Sound of Us. A.M. Arthur. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A.M. Arthur
Издательство: Bookwire
Серия: US
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238268
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zu erreichen und sich umzusehen. Nach Booker Ausschau zu halten. Aber wie zum Teufel sollte er erklären, dass er so plötzlich losmusste, wo er doch behauptet hatte, arbeiten zu müssen? Sie würden ihm nur einen Blick ins Gesicht werfen und wissen, dass er log.

      Ich kann den feigen Weg wählen und ihnen aus dem Wagen eine Nachricht schicken.

      Das wäre nicht ideal, aber immer noch besser, als ihnen ins Gesicht zu lügen. Schon wieder. Er würde sich mit Booker treffen, ihn ausreden lassen, den besten Weg finden, ihn zum Teufel zu jagen, und dann zu seinen Jungs heimkehren.

      Cris hob sein Smartphone vom Boden auf, schlüpfte in ein Paar Schuhe und ging anschließend sehr leise den Flur entlang. Als er die Treppe hinunterstieg, war er sich der gedämpften Stimmen aus der Küche sehr bewusst. Er hasste es, sich wie ein Dieb davonzuschleichen, aber so war es am einfachsten. Er würde es später wiedergutmachen. Seine Schlüssel lagen auf dem schmalen Tisch neben der Haustür, neben Chets und dem kleineren Ring, an dem Jakes befestigt war. Perfekt nebeneinander und sie alle gehörten zusammen auf diesen Tisch.

      Sehr behutsam nahm er seine Schlüssel an sich.

      Es tut mir leid.

      ***

      Jake hatte Charles mit einer Geschichte von der gestrigen Schicht unterhalten, während zwei der Gäste etwas mehr getan hatten, als mitten auf der Tanzfläche miteinander zu tanzen. Jakes Belustigung über den Vorfall war ansteckend und das Einzige, was Charles von Cristians merkwürdiger Laune ablenkte. Beim Frühstück war noch alles bestens gewesen, doch beim Mittagessen hatte er sich merklich unbehaglich gefühlt. Wahrscheinlich steckte Stress mit der Arbeit dahinter, aber es war eine Form von Stress, die Charles bei Cristian nie zuvor erlebt hatte.

      Natürlich. Sie wohnten erst seit einem Monat zusammen. Sie mussten alle drei noch viel über die alltäglichen Marotten der anderen lernen.

      »…also stürmt Bear in die Menge, schreit, dass wer immer hier rumvögelt, sich gefälligst auf die Toiletten verziehen soll, und… Chet?«, unterbrach sich Jake.

      Charles blinzelte heftig. »Entschuldige, ich war kurz mit den Gedanken woanders. Bear ist in die Menge gestürmt?«

      Jake griff über den Tresen, um Charles' Handgelenk zu drücken. »Du denkst an Cris, nicht wahr?«

      »Ist das so offensichtlich?«

      »Ich habe ihn nur fünf Minuten lang gesehen und selbst ich konnte erkennen, dass ihm irgendetwas zu schaffen macht.« Er kaute an seiner Unterlippe. »Glaubst du, es liegt daran, dass ich ausgezogen bin?«

      »Möglich, aber unwahrscheinlich. Wenn es darum ginge, würde ich vermuten, dass Cris sich bemühen würde, Zeit mit dir zu verbringen, statt sich in sein Büro zurückzuziehen.« Charles drehte seinen Unterarm, sodass ihre Handflächen ineinander lagen und ihre Finger sich verschränkten. »Es kann gut sein, dass nur Arbeitsstress dahintersteckt. Beim Frühstück schien es ihm gut zu gehen. Erst später, als ich ihn aufs Mittagessen angesprochen habe, wirkte er besorgt.«

      »Hm. Sollten wir versuchen, mit ihm zu reden? Oder ihn in Ruhe lassen? Ich weiß nicht, wie ich mit einem gestressten Cris umgehen soll. Ich meine, ich weiß, dass er während meiner depressiven Phase der letzten Monate gestresst war, aber das hier ist was anderes.«

      Charles streichelte Jakes Handrücken mit dem Daumen. »Meiner Erfahrung nach ist Cristian jemand, der versucht, seine Probleme allein zu lösen, statt sich Unterstützung von außen zu holen. Das ist übrigens auch der Modus Operandi von jemand anderem, den ich kenne und liebe.«

      Jake grollte. »Wir reden hier nicht über mich.«

      »Ich weiß. Ich glaube, es ist am besten, wenn wir ihm etwas Luft lassen. Wenn es um die Arbeit geht und er eine Lösung findet, dann kommt er als glücklicherer Mann nach unten. Falls nicht…«

      »Falls nicht?«

      Er grinste. »Dann fesseln wir ihn ans Bett, bis er redet.«

      Jakes Wangen verfärbten sich. »Ihn ans Bett fesseln, hm? Nackt oder bekleidet?«

      »Das entscheiden wir spontan. Ich bin mir nicht sicher…« Charles hielt inne. Ein merkwürdiges Geräusch hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Etwas wie das Klicken, mit dem sich die Haustür öffnete und schloss. Dell war vor einer Stunde weggegangen, um ein paar Einkäufe zu erledigen. »Dell? Bist du zurück?«

      Stille.

      »Hast du etwas gehört?«, fragte Jake.

      »Ich bin mir nicht sicher.« Charles stand auf und ging hinüber ins leere Foyer. Sein Blick fiel auf den kleinen Tisch, auf dem sie ihre Schlüssel aufbewahrten. Ein Paar fehlte.

      Das unverkennbare Geräusch eines Motors, der zum Leben erwachte, ließ seine Haut kribbeln. Charles riss die Haustür auf. Ein überraschter Ausruf entfuhr ihm. Cristians Wagen war rückwärts aus der Einfahrt gestoßen. Unter Charles' Blick legte Cristian den Gang ein und fuhr fort.

      Jake schob sich an Charles vorbei. »Was zum Henker? Wo fährt er hin?«

      »Ich weiß es nicht.« Charles tastete nach seinem Handy. Nein, er hatte es auf dem Tresen liegen lassen.

      Mit einem Grunzen zog Jake sein eigenes Smartphone aus der Tasche und stach darauf ein, bevor er es sich ans Ohr hielt. »Das Arschloch geht nicht dran. Was zum Teufel, Chet?« Das Handy piepste. »Oh, er schickt eine Nachricht. Wie verdammt erwachsen.«

      »Was schreibt er?«

      »Treffe mich mit einem Kunden auf einen Kaffee, bin zum Abendessen zu Hause.« Jake wedelte so weiträumig mit den Armen, dass Charles einen Schritt zurücktrat, um sich aus der Schusslinie zu bringen. »Warum zum Geier sollte man sich wegschleichen, um sich mit einem Kunden zu treffen? Konnte er nicht einfach in den Flur rufen, dass er wegmuss?«

      Charles starrte auf die leere Stelle in seiner Einfahrt, an der vor wenigen Augenblick noch Cristians Wagen gestanden hatte. »Ich weiß es nicht. Wie ich schon gesagt habe, er war heute nicht ganz er selbst. Es muss ein wichtiges Treffen sein, wenn er losmusste, ohne uns Bescheid zu sagen.«

      »Könnte es um einen Familiennotfall gehen?«

      »Das bezweifle ich. Er hat mir mal gesagt, dass er keine leibliche Familie mehr hat. Vielleicht hat er gar nicht daran gedacht, uns Bescheid zu sagen, dass er sich mit einem Kunden treffen will. Er ist es nicht gewöhnt, andere über seine Arbeitsvorgänge auf dem Laufenden zu halten.«

      »Stimmt.« Jake verschränkte die Arme. Er war sichtlich unzufrieden mit dieser Vorstellung. »Aber eine Textnachricht?«

      »Im Zweifel für den Angeklagten, Jake. Zum Abendessen wird er wieder da sein und ich bin mir sicher, dass er uns dann eine anständige Erklärung anzubieten hat.«

      »Das rate ich ihm.«

      Charles manövrierte Jake zurück in die Küche, damit er seine Geschichte über den Sex auf der Tanzfläche beenden konnte. Auf dem ganzen Weg trugen Vertrauen und Zweifel in seinem Innern eine Schlacht gegeneinander aus. Als sie sich wieder setzten, hatte in Charles das Vertrauen Überhand gewonnen. Cristian hatte ihnen versprochen, dass es keine Geheimnisse mehr zwischen ihnen geben würde, und was war eine Beziehung ohne Vertrauen wert?

      ***

      Cris fand eine Laterne auf der der Kaffeebar gegenüberliegenden Straßenseite und lehnte sich dagegen. Dort stand er von zehn nach eins bis fünf vor halb, als ein stämmiger Mann in weißen Hemdsärmeln und mit roter Krawatte auf die Bar zuging. Er sah sich um, bevor er sie betrat. Cris musterte den Bürgersteig zu beiden Seiten der Straße und suchte nach etwas, das ihm ungewöhnlich vorkam. Schwarze SUVs. Männer mit Sonnenbrillen. Irgendetwas, das darauf hindeutete, dass dies mehr als eine normale Verabredung auf einen Kaffee mit einem mysteriösen FBI-Agenten war.

      Das ist überhaupt nicht mehr mein Leben, Gottverdammt noch mal.

      Er sollte verschwinden. Er sollte nach Hause fahren, Chet und Jake seine unrühmliche Vergangenheit eingestehen und mit den Konsequenzen leben. Aber dann hätte er immer noch