Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745213447
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folgte ihm. Doch nach einigen Metern kam es wieder zum Stillstand. Allmählich verlor sie die Geduld und bog nach rechts ab. Katharina gelangte in eine kleine Seitenstraße, die in ein Wohngebiet führte. Hier lag die Geschwindigkeitsbegrenzung zwar bei dreißig Stundenkilometern, aber damit kam sie immer noch schneller voran als auf der Hauptstraße.

      Im nächsten Moment tauchte eine Gestalt vor dem Wagen auf. Katharina trat das Bremspedal durch, konnte aber nicht verhindern, dass sie den Jugendlichen mit dem Kotflügel streifte. Er schrie auf und stürzte zu Boden. Entsetzt löste Katharina den Sicherheitsgurt und sprang aus dem Wagen. Der Junge lag bewegungslos vor ihr auf der Straße. Sie ging neben ihm in die Hocke und drehte ihn behutsam auf die Seite.

      „Bist du verletzt?“, fragte sie besorgt, während sich eine kleine Stimme in ihren Gedanken wunderte, wie sie ihn bei der geringen Geschwindigkeit, mit der sie gefahren war, überhaupt hatte verletzen können. Dann sah sie die offenen Augen des Jungen und das Springmesser in seiner Hand.

      „Nein“, antwortete der Junge in gebrochenem Deutsch und richtete sich auf. „Aber du gibst mir Geld, oder ...“

      Katharina kam hoch und wich einige Schritte zurück. Sie war anscheinend in einer wohlhabenden Gegend der Stadt gelandet. Entlang der kleinen Straße befanden sich hohe weiße Zäune und grüne Hecken, die verhindern sollten, dass jemand einen Blick auf die weiter zurückliegenden Häuser warf. Katharina bezweifelte, dass einer der Bewohner sah, was sich auf der Straße abspielte. Von dort konnte sie also keine Hilfe erwarten. Der Junge grinste. Sie wusste nicht, aus welchem Grund er gerade sie ausgewählt hatte, aber es schien sich um einen simplen Raubüberfall zu handeln.

      Mit einer schnellen Bewegung trat sie zu und kickte dem Jungen das Messer aus der Hand. Überrascht schrie er auf, aber da er noch saß, konnte er nicht mehr tun als zuzusehen. Wut flammte in seinen Augen auf, als er seine doppelte Niederlage erkannte. Er war von einer Frau überwältigt worden und hatte es auch nicht geschafft, sie auszutricksen. Sein Selbstbewusstsein brach zusammen wie ein Kartenhaus.

      „Lass mich gehen“, bettelte er. „Bitte, ich kann dir helfen. Kenn mich aus in dieser Stadt. Kann alles besorgen. Autos, Geld. Sag mir, was du willst.“

      Katharina schüttelte den Kopf. „Los, verschwinde, oder ich rufe die Polizei.“

      Sofort rappelte sich der Junge hoch. Sein Blick fiel auf das Messer, das am Straßenrand lag. Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken, es aufzuheben, doch dann überlegte er es sich anders. Mit weit ausholenden Schritten rannte er die Straße entlang, ohne sich noch einmal umzuschauen. Katharina setzte sich wieder in ihren Wagen und fuhr weiter.

      Fünfundzwanzig Minuten später erreichte sie endlich den Parkplatz des Hotels. Als sie die Empfangshalle betrat, kam Eckard Joswig lächelnd auf sie zu.

      „Alles in Ordnung?“, fragte er.

      Katharina nickte. „Wie sind Sie eigentlich mit Simon Struck zufrieden?“

      „Es geht besser, als ich dachte“, gab der Produzent zurück. „Er macht seine Sache ganz ordentlich. Wenn nichts dazwischen kommt, haben wir übermorgen die letzte Einstellung im Kasten. Und dann ist es Ihre Aufgabe, die Filme unbeschadet nach Berlin zu transportieren.“

      „Um den Transport brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.“

      „Soll das heißen ...“

      Katharina zuckte mit den Schultern und ging hinüber zum Fahrstuhl.

      23

      Am nächsten Morgen wurden in Halle vier die Szenen gedreht, die in einem aufgeschnittenen Wagen spielten, der auf einem Schüttelrost montiert war. Sophie saß am Steuer, neben ihr der angeschossene Bankräuber. Katharina beobachtete Simon Struck, und sie fand, dass der Mann seine Rolle nicht schlecht spielte. Abgesehen davon, dass sie sowieso keine mimischen Glanzleistungen erforderte. Wenig später rief der Regisseur: „Gestorben!“

      Scheinwerfer verlöschten, und die Kulissen wurden für die nächste Einstellung umgebaut. Katharina nutzte die Drehpause und sah sich in der Halle um. Dann entdeckte sie Simon, der in einer Ecke saß und seinen Text lernte. Langsam ging sie auf ihn zu und baute sich vor ihm auf.

      „Hallo! Ich habe Ihnen vorhin zugesehen. Ich finde, Sie machen Ihre Sache ganz gut.“

      Simon fühlte sich geschmeichelt und lächelte. „Danke für das Kompliment“, sagte er.

      „Sie werden sicher froh sein, wenn der Film fertig ist und wir wieder nach Hause fliegen können, nicht wahr? Schließlich haben Sie jetzt den Sprung nach oben geschafft.“

      „Ja, schon“, gab Simon zu. „Nur dass Jannick sterben musste, um mir den Weg freizumachen, liegt wie ein Schatten über dem Ganzen.“

      Du siehst nicht so aus, als würdest du dich von Schatten aus der Ruhe bringen lassen, dachte Katharina. Über Lautsprecher ertönte eine Stimme, die Simon, Sophie und einige Statisten an ihre Plätze rief. Simon legte das Drehbuch auf seinen Stuhl.

      „Sie entschuldigen mich“, sagte er und ging mit raschen Schritten davon.

      Katharina schlenderte hinter ihm her und blieb neben der Kamera stehen, um der folgenden Einstellung zuzusehen. Die Szene spielte im Versteck der Bande, kurz bevor die Polizei eintraf und sie unschädlich machte. Simon, Sophie und die anderen Gangster besprachen ihre weiteren Fluchtpläne. Als erste war die Frau an der Reihe. Sie äußerte den Verdacht, dass sich unter ihnen ein Verräter befände, der den geplanten Banküberfall an die Polizei verraten habe.

      Katharina beobachtete die junge Frau scharf. Während Sophie ihren Text sprach, fiel ihr Blick plötzlich auf die Detektivin, die neben der Kamera stand. Sie verhaspelte sich und lief rot an.

      „Kamera stopp!“, rief der Regisseur. „Das Gleiche noch einmal!“

      „Entschuldigung“, sagte Sophie und riss ihren Blick von Katharina los.

      Die Detektivin sah ihr an, dass sie sich gewaltsam auf ihre Rolle konzentrierte und auf das Einsatzeichen wartete.

      „Kamera ab!“, rief der Regisseur.

      „Kamera läuft!“, echote eine Stimme.

      Weshalb war sie so erschrocken?, überlegte Katharina. Hatte sie vielleicht auch ihre Hände bei dieser Sache im Spiel?

      24

      Überall Polizei, und die Männer waren schwer bewaffnet. Simon Struck stand auf der eisernen Treppe und lachte zu ihnen hinunter. Er schickte noch ein paar Feuerstöße aus seiner Maschinenpistole hinter, dann horchte er auf den Widerhall und lachte noch einmal. Es