Wyatt Earp Jubiläumsbox 7 – Western. Mark Belcher William. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Belcher William
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932084
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ganz gut wäre, wenn ich hier was auf der Bank liegen habe, für den Fall, daß ich mal kein Glück auf der Jagd haben sollte.«

      »Sehr vernünftig«, lobte der Kassierer und musterte den »Pelztierjäger«. Diese Prüfung schien günstig für Piggers ausgefallen zu sein, denn der alte Jeff Suggeby hatte eine Schwäche für diese halbverwilderten, scheuen Burschen, die sich oben in den Bergen herumschlugen und nur wenige Dollars für ihre oft monatelangen Arbeiten bekamen.

      Piggers starrte entgeistert auf die blasse verknöcherte Hand, die vom Gelenk an bis zum Ellbogen hinauf von einem verblichenen schwarzen Ärmelschoner bedeckt war und die der alte Kassierer ihm über das abgewetzte Schalterbrett entgegenschob.

      »Good, Mister Billinger. Mein Name ist Suggeby. Das tun Sie mal, bringen Sie Ihre Bucks mal lieber hierher zu uns, da sind sie besser und sicherer aufgehoben als nebenan in der Bar…«

      Piggers drückte die knöcherne Hand des Alten und versuchte, sich sein Teil zu denken.

      Als er draußen war, atmete er auf.

      Heavens, über die Trallen kam er also nicht. Und außerdem schien die Tür zum Hof, die seitlich in den Schalterraum führte, ebenfalls erneuert worden zu sein. Sie trug außerdem einen stabilen Riegel.

      Piggers trottete zu seinem Gaul und ritt langsam aus der Stadt.

      Drei Meilen westlich von Atlantic-City traf er auf die beiden anderen.

      Piggers berichtete.

      Keatons breitflächiges Gesicht wurde um einen Schein blasser. Seine

      wässrigen Augen flogen unstet hin und her. Er hatte sich den schwarzen Stetson aus der Stirn geschoben und strich sich immer wieder durch seine strähnigen schwarzen Haare.

      McNally hockte auf einem Feldstein, kaute auf einem Zündholz herum und schien überhaupt nicht zugehört zu haben.

      Keaton sah seinen großartigen Plan bereits davonschwimmen. Nervös nahm er seinen Tabaksbeutel heraus und drehte sich eine Zigarette.

      Der Kentucky-Mann wandte den Kopf. Fast ohne die Lippen zu bewegen, meinte er leise:

      »Ich dachte, Wyatt Earp raucht nur schwarze Ziarren?«

      »Sei still!« fauchte ihn der Boß an.

      Piggers nagte bekümmert an seiner Unterlippe. »Was passiert jetzt, Boß?«

      Keaton senkte den Kopf und scharrte mit der Spiefelspitze im rotbraunen Sand.

      »Ich muß überlegen.«

      »Da wird es Zeit«, schnarrte McNally.

      Keaton stieß plötzlich einen Stein weit über den Weg. »Wenn du ständig dazwischen redest, kann ich nicht denken.«

      McNally quetschte an dem Streichholz vorbei: »Halt also die Klappe, Rob!«

      Es war still.

      Eines der drei Pferde schüttelte den Kopf und erwehrte sich einer dicken Fliege.

      Stahlblau und wolkenlos spannte sich der Himmel über das Tal. Die Zinnen der Berge ringsum trugen weißglitzernde Schneeräder. Von den Wind-River-Mountains her kam ein sanfter Wind.

      Die beiden Tramps blickten auf den breiten Rücken ihres Anführers.

      Kid McNally sah über den neuen schwarzen Anzug, der sicher seine

      fünfzig Dollars gekostet hatte, bis hinunter auf die neuen Stiefel, deren hochhackige Absätze jetzt staubgepudert waren.

      Dann sagte der schmalgesichtige, langaufgeschossene McNally plötzlich in die Stille hinein:

      »Die Tür zum Hof ist neu und trägt innen todsicher einen starken Riegel. Dafür gibt es eine andere Tür, die auch vom Hof aus ins Haus führt, und zwar in den Nebenraum. Nebenraumtüren, die in die Räume des Kassierers führen, sind selten stark abgesichert.«

      Er hatte es ganz ruhig ohne jede Betonung gesagt und blickte dabei auf seine mißfarbenen und ziemlich abgetragenen Beinkleider.

      Piggers sah unverwandt auf den breiten Rücken Keatons.

      Der bewegte sich nicht. Ganz steif stand er da.

      Endlich öffnete Piggers die Lippen.

      »Stimmt, Boß, ich habe die Tür auch gesehen, von der Kid gesprochen hat. Sie ist tatsächlich stark von innen verriegelt.«

      Keaton fuhr auf dem Absatz herum.

      Und die andere Tür, hast du die auch gesehen?«

      »Yeah – zufällig.«

      »So etwas sieht man nicht zufällig«, näselte McNally.

      »Sei still!« fauchte ihn Keaton an. »Los, Rob, wie sieht sie aus, diese Tür?«

      »Sie hat nur einen Drehknopf.«

      Keaton stieß einen spitzen Freudenschrei aus.

      »Well, dann ist alles gerettet!«

      McNally hob träge den Kopf, warf einen undeutbaren Blick auf Keaton und ließ ein sorgenschweres Haupt dann wieder sinken.

      Niemand kam auf den Gedanken, zu fragen, wie Kid, dessen Aufgabe das doch gar nicht war, dazu kam, die Beschaffenheit des Bankgebäudes in Augenschein zu nehmen.

      Es war allerdings nie anders gewesen, und Keaton wie auch Piggers nahmen diese Dinge als Selbstverständlichkeit hin.

      McNally seinerseits hatte es aufgegeben, sich darüber zu ärgern, und zum anderen war es ja auch so, daß er längst wußte, daß er zur eigenen Sicherheit zumindest hinter Piggers immer herlaufen mußte.

      Eine großartige Crew! dachte der Kentucky-Mann. Aber er hatte so vieles in seinem Leben aufgegeben, so auch den Gedanken, sich einer anderen Bande anzuschließen. Er war immer nur ausgenutzt worden. Und das erste, was er in seiner wenig glanzvollen Laufbahn als Bandit aufgegeben hatte, war sein Ehrgeiz. Daß ihm sein Verstand geblieben war, lag nur daran, daß er ihn schließlich kostenlos zur Verfügung hatte.

      »Well«, meinte Keaton jetzt, »wir müssen uns beeilen. Ich werde vorsichthalber die Bank noch kurz von der Nebengasse her betrachten, ob auch alles in Ordnung ist. Ich gebe dir dann ein Zeichen, und du weißt Bescheid. Wenn etwas schiefläuft, setze ich meinen Hut ins Genick.«

      McNally grinste breit.

      Keaton bemerkte es nicht.

      »Vorwärts, es ist spät geworden. Und die Mittagspause in der Bank ist von Viertel vor zwölf bis Viertel nach zwölf. Da es noch der alte Kassierer ist, wird er todsicher auch die gleiche Mittagszeit einhalten. Auf die Gäule, Boys!«

      McNally lauschte dem Ruf Keatons noch einen Augenblick gedankenvoll nach, dann erhob auch er sich und zog sich in den Sattel.

      Die drei Tramps ritten in drei verschiedene Himmelsrichtungen davon.

      Nur der Boß ritt über die gerade Fahrstraße auf die Stadt zu. Mit hartem, etwas verkniffenem Gesicht saß er auf dem Rücken seines Falben. Bei jedem Schritt des Tieres knarrte und knirschte leise das neue Lederzeug. Auf und ab senkte sich der Kopf des Pferdes.

      Der Reiter saß kerzengerade im Sattel, sank aber mit der Zeit mehr und mehr nach vorn. Immer und immer wieder versuchte er, sich das, was vor ihm lag, vorzustellen.

      Und dann hörte er wieder die beschwördene Stimme Peacemakers in seinen Ohren:

      »Du b i s t Wyatt Earp. Denke fest daran. Du bist der Marshal von Dodge…«

      Als er die ersten Häuser der Stadt auftauchten sah, zuckte der Bandit unwillkürlich zusammen.

      Atlantic-City – da lag es.

      Es sah nicht anders aus, als all die vielen Städte, die der Tramp Rory Keaton auf seinem schmutzigen Trail gesehen hatte.

      Aber es sollte eine wichtige Station seines Lebens sein. Das hatte er sich jedenfalls vorgenommen.

      Als er