Traumprotokolle. Christof Wackernagel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christof Wackernagel
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783866747807
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der kleine Suq-Dealer führt uns zu den zwei großen Dealern, eine Frau ist mit im Spiel, die zwischen oder mit beiden Seiten steht; ein Typ recherchiert das ganze Ausmaß der Verbrechen nach und nach: welcher der drei Typen bekommt die Frau?, was für eine Rolle spielt der als Gott verehrte nur einmal existierende Vogel auf dem Baum neben dem Haus?, was will der Junge? –

      – aus meiner Brust werden drei Stücke herausoperiert, im Gebirge, eines kommt wieder rein, aber die beiden anderen sollen experimentiell draußen bleiben, der Chirurg, der mit Renate konspiriert, weigert sich frech, sie wiedereinzusetzen, trotz meines wütenden Protestes –

      – ich soll hingerichtet werden, indem mein Hals durchgesägt wird, hinterher der Kopf aber wieder drangeklebt, und wenn ich es überlebe, ist es okay, aber es dauert noch, es wird viel darüber geredet, und alle sind nett zu mir, es handelt sich auch nicht um ein richtiges Gefängnis, sondern eher um einen Kuraufenthalt mit Zaun, und das Tor am Rande des Hofes, in dem ich stehe, ist offen, ich könnte wegzulaufen versuchen, aber dann würden sie mir nachlaufen, und ich ahne schon, wie ich aus der Puste geriete; dann fliege ich mit einem Bewacher in einem Minihubschrauber, der so klein ist, dass man ihn nicht sieht, oder unsichtbar, jedenfalls, als ob man selbst flöge, zum Ort der Hinrichtung, wo mir die Säge gezeigt wird: zwei Zentimeter dick ist das Sägeblatt, und grobzackig, ich bin entsetzt, weil diese zwei Zentimeter hinterher fehlen werden, bekomme Angst, lehne die Hinrichtung ab, will zumindest eine Betäubung − was abgelehnt wird − oder eine normale Guillotinierung mit einem scharfen Messer, auch wenn ich danach tot bleibe, schreibe einen Antrag, der weitergeleitet wird und dem tatsächlich stattgegeben wird, alles bleibt offen, ich komme wieder zurück in den Kurknast, wo eine Frau erzählt, dass dieselbe Prozedur gestern bei einem anderen Delinquenten sehr gut geklappt habe, der Hals sei eben um zwei Zentimeter kürzer, was nichts mache, und ich schäme mich für meine Feigheit –

      – Nata, Gert und ich überfallen eine S-Bahn, richtig erstürmt vom Bahndamm aus, aber am nächsten Bahnhof warten wir auf die Bullen, es dauert ewig, und wir langweilen uns an der Haltestelle, da kommt Gert mit Heiner zusammen aus einem anderen Zug heraus und die Fans scharen sich um die beiden, viel los, manche erkennen uns aber als die Überfäller der S-Bahn, und Nata hat Rechtshilfe; ich denke, dass bei mir natürlich schwerer wiegt, dass es als »Rückfall« gilt, obwohl die Bewährung ja schon abgelaufen ist, man könnte höchstens alles als Jux abtun, da kommen zwei Typen mit einem großen Kopierer in den Wartesaal und nehmen ihn auseinander, zerstören ihn systematisch, und der Toner verdreckt alles –

      – der Vorhang für die Dimitroff-Lesung in einem vollen Haus mit Rang, auf dem ich sitze oder stehe, geht auf – aber die Tische stehen falsch rum, zur Hinterbühne, außerdem gehen die Mikrophone und Verstärker der beiden Musiker nicht; der eine sägt auf seiner elektrischen Bratsche herum, aber man hört nichts, vom anderen kommt überhaupt kein Ton, obwohl beide an Knöpfen fummeln, also muss die Vorstellung um eine halbe Stunde verschoben werden, und die Zuschauer zerstreuen sich auf der Bühne, schauen sich um, latschen durchs Haus; ich versuche, mit einigen zu reden, sie bei Stimmung zu halten, und frage die Regieassistentin, was das sollte mit den umgedrehten Tischen, aber sie antwortet schnippisch –

      – am Rande eines völlig überfüllten Saales antwortet ein völlig verknitterter Staatssekretär schlecht gelaunt auf Fragen, aber die Fragenden sind auch völlig verknittert, faltig bis dorthinaus, und eine Frage beantwortet er einfach nicht, sondern geht wortlos weg, was ich von meiner Couch aus empörend finde und weswegen ich laut schimpfe, was wiederum mir Schimpfe einträgt, aber eine Frau, die mich, beziehungsweise meinen Protest gut fand, streitet sich mit ihrem Mann um ihr Kind, immer heftiger, bis sie auf dem Hof sind, und er mit dem Messer auf sie losgeht, weshalb Nata voller Mitleid auf die Frau sieht, ich aber was tun will, bevor er sie ersticht, und schließlich die Frau an mich reiße und mit Gebrüll auf ihn losgehe, wobei sie auch verletzt werden könnte, ich aber denke, verletzt würde sie eh, aber es passiert nichts –

      – ich soll, von einer Agentur ausgewählt, mit ins All fliegen, mit der nächsten europäischen Rakete, von der man ja nie so genau weiß, wie gut sie funktioniert, soll aber auch die Werbekampagne für die Aktion, zusammen mit Fips, vorbereiten und noch schnell zwei Drehtage in Karlsruhe absolvieren, Stress und Hektik an allen Ecken und Enden, wir rennen dauernd von einem Raum in den anderen, schichten Papiere von hier nach dort, während draußen vor der Tür ein Zeppelin verbrennt und abstürzt, was allerdings erwartet wurde, weil es eh nichts taugte, und der kleine See oder Fluss voll mit Schiffen, Booten, kleinen Dampfern ist, kaum Platz für das kleine Boot von Nata und mir, mit dem wir zwischen durchtuckern, aber ein wunderschöner Anblick, die vielen stolzen Schiffe, nur muss ich meinen Mantel von roten Flecken säubern, neben einer Mischung aus lützenkirchen-artigem und einem schon gesehenen, geträumten Bungalow, wobei mich der unrasierte Herr Andress trifft und bemitleidet, auch für den Stress mit den Drehtagen und dem Flug ins All, der ja auch unsicher ist, von wegen zurückkommen –

      – ich fliege in einem offenen Zweier-Hubschrauber zum Drehen, wo ich eine Szene inszenieren soll, in der ein Auto an einer Ecke hält, aber der Requisiteur fährt den alten Amischlitten so blöd ran, dass er längs in der Mitte auseinanderfällt • bei der Dimitroff-Wiederholung im großen Haus sind keine Texte da, auch viel weniger Leute, Redl fehlt und die Schauspieler haben eigene, handschriftliche Texte dabei; fangen einfach an, eine Frau in der ersten Reihe macht einen Zwischenruf, und sie hat recht, ich distanziere mich –

      – wir kommen zu viert in den Knast, aber ich finde die Zelle nicht, Nata blickt natürlich wiedermal durch und steht in einer Einbuchtung, in der mehrere Zellen liegen, in der auch meine ist; ein total umständlicher Zeitungstausch folgt, in dem ein Jüngling die Alten holt, kontrolliert und umständlich darüber quatscht – ich lobe die JVA Bochum, wo das alles unkompliziert lief – in einer Doppelzelle bringe ich einen riesigen Teppich mit; der andere Gefangene ist angetan, aber es ist umständlich, ihn zu legen • nach gefahrvollen Situationen komme ich mit meinem Moped auf einen Berg, wurde von Nazis verfolgt, aber dann ist alles ruhig, gelassen, schön, ein Kind im Tümpel redet mit mir, taucht unter, sprudelt das Wasser aus dem Mund, die Mutter steht im Hintergrund, sie lädt mich ein, zu bleiben, ich denke, hoffentlich merkt ihr Mann es nicht, und versteht es falsch, es ist eine wunderschöne, besinnliche, friedliche Situation – ist es ein Begräbnis oder ein Geburtstag, auf jeden Fall sind viele Verwandte da, es könnte auch eine Hochzeit von Achim oder Ähnliches sein, alles spielt sich im Garten ab, und wir wollen schnell weg, sind dann mit Inge und Jo und anderen in einen Raum und ich schmuse mit Inge, während politisch diskutiert wird, bis sie sich über mich beugt und sagt: »aber ich liebe dich doch«, was mir eher unangenehm ist, zumal Nate daneben sitzt und sauer ist und raucht, und noch geklärt werden muss, was mit den PDS-Leuten ist, die inzwischen gekommen sind, vor allem wo sich herausgestellt hat, dass eine Frau ein Spitzel ist –

      – nach einigen schwierigen Situationen gehe ich über den Hof, und kaufe Klamotten, beziehungsweise sehe mir einige im Kaufhaus an, die Verkäufer sind alle sehr nett, zuvorkommend und unaufdringlich, und im Katalog, der auf Video abspielbar ist, zeigt mir der Verkäufer eine Computersimulation eines Cockpits eines Düsenjägers, der dicht über eine Stadt fliegt, so dass man ganz deutlich sehen kann, wie ein alter Citroën Flunder seinetwegen auf einen anderen Wagen fährt, richtig halb auf ihn drauf, und alles zerdetscht ist – ich will mit dem Fahrrad von München nach Bochum, überlege aber, an der Autobahnauffahrt Obermenzing, lieber zu trampen und das Fahrrad zusammenzuklappen, aber es kommen keine Autos, bis endlich ein Manta angeröhrt kommt, und zwei Burschen gröhlend aussteigen und mit den Fingern auf mich zeigen; erst denke ich, sie wollen mich verhöhnen, dann fragen sie aber nur nach dem Weg, und kurz darauf kommt ein Filmteam, das alles mit Lastern und Bauten vollstellt, so dass ich mich mit drei wunderschönen Frauen am Bordstein schlafen lege, alle drei fummeln an mir herum, aber an sich wollen wir schlafen, bis eine zu der, die gerade neben mir liegt, sagt: »aber blasen solltest du ihm schon einen« woraufhin diese meinen Schwanz in den Mund nimmt, aber bei mir tut sich nichts, und ich denke, dass er noch glitschig ist, von der anderen Möse, weswegen wir lieber richtig vögeln wollen, aber als es gerade richtig losgeht, krächzt hinter einer Kulisse die schlecht gelaunte Regisseurin, man soll sich um sie kümmern –

      – wir kommen von hinten zum Bahnhof, um Oli und Mattias abzuholen, und die Bahnhofsuhr, auf die wir sehen, weil wir