Traumprotokolle. Christof Wackernagel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christof Wackernagel
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783866747807
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zwei Kunden auf den Stühlen sitzen, mit nassen Haaren und von zwei Mädchen geschnitten werden, weil alle zusammen beinahe vergast worden wären; ich denke: »wie ehrenvoll«, und bin eifersüchtig, aber sein Vater hatte es gerochen und Tabletten dagegen ausgegeben –

      – Nata gibt ein TV-Interview und ist ziemlich aufgeregt, es ist draußen, und viele Leute stehen herum, die alle verscheucht werden, auch ich, und sich am Fluss zusammendrängen, wo Boote vorbeifahren, oder eins, denen applaudiert werden muss, was aufgenommen wird, aber beim ersten Mal nicht klappt, also das Boot zurück, die Massen am Fluss bleiben alle stehen und noch mal –

      – Gert und ich machen einen Besuch in der Krümmede und zufällig ist bei Stefan die Tür offen und auch Besuch, aber wir sollen nicht rein, weil es schon drei sind, Gert geht aber einfach rein, ich nach, da ist Stefan sehr zurückhaltend, sogar sauer, sagt, an sich müsse er mich erwürgen, und legt sogar seine Hand an meinen Hals, aber dann weint er, seine Besucher auch, und wir gehen wieder, und auf der Treppe sagen wir nur, dass sie aber selbst schuld sind, geradezu erleichtert –

      – wir fischen in einer großen Clique am Meer mit einem Netz, aber es lässt sich nichts fangen, da schickt Ernst Renate, Oli und mich, um die Spur eines kleinen Wildschweins zu verfolgen, was wir durch den Wald laufend auch tun, wir sehen die Spur sehr gut, auch Abweichungen rauf und runter von Hügeln, bis wir auf eine Ansammlung von Kühlschränken und Herden und Küchenschränken treffen, bei denen zwei Frauen stehen, von denen eine Oli hilft einen Kühlschrank wegzutragen, während die andere bewundert, dass ich außer einem Hemd nichts anhabe, meinen Arsch streichelt, was ich gut finde, und dann streichelt sie auch noch meinen Schwanz –

      – ich besuche auf eigene Faust Libyen, in zwei Anläufen, ganz kompliziert muss ich eine bergartige Szenerie überwinden, an dicken Mauern heruntersteigen, mich von Eisenstange zu Eisenstange hangeln, die in die Mauer eingelassen sind, es geht tief runter, aber wenn ich vorsichtig jede Bewegung überlege, geht es, und unten muss ich jetzt, beim zweiten Mal, nicht über den Zaun in einen Garten, sondern durch das offene Tor, und in einer Schubkarre liegt auf dem Rücken ein dicker Mann, scheint tot, atmet aber, und auf dem schmalen Weg, es ist Nacht, begegne ich Leuten, die aus den Häusern an der Seite kommen, gemischt europäischarabisch gekleidet, ich grüße nuschelnd »Kief halik3«, obwohl ich ja keine Antwort will, außerdem vermeiden muss, dass man mich als Illegalen erkennt – und am vereinbarten Ort, einer Art Wartehäuschen, sind Nagia und Hadi, sie sehr selbstbewusst, er reserviert; ich habe meine Brille verloren, aber er gibt mir eine, die auch geht, und dann frage ich, ob der – kaum wiedererkennbare – Hammed mich wohl noch kennt: »ob ich dich noch kenne«, fragt er in fließendem Deutsch zurück, und ich bin baff, Hadi tut ganz stolz, und betont, dass Hammed besser Deutsch könne als Nagia und er, und wir gehen mit allen Brüdern, die mich zum Teil freundschaftlich anfassen, durch die Stadt, ein Kino wie in den Fünfzigern gibt es, und ein Haus hat eine Holzfassade, die man hoch- und wegklappen kann, und gerade wieder drangeklappt wird, und die Anmeldestelle mit dem Häuschen mit Fernseher und Scheißhaus, auf dem gerade einer sitzt –

      – in einem Büro will ich mit einem Freund von Uwe Marx irgendeinen Deal machen, und nachdem alles klar ist, zieht er eine Pistole und nimmt mir meine Brieftasche ab und verschwindet mit seinem Spannmann, schießt aber schon auf dem Gang und dann unten auf der Straße nochmal, mehrmals Schreie, ich erschrecke, lösche die Lichter in dem Raum, um rausschauen zu können, es liegen Leichen auf der Straße, Leute laufen rum und rufen, ich habe Angst, dass bei der Gelegenheit mein Deal mit dem Typen auch rauskommt, abgesehen von der Brieftasche und das viele Geld, das ich wiederhaben will, ich warte, bis die Bullen da sind, bevor ich den Raum verlasse, das ganze Haus ist inzwischen leer, viele Gänge, breite Gänge in Wohnbereichen, die wie Runddörfer angelegt sind, auf deren natürlich innerhalb des Riesenhauses überdachten »Plätzen« Kinder spielen können, Matratzen liegen rum, ein Mann begegnet mir, und macht mir den Vorwurf, dass ich nichts gegen die Verbrecher gemacht habe, und ich protestiere, dass mich das doch das Leben gekostet hätte, was ihn aber nicht beeindruckt, und draußen suche ich zwiespältig die Polizei, einige Bullen stehen an Stehpulten, und eine sehr nette Bullin kümmert sich um mich, legt den Arm um mich und tröstet mich –

      – eine riesige Kugel, die gerade zwischen die Häuser in der Straße passt, hebt sich langsam hoch bis unter das Dach eines hohen Hauses, auf dem an einem Absatz von hohen Fenstern zwei Männer mit schwarzen Fallschirmen stehen – der erste springt, die Fallschirm öffnet sich nicht und er matscht sich auf dem Boden fest, der zweite springt, wobei sich der Fallschirm ein wenig öffnet, und er beim Aufsetzen in die Knie geht, sich aber dann knirschend erhebt, inzwischen hat Renate eingekauft in einem Laden, in dem auch Gisela ist, und beide schauten geflissentlich aneinander vorbei, aber in der Mensa sitzt sie mit am Tisch, mir gegenüber, und Johannes Lill beklagt sich, dass sein Regenschirm schon wieder weg ist, ein seltenes Exemplar von seiner Großmutter, immer das gleiche Problem, er hat ihn wieder und zieht klagend ab, Gisela liegt halb auf zwei Stühlen und räkelt sich, über dem Mini der offene Bauchnabel, ich will unter dem Tisch ein wenig wixen, muss aber aufpassen, dass sie es nicht merkt, auch der Typ nicht, der noch am Tisch sitzt – dann kommt endlich Nata, und wir gehen alle –

      – lange spaziere ich auf einer riesigen Baustelle herum, halbfertige Böden, durch die man abstürzen kann, Räume, die später meine werden könnten –

      – Disco im Schulzentrum, erst bei den Jüngeren unten, wo ziemlich viel los ist, dann aber ist meine Jacke weg und ich gehe nach oben, wo bei den Älteren weniger Leute sind, aber mehr Alternative und Aufwand wie kaltes Büfett; als ich im Garderobenraum mir von jemandem in Sachen verlorene Jacke etwas zeigen lasse, sehen wir, wie im Raum daneben einer heimlich neben Spinde pisst; er sieht sich um und bemerkt nicht, dass wir ihn durch längliche Schlitze in der Wand sehen können –

      – ich spiele eine Rolle wie Marquard, das ganze Stück auf der Bühne, aber nur ein Satz am Schluss, und nachdem ich den gesagt habe, müssen alle Schauspieler hinter mir als Bischöfe über die Bühne, es gibt Gerangel mit dem Vorhang, hinter mir Redl, das Publikum darf auch mit auf die Bühne und muss mitbeten, und dann ist Ende, aber unklar, wie es nun mit dem Applaus geht, man bereitet sich auch gleich auf die Premierenfeier vor, Redl verabschiedet sich vor mir mit Handschlag, ich muss mich noch umziehen und Marquard verwechselt die Hemden, geht nach hinten, in die Verschlingungen der riesigen Hinterbühne; ich höre ihn sprechen, aber als ich hingehe, ist es ein junger Mann in langem Mantel mit schwarzem Bart und Hut, den ich nicht kenne – nach längerem Hetzen lande ich in einem Burgcafé neben einem Fluss, schmal, nur ein paar Tische, aber man kann zum Ufer runtersehen, von wo sie kommen sollen, und dann sind sie auch endlich da, Fips, Ebby mit Sonnenbrille und Angelika Müller, Barbara Rudnik soll auch kommen, und Nata ist auf dem Rückweg komisch –

      – bei Wolfgang Stein in einem dunklen Zimmer, Redl auch da und es geht um eine neue Szene, die für den »blinden Fleck«, Stefan, geschrieben werden muss, draußen ist aber erstmal das kalte Büfett, von dem ich eine Butterbrezel nehme, dann aber erstmal mit zwei Frauen zu Fuss zum Wald gehe, an einem Brokkolifeld vorbei, in das ich tumb hopse –

      – Nata und ich im Wald, plötzlich fällt, beziehungsweise rutscht sie einen Abhang hinunter, und ich brauche ewig, sie wieder zu finden, erst im Dorf wieder • es sind säckeweise angebrochener, gekochter Reis übrig, die ich alle haben könnte, lagern in einem Hafengebäude, aber ich könnte sie erst ab Januar gebrauchen • Fips, Julia und mir ist gekündigt, im Job, es ist ernst, aber das Haus bleibt uns, in dem ich jetzt allein bin; ich steige die Treppen hoch und entdecke noch ein Zimmer unterm Dach, raffiniert versteckt, mit kleinem Schreibtisch, zwei leicht versetzten Ebenen, viel Licht –

      – Antiimp-Veranstaltung, bei der ein Typ agitiert, der auch Geissler kennt, ich sage, dass ich mit dem nichts zu tun haben will, und beim nächsten Auftritt singt er ein Liebeslied, nach dem im Saal eisiges Schweigen herrscht, mindestens hundert Zuschauer schweigen, einer reckt die Faust, und der Entertainer/Agitator muss die Schlappe wiedergutmachen, zelebriert ein Ritual, mit dem er alle wieder in seinen Bann bekommt: ein Bananenbaum, wie ein Apfelbaum, aber mit lauter einzelnen Bananen bestückt, steht in der Mitte der Arena, drumherum lauter nackte Männer, die sich ritualartig bewegen, und langsam schreitet der Agitator von der Seitenempore runter, auch nackt, sein Schwanz hängt wie eine Banane herab, und in der ehrfürchtigen Stille schreitet er auf den Bananenbaum