Kaiser Franz Josef von Österreich: Tagebücher. Franz Joseph von Österreich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Franz Joseph von Österreich
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788074841828
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Hojoß zum exerzieren.

      11. Kamen um 8 Uhr die drey jüngeren Vettern zu uns, wir gaben ihnen einen Thee und zeigten ihnen dann unsere Albums.

      12. War Lotto Dauphin bey der Mama. Ich gewann mit eigenem Gelde 24 Kreuzer.

      Gegen die Schildwache, welche an der Laimgrube vor den Stallungen steht, wurde eine abscheuliche That verübt: Um 7 Abends gestern kam ein Mensch rauchend vorbey, die Schildwache verbat ihm dieses natürlich, doch er blies ihr einen Mund voll Rauch ins Gesicht; der Soldat rieß ihm die Pfeife aus dem Munde und zerbrach sie. Der Mann ging drohend weg. Den anderen Tag um ½ 5 Uhr frühe stand der selbe Mann auf der Wache, es kam der Mensch wieder, wollte ihr zwey Zwanziger geben, was sie nicht nahm. Darauf schoß der Mann mit einer Pistole dem Soldaten durch den Schenkel, welcher auch zusammenstürtzte; der Mensch war aber verschwunden.

      14. Gingen wir auf den astronomischen Thurm und sahen den kleinen und schwachen Kometen. 15. Blieben Papa und Mama zu Hause, auch der Onkel Ludwig kam. Es wüthet ein schrecklicher Sturm schon die ganze Nacht.

      16. Der Sturm geht fort.

      17. Sonntag. Hielten wir nach dem Exerzieren die Probe unseres Caroussels, einer reitet auf dem Rücken des anderen. Es werden schöne Costums gemacht. Ich bin Tambour. Um 8 Uhr Abends war Concert bey der Mama. Es sang und declamirte Herr Baumann.

      18. War ich eitel bey Tische, ich bildete mir auf meine Kenntniße in der Geographie etwas ein, wurde aber vom Grfn. Coronini ausgemacht. Auch beym Turnen war ich ausgelaßen. Am 15. sind die Vettern Rainer und Heinrich Obersten geworden.

      19. Gingen wir mit der Mama Spielereyen einkaufen. Abends führten mich Papa und Mama zu einem Concerte bey der Kaiserinn, wo mich der kleine Filtsch und Benoni sehr erstaunten.

      20. Der Dr. Fick ist krank und er hat sich versehen laßen. Man glaubt, daß es eine Lungenentzündung wird.

      21. Der Marko Bombelles hat auch das Fieber und zwar die Nacht von gestern auf heute sehr stark. Es werden schon viele Vorbereitungen auf den Heiligen Abend gemacht. Ich will mir auch durch eine recht gute Aufführung die vielen Geschenke, die ich an diesem Tage erhalte, verdienen.

      22. War ich Abends unwohl und legte mich früher ins Bette.

      23. Ich bin wieder ganz gesund, Marko auch. Der Dr. Vick geht viel beßer, er ist außer Gefahr.

      24. Sonntag. Ist der glückliche Weihnachts-Abend. Es kam auch der Prinz Weimar zu unserem Baume. Ich erhielt von Papa und Mama zwey Zeichnungen von Ruß, den Brand von Moskau von Albrecht Adam aus München und einige Lithographien, von Großmama die Schlacht von Colin von Ruß, die noch nicht fertig ist.

      25. Ist Max krank, er hat eine Art Ruhr. Es ist schade, daß er die Feyertage im Bette zubringen muß. Wir schnitten Abends alle Sachen vom Weihnachtsbaume ab. 26. Ist Max viel besser. Papa und Mama führten mich in Wilhelm Tell im Burgtheater.

      27. Heute kündigte ich dem Oberfeuerwerker Löschner an, daß er zum Lieutenante im Bombardier-Corps avencirt sey. Ganz so, wie ich es vor 7 Jahren dem Oberlieutenante Wittek ankündigte.

      28. Ritt ich ein neues Pferd, Cesarine mit Nahmen.

      29. Beichteten wir um halb 7 Uhr Abends; wie glücklich fühlte ich mich wieder, als ich aus dem Beichtstuhle heraustrat.

      30. Um halb 8 Uhr communicirte ich mit Papa und Mama in der Josephikapelle. Wir machen heute unsere Neujahrsvisiten. 1844

      1. Januar. Neujahr.

      2. Situationszeichnen mit Oberfeuerwerker Cybulz angefangen.

      3. Zeigen sich die Schafblattern bey mir.

      6. Hatte ich die Schafblattern immer fort und

      7. war dabey im Bette bey Fieber.

      8. Sonntag. Seit langer Zeit wieder Schnee.

      9. Gestern bin ich zum ersten Male wieder aufgestanden.

      10. Thee im rothen Speisezimmer, wobey uns Mama die schönen aquarell Zeichnungen von Geiger zeigte.

      14. Sonntag. Ein Mörder seiner Stiefmutter wird den Tag nach der That eingeführt; er ist Urlauber vom JägerBataillon auf der Mauer. Großherzog von Mecklenburg Schwerin ist angekommen, Graf Victor Zichy wurde ihm zugetheilt.

      15. Sonntag. Ich nahm ein Bad, und somit wurde meine Schafblattern-Carantaine aufgehoben. 16. Sah ich wieder nach so langer Trennung wegen den Blattern den kleinen Ludwig. Ich weinte bey der Mathematik-Lection, eine große Schande für mich. Max und Karl legten sich mit den Schafblattern (zu Bette).

      17. Kaum aufgestanden, mußte ich mich wieder legen, ich bekam das Fieber mit Kopfweh.

      18. War Hofball, bey welchem die drey ältesten Vettern waren. Mein Fieber hat abgenommen.

      19. Die jungen Türken, Zöglinge des Obersten Hauslab, gehen heute, von der türkischen Regierung abgerufen, nach Constantinopel ab.

      20. Fing ich wieder an aufzustehen.

      21. Kamen Abends die Onkeln Ludwig und Johann, um den kranken Brüdern Gesellschaft zu leisten.

      22. Standen beyde Brüder auf.

      23. In der verfloßenen Nacht starb nach 12 Uhr die arme Erzherzogin Marie Rainer. Die Abzehrung hatte die letzte Stufe erreicht. In derselben Nacht war ein starkes Donnerwetter, und es schlug in Klosterneuburg in die St. Martinskirche ein, welche auch abbrannte.

      25. Mama und Papa speisten allein bey uns, weil Papa um 4 Uhr zur Leiche der armen Marie mußte. Die Marie wurde den ganzen Tag über in der Kapelle ausgesetzt. Um vier Uhr wurde der Leichnam zu den Kapuzinern geführt, wo die Einsegnung stattfand.

      27. Geburtstag der Mama. Max und ich speisten nach unserem Unwohlseyn zum ersten Male wieder beym Kaiser. Carl muß ins Bett wegen Husten.

      28. Sonntag. Fuhr ich wieder zum ersten Male aus.

      29. Stieg ich im Prater auch aus.

      30. Ging ich zum ersten Male wieder auf die Reitschule.

      1. Februar. Führten mich Papa und Mama ins Burgtheater; man gab den armen Poeten und das Portrait der Geliebten. 3. Fuhren wir alle drey mit der Mama aus.

      4. Sonntag. Machte der Abbé Mislin nach dem Exerzieren ein Marionetten Theater, welches sehr viel Beyfall fand.

      5. Waren wir auf dem Rutschberg des Wilhelm, er und die Mailändischen waren daselbst. Es kömmt die Nachricht von dem Tode der Großherzogin von Oldenburg.

      9. Krippenspiel mit Gouté.

      10. Waren wir mit den zwey jüngsten Vettern im Mechanischen Theater.

      11. Sonntag. Waren wir auf einem Kinderball bey Kevenhüller.

      12. Fiel sehr viel Schnee.

      13. detto und Abreise der Viceköniglichen Familie.

      14. Auch in der verfloßenen Nacht sehr viel Schnee gefallen. Wieder ein Ball für uns bey Metternich.

      16. War die Comödie bey der Mama, dieselbe, die bey Secheny gewesen war. Es spielten Grf. Secheny, Imre, Denes, Calmann Secheny, Herzfeld, Baumann, Md. Simon, Dlle. Neumann. Heute hatte ich ein m bey der Mathematik.

      17. Blieben wir Abends allein zu Hause.

      18. Sonntag. Gingen wir ins Burgtheater, es wurden die Pagenstreiche gegeben.

      19. Sprach mir der Grf. Coronini sehr zu, aufrichtiger zu seyn, ich nehme es mir auch herzlich vor. Die Lectionen müssen auch beßer gehen.

      20. Kamen zur Feyer des letzten Faschingtages die Knaben zu uns. Wir hatten ein gutes Soupé.

      21. Wurden um 9 Uhr mit Papa und Mama eingeäschert.

      22. Grf. Bombelles ist unwohl. Grf. Ledochowsky speiste bey uns. 24. Ich werde nun bald meine Körperzeichnung bey Oberfeuerwerker Cibulz fertig haben und die eigentliche Situationszeichnung anfangen.

      25. Sonntag. Abends nach dem Exerzieren fuhren wir mit der Mama zur Tante Amelie.

      27. Ritt ich allein mit dem Grfn. Coronini, da die Brüder verschnupft sind. Gestern war die Fürstinn und die Gräfin Kinsky mit der Gräfin Coudenhove Abends