Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte. Carl Ploetz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Carl Ploetz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 4064066115579
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      507.

      Ein Feldzug der Spartaner gegen Athen unter den Königen Kleomĕnes und Demarātos scheitert infolge des plötzlichen Abzugs der Korinther und der Uneinigkeit der spartanischen Könige. Die mit Sparta verbündeten Böoter und Chalkidier von Euböa werden von den Athenern geschlagen. Diese erobern einen Teil von Euböa, wo 4000 Bauerngüter an ärmere attische Bürger (Kleruchen) verteilt werden. So gewinnt Athen nach Befestigung seiner inneren Verfassung auch Ansehen nach außen.

      Damit nicht eine Tyrannis wiederkehre, ordnet Kleisthĕnes den Ostrakismos an: die Volksversammlung ist befugt, mittels geheimer Abstimmung durch Tonscherben (Ostrăka) die Verbannung eines die Freiheit gefährdenden Bürgers zu beschließen; doch müssen 6000 Stimmen abgegeben sein.

      Auch in den westgriechischen Städten herrschen zeitweise Tyrannen: Phalăris in Akrăgas (Agrigentum) um 570, Anaxĭlas in Rhegion 494. Zu besonderem Ansehen gelangt Syrakus unter der Herrschaft Gelons (seit 485), der mit Theron von Akragas befreundet ist. Die unteritalischen Städte behaupten sich gegen Angriffe der einheimischen Völkerschaften; die Bürger von Kroton zerstören 510 die reiche Nachbarstadt Sybaris.

      Entwickelung der Kultur. Baukunst und bildende Kunst besonders zur Ausschmückung der Tempel geübt (dorische, später ionische Säulen, Weihgeschenke aus Erz, Marmor, Gold und Elfenbein). Erhalten sind namentlich der Tempel von Pästum am Tyrrhenischen Meer und die Skulpturen des Athenetempels zu Ägina (aus der Zeit um 510, jetzt in München).

      Zu hoher Blüte entfaltete sich die Dichtkunst; bei den Ioniern namentlich die Elegie: Kallīnos von Ephĕsos um 670, Mimnermos von Kolŏphon um 600, Tyrtaios und Solon von Athen, auch Theognis von Megara (S. 33) dichtete in ionischem Dialekt;

      bei den Doriern der lyrische Chorgesang: Terpander von Lesbos um 676 in Sparta, Alkmān von Sardes um 650 ebendaselbst, Stesichŏros von Himera um 600, Arion von Lesbos, Freund des Periander, Iby̆kos von Rhegion um 550;

      bei den Äŏlern der lyrische Einzelgesang: Alkaios und Sappho von Lesbos um 600; der Ionier Anakrĕon von Teos um 540. Jambische Spottgedichte des Archilŏchos von Paros (um 650) und Hippōnax von Ephesos (um 540). Die Vollendung der lyrischen Dichtung in mannigfaltigen Formen zeigt sich in Simonĭdes von Keos und Pindăros von Theben, beide zur Zeit der Perserkriege.

      Anfänge der Philosophie (zunächst Naturforschung) und der Himmels-, Erd- und Völkerkunde bei den Ioniern: Thales von Milet (s. S. 15). Herakleitos von Ephesos um 500: »Alles ist in ewigem Wechsel«. Pythagŏras von Samos wandert um 530 nach Kroton aus (Bund der Pythagoreer), Xenophănes von Kolophon um dieselbe Zeit nach Elĕa in Unteritalien (seine Schüler Parmenides, Zeno). Hekataios von Milet um 510.

      In späterer Überlieferung werden als die sieben Weisen dieser Zeit genannt: Thales von Milet, Bias von Priēne, Pittăkos von Mytilene, Periander von Korinth, Cheilon von Sparta, Kleobūlos von Lindos, Solon von Athen.

      § 3. Perserkriege und Blütezeit Athens.

      500–449.

      Perserkriege.

      500–494.

      Aufstand der ionischen Griechen gegen die Perser (s. S. 20). Der von Athen und Eretrĭa ihnen geleistete Beistand ist die Veranlassung zu dem Versuch der Perser, auch das europäische Griechenland zu unterwerfen.

      492.

      Erster Zug der Perser unter Mardonios.

      Das Landheer unterwirft das Küstenland von Thrakien, die Flotte die Insel Thasos. König Alexander von Makedonien erkennt die persische Hoheit an. Dann aber erleidet das Landheer große Verluste im Kampf mit den Thrakern, und ein großer Teil der Flotte wird am Vorgebirge Athōs durch Sturm vernichtet; dies bestimmt den Mardonios zur Rückkehr.

      An der thrakischen Küste werden feste Plätze angelegt als Stützpunkt für spätere Feldzüge; Byzanz, Sēstos, Abdēra erhalten persische Besatzungen.

      491.

      Persische Herolde, welche Erde und Wasser als Zeichen der Unterwerfung verlangen, werden in Sparta und Athen getötet. Die Kykladen und Ägīna dagegen, auch manche Gemeinden des Festlandes versprechen dem Perserkönige Unterwerfung. Der spartanische König Kleomĕnes zwingt die Ägineten, den Athenern Geiseln zu stellen.

      490.

      Zweiter Zug der Perser unter Datis und Artaphernes, dem jungen Neffen des Dareios.

      Eine große Flotte (nach Herodot 600 Trieren) durchfährt das Ägäische Meer, landet auf Naxos, dann auf Euböa, wo die Stadt Eretria zerstört wird, dann an der Ostküste von Attika. Hippias (S. 36) im Gefolge des Artaphernes. Das athenische Heer, 9000 Hopliten und außerdem leichtbewaffnete Sklaven (eine tüchtige Reiterei nur bei den Thessalern), geführt vom Polemarchos und den 10 Feldherrn, unter welchen Aristides und der vor den Persern aus der Chersones (S. 36, 20) geflüchtete (jüngere) Miltiades, lagert mehrere Tage dem Feinde gegenüber in verschanzter Stellung. Durch 1000 Platäer verstärkt, greift es, ohne die Ankunft der Spartaner abzuwarten, unter Führung des Miltiădes an und siegt in der

      490. (Sept.)

      Schlacht bei Marăthon.

      Der Plan der Perser, Athen von der Seeseite zu überraschen, wird durch schleunigen Rückmarsch des Heeres nach der Stadt vereitelt. Die persische Flotte kehrt nach Kleinasien zurück. Hippias stirbt auf Lemnos.

      489.

      Unglücklicher Zug des Miltiădes gegen Paros. Verwundet nach Athen zurückgekehrt, wird er von Xanthippos angeklagt und zur Erlegung der Kosten des Unternehmens (50 Talente) verurteilt, welche sein Sohn Kimon nach dem Tode des Vaters zahlt.

      Parteikämpfe in Athen; 487 Wahl der Archonten durch das Los eingeführt, 485 Xanthippos durch Ostrakismos verbannt, 483 der bedächtige und am Althergebrachten hängende Aristides. Themistokles erhält dadurch freie Hand zur Durchführung seines Planes, Athen zur ersten Seemacht Griechenlands zu machen. Schon 493 hatte er als Archon die Befestigung des Hafens Piraieus durchgesetzt; jetzt werden, zunächst um gegen Ägina Krieg zu führen, auf seinen Antrag die bisher zur Austeilung an die Bürger bestimmten Einkünfte aus den Silberbergwerken von Laurion dazu verwendet, die Flotte bis auf 200 Trieren zu bringen. Die bisherigen Naukrarien (S. 35) werden aufgehoben und durch die Einrichtung der Trierarchie ersetzt. Der Staat liefert die Schiffe; den wohlhabenderen Bürgern liegt ihre Ausrüstung als Staatsleistung (Liturgie) ob; dafür erhält der Trierarch die Anführung des von ihm ausgerüsteten Schiffes. Die Theten zum Flottendienst herangezogen,

      480.

      Dritter Zug der Perser unter König Xerxes.

      Große Rüstungen, das Landheer sammelt sich schon 481 bei Kritalla in Kappadokien, von dort führt Xerxes es nach Sardes. Zwei Schiffbrücken über den Hellespont geschlagen, für die Flotte Kanal bei Akanthos gegraben, um das Vorgebirge Athos zu vermeiden. Im Frühjahr 480 Aufbruch von Sardes; Demaratos, der abgesetzte König von Sparta, und Peisistratos, Sohn des Hippias, begleiten den König. Musterung des Heeres bei Doriskos in Thrakien, nach Herodots übertreibender Angabe 1700000 Mann Fußvolk, 80000 Reiter und zahlreicher Troß; eine Flotte von 1207 Trieren.

      Nachdem die Griechen den Plan, den Paß von Tempe zu verteidigen, aufgegeben haben, durchzieht das persische Heer Thessalien, ohne Widerstand zu finden.