Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte. Carl Ploetz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Carl Ploetz
Издательство: Bookwire
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Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 4064066115579
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und im Hippodrom (Wettfahren der Viergespanne). Den Siegern wurden Kränze von Ölzweigen zuteil; Dichter verherrlichten sie im Liede. Unter dem Schutze Spartas gewannen die Olympischen Spiele große Bedeutung für die Erhaltung des Nationalbewußtseins unter dem politisch sehr zersplitterten Griechenvolke.

      Ähnliche Spiele, doch vermehrt durch musische Wettkämpfe der Sänger und Zitherspieler, wurden seit 586 bei Delphi dem Apollon zu Ehren gefeiert, in jedem dritten Olympiadenjahr (Pythische Spiele). Das Orakel zu Delphi, oft befragt bei wichtigen Unternehmungen, z.B. Gründungen von Kolonien, Kriegszügen, stand unter dem Schutze der delphischen Amphiktyonie (Umwohnerschaft), zu welcher die Phokier, Lokrer, Böoter, Thessaler u. a. gehörten.

      Dem Poseidon zu Ehren wurden auf dem Isthmos, dem Zeus zu Ehren zu Nemea in Argolis alle zwei Jahre Spiele gefeiert. Die Wettkämpfe stählten die Volkskraft und weckten den Sinn für freie Entwickelung der Persönlichkeit.

      Die Hellenen, ihrer körperlichen und geistigen Überlegenheit über die Barbaren sich bewußt, breiten sich, Städte gründend, weit über die Grenzen des Mutterlandes aus. Die Ansiedlungen an den Küsten des Ägäischen Meeres genügen nicht mehr, Milet allein sendet gegen 80 Kolonien aus.

      750–550.

      Ionische, dorische, achäische Kolonien

      an den pontischen Küsten und im westlichen Teile des Mittelmeers.

      Ionier von Milet gründen Abȳdos und Lampsăkos am Hellespont, Kyzĭkos an der Propontis, Sinōpe und Trapĕzūs an der Südküste des Schwarzen Meeres, Olbia, Istros, Odessos an der Westecke, Pantikapaion und Theodosia auf der Krim (Chersonēsus Taurica), Tanais am Asowschen Meer (Palus Mäotis), Phasis und Dioskurias an der Ostküste des Schwarzen Meeres. Zu Naukrătis in Ägypten gemeinsame Kolonie der kleinasiatischen Griechen.

      Dorier von Megara gründen Chalkēdon und Byzantion (659) am Bosporus, Herakleia an der Südküste des Schwarzen Meeres, Megăra (Tochterstadt Selinūs) auf Sicilien.

      Ionier von Chalkis auf Euböa besiedeln die Chalkidike mit mehr als 30 Städten, darunter Olynthos (Poteidaia korinthische Niederlassung), gründen Kyme (Cumae) in Campanien (Tochterstadt Neapolis), Naxos auf Sicilien (Tochterstädte Leontini und Katăna), Zankle (später Messana) und gegenüber auf dem Festlande Rhegion.

      Dorier von Korinth gründen 734 Syrakūs, später Kerkyra, Dorier von Sparta 708 Tarent; Dorier von Rhodos Gela; und Akrăgas auf Sicilien; Dorier von Thera Kyrēne (um 630) und Barka in Afrika.

      Achäer gründen Sybăris, Kroton, Metapontion, Lokrer das epizephyrische Lokri in Unteritalien (Groß-Griechenland).

      Am weitesten nach Westen gehen die Ionier von Phokäa; ihre Kolonien sind Massalia (600) an der gallischen Küste, Mainăke im südlichen Spanien, Alalia auf Korsika. Als die Küste Kleinasiens unter persische Herrschaft kam (s. S. 18), verließen die Phokäer ihre Stadt und segelten zuerst nach Korsika; von dort vertrieben (S. 14), gründeten sie Elĕa in Unteritalien.

      Infolge dieser Kolonisation griechische Kultur über einen großen Teil der Mittelmeerküsten verbreitet. Lebhafter Seeverkehr und Eintausch von Rohprodukten gegen die Erzeugnisse der griechischen Kunst und Industrie. An die Stelle der Naturalwirtschaft tritt nach und nach die Geldwirtschaft.

      Spartas Hegemonie in der Peloponnes.

      In älterer Zeit Argos der bedeutendste Staat. König Pheidon von Argos leitet die Festfeier zu Olympia (748, nach anderer Ansicht erst 668), ordnet Maß und Gewicht (dem babylonischen (S. 20) entsprechend, Vermittler die Phöniker), läßt zuerst in Ägina Münzen prägen. Bald aber erhebt sich Sparta zu höherer Macht durch die Eroberung der argivischen Landschaft Kynuria und Messeniens. Argos seitdem für immer mit Sparta verfeindet.

      Um 740.

      Erster Messenischer Krieg. Tapfere Gegenwehr der Messenier unter ihrem Könige Aristodēmos, namentlich auf der Bergfeste Ithōme. Ein Teil ihres Landes wird von den Spartanern in Besitz genommen, das übrige zinspflichtig.

      708.

      Die aus Sparta infolge von Zwistigkeiten auswandernden Parthenier gründen Tarent. Seitdem Auswanderung in Sparta verboten. Um diese Zeit Beschränkung des spartanischen Königtums durch die vergrößerte Macht der Ephoren, welche fortan jährlich von der Spartiatengemeinde erwählt werden.

      Um 640.

      Zweiter Messenischer Krieg. Aristomĕnes Held der Messenier; 11 Jahre lang wird die Feste Eira verteidigt. Der athenische (?) Sänger Tyrtaios begeistert die Spartaner durch seine Marschlieder. Nach dem Fall von Eira flüchten viele Messenier nach Unteritalien (Rhegion); die nicht auswandernden werden Heloten. Von Rhegion aus besetzen später (um 500) Nachkommen der Ausgewanderten die Stadt Zankle auf Sicilien, die dann den Namen Messana erhält.

      Um 600.

      Aufschwung Korinths unter dem Tyrannen Periander, dem Sohne des Kypsĕlos, der um 650 die Adelsherrschaft der Bakchiaden gestürzt hat. Entfaltung der Seemacht; Korinth wird erste Handelsstadt Griechenlands. Zu der älteren korinthischen Kolonie auf Kerkyra kommen unter Kypselos hinzu Leukas und Ambrakia, unter Periander Epidamnos und Apollonia an der illyrischen Küste, Poteidaia auf der Halbinsel Chalkidĭke. Perianders Neffe Psammetich wird 582 gestürzt, die Aristokratie hergestellt.

      In Megăra um 630 Tyrannis des Theagĕnes, nach dessen Sturz Parteikämpfe (der Dichter Theognis um 540), endlich siegt die Aristokratie.

      In Sikyon um 600 Tyrannis des Kleisthĕnes, welcher die Genossen der delphischen Amphiktyonie zum ersten heiligen Kriege gegen die phokischen Städte Krisa und Kirrha (Hafenstadt) vereinigt. Beide Städte zerstört, ihr Gebiet dem pythischen Apollon geweiht. Nach Kleisthenes’ Tode wird die Aristokratie hergestellt.

      Auch in Milet, Ephesos u. a. Koloniestädten herrschen um dieselbe Zeit vorübergehend Tyrannen, in Mytilene auf Lesbos waltet um 600 der weise Pittăkos als Äsymnet. Vergl. S. 37.

      Um 550.

      Sparta vereinigt die peloponnesischen Staaten (außer Argos und Achaja) zum peloponnesischen Bunde unter seiner Hegemonie. Die Griechenstädte an der Westküste Kleinasiens stehen unter lydischer (S. 15), seit 545 unter persischer Herrschaft (S. 18). Auch die Inseln Cypern, Chios, Lesbos werden den Persern untertan; Samos erst 522 nach dem Sturz des mächtigen Tyrannen Polykrates.

      Athens Emporkommen.

      Nach Kodros’ Tode (S. 28) wird das Königtum eingeschränkt, aber nicht beseitigt; Adelsherrschaft der Eupatriden (S. 26). Den Königen treten erwählte Beamte zur Seite; seit 683 werden jährlich neun Archonten erwählt. Der erste, Archon epōny̆mos, führt den Vorsitz und wacht über das Familien- und Erbrecht; der zweite, Basileus, bringt die früher den Königen obliegenden Opfer dar, hütet das heilige Recht und leitet den Areopag; der dritte, Polemarchos, ist Heerführer und Gerichtsherr für die Metöken und Fremden, die andern sechs, Thesmotheten genannt, leiten die bürgerliche Gerichtsbarkeit. Die Oberaufsicht über das gesetzliche Verhalten der Bürger führt der Areopag, der auf dem Areshügel vor der Burg (Akropŏlis) sich versammelnde Gerichtshof, aus früheren Archonten gebildet; er richtet auch über die schwersten Verbrechen, Mord und Brandstiftung.

      Um 632.

      Aufstand