Abfolge bei mehreren Puppen
Eine Puppe auf der Bühne ist schon mal gut – doch mehrere Puppen sind noch besser! Das macht es interessanter für das Publikum: Es gibt mehr anzuschauen – und jeder beobachtet gern, wie die Puppen miteinander agieren. Wenn nun mehrere Puppen gleichzeitig auf der Bühne spielen, gilt es, aufeinander zu achten. Das Publikum schaut immer dorthin, wo am meisten Bewegung ist. Wenn sich nun alle Puppen gleichzeitig und ähnlich viel bewegen, fällt es dem Publikum schwer, auszumachen, wer gerade „dran“ ist. Die Puppe, die im Fokus stehen soll, sollte sich daher etwas mehr und etwas „größer“ bewegen als die anderen Puppen. Im besten Fall beschauen diese die gerade aktive Puppe und vermeiden größere Bewegungen, bis sie selbst wieder an der Reihe sind. Auf diese Weise springt die Aufmerksamkeit des Publikums zwischen den Puppen und ist immer dort, wo sie sein soll. Die gerade weniger im Fokus stehenden Puppen dürfen aber keinesfalls komplett einfrieren oder gar auf der Spielleiste abgelegt werden. Sie sollten weiterhin durch kleine Bewegungen lebendig erscheinen, zum Beispiel durch Atembewegungen.
Es ist ratsam, beim Erarbeiten eines Stückes eine Person vor der Bühne zu haben, die die Abfolge und die jeweiligen Bewegungen genau beobachtet: Wird die Aufmerksamkeit des Publikums von Puppe zu Puppe gelenkt? Wirken alle Puppen lebendig genug? An welchen Stellen gibt es zu viel Bewegung und Ablenkung? Sie kann ebenso darauf achten, dass sich alle Puppen auf der richtigen Höhe befinden, ihre Blicke richtig gesetzt und ihre Gesten stimmig sind. Es bringt auch enorm viel, eine Probe zu filmen, sodass man das eigene Puppenspiel selbst einmal auf Video sieht. Das eignet sich wunderbar, um sich selbst zu korrigieren und sein Puppenspiel zu verbessern.
Kulisse und Requisiten
Die Puppen und ihre Aktionen müssen gut sichtbar sein. Daher empfiehlt sich ein schlichter Bühnenhintergrund. Eine detaillierte Ausmalung des Hintergrundes ist aus der Distanz schwer zu erkennen und tritt in Konkurrenz mit den im Vordergrund agierenden Puppen. Daher sollte man lieber ins lebhafte Spiel investieren, als sich in Bühnentechnik und dem Gestalten von Kulissen zu verlieren. Wenn der Hintergrund neutral und dunkel ist, sind die bunten Puppen im Vordergrund gut erkennbar.
Dieser neutrale Raum lässt genügend Möglichkeiten offen, ihn durch einzelne und gezielt eingesetzte Requisiten und Kulissenteile in einen konkreten Ort zu verwandeln: Ein aufgestelltes Verkehrsschild macht den Ort zur Bushaltestelle, eine Schreibtischlampe macht ihn zum Büro, ein Blumentopf zum Balkon, ein Kassenschild zum Supermarkt. Schnell lassen sich auf diese Weise Umbauten realisieren und verschiedene Orte darstellen. Zusätzlich können die Puppen indirekt sagen, wo sie sind: „Geh du schon mal die Milch holen, ich schaue mal, was zum Grillen im Angebot ist!“ Oder: „Hier noch schnell einen Stempel drauf gemacht, dann kann ich Feierabend machen!“
Kommen Requisiten zum Einsatz, sollten es möglichst nur solche sein, die für das Stück relevant sind und die Geschichte vorantreiben. Bei aller Einfachheit muss es jedoch nicht karg sein! Neben Dingen, die einen Ort im Wesentlichen charakterisieren, kann es auch etwas kleines „Nettes“ geben, das Spaß macht: neben dem Kassenschild eine piepende Kasse oder neben der Schreibtischlampe ein Familienfoto. Wenn ein Spiel mit einem bestimmten Requisit interessant ist und dem Publikum gefällt, wird es sich immer freuen, es wiederzusehen. Besonders, wenn eine Szene damit meisterhaft vorgeführt wird, zum Beispiel, wenn die Puppe Skateboard fährt und Tricks macht, wenn sie gefühlvoll Mundharmonika spielt usw.
Leichte Requisiten lassen sich gut mit doppelseitigem Klebeband an der Hand der Puppe befestigen, zum Beispiel eine kleine Coladose, eine Eintrittskarte usw. Schwere Requisiten können hingegen an einem separaten Stab gehalten werden. Ein solcher hilft auch dabei, wenn Requisiten schnell getauscht oder an jemand anderen übergeben werden müssen.
Puppe mit Charakter
Übung: Um deine Puppe einzigartig zu machen, musst du ihr einen einzigartigen Charakter geben – Eigenschaften, die sie auszeichnen. Diese finden sich durch Ausprobieren: In Spielversuchen, zum Beispiel in kleinen Szenen oder Aufgaben, kannst du die Reaktionen deiner Puppe austesten. Statt dich also vor ein leeres Blatt Papier zu setzen und Eigenschaften deiner Puppe aufzuschreiben, nimm sie auf die Hand und suche gemeinsam mit ihr nach Antworten auf die folgenden Fragen.
Wie heißt deine Puppe?
Deine Puppe braucht einen Namen, der zu ihr passt! Schaue ihr ins Gesicht, während du Namen ausprobierst. Höre dabei auf dein Gefühl: Fühlt sich ein Name nicht stimmig an, ist er noch nicht passend! Wenn du bei einem Namen nach Tagen immer noch unsicher bist, ist er ebenfalls noch nicht der richtige.
Was mag deine Puppe?
Finde heraus, was deine Puppe mag! Frage sie dazu alles Mögliche! Besonders gut eignen sich Entweder-Oder-Fragen, denn hier muss man sich zwischen zwei Optionen entscheiden. Du wirst intuitiv merken, ob eine Antwort „richtig“ ist und zu deiner Puppe passt. Passt eine Antwort doch nicht zu deiner Puppe, wirst du beim nächsten Mal eine andere Antwort geben. Vielleicht stellst du nach ein paar Wochen fest, dass deine Puppe statt Erdbeereis doch lieber Schokoladeneis mag …
Wie spricht deine Puppe?
Spricht deine Puppe einen Dialekt? Hat sie einen kleinen Sprachfehler? Wenn deine Puppe damit kein Problem hat, hat es das Publikum auch nicht und wird diesen „Fehler“ als Bereicherung wahrnehmen. Wenn du austüftelst, wie deine Puppe spricht, denk daran: Puppen sprechen wie Menschen völlig unterschiedlich! Unterschiede bereichern das Puppenspiel und machen es bunt.
Was macht deine Puppe besonders?
Ist deine Puppe cool drauf? Wann und warum ist sie besonders cool? Ist sie laut, verrückt oder mutig? Was macht sie noch lauter, verrückter oder mutiger? Oder verlässt sie der Mut, wenn eine Maus oder eine Spinne auftaucht? Ist sie eher schüchtern, zurückhaltend und schreckhaft? Welches Thema begeistert sie und lässt sie über sich hinauswachsen? Ist sie verrückt nach einer Sache oder ein Fan von etwas? Vielleicht von Schokolade, Schäfchenwolken, Regenwürmern, Lokomotiven, einem Schlagersänger oder einem YouTube-Star?
Welche Marotten hat deine Puppe?
Gibt es Wörter, die deine Puppe ständig wiederholt? Ist eine bestimmte Begrüßungsformel typisch für sie? Vielleicht zuckt sie auch ständig zusammen, wenn sie angesprochen wird oder hat die Angewohnheit, sich am Kopf zu kratzen.
Finden sich nicht gleich Antworten auf diese Fragen, bleib locker und setz dich nicht unter Druck! Stell dich den Fragen später noch mal – vielleicht gibt es dann Antworten. Es ist ohnehin ratsam, sich nicht zu schnell festzulegen: Lass dir deshalb Zeit! Du wirst merken, was zu deiner Puppe passt! Manche Charaktereigenschaften finden sich auch erst nach einer Weile im Einsatz mit der Puppe, andere verändern sich im Laufe der Zeit wieder. Bleib stets aufmerksam dafür, wie sich der Charakter deiner Puppe entwickelt!
Übung: Damit du und deine Puppe eine Einheit werden könnt, musst du viel Zeit mit ihr verbringen. Unternimm etwas mit ihr! Erledigt zum Beispiel die unten aufgeführten Aufgaben gemeinsam!
Schaut zusammen die Nachrichten und kommentiert das Geschehen.
Schaut zusammen ein Bilderbuch an und beschreibt, was ihr seht.
Frage deine Puppe jeden Tag zehn Entweder-Oder-Fragen, zum Beispiel: Pizza oder Nudeln? Fußball oder Basketball? Badeanzug oder Bikini? Dusche oder Badewanne? Schulbus oder Fahrrad? Mathe oder Deutsch? Oliven oder Parmesan? Pünktlich