Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: G. K. Grasse
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Die Legende vom Hermunduren
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347036130
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uns, braucht er zuerst Swidgers Vertrauen…Der junge Chatte ist zum Lernen und Begreifen gezwungen, sonst findet er uns nicht… Der Krieger der Chatten bringt ihn nicht zu mir, wenn der junge Chatte es nicht verdient… Ich aber bin überzeugt, treffen sich die Brüder, so führt sie deren Weg zum Fürst der Mattios zurück, um ihren Dank zu bezeugen. Der Fürst wird sie, mit ihrer Geschichte, zu deren Teilstamm bringen und glaube mir, dieses Ergebnis bewirkt zwei Dinge. Einmal gerät der Pfad der Ehre ins Zwielicht und zum anderen ernten beide junge Chatten Ehre…“

      „Wenn du davon überzeugt bist…“ Viator winkte ab.

      „Graukopf…“ erzwang Irvin noch einmal dessen Aufmerksamkeit. „…selbst wenn dies so nicht eintritt, bleiben die jungen Chatten und auch wir am Leben. Wir behalten unsere Ohren und den beiden Burschen schlägt keine Verachtung entgegen, wenn sie zurückkehren und ihre Erlebnisse berichten… Dennoch werde ich ihnen raten, die Hilfe der Mattios anzunehmen… “

      „Was wirst du jetzt tun?“

      „Essen und dann schlafen… Morgen brechen wir auf und reiten zur Villa!“

      Nach der Auseinandersetzung mit Viator löste sich das Treffen auf.

      Boiuvario verließ den Hof der Taverne, um seine Waren per Schiff zu Finley und dem Handelshof des Amantius zu bringen. Irvin und seine Begleiter suchten den kleineren Gastraum auf, in dem Eponia Freunde zu beköstigen pflegte.

      Viator und Paratus übernahmen die Pferde, brachten Futter, Wasser und striegelten die Tiere. Anschließend schufen sie Ordnung in dem Zimmer, dass Freunden für gewöhnlich als Stätte für ein Nachtlager zur Verfügung stand.

      Eponia brachte, was ihre Küche hergab, versorgte Irvin und dessen Begleiter, inbegriffen auch Aulus, bis sich die Tür zu dem Raum öffnete und Gerwin eintrat. Hinter dem neuen Gast schoben sich auch Viator und Paratus in den Raum.

      Sie alle hatten sich tagelang nicht gesehen, auch wenn mit dem jungen Chatten und Simo, dem Sugambrer, Fremde unter ihn weilten.

      Jeder fand einen Hocker oder Platz auf der an der Wand stehenden Bank. Es war wie fast immer, die Blicke der Wartenden schwenkten zwischen Gerwin und Viator hin und her.

      Gerwin riss die Aufmerksamkeit an sich. Er schob Simo eine Wachstafel zu und lächelte.

      „Ich halte, was ich verspreche, Simo!“

      „Wie konntest du den Legat überzeugen, sich an seine Zusage zu halten? Ich wäre auch so schon zufrieden…“

      „Demnach bist du gut aufgenommen worden?“

      „Am Anfang wusste ich nicht so recht, was ich tun sollte, dann wurde es besser und zum Schluss verließ ich mit Sven und Ingo auch Freunde…“

      „Und Gaidemar… “

      „… war mir nicht zugetan. Er hörte sich an, was ich zu berichten wusste und fluchte erbärmlich… Dann warf er mich nahezu aus seinem Haus. Sven sah mich und nahm mich mit. Ihm erzählte ich dann noch einmal, was schon Gaidemar hörte. Irgendwann sprach sich meine und deine Geschichte herum. Die Jungmänner, die Krieger in der neuen Siedlung und in der Gefolgschaft erwiesen mir die Ehre, obwohl doch du der Held warst… Nur Gaidemar mied mich. Aber mir war er auch gleichgültig…“ erklärte Simo mit einem kleinen Anflug des Bedauerns in seiner Stimme.

      Gerwin hörte und nickte langsam mit dem Kopf. „Was willst du nun tun? Du hast eine Honesta Missio, kannst also zu deiner Mutter, ihr vom Tod deines Bruders berichten und niemand in deiner Sippe hat das Recht, dir den Dank Roms zu missdeuten… Du bist sicher, zumindest soweit du dir deine Rechte auch nicht nehmen lassen wirst… Immerhin bist du nun ein römischer Bürger und wer aus deiner Sippe, könnte dies von sich behaupten?“

      „Ja, ich gehe zu meiner Mutter, werde ihr den Tod meines Bruders schildern und sie dann bitten, mich zu begleiten…“

      „Wohin wirst du gehen?“ Gerwin blieb neugierig.

      „Zurück zu Sven und einem Mädchen…“ Simo offenbarte seine Absicht. Warum sollte er diese verschweigen?

      „Wann brichst du auf?“

      „Am Morgen!“

      „Ich wünsche dir Glück auf den Weg, deiner Mutter Gesundheit und euch Beiden immer ein Lächeln deiner Götter…“

      Gerwin wandte sich an Irvin. „Du bringst einen Chatten mit zu uns? Warum?“

      „Es ergab sich so. Sie waren auf unsere Pferde und Ohren scharf…“

      „Sie?“ Gerwin forderte mehr zu wissen.

      „Es waren fünf und bevor du schimpfst, sie sind keine Mattios und kamen in der Nacht… “

      „Wo ist dann der Rest? Waren sie alle so jung, wie der da?“ Gerwin deutete mit dem Kopf in des Chatten Richtung.

      Der Chatte hatte dies kaum gehört, als er voller Zorn aufsprang. „Du bist auch kaum älter…“

      „Setz dich hin und schweige, wenn Krieger sprechen! Danke deinen Göttern, dass du lebst! Für gewöhnlich lassen Irvin und Notker nicht viel von einem Feind übrig…“

      Notkers Hand griff den Arm des Chatten. „Das, Werno, ist Gerwin! Fordere ihn nicht heraus, niemals…“ In seiner Stimme lauerte der Ernst des Todes.

      Der Blick des Chatten irrte zwischen Notker, den er zu fürchten schien, und Gerwin hin und her.

      „Du erinnerst dich? Wenn du mich fürchtest, solltest du Gerwin meiden… Seinen Zorn zu erregen, halte ich für einen unglücklichen Gedanken… Siehst du die anderen Männer?“

      Der Gefragte nickte.

      „Was glaubst du, sind diese?“

      Der Gefragte zuckte mit der Schulter.

      „Diese drei sind römische Veteranen…“ Notker zeigte auf Viator, Aulus und Paratus. „Simo war ein römischer Auxiliar und überlebte als Einziger einen furchtbaren Kampf. Nun, Irvin und mich kennst du bereits… Aber alle schweigen, wenn Gerwin spricht… Was glaubst du, warum das so ist?“

      Wieder zuckte die Schulter.

      „Wir alle schulden Gerwin unser Leben und das, obwohl du recht hast! Er ist nicht älter als du und ich!“

      Der junge Chatte, mit dem eigenartigen Namen, knickte fast ein. Er senkte seinen Blick. Notker hatte ihm bereits von Gerwin erzählt. Er selbst mochte keine Hermunduren, war aber glücklich, nicht einem von Notkers spitzen Messern begegnet zu sein. Dem Erlebnis dieser einen Nacht zollte er mit Hochachtung seinen Tribut.

      „Irvin, du hast meine Frage noch nicht beantwortet…“ mahnte Gerwin. Die Unterbrechung durch den jungen Chatten wirkte nicht auf ihn.

      „Drei sind tot! Nur sein Zwillingsbruder lebt…“ Irvin sprach die für ihn traurige Wahrheit aus.

      „Ich sehe ihn nicht?“ erklärte sein jüngerer Freund.

      „Er ist bei Swidger!“

      Gerwins schwieg eine Weile. Plötzlich baute sich Spannung bei denen auf, die die Zusammenhänge bereits kannten.

      Gerwin blickte den Chatten an. „Zwillingsbrüder, auf dem Pfad der Ehre gescheitert…“ Er winkte ab. „Wo ist der Krieger?“

      „Tot!“

      „Gut, Irvin, ich würde den Hund sonst jagen müssen…“ Er unterbrach sich selbst, fügte dann aber an, was er auszusprechen beabsichtigte. „… dann soll sich der Bruder bewähren und den hier erziehst du zu einem ordentlichen Krieger…“

      „Nur wenn er es annimmt…“

      „Er sollte sich glücklich schätzen, das er noch lebt und die Gunst seiner Götter auch deshalb zu schätzen wissen, weil er auf dich traf… Ein anderer Hermundure hätte nicht nur seine Ohren genommen und jetzt genießt der Bursche noch die Gelegenheit, dich als Freund zu gewinnen… “

      Irvin