• Sie leiden unter Versagensängsten und Schwierigkeiten bei der sozialen Eingliederung
• Sie können sich nicht sozial angepasst schnell genug verteidigen
• Ihr Arbeitstempo ist ausgesprochen langsam, ihr Antrieb gering
• Sie wiederholen immer wieder die gleichen Beschäftigungen, um ihre Gedanken auszurichten und ihre innere Unruhe abzureagieren (z. B. malen, lesen, spielen mit Puppen oder Legosteinen, Nägel knabbern)
• Sie ziehen sich zurück, man kommt nur sehr schwer an sie heran
• Sie führen einen täglichen, aber meist erfolglosen Kampf um Anerkennung und Erfolge, bis sie schließlich resignieren
• Sie sind innerlich verunsichert, psychisch labil und werden leicht zum Mobbingopfer
• Ohne wirksame Hilfe läuft mit zunehmender Belastung für sie alles schlechter als erwartet, trotz eifrigen Übens und Lernens erleben sie viele Misserfolge
• Sie fühlen sich hilflos, vor allem unverstanden und ausgegrenzt
Alle die aufgeführten Symptome zeigen sich stärker unter Belastung, weshalb sie in der Schule, die Leistung und ein entsprechendes Verhalten abfordert, stärker und früher auftreten als im häuslichen Milieu. So sind es häufig die Lehrer, die diese Auffälligkeiten zuerst bemerken und dann eine typische AD(H)S-Symptomatik meist unbewusst sehr gut beschreiben. Im Zeugnistext beschreibt eine Lehrerin ihren Schüler mit fast allen typischen ADS-Symptomen wie folgt:
»Kevin arbeitet im Unterricht kaum mit, lässt sich leicht ablenken, muss immer wieder zur Weiterarbeit aufgefordert werden und hatte Mühe mit seiner Zeit zurechtzukommen. Ständiger Zweifel an der eigenen Leistungsfähigkeit lähmte seine Arbeit. Beim Erfassen neuer Inhalte brauchte er viel Zeit. An die Inhalte zurückliegender Unterrichtsstunden erinnerte er sich meist nur lückenhaft. Bei der Gruppenarbeit, im Umgang mit den Mitschülern und bei der Mitarbeit war er sehr zurückhaltend.«
1.3 Es sind immer die gleichen Probleme, die den Erfolg verhindern und einer Behandlung bedürfen
Symptome, nach denen gefahndet werden sollte, um sie rechtzeitig behandeln zu können
a) Im Bereich der Wahrnehmungsverarbeitung
• Mangel an Konzentration und Daueraufmerksamkeit
• Geringe Merkfähigkeit bei oberflächlicher Wahrnehmung und Vergesslichkeit
• Große Ablenkbarkeit, fehlendes Durchhaltevermögen
• Blicksteuerungsschwäche, beeinträchtigtes beidäugiges Sehen bei Blickänderung zur Seite
• Hören: Nebengeräusche werden nicht ausgeblendet, sondern gleich stark wahrgenommen, Wichtiges wird überhört
b) Im Bereich des Verhaltens
• Innere und äußere Unruhe
• Gefühlsschwankungen mit Impulssteuerungsschwäche
• Selbstwertproblematik mit innerer Verunsicherung
• Soziale Konflikte infolge beeinträchtigter Verhaltenssteuerung
• Unüberlegtes und spontanes Handeln
• Negativer Dauerstress bei niedriger Frustrationstoleranz
• Der Antrieb ist extrem gesteigert oder reduziert
c) Im Bereich der motorischen Fähigkeiten
• Ständiger Bewegungsdrang
• Defizite in der Grob- und Feinmotorik
• Koordinationsprobleme einzelner Muskelbereiche, die Sprache, Schrift und Sehfähigkeit betreffen können
d) Als mögliche Folgen der o. g. Probleme:
• Selbstwertproblematik
• Sozialer Reiferückstand
• Pubertätskrisen
• Teilleistungsstörungen
• Angst- und Zwangsstörungen
• Suchtentwicklung
• Depressive Verstimmungen
• Essstörungen
Um diese Symptome zu erkennen, ist folgendes Diagnoseschema zu empfehlen, was von mir in der Praxis seit vielen Jahren erfolgreich verwendet wird und sich besonders für die Diagnostik des ADS ohne Hyperaktivität im Kindes- und Jugendalter bewährt hat. Denn diese Betroffenen werden noch immer viel zu oft nicht erkannt oder für depressiv gehalten und dann mit entsprechenden Medikamenten behandelt.
Abb. 1.1: Diagnoseschema des AD(H)S bei Kindern und Jugendlichen
Das AD(H)S wächst sich nicht aus, es kann aber mit zunehmendem Alter sein Erscheinungsbild ändern, z. B. werden die nach außen gerichtete Hyperaktivität und die motorischen Auffälligkeiten dann meist geringer.
Allen Altersstufen gemeinsam sind bei AD(H)S folgende neurobiologisch bedingte Funktionsstörungen, die je nach Schwere des Betroffenseins unterschiedlich ausgeprägt sein können:
• Mangelhafte Automatisierung der kognitiven Abläufe zwischen Arbeits- und Langzeitgedächtnis
• Sich nicht konzentrieren können
• Die Daueraufmerksamkeit konstant aufrecht zu halten
• Eine ständige innere Unruhe und viele Gedanken im Kopf
• Schlechte Merkfähigkeit, Vergesslichkeit
• Probleme in der Gefühlssteuerung
• Innere Verunsicherung mit Selbstbeschuldigungen bei schlechtem Selbstwertgefühl
• Mangelnde Fähigkeit, sich sozial angepasst zu verteidigen
• Probleme, sich zu entscheiden
• Schlechtes Zeitgefühl
• Überempfindlichkeit gegenüber Stress
• Beeinträchtigungen in der feinmotorischen Abstimmung und in der Koordination
Hieraus ergeben sich die Schwerpunkte der Behandlung von AD(H)S. Dabei ist es wichtig, dass die Betroffenen wissen, warum sie so sind und was sie selbst ganz konkret dagegen tun können. Sie müssen die Ursache ihres Verhaltens verstehen und begreifen, damit Hilflosigkeit mit innerer Verunsicherung und Selbstverachtung gar nicht erst aufkommen. Deshalb kann nur eine mehrdimensionale Behandlung den Lebenslauf und die Lebensqualität dauerhaft verbessern und ist bei einem ausgeprägten AD(H)S unbedingt erforderlich.
Für AD(H)S-Kinder besteht das Hauptproblem darin, sich nicht konzentrieren können. Sollen beispielsweise in einer Freistunde Hausaufgaben gemacht werden, tritt diese Schwierigkeit im besonderen Maße zutage. Das Ergebnis sieht dann häufig entsprechend aus (
Abb. 1.2: Beispiel einer Hausaufgabe eines 11-jährigen ADHS-Kindes
1.4 Probleme bewältigen durch aktive Mitarbeit mit individuellen Strategien
An sich zu arbeiten, damit kann jeder sofort beginnen, auch wenn er (noch) kein diagnostiziertes AD(H)S, aber ähnliche Probleme hat – vielleicht bei einer entsprechenden Veranlagung oder wenn die Diagnostik noch aussteht, um die Zeit sofort für sich positiv zu nutzen. Die Anwendung