"ERKENNE DICH SELBST" - HEGELS THEORIE DER PERSÖNLICHKEIT. Peter Schöber. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Peter Schöber
Издательство: Readbox publishing GmbH
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Жанр произведения: Афоризмы и цитаты
Год издания: 0
isbn: 9783347034402
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von 1807. Hier kommt der Geist zur (philosophischen) Einsicht, dass er es ist, der die gegenständliche Welt setzt wie sie zunächst im Bewusstsein erscheint. Doch bis er zu dieser Einsicht vordringt muss er noch weitere von ihm hervorgebrachte Formen und Gestalten überwinden, so am Ende noch die christliche Religion, als die Form des absoluten Wissens an sich. Von dort aus ist es nach Hegel, der diesen Aufstieg des Geistes denkend nachvollzieht, nur noch ein Schritt hin zu dem Wissen, in dem sich der Geist als absolut weiß und sich nunmehr dem „grundlegenden Gliede“ (N. Hartmann), der Philosophie, der Wissenschaft vom Absoluten, nämlich der Logik, zuwenden kann. Ders., G. W. Fr. Hegel, a. a. O. S. 141. In ihr werden, wie erwähnt, die ontologischen Kategorien, die Formen der subjektiven Logik sowie der Objektivität (in Gestalt der allgemeinen Weltmodelle) und das zentrale philosophische Konzept der Idee mittels der philosophischen Methode zu einem umfassenden System verknüpft.

      130Gemeint ist offensichtlich die Natur, wie sie in der Naturphilosophie zur Darstellung kommt.

      131Gemeint ist hier der Geist in der Weltgeschichte, der, anders als die Natur, die „Idee in der Form des Andersseins“ (Hegel), sich selbst erkennt.

      132Ders., Phänomenologie des Geistes, in: G. W. F. Hegel Werke in zwanzig Bänden, Bd. 3, Frankfurt a. M. 1970, S. 585. Nach Hegel hat sich der Weltgeist mit dem Hervorbringen der Moderne und vollends mit dem Begreifen seiner selbst in der Philosophie vollendet.

      133G. W. F. Hegel, Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, 3. Teil, a. a. O., S. 32 f.

      134Was die „Realität“ betrifft, so spreche man, so Hegel, z. B. von der Realität eines Plans oder einer Absicht und verstehe darunter, dass beide nicht nur ein Inneres, ein Subjektives, sind, sondern in das Dasein hinausgetreten sind. In diesem Sinne könne man dann auch den Leib als die Realität der Seele, das Recht als die Realität der Freiheit oder die Welt als die Realität des göttlichen Begriffs betrachten. Ders., Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, 1. Teil, a. a. O., S. 196.

      135Ders., Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, 3. Teil, a. a. O., S. 32 ff.

      136Offenbar meint Hegel die Phase in der Entwicklung des Einzelnen, in der seine Seele sich noch in der Phase des Übergangs von der Natur zum Geist befindet, sie noch „Naturgeist“ („schlafender Geist“) und dazu bestimmt ist, Geist im nachdrücklichen Sinn des Wortes zu werden. Hegel spricht hier, wie noch ausgeführt werden wird, von der „natürlichen Seele“. Nahe liegt es, an die noch embryonale Entwicklungsphase eines Kindes oder ganz an den Anfang seiner Entwicklung nach seiner Geburt zu denken.

      137Statt des Wortes „vollendet“ bieten sich die Wörter „enthüllt“ oder „vollzogen“ an.

      138Der Begriff ist, wie N. Hartmann Hegel zitiert, die Seele des Lebens selbst; er sei der Trieb, der sich durch die Objektivität (Leiblichkeit des Lebendigen, d. Verf.) hindurch seine Realität vermittele. Ders., G. W. Fr. Hegel, a. a. O., S. 277. Die „wahrhafte Realität“ des Geistes ist offenbar dann erreicht, wenn der Einzelne die Stufe des freien Geistes betreten hat und damit in den objektiven Geist (Recht, Moralität, Sittlichkeit: Familie, bürgerliche Gesellschaft und Staat) übergeht.

      139Das, was unmittelbar im Geist als Seele vorhanden zu sein scheint, ist seine Naturbestimmtheit; diese ist aber, wie sich Hegel verstehen lässt, nicht ein wahrhaft Unmittelbares. Ein solches ist vielmehr der Geist selbst, der das andere seiner selbst, seine Bestimmtheit als Natur, setzt, um sich zugleich dieser entgegenzusetzen und sich sodann über sie hinauszusetzen. Jene Naturbestimmtheit des Geistes ist also an sich (ihrem Begriff nach) von ihm selbst als sein Anderes gesetzt oder von ihm vermittelt. Der Mensch sei, so T. S. Hoffmann, existierender aktualer Geist und habe deshalb gar nicht die Wahl, ob er sich mit seiner natürlichen Unmittelbarkeit identifizieren will oder nicht. Er könne es nicht, habe er sich doch als Geist an sich schon über die Natur hinaus dazu bestimmt, ein geistig selbständiges Wesen zu sein. Ders., Georg Wilhelm Friedrich Hegel, a. a. O., S. 403.

      140 Der naturbehaftete Geist ist, wie Hegel später noch im Einzelnen im Zusammenhang mit der „natürlichen Seele“ ausführen wird, als Geist zwar nicht mehr Natur, aber auch noch nicht (subjektiver) Geist im vollständigen Sinn des Wortes. Dazu steigt er auf, indem er seine natürliche Geistigkeit selber als sein anderes setzt und sie sich gegenüberstellt. Wäre der einzelne Mensch nicht von seiner Anlage her dazu bestimmt, ein geistiges Wesen zu werden, so wäre eine Entwicklung von seiner „natürlichen Natur“ hin zum Bewusstsein usw. nicht denkbar. Das Aufheben des Anderen, also des „Naturgeistes“, bedeutet offensichtlich nicht nur ein Negieren, sondern auch ein Bewahren und ein Erhöhen.

      141Indem der Einzelne die Stufe des „freien Geistes“ (Hegel) erreicht hat, er als subjektiver Geist das „für sich geworden, was er an sich ist“, dann geht sein Geist in den objektiven Geist über. Oder, anders ausgedrückt: Indem der Einzelne die Normen des Rechts und der Sittlichkeit verinnerlicht und sie somit zum Bestandteil seiner Persönlichkeit gemacht hat, dann ist sein subjektiver Geist in den objektiven übergegangen. Vom Einzelnen wird nicht nur erwartet, dass er sich in seinem Handeln an den Normen der modernen Gesellschaft orientiert, sondern sich diesen auch innerlich verpflichtet fühlt, was ihn nach Hegel frei macht. Der Begriff des objektiven Geistes ist, so N. Hartmann, „ein schlicht deskriptiver Begriff, philosophische Formulierung eines Grundphänomens, das sich unabhängig vom Standpunkte jederzeit aufzeigen und beschreiben läßt.“ Ders., G. W. Fr. Hegel, a. a. O., S. 298-299.

      142In Gestalt des privaten Rechts oder des Individualrechts.

      143Indem die Philosophie den objektiven Geist als eine sittliche Wirklichkeit, z. B. in Gestalt des modernen Staates, begriffen und dargestellt hat, muss sie als die sich denkende Idee diese Welt wieder „frei entlassen“ (Hegel); gibt es doch für den Philosophen nunmehr keine andere Wirklichkeit als die durch sein Erkennen gesetzte, so dass diese als ein „unmittelbar Seiendes“ (ders.) gefasst werden muss. Dieser sittlichen und wirklichen Welt stehen Kunst und geoffenbarte Religion, so der Geist des Christentums, scheinbar unvermittelt gegenüber, und zwar so, als ob die eine Seite mit der anderen nichts zu tun hat. Diese Trennung muss das philosophische Erkennen als einen Mangel ansehen; ist doch für dasselbe die Idee des Geistes eine Totalität und sagt doch die gewöhnliche Vorstellung über die Beziehungen zwischen dem weltlichen und dem religiösen Leben, dass Sittlichkeit in jenem auf religiösen, zumal christlichen Normen und Prinzipien beruht. Folglich besteht nun die weitere Aufgabe des philosophischen Geistes darin, sich in seiner Tätigkeit der Idee als Religion zuzuwenden, um das voneinander anscheinend Getrennte begrifflich-theoretisch wieder zu vereinigen. Er muss sich also von der wirklichen, von ihm gesetzten und einer so als unmittelbar seiend gefassten Welt erst einmal verabschieden und sich der Welt des Glaubens zuwenden, um in der Folge diese Welt mit der Welt des wissenschaftlichen Wissens zu vermitteln, um sodann auch diese selbst zum Gegenstand seiner Reflexion zu machen. Doch hier gibt es nichts Neues; denn das Ganze des Systems der Philosophie, so N. Hartmann, sei schon da, und sie brauche sich nicht zu wiederholen. Es gebe keine andere Entwicklung der Philosophie als die inhaltliche. Ders., G. W. Fr. Hegel, a. a. O., S. 386.

      144G. W. F. Hegel, Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, 3. Teil., a. a. O., S. 34 ff.

      145Das „Scheinen“ ist nach Hegel die Bestimmung, wodurch das Wesen nicht Sein, sondern Wesen ist, und das entwickelte Scheinen sei die Erscheinung. Das Wesen sei daher nicht hinter oder jenseits der Erscheinung, sondern dadurch, dass das Wesen es ist, das existiert, sei die Existenz Erscheinung. Ders., Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, 1. Teil, a. a. O. S. 261-262. Die Erscheinung sei, wie Hegel dazu in seinem Zusatz erläutert, nicht mit dem bloßen Schein zu verwechseln. Der Schein sei die nächste Wahrheit des Seins oder der Unmittelbarkeit. Das Unmittelbare sei nicht dasjenige, was wir an ihm zu haben meinen, also nicht ein Selbständiges und auf sich Beruhendes, sondern eben nur Schein, und als solcher sei das Unmittelbare zusammengefasst in die Einfachheit des in sich seienden Wesens. Dieses sei zunächst die Totalität des Scheinens in sich, es bleibe jedoch nicht bei