine Sauerei und immer das gleiche ist, und sie leiht mir ihr Reclam-Textbüchlein, damit ich die Sätze einzeln vor jedem Auftritt lernen kann, erst die Nibelungen, dann –

      – ich stoße bei einem Waldspaziergang auf eine Filmcrew in einem verschneiten Dorf, wo grauuniformierte und graugeschminkte Schauspieler, einer könnte Feifel sein, eine abschüssige Straße hinuntergehen müssen, ich verdrücke mich in eine Seitenstraße, und lande in einer Sackgasse, die eine Wohnung ist, in der Maske und Garderobe sind, wo Schauspielerinnen auf ihren Auftritt warten, sie laden mich freundlich ein, doch dazubleiben, eine scheint mich zu kennen; ich bekomme neue Kleider und ziehe mich umständlich um, während ich mit einer Frau lange knutsche, aber dann kommt ein Produktionsleiter, der Tonbänder von Erika hat, auf denen sie erzählt, wie schwer sie es mit mir hatte, wofür mich die Anwesenden bemitleiden, und während des Anhörens ziehen wir von einer Walze eine aus dem anderen Zimmer kommende Folie ab, blöderweise bleibt der Kleber als eine Folie teilweise auf der Walze, so dass man das wiederum versuchen muss, vorsichtigst abzuziehen – ich soll unsere Gruppe im Hotel für eine Reise anmelden und werde hinter die Theke der Rezeption gebeten in den Hinterteil, und ich erfinde einfach Namen, als mir keine mehr einfallen, der Typ merkt das auch und zwinkert nur dazu vergnügt, frage ich, ob man auch zweimal N. N. schreiben kann –

      – Filmpremiere mit recht wenig Publikum, aber Scheinwerfer auf die Leinwand und nebendran ein Spot, und kurz nachdem der Film begonnen hat, tritt in dem Spot ein blaugeleideter Mann auf und sagt etwas in ein Mikrofon, das Teil des Filmes ist; ich frage mich, wie das bei regelmäßigen Vorstellungen gehen soll, da wirft er eine Granate ins Publikum, die mit hellen Blitzen explodiert, alles springt auf, Entsetzensschreie, Qualm, ich sage ganz langsam »Panik« und stehe auch mit Nata auf, da ist schon klar, dass das nur Bluff war, nichts macht, trotzdem will Nata in eine hintere Reihe, viele Leute gehen auch, inzwischen ist es sehr voll, und in den hinteren Reihen sitzen so viele, dass wir nur ganz außen eine Stelle finden, wo wir zwischen den großen Köpfen der vor uns Sitzenden hindurchsehen können, Nata lehnt sich weit zurück, aber dann sieht man gar nichts mehr, also richte ich mich auf, was mir etwas unangenehm ist, weil ich dann den Leuten hinter mir die Sicht versperre, da kommt eine Frau mit ihrem Wagen mit Esszeug, wie Popcorn etc., in lauter Leinensäckchen, und sie sagt ganz offen, dass das auch nur Attrappe ist, Pappe, Kieselsteine und Dreck, also kaufe ich auch nichts, und um besser zu sehen, setzen wir uns links, wo die Vorführungscrew sitzt; in der Badewanne − im Film − sitzt ein kleiner Junge und wixt, die Drumrumstehenden reden auf ihn ein, da spritzt er in relativer Großaufnahme das milchige Zeug ins Wasser, und ich frage mich, wie sie das tricksen wollten, wahrscheinlich hat er echt gewixt, das einzig Echte sozusagen, denn alles ist Attrappe, und Überraschung, so dass ich die frische Brezel auf dem Nebentisch für Plastik halte – ausgerechnet sie ist aber echt, schön knusprig, und in diesem Moment öffnet sich die Tür hinter der Vorführungscrew und ein Dutzend weitere Schauspieler oder Mitglieder, dieser dänischen Performancetruppe erscheint, und wie ich ihren Blick sehe, weiß ich, dass es Irre sind und in einer Sekte, unter einem Bann, und sie stürmen auf die Bühne, wo die Leinwand weg ist, aber der Vorhang dahinter hoch geht und Hinterbühne erscheint, wo nochmal ein Vorhang hochgeht, so dass noch mehr Hinterbühne erscheint, und nochmal und nochmal, eine ungeheuere Tiefe der Bühne, über die die Irren kreuz und quer rennen, und ich denke, dass das Kino ja mal ein Theater gewesen sein muss und das ja auch nicht jedes Kino kann, und danach sitzen einige von der Truppe draußen im Straßencafé, ich rede mit einigen über die Vorstellung, da wirft einer ein glibberiges Tierchen zwischen Wurm und Fisch auf meinen Tisch, ich ekle mich, soll es anfassen: auch nur aus Stoff mit so feinem, weichen Fell, dass es glänzt, und der Blaugekleidete, offenbar der Boss, liest Zeitung, lacht über mich und wäre einem Interview nicht abgeneigt, bestätigt, dass sie ein Kollektiv sind, aber auch, dass er Obermacher ist, beziehungsweise auch sein Bruder, der aber nicht da sei, wobei ich vermute, dass der Bruder wohl der Oberboss im Hintergrund ist; ich schreibe auf Pappfetzen, weil ich nichts habe, da bringt mir einer der Truppe einen Block und ich betone, dass nicht gesagt ist, dass ich das Interview loswerde, früher habe die »Zeit« sogar noch meine Artikel gedruckt, heute nicht, aber das mache nichts, eine Frau lästert gehässig über die Eitelkeit des Blaugekleideten, und ich gehe eben mal rüber in das Büro von Siegfried, falls jemand sich wundern sollte, dass wir da sitzen − und die rauchen auch so viel! −, aber