Clor wischte sich den ekligen schwarzen Speichel aus dem Gesicht. „LEUTE!!“, schrie er.
Clavia und Jay rannten auf das Fellvieh zu. Clavia packte es an zwei Händen und schnitt einem Arm die Hand ab. Das Fabelwesen brüllte wie am Spiess.
Jay gelang es mit Müh und Not, Clor zu befreien. „Ich habe heute die Befrei-Deine-Freunde-Karte gezogen“, meinte er und zwinkerte Clor zu. Er packte das Fabelwesen an den Schnurrhaaren, zog es nach unten, und mit einem Ruck riss das Fellmonster Clavia das Messer aus der Hand. Das Vieh warf es in Jays Richtung und traf ihn prompt an der Schulter. Jay biss sich tapfer auf die Lippe und schlug dem Monster in die Fratze. Clor packte es an zwei Händen und schmetterte es auf den Boden. Clavia zog zwei Seile aus ihrer Tasche und fesselte damit das Fabelwesen.
Es wälzte sich brummend am Boden, war ausser sich und fauchte Jay böse an. Jay rammte sein Messer in dessen Bauch, und endlich verstummte es.
Geschockt sah ich die drei an und begab mich behutsam in ihre Nähe. Ich wollte mich an den drei vorbeischleichen, doch Clavia entdeckte mich.
„Hey, Moment mal, das ist doch dieses Mädchen, das ich vorhin gesehen habe!“
Jay und Clor musterten mich von oben bis unten. Das gefiel mir gar nicht. Als ich wegrennen wollte, packte mich Clor am Arm und zog mich zurück. Wütend sah ich ihn an, aber er liess mich nicht los. Ich kniff ihn und schlug ihm auf seine Hand. „Alter, du tust mir weh!“, zischte ich.
„Hast du uns gestalkt?“, wollte Clor wissen.
Ich gab ihm keine Antwort.
Er drückte seine Hand noch mehr zusammen, so stark, dass ich ihm eine schallende Ohrfeige verpasste.
„Ich habe gesagt, dass du mir wehtust!!“, brüllte ich ihn an.
Er wollte zurückschlagen, doch ich wehrte seine Hand reflexartig vor meinem Gesicht ab. Sprachlos guckte er mich an. Ich boxte ihm in den Bauch. „Oh sorry, du hast wohl nicht gewusst, dass ich Selbstverteidigung und Kickboxen mache. Also halt dich fern von mir!“, sagte ich selbstbewusst.
Clors Blick war genervt. Clavia und Jay standen plötzlich neben mir. Das Fabelwesen lag k.o. am Boden.
Angespannt machte ich ein paar kurze Schritte zurück und rannte so schnell ich konnte davon. Ich erkannte nur noch, wie Jay und Clavia etwas besprachen.
Die Party wird der Horror
Zu Hause setzte ich mich erst mal hin und atmete tief durch. „Oke Anny, das hast du nie gesehen! Alles nur Einbildung!“, redete ich mir ein und klatschte mir die Hände an die Stirn. „Oh mein Gott!!“, rief ich ausser Atem.
Jelly hörte mich. „Was ist los, Anny?“ Sie stand bereits neben mir.
„Ich habe etwas sehr Merkwürdiges gesehen!“
„Erzähl, Anny.“
„Nein, ich kann das nicht beschreiben. Ich möchte einfach nur in mein Zimmer.“
Ich liess mich auf mein Wasserbett fallen und überlegte, ob das alles wirklich geschehen war. Auf meinem Handy versuchte ich, das Fabelwesen zu googeln. „Nichts!“, wisperte ich enttäuscht und schloss meine Augen. Im Bett wälzte ich mich hin und her und konnte unmöglich einschlafen. Gereizt ging ich zum Boxsack in der Zimmerecke, ballte meine Hände zu Fäusten und schlug mit all meiner Kraft auf ihn ein. „Anny, beruhig dich!“, sagte ich genervt zu mir und schlug mit dem Fuss in den Boxsack. „Es ist nur Einbildung, mehr nicht!“ Mit meinen Händen und Füssen schlug ich so lange auf den Sack ein, bis ich nicht mehr konnte. Ich stampfte auf den Boden.
„Ich habe es mir nicht eingebildet!! Alles ist wahr!!“, schrie ich und stapfte wütend von rechts nach links.
„Grrr, was ist nur mit mir los?! Warum bin ich derart wütend?!“
Ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte. Aufgeregt musterte ich mich im Spiegel und schimpfte mit mir selber. „Anny?! Ich sehe etwas Unnatürliches und sage, dass es wahr ist. Hehe, das hat jetzt lustig geklungen.“ Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Mindestens eine halbe Stunde lang zerbrach ich mir den Kopf wegen dieses Fabelwesens und der drei Teenager. Irgendwann wurde es mir zu bunt, denn ich sollte mich endlich ausruhen. Glücklicherweise fand ich diesmal schnell den Schlaf.
Nicht lange dauerte es und mein Wecker klingelte. Ich schnaubte kurz, stand auf und zog meine blauen, kaputten Jeans, ein weisses, schlichtes
T-Shirt und meine Jeansweste an. Schlecht gelaunt ging ich nach unten, und dieses Mal war ich gottlob alleine zu Hause. Ich war sehr müde, hatte keinen Hunger und trank nur ein Glas Milch. Irgendwie fühlte ich mich nicht sehr wohl. Als ich meine Füsse in meine grauen Sneakers steckte, klingelte auch schon Levi an der Tür.
„Party Time!“, frohlockte er.
„Levi, ich habe später Kickboxtraining, das möchte ich ungern sausen lassen. Darum muss ich spätestens um vier Uhr gehen können.“
Er verstand mich.
Ich schloss die Haustür hinter uns ab, und wir verliessen zusammen das Haus. Wir gingen in Richtung Stadt.
Die reiche Debby wohnt in einer Villa am Strand. Sie und ihre Familie haben einen eigenen Strandplatz, wo nur sie baden dürfen. Die Villa ist ultramodern und zweistöckig. Debby hat sogar ihren eigenen Pool und eine riesengrosse Terrasse.
Von Weitem hörten wir bereits laute Musik. Ich war schlecht drauf.
„Hey, freu dich zumindest ein wenig. Unsere dritte Party!“, jubelte Levi, und ich stellte fest, dass er das Gleiche trug wie einen Tag zuvor. Er sah cool aus.
„Hast du dich extra hübsch gemacht für heute? Du weisst schon ... wegen den Mädchen“, fragte ich ihn schmunzelnd.
„Wahrscheinlich“, entgegnete er kurz und bündig.
Wir beide kicherten.
Da standen wir nun vor dieser supermodernen Villa. Die Musik klang noch lauter, und wir ent-deckten schon die ersten Teenager. Ich fühlte mich noch immer unwohl, und mein Kopf schmerzte leicht.
Levi merkte, dass ich mich nicht allzu gut fühlte. „Geht es dir nicht gut, Anny?“
Ich schüttelte kurz den Kopf. „Alles ist gut, danke Levi.“
„Aber du bist so blass.“
„Nein, nein, das ist nur wegen dem Sonnenlicht.“
„Es ist bewölkt, Anny!“ Levi guckte mich skeptisch an.
„Mir geht es gut, wirklich ...“
Levi drückte auf die Hausklingel. Es ging ziemlich lange, bis Debby uns öffnete. Sie hatte sich auffällig stark geschminkt und trug Partykleider. „Heyyy, da seid ihr endlich!“, rief sie überschwäng-lich und umarmte uns. Debby schwankte von der einen auf die andere Seite.
„Bist du betrunken?“, fragte ich sie.
„Ich doch nicht ... hicks“, entgegnete sie mit hochgezogenen markanten Augenbrauen. Sie lachte doof, und endlich machte sie uns Platz.
Wir traten ein. Drin sah ich keine Möbel, sondern nur wild herumtanzende Teenager. Die Musik war extrem laut, und Debby tanzte uns davon.
„Ist es oke, wenn ich mich hinsetze?“, fragte ich Levi.
„Ja klar!“
Ich bewegte mich von ihm weg und drängelte mich durch die Teenagermasse. Auf einer freien Couch versuchte ich es mir wenigstens ein wenig gemüt-lich zu machen. Direkt neben der Couch stand eine Steinlampe.
Ich