Traumprotokolle. Christof Wackernagel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christof Wackernagel
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783866747784
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einen ziemlich wilden weißen Hengst zügeln, satteln, reiten; er rast an meinem Zügel, schräg bis fast zum Boden im Kreis um mich rum: es geht entweder ums Drehen oder Goethe ist tatsächlich dabei, eine Kutsche steht auch herum, Julia scheint darin zu sein –

      – Gert und ich wollen Mirijam besuchen, sie wohnt in einem Atrium-artigen Haus, ich will in der jetzigen Situation eigentlich nicht, aber Gert drängt darauf, dass wir »nur kurz« gehen, er läutet, da sage ich, dass ich noch mal schnell zum Wagen gehe und ein Buch hole, es ist mir einfach zu peinlich, aber als ich zurückkomme, ist Gert schon drin - die Begrüßung hatte ich noch gehört -, und ich finde die Tür nicht, weil vor den Türen Liegen stehen, auf die ich mich lege und lese und in die auch die Klingeln einbaut sind, aber nirgends der Name Glaser zu sehen ist; stattdessen kommt eine Durchsage des bischöflichen Nachrichtendienstes, dass eine Frau Glaser irgendwo abgelebt, was noch umständlicher formuliert wird, gefunden wurde; es muss wohl die Mutter oder Schwester von Mirijam sein –

      – Brief an Ernst mit Geldbestellung: »wenn ich da nicht gespart hätte, hätte ich das letzte mal schon fünfhundert und nicht dreihundertundfünfzig haben müssen« –

      – ich will die Zelle putzen, da legen sie meine Sig Sauer auf den Tisch; erst bin ich unsicher, ob sie es auch tatsächlich ist, aber dann nehme ich sie und entsichere sie und sage zu Gert, dass mich das entspannt, wie wenn man nach Hause kommt, erst nochmal alles abcheckt und dann das Ding entsichert und sich lockert –

      – Hélène taucht auf einer festivitätsartigen Szenerie im Freien auf, ziemlich aufgedonnert und nicht wie früher – und sie ignoriert mich völlig und offensichtlich bewusst; erst viel später wendet sie sich mir zu, und wir gehen in eine Hütte, wo wir uns eng nebeneinander setzen und sie mir was sagen will – aber dann steht sie auf und geht; irgendjemand fängt an, meine Hoden zu quetschen, dass es weh tut –

      – in einer bibliotheksartigen Szene werde ich dem Direktor vorgeführt, der ein Bulle sein könnte, oder ein Psychiater, und es beginnt eine verhörartige Situation, die auch eine gruppendynamische Sitzung sein könnte; andere, zum Direktor haltende Leute, sind noch dabei: »wann wollen Sie endlich aufhören damit«, fragt er; »wie?«, frage ich, und sage, dass es keinen Sinn habe, so zu reden, er aber wiederholt seine Frage immer wieder mit großer Dringlichkeit: »wann werden Sie religiös?«, fragt er dann – ich erkläre, dass ich Naturalist sei, aber niemanden verachte, der religiös sei, komme mir dabei aber liberal vor und frage mich, ob das richtig ist – stur fragt er weiter, und plötzlich bekomme ich Angst, dass ich hypnotisiert werden soll –

      – ich will in ein Bad, in dem in der Badewanne eine Frau mit einem wunderschönen großen Busen sitzt und sich wäscht: sie schimpft und will uns nicht reinlassen, weil sie keine Schwulen sehen will, weswegen ich beschämt und empört bin, weil ich ja gar nicht schwul bin; ich versuche, es zu überspielen, indem ich von der Druckereizeit mit den Persern erzähle, dabei aber plötzlich vergesse, was ich eigentlich sagen wollte –

      – die Frau aus gutem Hause, großer Familie, die ein Kind von mir kriegt, sitzt am Nicolaiplatz am Tisch und ich brate ihr einen Toast mit Rührei, Wurststückchen, Tomaten und Zwiebeln, was ihr Bruder gut findet; Ebby ist auch in der Gegend – ich locke sie weg, wir fahren im Bus durch Wattenmeergegend und ich frage, ob sie auch in Süddeutschland leben könne, mit mir, aber sie lehnt ab, sehr von oben herab –

      – geplante Band mit Fips wird besprochen, vor einer Kneipe, mit einem Afrikaner – in meiner Wohnung geht das Gespräch weiter, aber gegenüber soll eine Frau aus einem ziemlich verfallenen Haus mit vielen Stockwerken rausgeschmissen werden und wir überlegen zusammen mit dem Afrikaner, was man dagegen machen kann, wobei mir einfällt, dass ich Fips noch erzählen muss, dass er in der Band mitspielen will –

      – nachdem wir den Aufzug eines großen Hochhauses betreten haben, stellt sich heraus, dass dort der totale Horror herrscht, welcher Art, ist unklar, wie in Horrorfilmen, in denen man die Ursache nicht sieht: oben auf dem Dach droht das Haus zu zerbrechen und umzukippen, aber ich warte im ersten Stockwerk auf die anderen und will so lange pennen, aber es kommen unerwartete und ungewollte Leute, weswegen ich gezwungen bin, wieder in den Aufzug zu fliehen –

      – wir haben von den Hardebekern beziehungsweise Ede den Wagen, einen alten Bus geliehen und es klappt nicht mehr, ihn rechtzeitig zurückzubringen, dazu kommt, dass ich einen Leistenbruch kriege, ein Knochen steht aus der Leistengegend heraus, Überlegung ist, Ede nach Hardebek zu fahren, wieder zurückzufahren, alles zu erledigen, den Wagen wieder hochzubringen und mit dem Zug zurückzufahren: dann könnte man aber gleich den Zug nehmen, weswegen Julia sauer auf Fips ist, und so malen wir zum Trost eines von meinen Bildern als Wandbild – ich muss nur auf meinen Leistenbruch aufpassen –

      – ich verabrede mit Bundespräsident Carstens während einer Feierstunde, in der alle Abgeordneten der Bundesversammlung zusammen sind, dass er eine Neuwahl des Bundespräsidenten anleiert; wir sind in einem Hinterzimmer – ich erkläre mich bereit, die Anordnung dazu hinaus zu tragen; unklar nur, wer es werden soll, ob wieder Scheel oder wer? – ich suche lange den Artikel im Archiv, der mich darauf brachte –

      – bekomme ein Buch in die Hand, in dem alle alternativen Druckereien in der BRD beschrieben sind und ein langer Bericht über Fantasia drin ist, in meiner Handschrift, mit vielen Fotos; danach Gespräch mit einem Typen, der dort Obermacker zu sein scheint und der nicht O.K. findet, was ich sage; hinterher Gespräch über Verhaftungen von Leuten, wobei er mich mit »Sie« anredet – ich frage Silvi, ob sie wieder wie früher mitkommt, aber sie sagt, sie sei verliebt und es gehe nicht –

      – gehe von einer Hügelkuppe, auf der ein gewächshausartiges Gebäude steht, von dem aus ich irgendeine Szenerie beobachtet habe – weit übers ganze Land, nachts, beleuchtet – langsam seitlich runter weg und schlafe im Gehen ein, ohne dass ich es verhindern kann, kriege es aber voll bei Bewusstsein mit, und auf einem gegenüberliegenden Berg erscheinen Kleinanzeigen, neben mir aber ein bärtiger Freak, der dort eine Flugkarte nach Südamerika annonciert hat und sie mir andrehen will, dabei aber selbst zugibt, dass dann ja rauskäme, dass er nur nach Berlin will; dann sieht er meine alte, runde Brille und will sie kaufen, baut, schraubt sie erst zusammen und bietet dann fünfzig Mark »pro Glas« und dann »pro Träger« –

      – für dreihundert Mark bin ich Versuchskaninchen im Max-Planck-Institut und fahre, längs auf einer Minischwebebahn liegend, mit dreihundert km/h durch eine lange, kurvenreiche Strecke, die wie ein kleiner Kanal in den Boden gelassen ist, muss dabei ein schwarzes Plättchen hochhalten, das funkt - und diese Funken sind der Zweck des Experiments: intermediale Z-Bosone -; ich werde von einem Mann begleitet, der Ähnlichkeiten mit Ernst Piper hat; für den Rückweg tauschen wir, ich liege vorne, es ist jetzt gefährlicher, ich liege mit dem Kopf nach vorne, aber alles geht gut, obwohl auch eine Gleitschiene reibt, plötzlich sehr altmodisches Modell, und, zurück angekommen, empfängt mich eine Wissenschaftlerin im weißen Kittel und bedauert, dass alles nicht geklappt hat, das nächste Mal vielleicht – ich freue mich einfach, dreihundert Mark verdienen zu können und nicht drehen zu müssen; das Ganze spielt in einem U-Bahn-artigen Gewölbe unter der Erde und Ernst Piper ist sofort beim Chef verschwunden, denn er ist CDU-Mitglied und will hoch hinaus, und kurz bevor ich aus dem Gewölbe heraussteige, sehe ich, schräg unten, Helmut Kohl am Schreibtisch sitzen und zwinkere ihm zu: »der Piper will wohl Ihr Nachfolger werden«; er grinst, und beim Hinausgehen höre ich noch, wie er zu jemandem sagt: »spielen mit offenen Karten heute, mit ganz offenen Karten« –

      – wache morgens auf, und in allen Zimmern sind zurückgekommene Leute, die mich verschieden intensiv begrüßen; in einem anderen Zimmer rege ich mich künstlich auf und habe großen Lacherfolg: was das denn hier für ein Laden sei, »das allerletzte Matratzenlager mit leichtem Geruch« – »allerdings«, entgegnet Sonja, »nach dir«; im Wohnzimmer schneidet Paul Brot und bittet mich, es zu toasten, um die anderen aus den Betten zu kriegen; ich frage, was es Neues gibt, und will aufgeklärt werden: er erzählt, dass Felix mit der Freundin von Helmut Qualtinger zu einem Treff fuhr, aber in den Bergen einen Unfall hatte, der Wagen über dem Abgrund hinge und er Fahrerflucht begangen habe, Qualtinger sei informiert, wir wüssten aber nicht, wo Felixens und Qualtingers Freundinnen gelandet seien –

      – Klavierkonzerte von Rudolf Buchbinder und Hans