...denn ihrer ist das Himmelreich. Jost Müller-Bohn. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jost Müller-Bohn
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Учебная литература
Год издания: 0
isbn: 9783869548739
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wollen wir beten: Die zum Herrn schrien in ihrer Not und er führte sie aus ihren Ängsten, die sollen dem Herrn danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut. Amen.

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      21.

       Februar

      „Der Herr wird ihn erquicken auf seinem Lager; du hilfst ihm auf von aller seiner Krankheit.“

      Psalm 41,4

      Vier Mädchen spielten im Schnee, sie bewarfen sich mit Schneebällen und trieben allerlei Unsinn und Schabernack. Dabei kamen sie auf den Gedanken, einmal bei der alten, wunderlichen Nachbarin ins Fenster hineinzuschauen. Für die Kinder hatte es einen besonderen Reiz, diese Frau zu stören, denn dieses uralte Mütterlein konnte seit Jahr und Tag nicht mehr aus dem Haus gehen. Stundenlang lag sie einsam auf ihrem Bett und konnte sich nur mühsam auf Krücken fortbewegen. Im Sommer setzte sie sich ab und zu noch ans Spinnrad. Aber die Kinder des Dorfes ärgerten diese alte Frau immer wieder, deshalb konnte die Kranke die ungezogenen Kinder nicht mehr leiden.

      Als die Mädchen nun an das Fenster kamen, sahen sie die alte Frau mit ihrem faltigen Gesicht am Tisch sitzen und in einem Buch lesen. Aus lauter Übermut klopften alle vier Mädchen gleichzeitig mit großer Wucht an die Fensterscheibe, so dass die Alte einen furchtbaren Schreck bekam. Sie stand auf und drohte den Kindern mit der Faust. Die aber rannten wie der Sturmwind davon. Das älteste der Mädchen, das schon zehn Jahre alt war, wurde daheim sehr unruhig. Sie dachte: ob es wohl recht war, dass wir die alte Frau, die schon so einsam und krank darniederlag, so erschreckten? Sie schämte sich, weil ihr Gewissen sie verklagte.

      Im Garten blühten im Schnee die ersten Schneeglöckchen. Schnell pflückte das Mädchen einen kleinen Strauß, den wollte sie der Kranken bringen. Aber sie hatte große Angst, denn da die Frau sie gesehen hatte, hätte sie noch sehr böse sein und sie vielleicht sogar mit der Krücke schlagen können. Deshalb nahm sie ihr kleines Brüderlein, das noch nicht laufen konnte, auf den Arm und ging zum Haus der Nachbarin.

      Mit klopfendem Herzen läutete das Mädchen an der Tür der alten Frau. Zornig stand die Alte vor den Kindern. „Ich möchte Ihnen gern eine Freude machen und mich entschuldigen. Deshalb bringe ich Ihnen das Sträußchen hier.“ Dabei streckte sie ihr die Schneeglöckchen entgegen, während sie das Brüderchen fest auf dem Arm hielt. „Du willst mir eine Freude machen, Kind? Das hat schon lange niemand mehr getan! - Na, dann kommt ihr beiden mal zu mir ins Zimmer.“ Die alte Frau war durch ihre Krankheit so schwach, dass sie sich gleich wieder aufs Bett legen musste. Auf dem Tisch sah das Mädchen ein Gesangbuch liegen. „Darf ich Ihnen etwas aus dem Gesangbuch vorlesen?“ fragte es.

      „Oh, sehr gern, mein Kind, meine Augen werden immer schwächer, darum bitte ich täglich zu Gott, dass er mir noch so viel Augenlicht erhält, um in der Bibel und im Gesangbuch lesen zu können. Aber das geht nur recht mühsam. Nun schickt dich der Herr und ich freue mich, dass du mir etwas vorlesen möchtest.“

      Das Mädchen setzte das kleine Kind zu der alten Frau aufs Bett und begann zu lesen:

      „Immer muss ich wieder lesen in dem alten, heilgen Buch,

      wie mein Herr so sanft gewesen, ohne List und ohne Trug.

      Wie er hieß die Kindlein kommen, wie er hold sie angeblickt

      und sie auf den Arm genommen und sie an das Herz gedrückt.

      Wie er Hilfe und Erbarmen allen Kranken gern erwies

      und die Blöden und die Armen seine lieben Brüder hieß.“

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      Die alte Frau weinte vor großer Freude. Von jetzt an kam das Mädchen täglich und las der Kranken aus der Bibel und aus dem Gesangbuch etwas vor. Danach kniete es nieder und betete, wie wir es jetzt auch tun wollen:

      „Kranken Herzen sende Ruh nasse Augen schließe zu.

      Hab auf alles gnädig acht; schenk uns eine gute Nacht!“ Amen.

      22.

       Februar

      „Sei nicht unter den Säufern und Schlemmern: denn die Säufer und Schlemmer verarmen und ein Schläfer muss zerrissene Kleider tragen.“

      Sprüche 23,20.21

      Ihr habt gewiss schon einmal einen betrunkenen Menschen gesehen, wie er durch die Straßen torkelt und allerlei dummes Zeug redet. Wer Schnaps und viel Wein oder Bier trinkt, der wird betrunken und weiß nicht mehr, was er redet und kann auch nicht mehr gerade laufen. Manche Männer versaufen ihr ganzes Geld. Ihre Kinder haben nichts zum Essen und kaum Kleider zum Anziehen. Es herrscht viel Not und Elend in solchen Familien. Einige Männer schlagen sogar ihre Frauen, wenn sie betrunken sind. Manche werden so zornig, dass sie die ganze Wohnungseinrichtung zerstören. Andere setzen sich im Alkoholrausch ins Auto und wollen in diesem Zustand den Wagen lenken. Viele sind dabei schon tödlich verunglückt oder haben andere Menschen, die nichts getrunken hatten, totgefahren. Darum lesen wir in der Bibel, dass wir keine Säufer sein sollen.

      Als kleiner Junge wurde ich von einer Familie zur Konfirmation eingeladen. Diese Familie war sehr arm. Die älteste Tochter hatte Konfirmation. Das ist eine Einsegnung, die Kinder bekommen, wenn sie ungefähr 14 Jahre alt sind. Sie sollen dann in der Kirche versprechen, dass sie Gott gehorsam sein wollen. Zu diesem Fest werden die Bekannten und Verwandten eingeladen. Aber der Vater, die Mutter und die Kinder dieser armen Familie lasen nie in der Bibel und glaubten auch nicht an den Herrn Jesus. Als der Gottesdienst zu Ende war, gingen sie alle nach Hause und begannen nun, auf ihre Weise zu feiern. Sehr viel Schnaps und Wein wurde getrunken. Ich war damals erst sechs Jahre alt und wollte nur Kuchen, Schokolade und Bonbons essen. Da gaben mir die anderen Kinder, die schon etwas älter waren, ein Glas mit Rotwein zu trinken und sagten, es wäre Himbeersaft. Sie hatten in den Wein Zucker geschüttet, damit ich es nicht merken sollte. Dieses rote Getränk schmeckte sehr komisch und kratzte so im Hals.

      Als ich später die Treppe hinunterging, um nach Hause zu gehen, wurde mir ganz schwindlig. Dann klingelte ich an unserer Haustür. Die Mutti öffnete, bemerkte aber nichts, sondern ging zu meinem Brüderchen, das noch sehr klein war. Bei mir drehte sich alles im Kopf herum, ich wusste gar nicht mehr, wo ich war.

      Ich taumelte zum Küchenschrank und begann, die Töpfe, Backformen und Pfannen auszuräumen. Als meine Mutti kam, wollte ich gerade in den Schrank klettern. „Was machst du denn da, Junge?“ rief die Mutti ganz entsetzt.

      „Ich will schlafen gehen, das ist doch mein Bett“, lallte ich. Energisch zog die Mutti mich aus dem Schrank, da bemerkte sie, dass ich betrunken war.

      „Pfui! wie stinkst du denn, du bist ja betrunken!“ sagte sie. Mir war damals so elend, ich musste mich übergeben und hatte mächtiges Bauchweh.

      Am nächsten Morgen dachte ich: Nein, ich will nie wieder Alkohol trinken, sonst geht es mir wieder sehr schlecht.

      Seht ihr den betrunkenen Jungen zwischen den großen Weinfässern liegen? Er sollte für den Wirt Wein holen und hat nun selbst davon zu viel getrunken. Nun geht es ihm genauso übel und schlecht, wie es mir damals ging. Wenn Kinder zu viel Wein trinken, können sie sehr krank werden oder auch sterben. Viele Menschen sterben sehr früh, weil sie viel Alkohol getrunken haben.

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      Nun wollen wir beten: Lieber Gott, wir wollen keine Säufer werden, denn dann kommen wir in viele Sünden und machen unser ganzes Leben damit kaputt. Bewahre uns und hilf den Kindern, deren Väter Trinker sind, damit sie nicht von ihnen geschlagen werden. Amen.

      23.

       Februar

      „Habe deine Lust am Herrn; der wird dir geben, was dein Herz wünscht.“

      Psalm 37,4