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Die Prinzipal-Agenten-Theorie ist das Standardwerkzeug der mikroökonomischen Forschung, um den Zusammenhang zwischen Vergütung und Motivation zu untersuchen. Die Standardversion der Prinzipal-Agenten-Theorie beruht jedoch auf restriktiven Annahmen (z.B. einer reinen Eigennutzorientierung) und blendet psychologische Effekte aus. Obwohl eine der Hauptvorhersagen der Prinzipal-Agenten-Theorie, dass höhere monetäre Anreize bei relativ einfachen Tätigkeiten zu höherer Leistung führen, oftmals bestätigt wird, hat die empirische – insbesondere die experimentelle Forschung – ebenfalls dokumentiert, dass die Standardversion der Prinzipal-Agenten-Theorie häufig nur ungenügende Vorhersagen macht, wenn man psychologische Effekte vernachlässigt. Deshalb nimmt die Verhaltensökonomik, die sich mit dem Einfluss psychologischer Faktoren auf ökonomische Entscheidungen beschäftigt,41 einen immer größeren Stellenwert in der mikroökonomischen Forschung zum Zusammenhang zwischen Vergütung und Motivation ein. Dies hat zu verschiedenen Erweiterungen der Prinzipal-Agenten-Theorie geführt, die Phänomene wie z.B. intrinsische Motivation, Fairnessüberlegungen, Reziprozität oder Verlustaversion mit in die Analyse einbeziehen.42
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Durch diese Weiterentwicklungen in der mikroökonomischen Forschung konnten wesentliche Fortschritte hin zu einem besseren Verständnis des Zusammenhangs von Vergütung und Motivation erzielt werden, die Eingang in das Design von Vergütungssystemen finden können. Aufgrund der komplexen Wechselwirkungen zwischen psychologischen und ökonomischen Motivationen ist dieses Themengebiet in der Mikroökonomik momentan international ein sehr aktives Forschungsfeld mit dem Ziel, bessere Unternehmensentscheidungen zu unterstützen. Dies wird beispielsweise durch verschiedene Forschungsverbünde dokumentiert, z.B. in den USA die „NBER Working Group on Organizational Economics“ und die „NBER Working Group on Personnel Economics“, in Europa z.B. der „CEPR Workshop on Incentives, Management, and Organization“ und in Deutschland z.B. der „Ausschuss für Organisationsökonomik“ des Vereins für Socialpolitik (German Economic Association).
41 Für einen Überblick vgl. z.B. Fehr/Schmidt, Theories of Fairness and Reciprocity – Evidence and Economic Applications. 42 Für einen Überblick vgl. z.B. Koszegi, Journal of Economic Literature 2014, 1075.
Kapitel 3 Gesetzlicher und tariflicher Mindestlohn
Schrifttum: Baeck/Lösler, Neue Entwicklungen im Arbeitszeitrecht, NZA 2005, 247; Barczak, Mindestlohngesetz und Verfassung, RdA 2014, 290; Bayreuther, Der gesetzliche Mindestlohn, NZA 2014, 865; Bayreuther, Mindestlohnwirksame Leistungen im Geltungsbereich des Entsenderechts, EuZA 2014, 189; Boemke, Lohnanspruch (§ 611 I BGB) und Mindestlohn (§ 1 MiLoG), JuS 2015, 385; Brors, Europäische Rahmenbedingungen für den neuen Mindestlohn und seine Ausnahmen, NZA 2014, 938; Brors/Böning, Rechtliche Rahmenbedingungen für 24-Stunden-Pflegekräfte aus Polen in Deutschland, NZA 2015, 846; Däubler, Der gesetzliche Mindestlohn – doch eine unendliche Geschichte?, NJW 2014, 1924; Deakin/Morris, Labour Law, 6. Aufl. 2012; Deckers, Der Mindestentgeltbegriff in § 1a AEntG, NZA 2008, 321; Düwell/Schubert, Mindestlohngesetz, Handkommentar, 2. Aufl. 2016; Eichenhofer, Ausnahme vom gesetzlichen Mindestlohn nach § 22 IV MiLoG und Freizügigkeit (Art. 45 AEUV), ArbuR 2014, 450; Fehn, Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz, Handkommentar, 2006; Forst, Mindestlohn für Arbeitnehmer auf der Durchreise?, Zesar 2015, 205; Forst/Degen, Mindestlohn und Sittenwidrigkeit, DB 2015, 863; Greiner/Strippelmann, Mindestlohn für Nichtarbeit? Zum Verhältnis von Mindestlohnanspruch und Entgeltfortzahlung, BB 2015, 949; Heins/Leder, Die arbeitsrechtliche Behandlung von Wegezeiten bei Dienstreisen, NZA 2007, 249; Hilgenstock, Mindestlohngesetz, Eine systematische Darstellung, 2014; Hohnstein, Der gesetzliche Mindestlohn – auch Folgen für die Logistikbranche?, NJW 2015, 1844; Jöris/von Steinau-Steinbrück, Der gesetzliche Mindestlohn, BB 2014, 2101; Lakies, Mindestlohngesetz. Basiskommentar zum MiLoG, 3. Aufl. 2017; Lakies, Rechtsprobleme des neuen Mindestlohngesetzes – ein erster Überblick, ArbuR 2014, 360; Lambrich/Mitius, Behandlung von monatlichem Pauschallohn nach dem Mindestlohngesetz, DB 2015, 126; Lembke, Das Mindestlohngesetz und seine Auswirkungen auf die arbeitsrechtliche Praxis, NZA 2015, 70; Löwisch, Die neue Mindestlohngesetzgebung, RdA 2009, 215; Nebel/Kloster, Zur Entstehung, Fälligkeit und Unabdingbarkeit des Mindestlohnanspruchs, BB 2014, 2933; Pfeifer/Walden/Wenzelmann, Reduziert die Einführung eines Mindestlohns die Anreize, eine Berufsausbildung aufzunehmen?, BWP 2/2014, 48; Plagemann/Plagemann/Hesse, Vereinsvorstände – sozialversicherungspflichtig „beschäftigt“?, NJW 2015, 439; Preis/Ulber, Ausschlussfristen und Mindestlohngesetz – Der Mindestlohn als unabdingbarer Sockelanspruch, 2014; Ramming, Gesetzlicher Mindestlohn. Kontrolle durch die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS), NZA-Beil. 2014, 149; Riechert/Nimmerjahn, Mindestlohngesetz, 2. Aufl. 2017; Ruhmannseder/Lehner/Beukelmann, Compliance Aktuell, Stand: Januar 2019; Schweibert/Leßmann, Mindestlohngesetz – der große Wurf?, DB 2014, 1866; Sittard, Das MiLoG – Ein Ausblick auf die Folgen und anstehende Weichenstellungen, NZA 2014, 951; Sittard, Das neue MiLoG: Mindestlohnberechnung und zivilrechtliche Folgen von Mindestlohnverstößen, RdA 2015, 99; Sittard, Gilt das Mindestlohngesetz auch beim Kurzeinsatz in Deutschland?, NZA 2015, 78; Sperling, Der Mindestlohn bei Zeitungszustellern, ZUM 2015, 793; Spielberger/Schilling, Der Regierungsentwurf zum Gesetz über die Regelung eines allgemeinen Mindestlohns (MiLoG), NZA 2014, 414; Thüsing, MiLoG AEntG, Mindestlohngesetz Arbeitnehmer-Entsendegesetz, Kommentar, 2. Aufl. 2016; Thüsing, Mindestlohn im Spannungsverhältnis staatlicher und privatautonomer Regelung, ZfA 2008, 590; Ulber, Die Erfüllung von Mindestlohnansprüchen, RdA 2014, 176; Ulber, Personelle Ausnahmen und Einschränkungen im MiLoG, ArbuR 2014, 404; Viethen, Mindestlohn für Alle: materiell-rechtliche Probleme der Neuregelung, NZA-Beil. 2014, 143; Waltermann, Aktuelle Fragen des Mindestlohngesetzes, ArbuR 2015, 166; Wank, Der Mindestlohn, RdA 2015, 88.
Übersicht
I. Überblick | 1 |
II. Anwendungsbereich | 3 |
1. Persönlicher Anwendungsbereich | 3 |
a) Arbeitnehmer | 3 |
b) Arbeitgeber | 10 |
2. Verhältnis zu anderen Mindestlohnregelungen | 11 |
3. Übergangsregelungen | 14 |
4. Sittenwidrige Lohnabreden | 16 |
III. Bemessung des Mindestlohns | 19 |
1. Zeitstunde und Monatslöhne | 19 |
2. Mindestlohnpflichtige Arbeitszeiten | 22 |
a) Grundsatz: „Je Zeitstunde“ | 22 |
b) Überstunden | 24 |
c) Arbeitsformen geringerer Beanspruchung | 27 |
d) Pausen- und Ruhezeiten | 31 |
e) Reise-, Wege-, und Umkleidezeiten | 32 |
f) Zeiten der Nichtarbeit | 36 |
3. Mindestlohnwirksame Lohnbestandteile | 41 |
a) Grundsatz: Mindestlohnrechtliches Äquialenzprinzip | 42 |