"ERKENNE DICH SELBST" - HEGELS THEORIE DER PERSÖNLICHKEIT. Peter Schöber. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Peter Schöber
Издательство: Readbox publishing GmbH
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Жанр произведения: Афоризмы и цитаты
Год издания: 0
isbn: 9783347034402
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der dazu beigetragen habe, die unwahre, endliche, bloß verständige Auffassung des Geistes zu verdrängen. Diese Wirkung habe jener wunderbare Zustand 46 besonders auf die Betrachtung der natürlichen Seite des Geistes gehabt.47 Könnte der Verstand die sonstigen Zustände und natürlichen Bestimmungen des Geistes und seine bewussten Tätigkeiten wenigstens äußerlich 48 auffassen und könnte er den in ihm selbst wie auch den äußeren Zusammenhang von Ursache und Wirkung - den so genannten natürlichen Gang der Dinge - fassen, so zeige er sich dagegen unfähig, an die Erscheinungen des tierischen Magnetismus auch nur zu glauben, weil in denselben das nach seiner Auffassung feste Gebundensein des Geistes an Ort und Zeit sowie an den Zusammenhang von Ursache und Wirkung seinen Sinn verliere. Obwohl es nun, wie Hegel fortfährt, sehr töricht wäre, in den Erscheinungen des tierischen Magnetismus eine Erhebung des Geistes sogar über seine begreifende Vernunft zu sehen und von diesem Zustande über das Ewige höhere Erkenntnisse als jene zu erwarten, die die Philosophie bietet, und obwohl der magnetische Zustand (die Hypnose, d. Verf.) vielmehr für eine Krankheit gehalten werden müsste, in der der Geistes selbst unter das gewöhnliche Bewusstsein herabsinke und er in jenem Zustand sein Denken, das sich sonst in bestimmten Unterscheidungen zu bewegen pflege, aufgebe, sich der Natur gegenüberzustellen, so sei doch nichtsdestoweniger die in den Erscheinungen jenes Magnetismus sichtbare Loslösung des Geistes von den Schranken des Raums und der Zeit sowie von allen endlichen Zusammenhängen etwas, was mit der Philosophie verwandt sei. Mit aller Brutalität einer ausgemachten Tatsache trotze jene Loslösung des Geistes nämlich dem Skeptizismus des Verstandes und mache deshalb das Fortschreiten von der gewöhnlichen Psychologie zum begreifenden Erkennen der spekulativen Philosophie notwendig, für die allein der tierische Magnetismus kein unbegreifliches Wunder sei.

       Weitere Bemerkungen zur Methode

      Betrachtet man die konkrete Natur des Geistes, so stoße man, wie Hegel nach diesem Zusatz fortfährt, auf die eigentümliche Schwierigkeit, dass die besonderen Stufen und Bestimmungen in der Entwicklung seines Begriffs nicht auch als besondere Existenzen zurück- und seinen tieferen Gestaltungen gegenüber bleiben, wie dies in der äußeren Natur der Fall sei.49 Die Bestimmungen und Stufen des Geistes dagegen seien wesentlich nur als Momente, Zustände und Bestimmungen an den höheren Entwicklungsstufen. Es geschehe dadurch, dass an einer niedrigeren, abstrakteren Bestimmung das Höhere sich schon empirisch vorhanden zeigt. So sei z. B. in der Empfindung alles höhere Geistige (z. B. das Recht) als Inhalt oder Bestimmtheit vorhanden. Oberflächlich gesehen, könne daher in der Empfindung, die nur eine abstrakte Form sei, jener Inhalt, so das Religiöse, Sittliche usw., wesentlich seine Stelle und sogar seine Wurzel haben, so dass es notwendig erscheine, die Bestimmungen des Inhalts als besondere Arten der Empfindung zu betrachten.50 Aber zugleich werde es nötig, indem niedrigere Stufen betrachtet werden, um sie in ihrer empirischen Existenz vorzuführen, an höhere zu erinnern, an denen sie nur als Formen vorhanden sind. Auf diese Weise würde ein Inhalt vorweggenommen werden, der sich erst später in der Entwicklung zeigt, z. B. im Fall des natürlichen Erwachens: das Bewusstsein, oder bei der Verrücktheit: der Verstand. Hegel verweist hier also auf einen Aspekt seiner Methode, nach der er den subjektiven Geist eines Individuums begrifflich zu entfalten versucht.

      15Ders., Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, 3. Teil., a. a. O., S. 9 f. Dazu auch: E. Metzke, demzufolge die Enzyklopädie Hegels der erste wirkliche, voll durchgeführte Abschluss von Hegels philosophischem Gesamtsystem sei. Ders., Hegels Vorreden, a. a. O., S. 233.

      16 Ebenda. Zur Frage der erläuternden Zusätze siehe H. Drüe, Philosophie des Geistes (§§ 377-577), in: Hegels „Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften“ (1830), H. Drüe u. a., a. a. O., S. 207.

      17 Diese entfaltet er im 1. Teil seiner „Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften“, in: Hegel, Werke, Bd. 8, Frankfurt a. M. 1970. Die Entfaltung der logischen Idee setzt er mit der Entfaltung der Idee der Natur und schließlich der des Geistes fort. Die logische Idee ist ein System von allgemeinen Kategorien und logischen Formen, die die Geschichte der Menschheit hervorgebracht, von der Philosophie gedacht und überliefert wurden und die Hegel aufnimmt und in einem System miteinander kombiniert, und zwar auf dem Weg des reinen „dialektischen“ Denkens. Die Kategorien haben ihr Dasein, teils in der natürlichen, teils in der wissenschaftlichen oder teils in der philosophischen Sprache. Es sind die Denkkategorien, „die das Wirkliche schlechthin konstituieren; sie sind dieses Wirkliche selbst, abstrahiert von seinem Inhalte, wie er in Natur- und Geisteswelt sich ausbreitet.“ Richard Kroner, Von Kant bis Hegel, 3. Aufl., 2. Bd., Tübingen 1977, S. 417. Neben seinem philosophischen System gibt es für Hegel nicht noch die „eigentliche Welt“, vielmehr ist es die Welt in ihrer Substanz. In der Philosophie ist es nach Hegel von jeher um nichts anderes gegangen als um die „denkende Erkenntnis der Idee“ (ders.). Alles was verdient, sich „Philosophie“ zu nennen, habe stets das Bewusstsein einer absoluten Einheit dessen zugrunde gelegen, was dem Verstand nur in seiner Trennung gelten würde. Ders., Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, 1. Teil., ebenda, S. 369. Die Idee ist für Hegel nicht der Einfall eines einzelnen Philosophen, schon „gar nicht irgendeine wirklichkeitsferne Gedankenkonstruktion, sondern der „gediegene Gehalt“ der konkreten Erfahrung und Wirklichkeit, „insofern er gedacht wird“. E. Metzke, Hegels Vorreden, a. a. O., S. 239. Nach K. Marx ist für Hegel „der Denkprozeß, den er sogar unter dem Namen Idee in ein selbständiges Subjekt verwandelt, der Demiurg des Wirklichen, das nur seine äußere Erscheinung bildet.“ Ders., Das Kapital, 1. Bd., Nachw. z. 2. Aufl., Marx/Engels Werke, Bd. 23, Berlin 1962, S. 27. Nicht die Einzelnen sind das Subjekt der Welt, sondern es ist die Idee (Hegel) als Einheit zweier Formen: des Begriffs oder der Subjektivität und der Objektivität oder der Wirklichkeit.

      18Ders., Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, 3. Teil, a. a. O., S. 9 ff. Die Idee in ihrer abstrakten Form (wie sie in Hegels „Logik“ gedacht wird) ist die „unmittelbare“ Idee als Leben, ihr folgen die Idee als Erkennen, die Idee als Wollen und schließlich die absolute Idee als Synthese von Erkennen und Wollen als Identität des Wahren und Guten. Die „unmittelbare“ Idee avanciert zur absoluten Idee dadurch, dass sie in der Form der Philosophie sich selbst denkt und damit in ihr um sich weiß. Dazu: Nicolai Hartmann, G. F. Fr. Hegel, Berlin 1929., S. 281. In ihrer konkreteren Form ist die Idee als Natur (ihrem „Anderssein“, Hegels Naturphilosophie) und in ihrer konkretesten Form ist sie als Geist, nämlich als „subjektiver Geist“ (Seele, Bewusstsein, theoretischer, praktischer und freier Geist), sodann als „objektiver Geist“ (Recht, Moralität und Sittlichkeit - der „absolute Geist an sich“) und schließlich als „absoluter Geist für sich“ (Philosophie der Kunst, der Religion und der Philosophie der Philosophie). Siehe auch die Ausführungen zur „Idee“ im Anhang.

      19Der Begriff als solcher ist nach Hegel nicht der durch Abstraktion gewonnene Begriff von einem Gegenstand, der als ein „Werkzeug unseres Wissens, eine Methode zur Erfassung der Wirklichkeit“ (Ch. Taylor) ist. Der Begriff ist nach Hegel „ein aktives Prinzip, das der Wirklichkeit zugrunde liegt und sie zu dem macht, was sie ist“. Ders., Hegel, Frankfurt a. M. 1978, S. 389. Somit weicht der Sinngehalt dieses Begriffs (engl. concept) vom Sinngehalt des Begriffs ab, wie er dem „gesunden Menschenverstand“ entspricht. Dieser steht der Sache gegenüber, jener ist die Sache selbst. Da stellt sich, wie Hegel selbst bemerkt und worauf noch einmal unten eingegangen werden wird, die Frage, weshalb für grundverschiedene Inhalte ein und dasselbe Wort benutzt wird. Hegel gibt darauf, wie Taylor (ebenda, S. 391) ihn referiert, selbst die Antwort: weil die gewöhnliche Sprache und seine Sprache nicht so weit voneinander entfernt sind. Im Fall des Begriffs gelte es, so E. Metzke, daran zu denken, dass er für Hegel nicht Produkt der Abstraktion, sondern dass er das die Wirklichkeit als innere Wesensnotwendigkeit Durchwaltende und Bestimmende ist, das im Geist und im subjektiven Begriff nur zu sich kommt. Ders., Hegels Vorreden, a. a. O., S. 247. Der subjektive Begriff ist, so Hegel, noch nicht die „Idee“. Er sei noch formal (abstrakt), jedoch nicht in dem Sinne, dass er einen anderen Inhalt (als den wahren Inhalt, die Idee, d. Verf.) haben sollte. Als die absolute Form sei er alle Bestimmtheit wie sie in ihrer Wahrheit ist. Obwohl er abstrakt sei, sei er das Konkrete, das Subjekt als solches. Das Absolut-Konkrete sei der Geist