20Das lässt sich in dem Sinne verstehen, dass das Christentum die Grundlage für die Philosophie des Geistes als Selbsterkenntnis des Geistes geschaffen hat. Jedenfalls erkennt die Welt des Geistes, anders als die Welt der Natur, die vom Geist als sein „Außersichsein“ gesetzt ist, sich selbst in den einzelnen Geisteswissenschaften, vollends in der Philosophie des Geistes.
21Gemeint ist die „Pneumatologie“ oder rationale Psychologie. Rational heiße, so Hegel, die Psychologie im Gegensatz zur empirischen Betrachtungsweise der Seele. Die rationale Psychologie betrachte die Seele nach ihrer metaphysischen Natur, wie sie durch das abstrakte Denken bestimmt wird. Sie wolle die innere Natur der Seele erkennen, wie sie an sich, wie sie für den Gedanken ist. Heutzutage werde in der Philosophie weniger von der Seele, als vom Geist gesprochen. Der Geist unterscheide sich von der Seele, indem diese gleichsam das Mittlere zwischen dem Körper und dem Geist oder das Band zwischen beiden sei. Der Geist als Seele sei in die Leiblichkeit versenkt, und die Seele sei das Belebende des Körpers. Die alte Metaphysik habe die Seele als Ding betrachtet, eine „Verdinglichung“ (d. Verf.), die Hegel kritisiert. Die rationale Psychologie stehe dadurch höher als die empirische, indem sie den Geist durch das Denken erkennen und das Gedachte auch beweisen will. Die empirische Psychologie gehe dagegen von der Wahrnehmung aus und zähle nur auf und beschreibe nur, was diese ergibt. Den Geist, wolle man ihn angemessen begrifflich fassen, müsste man, so Hegel, wesentlich in seiner konkreten Wirklichkeit, in seiner Energie, betrachten, und zwar so, dass seine Äußerungen als durch seine Innerlichkeit bestimmt erkannt werden. Ders., Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, 3. Teil, a. a. O., S. 100 ff.
22Hegel meint damit offensichtlich die impliziten kategorialen (z. B. die Kategorie der Kraft) Voraussetzungen einer auf Beobachtung beruhenden Psychologie.
23Ders. Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, 3. Teil, a. a. O., S. 11.
24Gemeint ist nicht der gewöhnliche Begriff im Sinne einer allgemeinen Vorstellung, sondern der spekulative Begriff, der nach Hegel ein Allgemeines ist, das sich selbst spezifiziert und in seinem Anderen in ungetrübter Klarheit bei sich selbst bleibt. Dieser Begriff ist nach Hegel, wie erwähnt, dem allgemeinen Sprachgebrauch keineswegs ganz fremd. So sagt man z. B. dass sich diese oder jene Rechtsbestimmung aus dem Begriff des Eigentums ergibt. Einen Begriff im spekulativen Sinne würden wir, so Hegel, gar nicht bilden, jedoch sei er nicht bloß das Sein oder das Unmittelbare, sondern es gehöre zu ihm die Vermittlung, und diese liege in ihm selbst. Der Begriff sei das wahrhaft Erste, und die Dinge seien das, was sie sind, durch die Tätigkeit des ihnen innewohnenden und in ihnen sich offenbarenden Begriffs. Ders, Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, 1. Teil, a. a. O., S. 308, 312 u. 313. Formal gesehen, fordert Hegel, dass die Wissenschaft sich nur in der Sphäre des reinen begrifflichen Denkens bewegt, doch bedeutet das nicht, dass die Empirie ignoriert wird, vielmehr muss diese immer der Ausgangspunkt einer theoretischen Wissenschaft sein.
25Ders., Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, 3. Teil, a. a. O., S. 11 ff.
26So spaltet sich der Geist in ein Subjekt und ein Objekt auf, ein Vorgang, der nach Hegel mit dem Bewusstsein und seinen Formen gegeben ist. Hierbei handelt es sich um eine „dialektische“ Entwicklung in dem Verhältnis zwischen einem Wissenssubjekt einerseits und seinem Objekt andererseits, eine Entwicklung, die Hegel in seiner „Phänomenologie des Geistes“, der Erscheinungslehre des Geistes, im Einzelnen begrifflich-theoretisch nachvollzieht.
27Dabei handelt es sich um die Formen, die Hegel in seiner „Phänomenologie des Geistes“ und in seiner „Psychologie“ denkt.
28So trennt der Verstand Seele und Körper, doch bilden beide eine Einheit, die nur als solche lebendig ist; lässt sich doch keine Seele ohne den Körper und keinen lebendigen Körper ohne die Seele denken. Es gilt also, über diesen Zusammenhang nachzudenken und damit die Trennung des Verstandes zu überwinden.
29Das Allgemeine ist die Herrschaft, z. B. des Geistes oder der Gesellschaft über das Besondere, z. B. das Bewusstsein bzw. den Einzelnen. Dazu: Theodor W. Adorno, Einleitung in die Soziologie (1968), hrsg. v. Christoph Gödde, Frankfurt a. M. 1993, S. 61. Hegel gehe es, so Eugen Heuss, darum, „das „Allgemeine des Begriffs“ vom lediglich „Abstrakten“ (dem abstrakt Allgemeinen) deutlich abzusetzen, was so geschehe, dass er das Allgemeine (z. B. den Geist, d. Verf.) Schritt für Schritt als Totalität erweist. Das wahre Allgemeine (Leben, Ich, Geist) bestehe darum 1. nicht abgetrennt von seinen Besonderungen zu sein, vielmehr erhalte es sich darin und bleibe darin das, was es ist. Deshalb sei 2. Das „Negative oder die Bestimmung“ keine Schranke für das Allgemeine, sondern es greife über sein Anderes über. Und es sei schließlich 3. das Einfache, das, was das „Reichste in sich ist“. Denn ohne die Bestimmtheit, die näher die Besonderheit und Einzelheit sei, könne vom Allgemeinen nicht gesprochen werden. Die Bestimmtheit gehöre wesensnotwendig zum Allgemeinen, so dass es ein „Konkretes und nicht ein Leeres“ sei. Ders., Anmerkung, in: Felix Krueger, Zur Philosophie und Psychologie der Ganzheit, hrg. v. Eugen Heuss, Berlin 1953, S. 331. Das Allgemeine ist, so Hegel, das sich selbst Besondernde oder Spezifizierende und nicht mit dem Gemeinschaftlichen zu verwechseln. Es ist der dem Besonderen und Einzelnen (dem Wirklichen) innewohnende Begriff. Dazu auch: Ders., Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, 1. Teil, a. a. O., S. 311 ff.
30„Das zeigt sich schroff erst dort, wo sie (die Gesetzesforschung, d. Verf.) beim Menschen anlangt und sein Seelenleben ihr Gegenstand wird. Hier wird sie zur „beobachtenden Psychologie“ (Hegel Zitat). Es ist eine Menge von Gesetzen, die sich hier aufdrängt. Aber die „reale Individualität“ des Bewusstseins fassen sie nicht. Die Welt des Individuums ist nicht nur tief innerlich und verwickelt, sondern auch „zweideutig“: Individuum und Welt „modifizieren“ sich wechselseitig.“ Nicolai Hartmann, G. W. Fr. Hegel, Berlin 1929, S. 115.
31Nach Hubert Rohracher könnte man hier die psychischen Funktionen, wie Wahrnehmung, Gedächtnis und Denken und sodann die psychischen Kräfte, wie Trieb Gefühl und Wille nennen. Ders., Einführung in die Psychologie, 9. Aufl., Wien 1965, S. V-VII.
32Ders., Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, 3. Teil, S. 13 f.
33Laut dem „Neuen Brockhaus“ (3. Aufl., Wiesbaden 1959) werden darunter (nach Franz Mesmer, 1734-1815, auf den Hegel weiter unten eingeht) von Menschen ausstrahlende (Heil-) Kräfte verstanden.
34Ders., Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, 3. Teil, a. a. O., S. 13 ff.
35Diese Rückkehr zur Einheit geschieht in der Philosophie des Geistes und was die Persönlichkeit des Einzelnen betrifft, im philosophischen Erkennen des „subjektiven Geistes“.
36Dies