Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: G. K. Grasse
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Die Legende vom Hermunduren
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347036130
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kannst du unmöglich ernst meinen… Womit sollte ich dann die schöne Heilerin Wilgard beglücken…“ Boiuvario lachte über den vorläufigen Abschluss ihres fröhlichen Geplänkel.

      Boiuvario fühlte sich seit Tagen als Sieger. Nicht nur dass er im Kampf um die Gunst Wilgards einen Fortschritt erzielte, auch seine Mannschaft auf der Liburne fügte sich immer besser zusammen. Das Lager der Nacht zu errichten, einen Angriff abzuwehren, die Einheit der Ruder zu finden und mit enormer Schnelligkeit über das Wasser zu pflügen, deutete darauf hin, dass seine Auswahl der Männer richtig war und das Zusammenwachsen der Besatzung langsam Formen annahm.

      Viator und Paratus, die schweigsam der Begegnung lauschten, als die beiden unterschiedlich reisenden Gruppen im Hof der Taverne aufeinander trafen, begrüßten die Ankömmlinge eher ruhig.

      „Nun, mein Freund, was erbrachte deine Begegnung mit dem Mann, der uns allen ein schnelleres Laufen beibrachte?“ Viator reichte Aulus den Arm zum Gruß und erwartete eine Erwiderung, die ihn möglichst kurz über den Verlauf diese Treffens unterrichtete.

      Der Angesprochene überlegte, wie er die erkannte Forderung des Legionärs beantworten sollte.

      „Es begann störrisch, so wie bei der Zähmung eines Esels…, setzte sich fort, als wollte man in den Sattel eines galoppierenden Pferdes springen und endete in einer Botschaft für Gerwin…“

      „Soll ich daraus entnehmen, dass du ihn zügeln konntest und in deine Fügsamkeit zu zwingen vermochtest…“

      „Nein, Viator, das trifft es nicht annähernd…“ bedachte sich Aulus. „Ein kluger, aber wütender Mann begegnete mir und als ich ihn verließ waren wir bei Weitem keine Freunde, obwohl sich ein gegenseitiges Verstehen andeutete…“ Aulus wirkte nachdenklich.

      „Ich gestehe, dass ich der ersten Begegnung mit Unruhe entgegen sah… Gerwin sah voraus, was mich erwartete und insofern war Notkers Gegenwart für mich ein Gewinn, weil ich dann auch in Irvin eine Hilfe fand…“Aulus wirkte nachdenklich. „Gaidemars Wut galt uns drei, spaltete sich deshalb wohl auch auf und weil er mit seinen Stammesoberen wohl ein paar Schwierigkeiten bekam, die er nicht erwartete, mäßigte er sich uns gegenüber… Dennoch Viator, sollten wir uns den Rest aufsparen, bis auch Gerwin das Ergebnis hören kann. Es macht nicht sonderliche Freude, alles mehrfach zu erzählen… Also wappne dich mit Geduld und sende Gerwin einen Boten, auf das er zu uns eilt… “

      Viator verschwand kurz, einen der jungen Burschen der Taverne zu beauftragen, die Legion aufzusuchen. Nach seiner Rückkehr riss er erneut das Wort, mit einer Frage an Irvin, an sich. „Du hattest Ärger, wie ich hörte?“

      „So lässt es sich zusammenfassen… Ein paar junge Chatten glaubten, weil sie in der Anzahl etwas zahlreicher waren und die Überraschung der Nacht nutzen konnten, uns überfallen zu dürfen… Vier so junge Burschen, wie der da…“ Irvin wies auf seinen jungen Begleiter. „…und ein noch junger Krieger glaubten, unsere Pferde sowie ein paar Ohren für den Pfad der Ehre gewinnen zu können… Was mich ärgert ist die Tatsache, das zwei der wirklich noch jungen Kerle deshalb starben…“

      „Dann müsstest du doch zwei Gefangene oder gar drei von denen aufbieten?“ warf Viator ein. „Oder kann ich nicht mehr zählen?“

      „Der Krieger ist tot! Ihm gilt meine Wut für seine Dummheit, die jungen Burschen aber bedaure ich…“

      „Du hast keinen Grund! Sie überfielen euch… Was musstest du glauben…“ warf Viator ein.

      „Ich weiß Graukopf, dennoch bin ich wütend…“ Irvins Trauer hielt sich zwar in Grenzen, war aber dennoch von allen wahrzunehmen.

      „Dieser Pfad der Ehre ist Unsinn…, aber was steht es mir zu, dies zu verurteilen, so lange sich Mütter nicht gegen diese Art des Todes, für ihre jüngeren Söhne, wehren?“

      „Recht so, vergiss diese Begegnung… Aber dennoch scheint mir noch ein Gefangener zu fehlen und warum trägt der junge Chatte keine Fessel?“ verwunderte sich der Römer.

      „Er ist gefesselt, nur siehst du diese nicht…“

      „Irvin, ich bin weder blind, noch ohne Erfahrung… Ich sehe keine Stricke… “

      „Das stimmt Graukopf, die Fessel, die ihn bindet, ist viel fester als jeder Strick.“

      Viator schüttelte den Kopf, starrte erst Irvin, dann Aulus und zum Schluss Paratus an. „Siehst du, womit er den Chatten band?“

      Paratus schüttelte den Kopf.

      „Der da hat einen Zwillingsbruder und denk dir, ausgerechnet diese Beiden überlebten und dann auch noch unverletzt… Wenn sie auf dem Pfad der Ehre waren, würden sie, ließe ich diese Knaben frei, glauben, sie müssten weiter kämpfen… Ließen sie das und kehrten sie zur Sippe zurück, erwartete sie der Spott jedes Jungmannes und Kriegers… Also drohte uns Begleitung bis Mogontiacum. Wir müssten zuletzt auch diese Beiden zu ihren Göttern schicken, wagten sie es noch einmal… Glaube mir, nichts hätte die Kerle hindern können… “

      „Du aber scheinst einen Ausweg gefunden zu haben?“

      „Ich hoffte es zumindest… Den Einen behielt ich, ihm droht die Sklaverei! Den Anderen schickte ich zum Fürst der Mattios…“

      Viator schüttelte den Kopf. Er verstand nicht…

      „Ach, du kennst den Freund der Hermunduren unter den Chatten nicht?“ lächelte ihn Irvin an.

      „Chatten und Hermunduren, sagt man, sind sich nur in einer Sache einig und dies ist ihre Todfeindschaft…“

      „Gut, dass ihr Römer davon überzeugt seid…“ Irvins Lächeln wurde breiter. „Es stimmt schon, dennoch pflegen Gerwin und Gaidemar eine Freundschaft zum Fürst der Mattios, einem Teilstamm. Warum soll ich mich dann ausschließen?“

      Viator verstand trotzdem kein Wort und das zeigte er durch seinen verständnislosen Blick, sein mit dem Kopf schütteln und einem hilflosen abwinken.

      „Graukopf überlege einmal… Die Chatten auf dem Pfad der Ehre siegen oder sterben! Der wahnsinnige Krieger brachte diese viel zu jungen Burschen dazu, den Pfad zu beschreiten und weil wir deren Überzahl töteten, können diese Beiden nicht mehr aufhören.“ Irvin gönnte Viator eine Pause, um dem Gedanken folgen zu können.

      „Wäre noch ein Dritter am Leben, würde deren Mehrzahl der Sippe berichten, so sind es nur zwei Überlebende, die dadurch zu Feiglingen wurden… Sie sind für die Sippe und den Stamm zu Verlorenen geworden, so wie ihr auch einst… “

      Viator starrte ihn an, auch wegen Irvins letzter Bemerkung.

      „Lasse ich sie gehen, greifen sie uns so lange an, bis sie unsere Ohren vorweisen können oder sterben lieber… Keiner von uns und diesen jungen Kerlen sollte, wegen der Dummheit eines chattischen Kriegers, sterben…“

      „Das habe ich begriffen!“ fachte der Graukopf. „Doch was hat das mit fehlenden Fesseln und dem Fürst zu tun?“

      „Swidger verbot den Pfad der Ehre zu uns Hermunduren. Er würde jeden seiner Krieger strafen, der unsere Freundschaft beschmutzt. Auch wenn die beiden Überlebenden keine Mattios sind, wird er sie verstehen und ihnen helfen. Der Fürst verachtet den Pfad der Ehre…“ Als er merkte, dass Viator noch immer nicht überzeugt war, fügte er noch an: „Diese Beiden sind Zwillinge, die sich darüber stritten, wer zuerst gefoltert werden sollte. Warum wohl?“

      Viator schüttelte, Unwissen bezeugend, den Kopf.

      „Was dem einen Zwilling angetan wird, spürt auch der Verschonte! Sie lieben einander, schicke ich also den Einen zu den Mattios und drohe bei Versagen oder Flucht, oder was auch immer ein Scheitern hervorbringt, mit Tod oder Sklaverei, nutze ich die Verbundenheit der Brüder… Den Ersten behalte ich in meiner Obhut und kann ihn die Dummheit der Chatten aufzeigen, den Zweiten lehrt die Gefahr, die mögliche Erniedrigung oder was auch immer ihm begegnet…“

      „Du bist ganz schön durchtrieben… Meinst du, dass es