Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745213447
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      9

      Clive Caravaggio hämmerte mit der Faust gegen die Wand des Besprechungszimmers, nachdem Shane Kimble abgeführt worden war und Cheyenne Masters mit einem triumphierenden Lächeln im Gesicht und ein paar spitzen Bemerkungen auf der Zunge den Raum verlassen hatte.

      „Das darf doch alles nicht wahr sein! Was spielt dieser Kerl für ein Spiel?“

      „Die Kids in der Bronx sehen in ihm so etwas wie ein Vorbild“, meinte ich. „Jemand, der nur das Pech hatte, von einem Kumpel verraten worden zu sein und deswegen im Knast sitzt.“

      Milo nickte. „Wenn er jetzt einen seiner Leute in die Sache hineinzieht, macht er genau das, was Dustin Jennings mit ihm getan hat und er wäre unten durch.“

      „Aber was nützt ihm dieser Ruhm?“, fragte Orry kopfschüttelnd.

      „Offenbar nützt er ihm mehr, als ihm die Kooperationsverweigerung mit uns schadet“, gab ich zu denken. „Wenn die Gerüchte stimmen, und er wirklich noch Einfluss auf die Geschäfte seiner Gang hat, dann ist der legendäre Ruf, den er genießt ein wichtiger Faktor dabei, wie ich mir vorstellen könnte.“

      „Dazu kommt noch, dass er hier auf Rikers Island ja wohl nicht das einzige Mitglied der SOUTH BRONX TIGERS ist, das hier einsitzt“, meinte Milo. „Er hat auf diese Weise immer eine Truppe von Paladinen in seiner Nähe.“

      „Männer, die möglicherweise über ihre Anwälte und andere Besuchskontakte eine Verbindung nach draußen herstellen, falls man Kimbles eigene Besuchsmöglichkeiten aus Sicherheitsgründen einschränken sollte!“

      Clive atmete tief durch.

      „Wir fangen wir also ganz von vorne an.“

      „Ich würde sagen, es wird Zeit, dass wir uns diesen Dustin Jennings mal vorknöpfen“, meinte ich. „Ich zumindest wüsste gerne mal seine Version darüber, was damals zu Kimbles Verurteilung führte. Das Verschwinden der Waffe spielte doch sicher auch eine Rolle.“

      „Zumindest könnte Jennings dazu eine Aussage machen“, stimmte Clive zu „Dann würde ich vorschlagen, dass du und Milo ihn aufsucht, während Orry und ich einen andere Ansatzpunkt verfolgen.“

      „Einen anderen Ansatzpunkt?“, fragte Milo erstaunt und hob dabei die Augenbrauen. „Habe ich irgendetwas verpasst?“

      „Orry und ich werden uns die Besucher von Kimble aus dem letzten halben Jahr vornehmen“, meinte Clive.

      10

      Es stellte sich heraus, dass Kimbles Besuchsmöglichkeiten bereits eingeschränkt waren – und zwar auf Antrag von Staatsanwalt James Longoria, der im Zuge der Ermittlungen gegen mehrere andere Mitglieder der SOUTH BRONX TIGERS den begründeten Verdacht gehabt hatte, dass Kimble seine Besuchszeiten dazu nutzte, um die alten Geschäfte weiter zu führen.

      Die Besuchslisten aus der Zeit vor dieser Beschränkung legten das nahe. Ehemalige Gangmitglieder und vermutete Partner im Drogengeschäft hatten sich da die Klinke in die Hand gegeben.

      Vor drei Monaten war damit jedoch Schluss gewesen.

      Die Besuche waren auf Verwandte ersten Grades und seine Anwältin eingeschränkt worden. Mehr hatte Longoria beim Gericht nicht durchsetzen können.

      Außer Cheyenne Masters stand noch eine gewisse Teresa Johnson in den Besucherlisten. Sie war die Mutter seines dreijährigen Sohnes namens Edmond. Nach einem DNA-Gutachten, das Cheyenne Masters bei Gericht vorgelegt hatte, war Kimble der Vater dieses Jungen. Der Richter kam zu dem Schluss, dass es die Rechte dieses Jungen in unzulässiger Weise einschränken würde, wenn man ihm den Umgang mit seinem Vater untersagte. Longorias Argumentation, dass auch Teresa Johnson Teil von Kimbles Organisation sein könnte, wurde seinerzeit als nicht ausreichend belegte Behauptung zurückgewiesen.

      Teresa Johnson wohnte in einem Apartmenthaus Ecke East 68th Street und York Avenue in der Upper East Side.

      Clive und Orry trafen dort etwa zweieinhalb Stunden nach der Unterredung mit Shane Kimble und seiner Anwältin ein.

      Das Haus, in dem Teresa Johnson ihre Wohnung hatte, gehörte der mittleren bis gehobenen Kategorie an. Die Brownstone-Fassade war frisch renoviert, und es gab einen privaten Sicherheitsdienst, der rund um die Uhr die Augen offen hielt.

      Flure, Empfangshalle und der Bereich vor dem Eingang waren mit Überwachungskameras bestückt.

      Mit dem Aufzug fuhren Orry und Clive in den fünften Stock. Wenig später standen sie vor Teresa Johnsons Wohnungstür.

      „Ja, bitte?“, fragte eine weibliche Stimme über die Sprechanlage.

      „Sind Sie Teresa Johnson?“

      „Ja.“

      „Clive Caravaggio, FBI. Mein Kollege und ich haben ein paar Fragen an Sie.“

      „Liegt irgend etwas gegen mich vor?“, fragte Teresa. „Falls nicht, bin ich nicht verpflichtet, Ihnen zu öffnen.“

      „Wir können Sie auch in unsere Dienstgebäude an der Federal Plaza vorladen oder auch zwangsweise vorführen lassen, wenn Ihnen das lieber ist, Miss Johnson“, sagte Clive. „Aber ich denke, Sie sind klug genug, wegen ein paar Routinefragen nicht gleich so einen Aufstand zu machen. Es beschuldigt Sie im Übrigen auch niemand eines Verbrechens, sondern Sie werden nur als Zeugin befragt!“

      „In welcher Sache?“

      „Glauben Sie, ich spiele hier mit Ihnen Katz und Maus? Da sind Sie im Irrtum. Also öffnen Sie jetzt!“

      Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen.

      „Die scheint auf Cops aller Art ziemlich allergisch zu reagieren“, meinte Orry.

      „Wenn sie tatsächlich in Kimbles Geschäften drin hängt, hat sie dazu auch allen Grund!“

      „Ich glaube allerdings ehrlich gesagt nicht so richtig daran. Es ist für Kimble doch viel leichter, über seine ebenfalls inhaftierten Gangbrüder, bei denen es keine Besuchsbeschränkungen gibt, Kontakt nach außen zu bekommen!“

      „Warten wir es ab, Orry.“

      Teresa Johnson meldete sich schließlich wieder. Im Hintergrund war eine Kinderstimme zu hören.

      „Halten Sie Ihre Ausweise in die Überwachungskamera oben rechts!“, verlangte sie.

      Diesem Wunsch konnten die beiden G-men natürlich nachkommen. In wie fern Teresa Johnson dazu in der Lage war, auf den üblicherweise ziemlich kleinen Bildschirmen solcher Überwachungsanlagen, noch die Echtheit der ID-Cards zu beurteilen, stand auf einem anderen Blatt.

      Sie öffnete.

      Teresa Johnson war eine Frau von Ende zwanzig. Das blauschwarze, leicht gelockte Haar fiel ihr bis über die Schultern. Ihr Gesicht war feingeschnitten und die dunkelbraunen Augen beobachteten