Neuroanatomie. Markus Kipp. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Markus Kipp
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Медицина
Год издания: 0
isbn: 9783868675207
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für den rasanten Anstieg in der heutigen Zeit sind Bewegungsmangel und Fehlhaltungen, vor allem bei Büroarbeiten. In einigen Studien konnte ein erhöhtes Risiko bei Übergewicht nach dem Body-Mass-Index gegenüber Bandscheibenveränderungen festgestellt werden. In einer finnischen Studie zeigte sich ein 2-fach erhöhtes Risiko einer stationären Behandlung von Bandscheibenerkrankungen bereits bei einem BMI > 27,5 kg/m2.1, 2

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      Pathophysiologie des Bandscheibenvorfalls

      Im fortgeschrittenen Alter oder durch andauernde Fehlbelastung verändert sich der Aufbau der Bandscheiben. Der Faserring kann porös werden und sich der Gallertkern durch die entstehenden Risse hervorwölben. Dies nennt man Protrusion oder Bandscheibenvorfall, obwohl strenggenommen nur der innere Teil der Bandscheibe „vorfällt“.

      Wenn durch diesen Vorfall die Nervenwurzel oder sogar das Rückenmark gereizt wird, kann dies verschiedene klinische Symptome zur Folge haben: Es kann zu Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheit kommen, bis hin zu motorischen Ausfällen oder gar einem Kontrollverlust über Blasen- und Mastdarmfunktion.

      Das Rückenmark ist Teil des Zentralnervensystems. Es ist durch die Wirbelsäule und die Rückenmarkshäute geschützt. Epiduralraum und Subarachnoidalraum, in dem sich der Liquor cerebrospinalis befindet, dienen zusätzlich als Abpolsterung.

      Im Rückenmark verlaufen vom Gehirn absteigende (motorische) und zum Gehirn aufsteigende (sensible) Bahnsysteme. Die absteigenden Bahnen bestehen aus dem pyramidalen und dem extrapyramidalen System. Bei den aufsteigenden Bahnen unterscheidet man drei verschiedene Qualitäten der Sensibilität – die epikritische, die protopathische und die propriozeptive. Diese drei Qualitäten werden im Rückenmark in getrennten Faserbündeln aus der Peripherie zum Gehirn geleitet.

      Aus dem Rückenmark tritt seitlich unter jedem Wirbelkörper ein Spinalnervenpaar aus. Diese Paare werden nach ihrem zugehörigen, also dem jeweils über ihnen liegendem Wirbel benannt. Da das erste Spinalnervenpaar eine Ausnahme bildet und oberhalb des ersten Halswirbel austritt, existieren insgesamt 31–32 Spinalnervenpaare:

      •8 zervikale Spinalnervenpaare (C1–8)

      •12 thorakale Spinalnervenpaare (Th1–12)

      •5 lumbale Spinalnervenpaare (L1–5)

      •5 sakrale Spinalnervenpaare (S1–5)

      •1–2 kokzygeale Spinalnervenpaare

      Das Ende des Rückenmarks, der Conus medullaris, liegt auf Höhe der LWK 1–2. Darunter befindet sich im Spinalkanal die Cauda equina, die aus einzelnen Spinalnervenwurzeln besteht, die zu ihren jeweilgen Foramina intervertebralia ziehen.

      Den Ursprungsort eines Spinalnervenpaares nennt man entsprechend Rückenmarksegment. Das von einem Rückenmarksegment sensibel versorgte Hautgebiet bezeichnet man als Dermatom, die von ihm versorgten Muskeln als Myotom. Drei Nervenplexus versorgen die Halsregion und die Extremitäten: Plexus cervicalis, Plexus brachialis und Plexus lumbosacralis.

      Ein Reflex ist eine unwillkürliche, rasche und gleichartige Reaktion eines Organismus auf einen bestimmten Reiz. Reflexe werden neuronal vermittelt. Man unterscheidet einerseits monosynaptische und polysynaptische Reflexe. Es können außerdem physiologische von pathologischen Reflexen voneinander abgegrenzt werden.

      Es wurden schon Fragen zu einzelnen Kerngebieten des Rückenmarks gestellt. Der Nucleus intermediolateralis ist eine Zellsäule bzw. ein Kerngebiet des Sympathikus im Rückenmark. Es besteht aus einer Gruppe von Neuronen, die sich von Th1 bis L2 erstrecken. Als Teil des vegetativen Nervensystems befinden sich seine Zellkörper im Cornu laterale des Rückenmarks. Im Bereich des Hinterhorns können drei wichtige Kerngebiete voneinander abgegrenzt werden. Am weitesten dorsal liegt die Substantia gelatinosa. Hier befindet sich die erste Umschaltstation der Schmerz- und Temperaturbahn. Weiter ventral liegt der Nucleus proprius. Er ist Ziel sensibler Afferenzen der Tiefensensibilität und bildet in seinem kranialen (zum Kopf führenden) Verlauf den Tractus spinocerebellaris anterior. Am Übergang zum Seitenhorn liegt medial der Nucleus dorsalis (Nucleus Stilling-Clarke), der auch Nucleus thoracicus posterior genannt wird. Ebenso wie der Nucleus proprius erhält der Nucleus dorsalis Afferenzen der Tiefensensibilität (Muskelspindeln, Gelenk- und Sehnenrezeptoren), welche über den Tractus spinocerebellaris posterior zum Kleinhirn geleitet werden.

      Ebenfalls oft gefragt wird nach der Innervation des Zwerchfells. Dieses wird vom Nervus phrenicus innerviert, der Fasern aus den Rami ventrales der Spinalnerven C3–C5 enthält. Hier ist der Merkspruch „C three, four and five keep the diaphragm alive“ hilfreich.

      Über die Bedeutung der Lage des Conus medullaris (Höhe L2) für die Liquorpunktion wurde bereits hingewiesen. Im Herbst 2006 legte das IMPP dann noch einen drauf und fragte, auf welcher Höhe der Durasack (!) endet. Richtige Antwort: Höhe S2. Klinisch aber extrem irrelevant!

      Die Rückenmarksarterien erhalten über die gesamte Länge des Rückenmarks segmentale Zuflüsse. Ein sehr wichtiger Zufluss befindet sich auf Thoraxebene als Arteria radicularis magna (Adamkiewicz-Arterie). Sie entspringt aus der Aorta abdominalis auf Höhe des 8.–10. thorakalen Rückenwirbels. Wie bei anderen Arterien gibt es aber auch hier Variationen der Norm. Sie tritt durch das Foramen intervertebrale, steigt ein wenig im Wirbelkanal auf und anastomosiert mit der Arteria spinalis anterior. Ein Verschluss der Arteria radicularis magna führt zu einem Rückenmarksinfarkt.

      1.Im Regelfall endet das Rückenmark mit seinem Conus medullaris beim Erwachsenen in Höhe des Wirbelkörpers

      (A)Th9–10

      (B)Th11–12

      (C)L1–2

      (D)L3–4

      (E)L5

      2.Der Nucleus gracilis...... ist in eine aufsteigende Bahn eingeschaltet.... bildet mit seinen Axonen den Lemniscus lateralis....ist Endstation von Neuronen mit pseudounipolarer Morphologie.... erhält Informationen aus der oberen Extremität.

      (A)nur 1 und 3 sind richtig

      (B)nur 1 und 4 sind richtig

      (C)nur 2 und 3 sind richtig

      (D)nur 2 und 4 sind richtig

      (E)nur 3 und 4 sind richtig

      3.Eine Durchtrennung des rechten Tractus spinothalamicus lateralis im oberen Teil des Rückenmarks hat zur Folge eine

      (A)Muskellähmung (Parese) im rechten Bein.

      (B)Muskellähmung (Parese) im linken Bein.

      (C)aufgehobene bzw. herabgesetzte Schmerzempfindung im rechten Bein.

      (D)aufgehobene bzw. herabgesetzte Schmerzempfindung im linken Bein.

      (E)Störung der Tiefensensibilität in beiden Beinen.

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