Traumprotokolle. Christof Wackernagel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christof Wackernagel
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783866747784
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und in einer der nächsten Kurven ahne ich, dass es diesmal in die Hose geht: prompt trägt es uns raus – wir sind aber sofort draußen und der Wagen fällt in ein Loch, verpackt und unbeschädigt, und als wir ihn rausheben, sage ich, pass auf, dass es keinen Kratzer gibt, damit keiner etwas merkt –

      – nachdem ich mit Annemarie und Sabine aus einem Tunnel gekommen bin, der in ein kompliziertes Gewirr von Straßen, Brücken und Unterführungen mündet, wo wir Lucius − mit dem Auto! − erwarten, holt mich ein Typ ab, der mir dauernd zeigen will wie viel Erfahrung er schon hat mit Illegalität, ich frage mich, ob er etwa von der RZ7 ist, und als wir eine Straßenschlucht des Gewirrs überqueren müssen, macht er es total umständlich und kraftraubend, während ich einfach runterspringe, drüberlaufe und drüben wieder hochklettere, und trotzdem meint er, seine Methode sei besser gewesen, denn wenn wir gesehen worden wären, hätte derjenige, unter Umständen sein Vater, wegschauen müssen, also setzen wir uns an einen Spielplatz vor einer Hochhaussiedlung; es ist Nacht und er fragt, ob ich auch die Briefe bekommen habe, die für mich vorbereitet seien, z. B. ein winziger von seinem Vater, ich verneine und er will einen neuen schreiben – wir sitzen an einem Steintisch – da höre ich plötzlich Flüstern und sage ihm, er solle still sein: Kinder flüstern in den Fenstern des Hochhauses, obwohl sie schon längst im Bett sein müssten, ein Kind fragt, ob es das Tintenfass des anderen haben kann, das verneint, weil es es selber braucht, das andere besteht darauf, eine wahnsinnig schöne Stimmung –

      – ich gehe mit meiner Mutter in Bad Cannstatt zur Endstation der Straßenbahn – sie geht den einen Weg, ich den anderen und wundere mich, dass die Straßenbahn dort gar nicht ist, da höre ich sie rufen und sie befindet sich in einer Parallelstraße – an der Haltestelle sitzt sie mit einem Mann und sagt: »… und in dem melancholischen Texas –« – ich unterbreche sie und frage: »woher weißt du, dass Texas melancholisch ist?« –

      – ich stehe mit Fips in der Vorhalle des Max-Gymnasiums, die Schüler strömen die Treppe runter und plötzlich kommt Uli, sie kann es kaum fassen und schüttelt immer wieder entgeistert den Kopf –

      – ich will Silvester feiern, da kommt Claus und lädt uns ein mit zu kommen, da aber Angelika eben anruft, muss er warten, ich sage, ich sei schon mit Volker und Elisabeth verabredet, aber von denen will er nichts wissen –

      – und auf der Straße treffen wir drei Rockstars von früher, die alt geworden sind: Eric Burdon, weißhaarig, total verrunzelt, eine Frau, ebenso, zahnlos und noch einer – ich will mit ihnen eine Komödie machen, und wir quetschen uns alle in ein winziges Auto, um zum Produzenten zu fahren, ich sehe im Rückspiegel ein hellblaues Auto kommen, einen uralten Opel, und fahre trotzdem raus, es passiert aber nichts; ich sehe die drei Plattencover mit den faltigen Gesichtern der achtzigjährigen Rockstars –

      – auf der Suche nach dem verschwundenen Heinar Kipphardt –

      – den jungen Böll getroffen –

      – total umständliche und professionell scheinende Methode der Filmentwicklung: auf der einen Seite stehen der Regisseur und die Hauptdarsteller, auf der anderen Seite einer Glasscheibe stehen die Chemikalienbecken, in denen der Film liegt, der von einem Beleuchter mit einer riesigen Lampe angestrahlt wird, was von einem technischen Leiter überwacht wird; im Gang davor Hans-Jochen Vogel, ohne Bewacher, nur von seinem sehr jungen Sohn begleitet; wir unterhalten uns über die Glaubwürdigkeit von Politikern, bis wir an eine Bushaltestelle in Freimann kommen, wo ich mein Fahrrad stehen habe –

      – der bärtige Fritz Teufel und ein fast genau gleich aussehender Typ stehen an der Grenze und zwinkern den Zöllner so lange an, bis der misstrauisch wird –

      – Sabine, Erika und ich überqueren einen Berg, der immer steiler und unwegsamer wird; am gefährlichsten wird es auf dem Gipfelkamm, nach dem der Abstieg aber dann ganz rasch und einfach geht –

      – ich wurde in eine andere Zelle verlegt, in der die Klospülung nur schwer geht –

      – in einer größeren Wohnung Bett nicht gemacht, Badewanne nicht geputzt; ich versuche, es auf eine Frau, die Claudija sein könnte, abzuwälzen, merke aber, dass das so nicht geht, will es selber tun, da ist es aber schon gemacht, von einer Frau, die Silvia Widmersklingen sein könnte, die aber in eine Art Gästebuch sehr freundlich und in Schönschrift, mit blauer Tinte, geschrieben hat, dass es eine Sauerei von mir sei –

      – in einer Familie, die Zauners sein könnten, machen wir Spiele, die hauptsächlich daraus bestehen, Sachen irgendwohin zu werfen, z. B. Reis, ähnlich wie Pfennigfuchsen; ich will auch, aber dann wird ein Film angeschaut, den »Franzosen«, gegen den sich einige sträuben und der sich als Horrorfilm entpuppt, Hände mit Flügeln steigen aus Sümpfen und ähnliche Monster, ich finde es scheußlich und schaue weg, sage, dass ich ja davon träumen werde; der Familie ist es peinlich, was ihr Gast von ihnen denken könne, und sie machen aus und zeigen einen Bericht über Dreharbeiten von Christian Geissler über Pershing I, der Schwierigkeiten mit dem Tonmann hat; außerdem ist der Kommandant fassungslos, dass die Pershing I bereits heimlich mit der Pershing II ausgetauscht worden ist, irgendwelche Durchmesser wurden einfach ausgeschliffen; das Team, das ich kenne, entdeckt mich, in einem Unterstand sitzend, und zwinkert mir freundlich zu –

      – mal wieder: Flugzeugabsturz vom obersten Stock eines Hochhauses gesehen, es landet schräg, praktisch in der Kurve, und das auch noch bei Schneematsch und vereistem Regen, kommt natürlich sofort ins Schleudern und zerbricht und fängt Feuer –

      – mit Stefan und Rolf zusammen: Stefan hat eigene Kleider, ein vollgeschriebenes A5-Schulheft, in dem er einen Brief an Anne, New York, geschrieben hatte, außerdem hatte er Ausgang und erzählt davon –

      – zwei Gänse und ein Kanarienvogel machen so viel Krach, dass sie getrennt werden − bin Gast bei einer Familie in einem Bauernhof – der Kanarienvogel wird zum Vater der Familie auf die andere Seite gebracht, wo die Probleme aber nicht aufhören, weswegen ich auf die bröckelige Mauer steige und versuche, ihn weg zu locken, da kommen von der anderen Seite laut schnatternd die Gänse wieder angewatschelt und aus dem Haus die Mutter, die nicht weiß, was sie machen soll; inzwischen kommen von allen Seiten noch mehr Tiere, vor allem Hunde, die alle erwartungsvoll lächelnd und schwanzwedelnd zu mir hochschauen und wollen, dass ich alles kläre, da zerbricht die Mauer, auf der ich stehe in lauter saubere einzelne Ziegel, mit denen ich eine Kellertür von innen zumauern will, der Vater kommt und befürwortet das, will mit mir übers Wochenende eine provisorische Klemme zwischen Boden und Decke hin machen, die aus einer Stange besteht, die in zwei Halfter geschraubt werden muss, die sich mit einer Art Rätsche festzurren lassen, irgendwas klemmt aber und ist hoffnungslos verbogen –

      – ich komme in Paris an, wo ich bei irgendeiner Familie wohne, die Straubs ähnlich ist, und wo ich als Erstes Silvia Gottlieb, die ja an sich Baslerin ist, anrufe, es klappt erst nicht mit der Verbindung, aber plötzlich ist sie dran und freut sich sehr, lädt mich für Donnerstag zum Essen ein, abends, alles Weitere ist offen; ich frage, ob ich bis Donnerstag bleiben kann und kriege dann vom Gastgeber zu hören, dass es zwar ginge, ich aber abends zurück müsse und nicht dort – also mit ihr – schlafen könne; ich entgegne verärgert, dass das gar nicht geplant sei, bin aber doppelt sauer, weil ich es natürlich wollte und der mir nichts zu sagen hat, und dahinter steckt mit Sicherheit Olga, die mich gebracht hatte und das Telefonat mitgekriegt hat, sich jetzt mit dem Sohn des Hauses, der wie Volker Speitel aussieht, unterhält, ohne mich zu beachten –

      – ich bin mit Fips auf und vor einem magischen elektronischen Hochhaus, das sich uns selbst vorführt, z. B. indem eine Stimme erklärt, dass »wir« jetzt kommen, angreifenderweise oder zu Hilfe kommend, woraufhin wir weit hinten am Ende der Stadt – es ist Nacht, aber es kann sein, dass das auch alles nur Spiel und Atrappe ist – auf dem See ein Schiff ankommen sehen, das aber selbst nur aus elektronischen Symbolen besteht, dort steigen eine Menge leuchtender Menschensymbole aus und hetzten auf Umwegen, aber äußerst schnell durch die Stadt, umkreisen zigmal erst noch das Hochhaus, bevor sie sich drin verteilend ganz nach oben fahren; dort wollen wir auch hin und rasen über Treppen und Rolltreppen, die nicht funktionieren, unklar begleitet von der Stimme, die auch als Mensch in Erscheinung tritt; eigentlich wollen wir ganz hoch, aber am Ende einer geländerlosen Treppe ist eine Tür, hinter der etwas