Wyatt Earp Staffel 10 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740955908
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gelebt hatte, hielt Halbom den Treck an. Mit steifen Gliedern rutschte er vom Bock und klopfte an die Haustür.

      Eine brummige alte Frau, die nur auf einem Auge sehen konnte, kam mit der Petroleumlampe an die Tür geschlurft.

      »Was wollen Sie?« knurrte sie dem Mann in dem unverkennbar singenden texanischen Tonfall entgegen.

      »Ich suche…«

      »Wen?«

      »Den Mann, mit dem ich damals hier gesprochen habe. Ich lernte ihn im Llano kennen.«

      »Wer sind Sie?«

      »Mein Name ist Chester. Halbom Chester.«

      »Woher kommen Sie?«

      »Aus Tucumcari in New Mexico.«

      »Sie sind doch Texaner«, grollte ihn die Alte an.

      »Ja, und…«

      Da tauchte im Hintergrund des Korridors eine männliche Gestalt auf. Es war ein etwa fünfzigjähriger Mann mit kantigem Schädel und geschlitzten Augen.

      Hal erkannte ihn sofort: Das war einer der Männer, die damals bei dem Führer der Sands waren.

      »Mister Kid! Kennen Sie mich nicht mehr?«

      Kid Corinne winkte ihm zu.

      »Komm mit, Junge.«

      Die Alte ließ den Besucher vorbei. Sie gingen in den Hof, und Corinne schob Hal in einen düsteren Stallgang.

      Hinten sah Halbom mehrere Männer im Schein einer kleinen Lampe beieinanderstehen. Hal wurde von Kid hingeführt.

      Die Augen Chesters ruhten auf einem großen Mann mit hängenden Schultern, hartem Gesicht, zu kurzer Nase, grauen Kieselsteinaugen und niedriger Stirn.

      Jack Cassedy!

      Er trug einen Kreuzgurt und zwei Revolver, deren Kolben nach vorn standen.

      Eine Eigenheit, die man nur bei sehr schnellen Leuten sehen konnte. Jack Cassedy war ein sehr schneller Mann – was den Revolver anbetraf.

      Jeder, der den Llano zu durchqueren hatte, fürchtete diesen Banditen, der von sich behauptete: »Ich bin kein Räuber. Ich bin ein Rebell wider diesen Staat, der uns Grenzen und Steuern auferlegt. Und Gesetze, die nur dem Staat nützen.«

      Mit dieser Parole hatte der Tramp nichts Neues aufgebracht, denn Jahre vor ihm hatten der Tombstoner Rustler Ike Clanton, der sich King of Arizona nannte, und der rote Rebell Geronimo, der abtrünnige Apachenchief, etwas ganz Ähnliches behauptet.

      Bei Cassedy aber bedeutete es doch etwas mehr, weil er mit seiner Parole hier in diesem staubigen Land bei der Grenzbevölkerung zwischen Texas und New Mexico viele Anhänger fand, und sei es auch nur Anhängerschaft, die stumm zu ihm hielt, seiner Meinung war und deshalb seine Taten billigte oder doch wenigstens nicht half, gegen ihn vorzugehen.

      Deshalb vermochte er sich immer wieder durchzubringen, wenn einmal Gefahr für ihn im Verzuge war.

      Und hier in diesem abgelegenen Städtchen hatte er alle Leute auf seiner Seite. Er hieß hier nicht Cassedy, sondern Mike Sommers. Und bekleidete sogar das Amt des Mayors in der Stadt.

      Als er jetzt den Peon sah, zog er die geradegewachsenen Brauen zusammen, so daß sie einen einzigen Strich bildeten.

      »Was willst du?«

      »Mister Cassedy, ich…«

      Da fuhr ihn der Desperado an: »Mein Name ist Sommers, Boy, merke es dir.«

      Hal grinste scheel. Er glaubte, verstanden zu haben.

      »All right, Mister Sommers, wie Sie wollen.«

      »Nicht wie ich will, Boy, sondern wie es ist.«

      »Well.« Und nun berichtete Hal, was er zu berichten hatte.

      Fassungslos starrten ihn die Männer an. Ihre Galgenvogelgesichter wurden immer länger und ihre Augen immer größer. Cassedy hatte die Arme in die Hüften gestemmt und den Kopf ein wenig gesenkt.

      Als Halbom Chester geendet hatte kam es rauh über die Lippen des Bandenführers.

      »Du mußt geisteskrank sein, Boy.«

      Hal richtete sich auf.

      »Ganz sicher nicht, Mister Sommers. Ich habe lediglich die Absicht, schnell zu einer Stange Dollars zu kommen. Und Sie sollen mitverdienen, wenn Sie die beiden Kinder hierbehalten, bis das andere klar ist. Wenn ich den Treck hinter mir habe, hole ich das Geld, und Sie kriegen Ihren Anteil. Damit Sie nicht glauben, ich wolle Sie übers Ohr hauen: Sie brauchen die Kinder erst herauszugeben, wenn ich mit dem Geld hier bin.«

      Ein böses Lächeln zuckte um den Mund des Führers der Sands.

      »Übers Ohr hauen? Mich? Du? Hm. Los, führt die Wagen herein!« gebot Jack seinen Männern.

      Dann standen sie im Hof.

      Die Frau stand hinter Cassedy mit der Lampe.

      Und Kid hielt eine zweite Lampe, die vorhin im Stall gehangen hatte.

      Ed mußte absteigen.

      Dann sahen sie Frank Macirian.

      »Was ist mit dem?« fragte Cassedy mißtrauisch.

      »Es ist unterwegs passiert«, sagte Edward Chester rasch, ehe sein Bruder etwas erklären konnte. »Mein Gewehr ging los, versehentlich, bei der ersten Rast. Ich habe ihn glücklicherweise aber nur oben über der Brust in die Schulter getroffen. Hal hat die Kugel schon herausgeholt.«

      Cassedy zerrte die beiden Kinder aus dem Wagen, unbekümmert darum, daß er sie aus dem Schlaf riß und schob die weinenden, zitternden Würmer der Frau zu.

      »Weg damit!«

      Sie sah ihn mit ihren Zyklopenaugen an.

      »Weg?«

      In diesem einen Wort lag so viel Scheußlichkeit, daß Frank Ed einen raschen Blick zuschickte, der den jüngeren Chester veranlaßte, den Kopf zu senken.

      Da packte die Frau die beiden Kinder bei den Armen und führte sie ins Haus.

      Ed richtete sich auf.

      »Hal, du hast den Leuten gesagt, daß die Kinder wohlbehalten nach Tucumcari zurückkommen müssen?«

      »Ja, hab’ ich.«

      »Halt’s Maul!« knurrte Cassedy.

      Dann baute er sich vor Hal auf.

      »Und weiter?«

      »Was weiter?«

      »Wann kriege ich das Geld?«

      »Wenn die drei… die zwei Väter gezahlt haben.«

      Cassedy senkte den Kopf auf eine für ihn typische Art und schob ihn vor, so als ob er das alles nicht verstanden habe.

      »Wieviel Kinder sind es, Boy?«

      »Zwei.«

      »Drei.«

      Hal sah ihn verblüfft an.

      »Zwei, Mister Sommers.«

      Da riß der Bandenführer blitzschnell einen Rückhandschlag hoch, der Halbom ungeschützt am Jochbein traf und ihn zurückwarf.

      »Sommers! Was soll das!« zischte Hal.

      »Komm her!« befahl Cassedy.

      Hal kam zurück und baute sich vor ihm auf.

      »Mr. Sommers, ich werde Ihnen jetzt etwas sagen…«

      Da prallte ein zweiter Faustschlag mitten in sein Gesicht. Hal zog in rasender Wut den Colt.

      Da schlug Cassedy ein drittes Mal zu.

      Aber Halboms Kugel durchriß der Hemdsärmel des Bandenführers und traf die Lampe des hinter ihm stehenden Kid.

      Hal