Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745213447
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Mädchen ließ das Glas fallen. Es zerbrach nicht, da es von dem trüben Wasser des Spülbeckens aufgefangen wurde. „Das ist nicht wahr!“, stieß sie hervor. „Das glaube ich nicht!“

      „Ich habe ihn im Verdacht, dass er mindestens zwei Morde begangen hat.“

      „Wen soll er umgebracht haben?“

      „Heute Abend war es ein Mann namens Ronny Wilson. Ich nehme an, Sie haben schon von ihm gehört. Er war ein bekannter Reporter von der New York Post.“

      „Ronny Wilson? Natürlich kenne ich ihn! Wo soll das denn passiert sein?“

      „Hier im Hause. In Nelsons Wohnung. Wilson wusste, wer Nelson ist und wollte sich ein paar Informationen aus erster Hand besorgen. Natürlich zog Nelson sofort die Notbremse.“

      „Sie müssen sich irren!“, sagte sie zitternd.

      „Hat Nelson nie Besuch empfangen?“, fragte ich.

      „Doch. Aber er hat mir keinen Besucher vorgestellt. Ich dachte, es seien Geschäftsleute.“

      „Sahen sie so aus?“

      „Ja, die meisten waren gut gekleidet.“

      „Wie kam übrigens Mr. Tiggers mit Nelson aus?“

      „Die beiden vertrugen sich gut miteinander.“

      „Waren sie oft zusammen?“

      „Hin und wieder.“

      „Wo trafen sie sich? Im Hinterzimmer?“

      „Manchmal schon. Warum?“

      „Haben Sie sich nicht die Frage gestellt, welche Interessen die beiden miteinander verbanden? Sie haben doch schon rein äußerlich kaum etwas gemeinsam, oder?“

      „Natürlich sind sie grundverschiedene Typen“, gab das Mädchen zu. „Mr. Nelson war sehr gebildet, aber er war nicht arrogant. Ich glaube, er interessiert sich für Menschen. Er will wissen, was sie denken und fühlen. Deshalb spricht er mit ihnen, auch wenn es nicht seine Absicht ist, sich mit ihnen zu verbrüdern.“ Um Nancy Summers volle rote Lippen geisterte ein trauriger Ausdruck. „Vielleicht war das auch der Grund, weshalb er einmal mit mir ausgegangen ist.“

      „Hat er bei dieser Gelegenheit Bemerkungen über seine Vergangenheit gemacht?“

      „Nein.“

      „Sie müssen ihn doch gefragt haben, was ihn bewogen hat, in die Pilgrims Lane zu ziehen!“

      „Ja, diese Frage habe ich ihm gestellt“, sagte das Mädchen. „Er antwortete darauf, dass er eine geheime Schwäche für die Wohnviertel der Armen habe. Nur hier, meinte er, zeige sich das Leben noch unverfälscht, gelegentlich primitiv und explosiv, zeitweilig auch sorgenvoll und sogar tragisch, aber niemals langweilig. Er hat das sicherlich geschickter ausgedrückt, aber das war ungefähr der Sinn seiner Worte.“

      Ich wies auf die Kaffeemaschine. „Sind Sie sicher, dass das Ding nicht gleich in die Luft geht? Es erzeugt recht merkwürdige Geräusche.“

      „Himmel, Ihr Kaffee!“, sagte sie und stellte eine Tasse unter die Maschine. In diesem Moment hörte ich das Jaulen der Polizeisirenen. Es kam rasch näher.

      10

      „Wann war Wilson das letzte Mal hier?“, fragte ich, als das Mädchen die Tasse vor mich hinstellte. „Er ist heute doch nicht zum ersten Mal in diesem Lokal gewesen?“

      „Heute habe ich ihn nicht gesehen.“

      „Wilson ist durch das Lokal ins Haus gelangt“, informierte ich sie.

      „Nicht, als ich hinter der Theke war!“

      „Wie lange sind Sie schon hier?“

      „Über eine Stunde.“

      Ich nahm einen Schluck aus der Tasse. „Dann müssen Sie ihn gesehen haben.“

      „Warten Sie, ich war vor etwa zwanzig Minuten draußen, um ein paar Kisten Getränke hereinzuholen. Vielleicht hat Wilson gerade zu diesem Zeitpunkt das Lokal durchquert!“

      Ich blickte sie an. „Das wäre ja ein toller Zufall“, sagte ich langsam.

      Ich stockte, meine Zunge wurde auf einmal seltsam schwer. Ein dünner Luftzug streifte mich. Ich wandte den Kopf und sah Tiggers auf der Schwelle stehen. Er hatte den Schürhaken noch immer in der Hand. Ich fand, dass er diesmal noch drohender aussah als vorhin.

      Ich hatte das Öffnen der Tür glatt überhört. In meinen Ohren rauschte es. Immerhin kriegte ich noch mit, dass die Polizeisirenen jetzt schon verdammt nahe waren, beruhigend nahe. Was war bloß los mit mir? Noch zwanzig, dreißig Sekunden und ...

      Meine Gedanken kippten plötzlich weg. Ich versuchte sie zu fassen, aber das erwies sich als ebenso erfolglos wie das Bemühen, einen plötzlich aufkommenden Schwächeanfall niederzukämpfen. Ich rutschte vom Barhocker wie ein Klumpen Schmierseife. Ich nehme an, dass ich sehr hart auf dem Holzfußboden landete, aber meine Erinnerung registrierte keinen Schmerz.

      Ich hatte bereits das Bewusstsein verloren.

      11

      Was dann passierte, erfuhr ich von Lieutenant Hoover – allerdings einige Stunden später.

      Hoover betrat mit seinem Assistenten, Sergeant Stone, und dem Polizeiarzt, Dr. Fryer, das Lokal. Das Girl stand hinter der Theke und war damit beschäftigt, eine Kaffeetasse auszuspülen. Sie widmete sich dieser Tätigkeit mit großer Sorgfalt. „Sie kommen reichlich spät“, sagte sie, nicht gerade freundlich. „Ich wette, der Pistolenschütze ist schon längst über alle Berge. Sie kommen doch seinetwegen, nehme ich an?“

      Hoover und Stone traten an die Theke, während Fryer in der Nähe der Tür an einem Tisch Platz nahm und ungeduldig mit den Fingern auf der Platte herumtrommelte. Stone bückte sich und hob einen Hocker auf, der am Boden lag.

      „Wer hat geschossen?“, fragte Hoover.

      Das Mädchen zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Ich hörte es nur knallen, das ist alles.“

      „Natürlich haben Sie sofort das zuständige Revier benachrichtigt, nicht wahr?“, fragte Hoover ruhig und legte die Ellenbogen auf die Theke. Stone betrachtete das Mädchen aus verkniffenen Augen. Ein oberflächlicher Beobachter hätte Stone leicht für den Chef des Teams halten können. Stone war besser angezogen und außerdem war er ein Managertyp.

      „Ach, du lieber Himmel“, meinte das