»Ja. Hast du heute Morgen schon was von Jake gehört?«
»Noch nicht. Vermutlich schläft er aus.«
Wahrscheinlich. Jakes quasi vampiristische Arbeitszeiten im Club zogen nach sich, dass er morgens meistens ausschlief, um seine acht Stunden vollzubekommen. Doch solange er im Haus gewohnt hatte, war er oft mit Chet und Cris zusammen aufgestanden, sodass sie gemeinsam frühstücken konnten. Und dann hatte er sich nachmittags noch einmal hingelegt. Zurück in Bennys Wohnung zu ziehen, würde Jake sicher helfen, in seinen Schlafrhythmus zurückzufinden, aber Cris vermisste ihn dennoch. Die vergangenen drei Nächte ohne ihn im Bett hatten sich eigenartig angefühlt.
Sie hatten eine einfache Routine entwickelt, die sowohl Cris als auch Chet davon abhielt, sich allzu viele Sorgen zu machen: Guten Morgen und Gute Nacht-Nachrichten zwischen ihnen dreien. Auch wenn sie bereits schliefen, wenn Jake sein Gute Nacht schickte, war es beruhigend, es vorzufinden, wenn sie aufwachten – zu wissen, dass Jake heil in seine Wohnung zurückgekehrt war.
Cris setzte sich in die Mitte des Sofas. Worte sprangen ihm unbeständig durch Kopf und Magen zugleich. Dell fummelte hinter der Kamera herum, bevor er die Höhe des Stativs anpasste. Ein Licht anders justierte. Ein Perfektionist wie sein Onkel.
»In Ordnung«, sagte Chet. »Du musst es nicht lang halten, Cristian. Sag, was immer dir in den Sinn kommt. Wenn du dich wiederholen musst, können wir es entsprechend schneiden. Ohne deine Zustimmung werde ich nichts hochladen.«
»Danke.« Er rieb sich die feuchten Handflächen an der Vorderseite seines T-Shirts. »Weiß nicht, warum ich so nervös bin.«
»Du wirst das super machen, Schatz. Lass dein Herz sprechen.« Chet küsste seine Stirn, dann verschwand er mit Dell hinter der Kamera. »Fertig?«
»So sehr ich es sein kann.«
»Film ab.«
Die grüne Lampe an der Vorderseite der Kamera leuchtete auf und wie auf Knopfdruck legte sich die Identität des harten Danes über Cris wie eine zweite Haut. Chet hielt drei Finger in die Höhe… zwei… einen… und deutete auf Cris.
Cris legte ein sexy Grinsen auf. »Wenn ihr nicht wisst, wer ich bin, dann habt ihr nicht ansatzweise genug Videos von dieser Website angeschaut und das würde ich an eurer Stelle ändern, bevor ihr euch das hier weiter anseht. Macht nur, ich werde hier sein, wenn ihr wiederkommt.«
Er zwinkerte der Kamera zu, konzentrierte sich zum ersten Mal in seiner Karriere auf die Linse und nichts anderes. »Für diejenigen unter euch, die mich kennen: Dieses Video hat sich schon eine ganze Weile abgezeichnet. Ich habe aus persönlichen Gründen seit ein paar Monaten nichts Neues mehr gedreht und diese Pause hat mich begreifen lassen, dass es an der Zeit ist, Mean Green zu verlassen.
Ich habe zu einer Zeit hergefunden, in der ich jung und verwirrt war und nicht sicher, was ich mit dem Rest meines Lebens anstellen wollte. Hier habe ich Stabilität und Freundschaft gefunden und ich könnte für beides nicht dankbarer sein. Ich habe das Filmen geliebt und ich habe es geliebt, mit meinen Kollegen zusammenzuarbeiten. In vielen von ihnen sehe ich inzwischen Freunde. In einigen sogar Familie.« Er blinzelte heftig, als verschiedenste Gefühle in ihm aufstiegen und seine Augen brennen ließen. »Aber ich ziehe mit Liebe im Herzen und großartigen Aussichten auf die Zukunft weiter. Ich habe mich nie beschenkter gefühlt, als ich es zurzeit tue.«
Er spähte hinter die Kamera, wo Chet stand. Er hatte den Mund mit einer Hand bedeckt und seine Augen leuchteten. In Richtung Objektiv fuhr Cris fort: »Ihr, meine treuen Fans, könnt euch immer meiner Dankbarkeit gewiss sein. Danke, dass ihr meine Karriere im Pornogeschäft unterstützt habt. Ich hoffe, ihr werdet den anderen Darstellern hier bei Mean Green dieselbe Treue entgegenbringen. Dies ist nach wie vor ein fantastischer Arbeitsplatz mit einer tollen Truppe an Männern, die es sich zu unterstützen lohnt. Greift nach euren eigenen Träumen und holt euch weiter einen runter. Hiermit meldet Dane sich offiziell ab. Ciao.«
Mehrere Herzschläge verstrichen, bevor die grüne Leuchte erlosch. Cris schüttelte sich und die Identität des Dane fiel zum letzten Mal von ihm ab. Und statt traurig zu sein, empfand Cris Zufriedenheit. Freiheit.
»Hervorragende Arbeit«, sagte Chet. Seine Stimme war vor Emotionen ganz heiser. »Ehrlich und aus dem Herzen gesprochen.«
»Danke.« Cris hustete zwei Mal, um seine eigene Stimme unter Kontrolle zu bekommen. »Ich bin froh, dass ich es getan habe. Nicht nur zu kündigen, sondern das Video zu drehen. Es bettet alles zur Ruhe, weiß du?«
»Tue ich. Du warst fantastisch, wie immer.«
»Es war wirklich gut«, sagte Dell. »Ich kann hier unten aufräumen, Onkel Charles.«
»Danke.« Chet näherte sich dem Sofa und streckte eine Hand aus. Cris nahm sie und ließ sich auf die Füße ziehen. Hinterher ließ er nicht los. »Was hast du heute noch vor?«
»Ich muss ein bisschen arbeiten«, erwiderte Cris. »Jemand hat mich gestern von meinem Projekt abgelenkt.«
»Jemand, hm?« Chet drückte seine Hand. »Kann mir gar nicht vorstellen, wer das gewesen sein sollte.«
»Kannst du nicht, ja?«
Gestern war Cris gegen halb vier nach unten gegangen, um eine kurze Pause einzulegen. Er hatte Chet und Jake in der Küche vorgefunden, die Anstalten machten, die Enchiladas von zwei Tagen zuvor zuzubereiten. Er hatte aus einiger Entfernung zugesehen, wie das Kochen der beiden in eine Menge bewusster Berührungen überging und schließlich dazu führte, dass sie wild herummachten.
Chet hatte Jake gegen den Kühlschrank gepresst, während sie sich küssten, den kleineren Mann mit seinen Armen gefangen gehalten und ihre Becken dicht aneinandergedrückt. Leise, saugende Geräusche hatten den Raum erfüllt und Cris war dahingeschmolzen. Er hatte seine eigene, stetig wachsende Erektion durch die Shorts gerieben und war sich ein bisschen verdorben vorgekommen, sie zu beobachten. Und es hatte ihm gefallen.
Er liebte die neue sexuelle Freiheit, die sie seit den Blowjobs vom Vortag entdeckt hatten. Jakes Selbstbewusstsein war in ganzer Stärke wiedererwacht und eben dieses Selbstbewusstsein machte Cris unglaublich scharf. Das war schon bei ihrem ersten Zusammensein so gewesen.
Jake übernahm die Führung, indem er sie herumwarf und Chets Rücken gegen den Kühlschrank drückte. Cris hielt die Luft an. Er sah zu, wie Jake auf die Knie fiel und damit dank der Kücheninsel aus Cris' Sichtlinie geriet, und das war nicht fair. Er betrat die Küche, die Hand ungeniert über dem Ständer. Chet fing sofort seinen Blick ein. Seine Augen brannten vor Erregung und lockten Cris vorwärts. Er umrundete gerade rechtzeitig die Kücheninsel, um zu sehen, wie Jake Chets Hose und Unterwäsche nach unten zerrte. Sie wegschaffte und seinen Ständer befreite.
Die Bodendielen knarrten. Jake sah auf. Seine Augen waren weit aufgerissen und die Wangen gerötet. Das Lächeln, das er Cris zuwarf, sprach von vollkommener Lust.
Er lockte Cris mit dem Finger näher und Cris setzte seinen Weg fort, um neben Chet stehenzubleiben. Er sah zu, wie Jake Chet in den Mund nahm und ihm ein seliges Keuchen entlockte.
Cris hatte es am Vortag gefallen zu erleben, wie Chet Jake einen geblasen hatte, aber die andere Variante hatte er nicht mitbekommen. Endlich kam er dazu zu sehen, wie Jake sich über Chet hermachte, und es war wundervoll. Jake sah abwechselnd von Cris zu Chet, wandte nie den Blick von ihnen ab, während er Chet saugte und leckte, und so gern Cris Chet geküsst hätte, konnte er nicht wegsehen.
Bis Chet mit einer Hand Jakes Wange umfasste und ihn von seinem Schwanz wegschob. Ihre Blicke trafen sich und Cris schielte zu Chet hinüber, nicht sicher, was da wortlos zwischen ihnen vorging. Plötzlich grinste Jake Chet an und griff nach Cris' Reißverschluss.
»Heilige Scheiße«, flüsterte Cris. Er protestierte nicht. Er würde nie einen Blowjob von Jake ablehnen, aber dies lief ganz klar auf eine Premiere hinaus. Jake, der sie zeitgleich blies. Er angelte nach Chets Hand. Auf die erste Schockwelle der Lust, die seinen Schwanz schmerzhaft verhärtete,