Entspannt Mutter sein. Annemarie Pfeifer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Annemarie Pfeifer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783961223190
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Frauen können zwischen einem traditionellen Leben mit Mann und Kind oder einer eigenständigen Entwicklung wählen, in die je nach Lust und Laune auch Mann und Kind reinpassen können. Die Einheitlichkeit der jahrhundertelang vorgegebenen Frauenbiografie ist aufgebrochen, neue Lebensformen locken. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten birgt aber gleichzeitig auch Herausforderungen bei der Entscheidung darüber, welchen Weg man wählen will.

      Mütter im Clinch

      Viele Frauen wollen zwei Welten miteinander vereinen: die Erfüllung als hingebungsvolle Mutter und als erfolgreiche Karrierefrau.

      „Ich will beides, Beruf und Kind, denn ich möchte nicht ganz von meinem zukünftigen Mann abhängig sein. Neben dem Kind brauche ich noch eine andere Aufgabe, die mir Freude macht“, drückte einmal eine Studentin mir gegenüber ihr Lebensziel aus.

      Eine junge Ärztin erzählte mir von ihrem Dilemma: „Ich liebe meinen Beruf sehr. Lange konnte ich meinen Teilzeitjob in einem Krankenhaus und meine Kinder gut unter einen Hut bringen. Anfangs arbeiteten mein Mann und ich abwechselnd oder wir wurden durch meine Eltern entlastet. Dann kamen die Probleme mit unserer Tochter: Ihre Sprachentwicklung war verzögert, im Kindergarten konnte sie sich nicht einordnen und in der Schule hatte sie dann Konzentrationsschwierigkeiten. Plötzlich schmolz meine Sicherheit dahin. Die verhaltene Kritik meiner Schwiegereltern brannte wie Nadelstiche: ‚Vielleicht hast du zu wenig Zeit für deine Kinder‘, sagten sie. Ich liebe meine Kinder, aber ich liebe auch meinen Beruf.“

      Später fragte ich ihren Ehemann nach seinen Schuldgefühlen. Seine knappe Antwort lautete nur: „Schuldgefühle? Das ist doch ‚Weiberkram‘!“

      Auch Vollzeitmütter schwelgen nicht nur im Mutterglück. Eine Hausfrau und Mutter von vier Kindern berichtete mir: „Meine jüngste Tochter ist sehr ängstlich und tat sich schwer, als sie in die Schule kam. Jeden Morgen weinte sie so lange, bis ich sie schließlich begleitete. Und schon wurde ich von der Lehrerin der Überbehütung verdächtigt. Da entstünden zu starke Bindungen, wenn man immer zu Hause sei, meinte sie.“

      Mütter stehen ständig im Trommelfeuer der Kritik. Bleiben sie zu Hause, wirft man ihnen vor, dass sie ihre Kinder überbehüten, gehen sie aber einer Arbeit nach, verdächtigt man sie, ihre Kinder zu vernachlässigen und nur ihr eigenes Wohl zu suchen. So werden die neuen Freiheiten für viele Frauen auch zur Zerreißprobe und trüben das erwartete Mutterglück.

      „Modern Moms“

      Jedes Elternpaar strickt sich heute das eigene Familienmuster selbst. Das ist Vorrecht und Herausforderung zugleich. Laut der oben zitierten Studie gehen moderne Mütter ihre Aufgabe ganz unterschiedlich an:

       • Manche Mütter verschreiben sich komplett der Kindererziehung und organisieren das Projekt Kind mit ähnlichem Perfektionismus wie früher ihre Karriere.

       • Andere Mütter sehen die Gelassenheit als erstes Ziel in ihrer Lebensführung mit Kindern.

       • Und wieder andere Mütter sind unzufrieden mit dem Brachliegen ihrer beruflichen Kenntnisse in der Zeit der Erziehung kleiner Kinder.

       • Klassische Karrieremütter sind super organisiert, haben aber oft ein schlechtes Gewissen – allen gegenüber.

       • Jüngere Mütter oder alleinerziehende Mütter schaffen ihren Alltag mithilfe der eigenen Eltern und/oder einem breiten Netzwerk.

      Was passt für Sie? Interessanterweise können sich Kinder in all diesen unterschiedlichen Umständen gut entwickeln. Voraussetzung dazu ist allerdings, dass das Elternpaar eine sichere und vertrauensvolle Beziehung zum Nachwuchs aufbauen kann. Erfreulicherweise spielen die Väter dabei heutzutage eine aktivere Erziehungsrolle. Die Resultate der Studie lassen den Schluss zu, dass jede Familie sich individuell entfalten kann und darf.

      Also alles paletti? Sie könnten doch jetzt eigentlich einfach das für Sie beste Muttermodell ankreuzen und es ausleben. Die Wirklichkeit ist jedoch komplexer: Verschiedene Lebensumstände, die eigene Persönlichkeit, Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt, berufliche Voraussetzungen, Unterstützung bei der Kinderbetreuung beispielsweise durch die Großeltern und anderes entscheiden mit, wie frau ihr Leben gestaltet. Und natürlich spricht auch der Herr Gemahl ein Wörtchen mit. Leider machen wir Frauen uns auch gegenseitig hin und wieder das Leben schwer, indem wir uns mit anderen vergleichen.

      So schnell werten wir andere ab, weil sie ihr Leben anders führen als wir selbst. Die unterschiedlichen Lebensentwürfe können aber auch zur Verunsicherung führen, weil man nicht weiß, welchem Vorbild man folgen soll. Und Schuldgefühle folgen auf dem Fuße.

       • Die Pippi-Langstrumpf-Mutter ist die beste Freundin ihrer Kinder.

       • Die Latte-macchiato-Mutter kauft gerne im Bio-Laden und hat einen kreativen Beruf.

       • Die Mommadaddy-Mutter schafft alles ganz allein.

       • Die Twen-Mom ist noch keine dreißig.

       • Die Multi-Handling-Mutter kombiniert Vollzeitjob mit Kindern.

       • Die Hidden-Potential-Mom hätte gerne mehr Verantwortung im Job.

       • Die Re-Start-Mutter sucht nach neuen Wegen nach der Kinderzeit ihrer Sprösslinge.

       • Die Yo-Mama ist total entspannt.

       • Die Profi-Mama perfektioniert das Familienleben.

      Wo finden Sie sich wieder? Mutterschaft kann sehr unterschiedlich ausgeübt werden und bereichert unser Leben unendlich. Eigentlich könnte das Leben von uns Müttern so schön sein, wenn nur diese innere Unsicherheit nicht wäre. In den nächsten Kapiteln machen wir uns auf die Suche nach den Ursachen dieser inneren Spannungen und zeigen Wege auf, wie Sie die große Aufgabe der Mutterschaft selbstbewusst und gelassen angehen können.

      2.

      Gesucht – ideale Mutter“, titelte einmal eine Modezeitschrift in großen Lettern. Mit diesem Wettbewerb sollte das Interesse der Käuferinnen geweckt werden, und großzügige Preise winkten jenen Frauen, die der Redaktion besonders gute Mütter nennen konnten. Interessant war, welche Kriterien die Zeitschrift für diesen Wettbewerb anlegte: „Damit meinen wir jene Frauen,