Tod an der Interstate. Robert Lee Walker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Robert Lee Walker
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783947992058
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die Nase. Dieser griff mit einer Hand zu und hielt es wieder etwas auf Distanz.

      »Nee, tut mir …« Er hielt kurz inne. »Doch, Moment mal. Der war gestern Abend hier.«

      »War er häufig hier?«

      »Bestimmt nicht. Dann hätte ich ihn schneller erkannt. Ist erst in den letzten zwei Wochen hier aufgetaucht.«

      »Sind Sie sich da ganz sicher?«

      »Ja, doch, bin ich. Ich glaube, es war Anfang voriger Woche, als er zum ersten Mal hier herein kam, arbeitet hier in der Nähe, sagte er. Er trank drei Bier und drei Bourbon. Dann war er wieder verschwunden. Hatte die ganze Zeit da drüben allein am anderen Ende des Tresens gesessen und vor sich hin gestarrt.«

      »Und wie war es gestern?«

      »Da kam er in Begleitung von drei Kerlen. Sahen aus wie Arbeitskollegen oder Bekannte von ihm.«

      »Und was haben die gemacht?«

      »Lieutenant, was tun Männer schon bei mir in der Bar?« Mit angezogenem Kinn schaute Bryant den Cop über seinen Brillenrand hinweg an.

      »Sie haben also getrunken«, antwortete dieser.

      »Stimmt. Sie haben viel Bier getrunken. Hin und wieder einen Whiskey.«

      »Wie lange haben Sie denn durchgehalten?«

      »Ihr Mann hat am kürzesten durchgehalten.«

      »So?«

      »Ja, er war auch den ganzen Abend ziemlich still. Der ist so gegen zehn verschwunden. Hatte aber doch ganz schön einen in der Krone. Ist jedenfalls nicht mehr gerade gegangen.«

      »Und die anderen? Was haben die denn den Abend getan? Außer trinken, meine ich.«

      »Sie haben über ihre Arbeit gesprochen. Lauthals über neue Möglichkeiten mit Farben oder so. Einmal war wohl auch das Thema Football dabei.«

      »Und dieser Mann«, Brendup zeigte auf das Foto, »dieser Mann hat nicht mit diskutiert?«

      »Nee, nicht dolle.«

      »Wann sind die anderen denn gegangen?«

      »Vielleicht eine Stunde später?«

      »Diesem Mann hat man angesehen, dass er nicht in Stimmung war, sagten Sie?«

      »Ja, das war ihm auf jeden Fall anzusehen. Er hatte ganz schön Schlagseite, als er diese Räume verließ.«

      »Aber wo er hin gegangen ist, wissen Sie nicht.«

      »Tut mir leid, Lieutenant. Ich kann ja schließlich nicht jedem Gast hinterhergehen.«

      »Das nicht, aber es hätte sein können, dass er sich vielleicht am Tisch dazu geäußert hatte und Sie davon etwas mitbekommen hätten.«

      »Nee, tut mir leid, aber hab ich nicht.«

      »Haben seine Kollegen für ihn die Zeche bezahlt? Oder wie war das?«

      »Im Gegenteil. Er hat selbst bezahlt, für sich und für einen der Kollegen.«

      »Das konnte er aber noch. So betrunken war er also wohl nicht?«

      »Nein, natürlich nicht. Wenn er sturzbetrunken gewesen wäre, hätte ich ihm eher ein Uber gerufen. Man sah es ihm an, dass er nicht nüchtern war, weil er torkelte. Aber die Rechnung konnte er immerhin noch begleichen, hatte auch ziemlich passend das Geld herausgesucht und dann Trinkgeld gegeben.«

      »Kannten Sie denn einen der anderen Männer, die mit ihm gekommen waren?«

      »Nein, eigentlich nicht. Kennen wäre zu viel gesagt. Lizzy, kannst du dich an die vier Männer von dem Tisch dahinten erinnern?«, fragte der Bryant ein junges Mädchen, das sich bei ihm als Kellnerin ein bisschen Geld hinzuverdiente und gerade in die Bar getreten war.

      »Na ja. Was ist mit denen?«

      »Hast du die schon mal vorher hier gesehen?«

      »Nee Chef. Nicht, dass ich wüsste. Bis auf den einen, der neulich schon mal hier war.«

      »Ja, ist gut, Lizzy. Danke. Sie sehen, Lieutenant«, er wandte sich wieder an Brendup, »das ist aber häufig so. Die werden von der Baustelle da hinten sein. Da haben die bestimmt gearbeitet. Der eine oder andere schaut abends dann doch mal bei uns rein. Aber Stammkneipe werden wir nicht gleich für diese Art fahrendes Volk.«

      »Verstehe. Die drei sind alle zusammen dann etwa eine Stunde nach dem ersten Mann aufgebrochen, wie Sie sagen.«

      »Alle zusammen nicht. Das hatte ich nicht gesagt. Als erster ging der Kollege von ihrem Mann. Den, für den er die Zeche mit bezahlt hatte.«

      »Er ging noch vor den anderen?«

      »Ja, der war zum Schluss auch immer ruhiger geworden. Er bezahlte noch zwei Bier und dann ging er.«

      »Und die anderen?«

      »Die gingen vielleicht zehn Minuten später. Eigentlich wollten sie nicht. Ich musste sie mehrmals darauf hinweisen, dass wir das Lokal schließen wollten.«

      »Schließlich gingen sie dann doch.«

      »Ja, sie hatten sich noch gewundert, dass die Zeche so gering war. Hatten gar nicht mitbekommen, dass der andere schon für sich und einen Kumpel bezahlt hatte und verschwunden war. Sie hatten sich wohl gewundert, dass er nicht vom Klo kam. Soll ja vorkommen.« Bryant zuckte dabei mit den Schultern.

      »Okay, ich denke, dass ich mir jetzt schon ein Bild von dem Abend machen kann. Mr Bryant«, Brendup stand von seinem Hocker auf, auf den er mittlerweile Platz genommen hatte, »haben Sie vielen Dank für Ihre Hinweise. Die helfen mir zunächst weiter. Und wer weiß, vielleicht werde ich dort auf der Baustelle noch einen der anderen Gesellen antreffen.«

      »Versuchen Sie ihr Glück, Lieutenant.«

      »Ist es weit oder kann ich dort zu Fuß hin?«

      »Sind nur ein paar Schritte. Wenn Sie hier links runter gehen, können Sie sie schon sehen, sobald Sie um die Ecke rum sind.«

      »Vielen Dank, Mr Bryant. Wenn noch etwas sein sollte, darf ich mich sicherlich wieder melden?«

      »Aber ja doch. Auf Wiedersehen, Lieutenant.« Doch bevor Brendup den Raum verließ, fragte Bryant hinterher: »Übrigens, können Sie mir sagen, worum es geht? Man ist ja schließlich wissbegierig.«

      »Wir ermitteln für einen Unfall mit Todesfolge.«

      »Ach so, danke«, waren die letzten Worte, die Brendup hörte, als er die Tür von außen schloss.

      Saul Brendup schaute die Straße links entlang, dann rechts, währenddessen die Tür hinter ihm mit einem Klacken ins Schloss fiel. Er wandte sich nach links, dort hinunter hatte Bryant gedeutet, als er von der Baustelle sprach. Ein Spaziergang würde ihm guttun, dachte er. Überrascht stellte er fest, dass sie tatsächlich nicht weit entfernt lag, nachdem er um die nächste Hausecke gebogen war. Ein langer Spaziergang schien es nicht zu werden. Nach einem Selbstmord hörte sich das alles nicht an, dachte er. Andererseits, wenn man bedenkt, dass er so ruhig am Tisch in der Runde war. Doch der Kollege auf der Arbeitsstelle hatte ihn genau so beschrieben. Wir werden sehen, dachte Brendup und schüttelte einmal mit dem Kopf, bevor er auf das Gelände der Baustelle abbog.

      Vor dem fast fertigen Gebäude blieb er stehen, schaute die Front hinauf und wieder hinunter. Er versuchte, jemanden darinnen zu entdecken. Dann hörte er ein kratzendes Geräusch, welches aus dem Erdgeschoss rechts zu kommen schien. Brendup schritt in das Haus hinein. Der Geruch von Beton und frischen Farben umfing ihn, das Kratzen wurde lauter. Im Haus war es dunkler als draußen in der mittlerweile hellen Mittagssonne. Seine Augen mussten sich einen kurzen Moment lang erst mit einem mehrmaligen Blinzeln an dieses andere Licht gewöhnen. Er ging weiter den Geräuschen nach und sah nach einem ersten durchschrittenen Raum einen Installateur, der ein in einem Schraubstock eingespanntes Rohr bearbeitete.

      »Guten