Zu Mittag kamen wir nach Körmend, einem hübschen Markte, jedoch in einer garstigen Gegend. Wir stiegen im Schloße des Fürsten Bathiáni ab, wo uns wieder eine Deputation empfing, und ich in meiner Rede stecken blieb. Kindisches Betragen, als wir auf die uns angewiesenen Zimmer kamen.
Wir gingen darauf in den sehr schönen Schloßgarten und dann zu Tische, wo uns ein herrliches Diner, mit einem Toaste verbunden, gegeben wurde.
Wir verließen Körmend um 2 Uhr und fuhren, meist mit Bauernpferden, über Türgye, was schon im Sümeger und nicht mehr im Eisenburger Comitat gelegen ist, bei einem schönen Mondschein, aber sehr schlechten Wegen bis Keshely, was ein dem Grfn. Festetics gehörendes Schloß ist, wo wir um 11 Uhr Nachts ankamen und von der Gräfinn Festetics empfangen wurden.
14. Nachdem wir gefrühstückt hatten, gingen wir in den Schloßhof, wo uns einige Gestüttpferde vorgeführt wurden. Nun fuhren wir, immer längst dem schönen, in malerischer Gegend gelegenen Plattensee, deßen Ende nur Wasser und Luft bildeten, in das Gestütt, wo wir mehr als sechzig Stuten und Folien ganz nahe von uns in einer Herde ganz frey herumlaufen sahen. Wir besichtigten darauf das sehr verfallene Georgikon, den botanischen Garten und die im Schloße sich befindende Bibliothek. Um 12 speisten wir mit der Gräfinn, der Frau von Zentner und mehreren Herrn. Nach Tische reisten wir ab und längst dem Plattensee durch Tapolcza, wo wir den Abbé Kis fanden, und durch einen Theil vom Bakonnyer Wald kamen wir nach Sümeg, wo wir den Landescomissär, Herrn Mérey, fanden.
Wir bestiegen den Berg, auf welchem sich das alte Schloß befindet, von wo wir eine herrliche Aussicht genossen. Darauf besuchten wir die Mutter und das Haus des Abbé Kis, und nach einem Souper von zwey Stunden legten wir uns zu Bette.
15. Nach dem Frühstücke las uns um halb 7 Uhr der Abbé Kis eine Messe in der Franciskaner-Kirche, und um 7 Uhr fuhren wir ab, und immer von Deputationen geplagt kamen wir über Jánosháza, wo wir Pferde vom Grfn. Erdödy erhielten, nach Sárvár, wo sich ein Schloß und ein Garten des Herzogs von Modena befindet, welchen letzteren wir auch sogleich besahen. Als wir zurückgekehrt waren, tanzten im Hofe Bauern, und um 2 Uhr setzten wir uns zu Tische, wobey Grf. János Sechényi einen Toast auf meine Gesundheit brachte.
Nach Tische reisten wir ab und kamen nach Steinamanger, wo wir die Kirche bey Trompetten und Pauken besuchten und darauf in das Comitatshaus gingen, wo wir sahen, wie man die Verbrecher arbeiten macht; man hatte auch die Dummheit, uns zwey Mörder zu zeigen. Um halb 8 Uhr kamen wir in Güns an, wo uns der General Balarini, der Oberst Grf. Siczy und die Ratsherrn empfingen.
Bald nach unserer Ankunft kamen Imre und Dénes Sechényi von Horpács. Wir unterhielten uns einige Zeit mit ihnen, während welcher Zeit die Trompeter von Toscana-Dragoner Nr. 4 bliesen.
Als die Trompeter abgegangen waren, hielten die Bürger in Uniform einen Fakelzug mit Musik.
16. Nachdem die Bürger vor unserem Gasthause um halb 8 Uhr frühe wieder ausgerückt waren, fuhren wir auf den Exercierplatz, wo das Dragonerregiment aufgestellt war. Dort war für mich ein Ponnay des Grfn. Paul Sechenyi gerichtet, was aber, nachdem ich es eine halbe viertel Stunde geritten hatte, so bockte und stieg, daß mir der General seinen großen Schimmel antrug, der dann während dem ganzen Exercieren sehr gut ging. Das Regiment exercierte recht gut, doch gefiel es mir von allen Cavallerieregimentern, die ich gesehen hatte, am wenigsten. Die Helme sind gegen die Vorschrift.
In der Nähe des Exercierplatzes stiegen wir in unsere Reisewägen und fuhren in anderthalb Stunden nach Horpacs zum Grfn. Louis Sechenyi. Wir gingen gerade auf den Balkon, von wo wir einem ländlichen Feste beywohnten, welches aus einem Einzüge, verschiedenen Spielen und ungarischen Bauerntänzen bestand. Nach einem Diner mit fünfzehn Toasten und 23 Personen spielte Dénes Sechényi auf der Zitter.
Um 4 Uhr fuhren wir nach Esterház, einem Schloße des Fürsten Esterházy, wo uns der Fürst Nicolaus und seine Frau empfingen. Alsogleich zeigte er uns seine englische Hundsmeute und sein Gestütt englischer Pferde, dann ließ er in einem eigenen Springgarten einige Pferde Hecken, Barrieren und Gräben springen, wobey ein Jokey herunterfiel. Darauf gutirten wir im Schloße, wobey auch die Mutter und die zwey Schwestern der Fürstinn erschienen. Als es finster geworden war, gingen wir in den Hof des beleuchteten Schloßes, wo bey Fackelschein mehrere Kreise von Bauern tanzten.
17. Sonntag. Um 7 Uhr verließen wir Esterház, und in einer Stunde befanden wir uns in Zinkendorf, einem Schloße des Grfn. Stephan Sechényi, welcher uns mit seiner Frau und drey Söhnen empfing. Wir hörten die Messe, besichtichten darauf das ganze Haus und, nach einem splendiden Dejeuné, welchem auch der Grf. Louis Sechényi mit Familie beywohnte, reisten wir durch Ödenburg, wo die Bürger ausgerückt waren, auf das Schloß Forchtenstein, wo uns die Fürstinn Therese und wieder der Fürst Nicolaus Esterházy empfingen. Wir speisten allsobald und besahen die herrliche Kunstgegenstände enthaltende Schatzkammer, die Waffenmenge, die Kanonen, den tiefen Brunnen und die großen Säle voller Porträten. Das Schloß ist sehr alt und sieht verlassen aus; fast gar kein Meubel ist zu sehen. Um 9 Uhr Abends kamen wir in Eisenstadt an, wo uns die Bürger mit Fackeln empfingen, und wo die Fürstinn Therese schon angekommen war, um uns zu empfangen. Nach dem Souper legten wir uns zu Bette.
18. Um 7 Uhr fuhren wir mit dem Gärtner in dem schönen Schloßgarten herum, besahen den Marien-und Leopoldinen-Tempel, die Glashäuser und die Pflanzensammlungen. Um halb zehn Uhr fuhren wir, nachdem wir mit der Fürstinn gefrühstückt hatten, von Eisenstadt ab, und über Wimpassing, Laxenburg kamen wir um 1 Uhr im lieben, lieben Schönbrunn an. Zwar hatte mich die Reise in Ungarn unterhalten, denn obwohl das Land nicht schön ist, ist es doch intereßant; doch war ich froh, ruhig von der Menge Reden, Toasten und Empfängen ausruhen zu können. Denn in anderen Ländern, wie im lieben Östreich, kann man ruhig reisen; ich sehnte mich doch nach dem lieben Ischl zurück, in dem ich so sehr glückliche Tage zugebracht hatte.
Wir stiegen bey der Kaiserinn Mutter ab, gingen dann zum Kaiser, zum Onkel Ludwig, zur Tante Louise, sahen in der Gallerie die Bombelles, besuchten die Tante Elise, speisten darauf, und Nachmittage, als wir in das Boulingrin gingen, begegneten wir den Vettern. Um 6 Uhr kamen der Papa, die Mama und der kleine Ludwig aus Ischl an.
19. Wir hatten keine Lectionen und packten aus; alle alten Gewohnheiten wurden wieder hervorgerufen. Die Stunden-Eintheilung wurde vom Grfn. Coronini wie gewöhnlich geschrieben. Der Schneider und der Helmmacher kamen, der eine, um die Uniform zu verbessern, der andere, um zu meinem Helm einen größeren Kopf zu machen und den Säbel zu verlängern. Ich freute mich schon ungemein, in Uniform zu Pferd bey den Manoeuvern ausrücken zu können. Gestern war vor unserer Ankunft das Revuemanoevre. Wir speisten beym Kaiser, da der Namenstag der Kaiserinn war; auch der Onkel Joseph mit dem kleinen Joseph war gekommen.
20. Die Lectionen fingen an, wir sahen mehrere der Lehrer wieder, und nun müssen wir uns wieder nach den Vacanzen recht einarbeiten. Um drey Uhr fuhren wir, wie es nach der neuen Stundeneintheilung befohlen ist, spazieren, und zwar über Lainz, von wo wir zu Fuße Nachhause gingen. Um halb 6 Uhr fingen die Lectionen wieder an, welche bis 8 Uhr dauerten.
21. Wir ritten zum ersten Male wieder, und zwar auf der Reitschule und um 1 Uhr. Ich freute mich ungeheuer, wieder diese Übung betreiben zu können, und besonders als Dragoner-Oberst. Hettmann wurde auch in der ganzen Kavallerierüstung mit Schabraque vorgeführt. Abends um halb fünf Uhr fuhren wir mit dem Papa und der Mama zu Metternich, wo die ganze Familie mit Herrn und Damen und die Bombelles eingeladen waren. Wir spielten anfangs, dann fand ein Gouter statt, nach welchem wir bey türkischer Musick ein wenig tanzten.
22. Um halb 1 Uhr war Exercieren und am Ende ein Feuer.
Gestern war Feldmanoeuver auf der Simmeringer Haide gewesen, wobey ein Zuschauer durch eine leere Patrone erschoßen wurde; er ging nahe an einer Planke vorüber, aus welcher gefeuert wurde, der Schuß traf in die Arterie, und der Mann verblutete sich.
Es regnete sehr viel. Wittek speiste wie alle Freytage bey uns.
23. Papa fuhr um 6 Uhr mit der Eisenbahn nach Göding auf die Wasserjagd. Heute ritten wir wieder, und ich versuchte den Säbel dabey. So rüste ich mich nach und nach zu dem Feldmanoeuvre, welches Montag in Petzleinsdorf abgehalten wird.
Bald regnet es heute, bald ist es schön. Abends