Kiel in der Geschichte. Oliver Auge. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Oliver Auge
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783529092534
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Pate. Ein weiterer Erfolg in diese Richtung war 1334 die Ausdehnung des Kieler Hafenrechts bis Bülk, welche Herzog Waldemar von Schleswig als Mündel der beiden holsteinischen Grafen Gerhard III. und Johann III. gewährte. Von Johann und seinem künftigen Nachfolger Adolf VII. ließ Kiel sich zudem die Zusage geben, dass die Burg künftig nicht mehr ohne Zustimmung des Rats verpfändet würde. Zuvor hatte die Stadt die Burg auf ihre Kosten ausgelöst, nachdem der dauernd unter akuter Geldnot leidende Johann III. diese an den Ritter Nicolaus Split verpfändet hatte. Auch ihre Rechte an St. Nikolai traten die fürstlichen Stadtherren im 14. Jahrhundert im Übrigen ab, aber nicht an die Städter, sondern an die Augustinerchorherren, die ihren Sitz bis 1332 von Neumünster nach Bordesholm verlegt hatten. Wegen ihres Patronatsrechts durften sie die Pfarrstelle besetzen und über die Einkünfte der Kirche verfügen. Ihre Versuche, ihr Stift aus Bordesholm weiter nach Kiel zu verlegen, scheiterten indes am harten Widerstand der Kieler Bürger. Diese sperrten sich gegen einen solche kirchliche Machtposition innerhalb ihrer Mauern.

      Auf dem Höhepunkt seiner städtischen Autonomie beteiligte sich Kiel am Krieg der Hansestädte, den diese ab 1361 gegen den dänischen König wegen der Eroberung Gotlands mit der Hauptstadt Visby führten. Dazu stellte die Stadt ein Schiff von 40 Lasten mit 40 Bewaffneten für die hansische Kriegsflotte und einen Beitrag von 42 Mark Pfundzoll für die Kriegskasse bereit. Vor Helsingborg ging das Schiff mit Besatzung und Ausrüstung aber verloren. Dies veranlasste die Kieler, von den anderen Städten eine Entschädigung für den herben Verlust zu verlangen, weswegen die beiden Bürgermeister Vater und Sohn Johann Visch zwischen 1363 und 1365 regelmäßig die Versammlungen der Städte in Stralsund, Rostock, Wismar, Lübeck und Greifswald aufsuchten. Trotz des wiederholten Drängens erhielt die Stadt wohl kaum einen vollständigen Ersatz. Kiel verhandelte dann zwar im hansischen Auftrag gemeinsam mit Hamburg mit den Grafen von Holstein, war bei den Friedensverhandlungen mit dem dänischen König zugegen und beteiligte sich am Friedensschluss mit demselben am 30. September 1365. Doch nach der Wiederaufnahme der Kampfhandlungen im Kontext der Kölner Konföderation von 1367 brachte Kiel sich nicht mehr aktiv ins Kriegsgeschehen ein. Die Enttäuschung über die mangelnde Entschädigung mag ein Motiv dafür gewesen sein, sich aus dem Krieg herauszuhalten, ein weiterer Grund sicherlich, dass Kiel selbst nur geringes eigenes Handelsinteresse am eigentlichen Kriegsgrund, den Schonenmessen, hatte. Nicht zuletzt aber war der Kieler Stadtherr Adolf VII. im Sommer 1367 in das gegnerische Lager übergewechselt, weswegen man in Kiel genau abwägen musste, ob man sich künftig für die Interessen der anderen Städte im Ostseehandel oder für die eigenen im Regionalbereich stark machen wollte. Schließlich hatte sich Kiel mittlerweile zu einem bedeutenden regionalen Zentralort im holsteinischen Herrschaftsgefüge entwickelt. Die eigenen Vorteile und das Bemühen um ein gutes Verhältnis zum Stadtherrn gaben letztlich den Ausschlag für die Stadt, sich nicht uneingeschränkt für die Hanse einzusetzen. Die 1370 nach dem Abschluss des für die Hansestädte günstigen Stralsunder Friedens erfolgende Verhansung Kiels mochte die Stadt in ihrer Haltung der Hanse gegenüber bestärken: Kiel wurde wegen der Prägung schlechter Münzen von der Nutzung der hansischen Privilegien ausgeschlossen. Obwohl Kiel dann bereits im Folgejahr wieder in die Hanse aufgenommen wurde, blieb sein Verhältnis zum Bündnis fortan problematisch.

      Dies zeigte sich etwa bei einem Vorfall des Jahres 1386, als ein Lübecker Söldnerkontingent bei der Verfolgung holsteinischer Adeliger in einen Hinterhalt geriet. Die Kieler weigerten sich, das Holstentor zu öffnen, und so wurden die bedrohten Lübecker Söldner vor ihren Augen überwältigt und getötet. Lübeck beantragte daraufhin die erneute Verhansung Kiels. Das problematische Verhältnis kam auch im nur mäßigen Engagement der Stadt für hansische Aktivitäten zum Ausdruck: Zwar war Kiel auf den Hansetagen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts regelmäßig vertreten. Aber es leistete mit lediglich drei Bewaffneten zwischen 1407 und 1475 jeweils den geringsten Beitrag zu den hansischen Bündnissen, Tohopesaten genannt. Gleichzeitig entwickelte sich die Stadt zu einer Art Piratennest, was den anderen Hansestädten verständlicherweise ein Dorn im Auge war. Auf dem Wismarer Tag von 1417 forderte Lübeck die Rückgabe von Beutegut, das die Piraten in Kiel umgeschlagen hatten. Das hinderte die Kaperfahrer jedoch nicht, weiterhin den Kieler Hafen anzusteuern. Dies erklärt auch, warum Lübeck ein starkes Interesse daran hatte, sich die Stadt Kiel 1472 als Pfand von Christian I. zu sichern. Man wollte das Piratennest endlich besser kontrollieren. Der erhoffte finanzielle Nutzen für Lübeck blieb aber aus. Zur wachsenden Entfremdung von der Hanse passte es, dass die Städte Holsteins ab 1496 nicht mehr der Rechtsprechung Lübecks unterlagen, den die einzelnen Stadtrechtsurkunden schriftlich fixiert hatten, und dass stattdessen ein holsteinisches Vierstädtegericht, bestehend aus den Vertretern Kiels, Itzehoes, Rendsburgs und Oldesloes, als neuer gerichtlicher Oberhof ins Leben gerufen wurde. Letztlich war dann das offizielle Ende von Kiels Hansemitgliedschaft wegen »Verwirkung und Ungehorsam« im Zeitraum vor 1518 nur der konsequente Schlusspunkt einer langen Entwicklung. Ein Anlauf zur Wiederaufnahme im Jahr 1554 wurde von Lübeck abgeblockt. Und Kiels schwieriges Verhältnis zur Hanse setzt sich bis in die Gegenwart fort! 2014 unterbreitete der Lübecker Oberbürgermeister Bernd Saxe (*1954) Kiel das Angebot zur Aufnahme in die »neue Hanse«, die 1980 im niederländischen Zwolle aus der Taufe gehoben worden ist und mittlerweile aus 185 Städten in 16 verschiedenen Ländern besteht. Kiel ist auf diese Offerte nicht eingegangen.

      Die Stadt Kiel war nicht nur, aber auch von der Hanse geprägt. Größere Spuren als die Hanse aber hat der Adel in der Stadt hinterlassen. Bereits im 13. Jahrhundert finden sich Belege dafür, dass Adelige Stadtbewohner und Mitglieder des städtischen Rats waren, sodass die Vermutung naheliegt, dass sie sich auch aktiv in die Vorgänge rund um die Stadterhebung 1242 eingebracht haben. Im späteren Mittelalter, vor allem im 15. Jahrhundert, setzte sich der holsteinische Adel immer mehr in der Stadt fest. Die adeligen Familien waren hierzu vermehrt in der Lage, da sie sich im Zuge der landesherrlichen Expansionspolitik gegenüber Schleswig und Dänemark zum Unternehmeradel mit großem Sozialprestige wandelten. Nach dem für Kiel geltenden Lübischen Recht war dem Adel wie der Geistlichkeit zwar der Erwerb städtischen Grundbesitzes eigentlich verwehrt. Doch umging der Adel dieses Verbot geschickt, indem er sich Kieler Bürger als Treuhänder beim Grundstückskauf bediente. Kiel wurde so zu einer bevorzugten Adelsresidenz, einer wahrhaftigen »civitas Holsatorum«, und im Zuge der wachsenden Bedeutung des Kieler Umschlags zum Hauptfinanzort des Adels.

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