Wyatt Earp Jubiläumsbox 7 – Western. Mark Belcher William. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Belcher William
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932084
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Monate für die Vorbereitungen gebraucht. Allein sieben Wochen hatte es gedauert, bis Peacemaker den Buntline-Revolver für ihn beschafft hatte; die Waffe, von der McNally nun behauptete, sie wäre vielleicht gar kein echter Buntline-Colt. Trotzdem, Keaton würde den einmal beschrittenen Weg seines »einzigartigen« Planes weitergehen. Er hatte bereits zuviel darin investiert; um es genauer auszudrücken, der geschäftstüchtige Vater der Idee, Bill Peacemaker, hatte sich bereits zuviel Geld dafür geben lassen. Keaton hatte zunächst den Tip überhaupt bezahlen müssen, dann den großen Revolver, dann das Falbpferd, das dem Tier des Missouriers »aufs Haar«, gleichen sollte – alles hatte sich Peacemaker in blanker Münze honorieren lassen. Er hatte den Kreuzgurt geliefert, die mexikanischen Sternsporen, den Panhandle-Sattel und sogar die mit seltsamen Steppereien besetzten hochhackigen Stiefel. Alles hatte sich der Fellhändler bezahlen lassen. Und da es im Mohave-County offensichtlich keinen Menschen gab, der die Angaben und Behauptungen des Fellhändlers hatte widerlegen können, war Keaton auf alles eingegangen. Er hatte so lange gezahlt, bis er nichts mehr bezahlen konnte. Als Peacemaker in den letzten Tagen noch mit den Gedanken kam, daß er einen echten Dodger Marshalstern besorgen könne – allerdings gegen eine ziemlich hohe Bezahlung – da hatte Keaton abgewinkt. Er hatte abwinken müssen. Sein Kapital war erschöpft. Er war so blank, daß er sich mit seinen beiden Spießgesellen sofort auf den Trail machen mußte, um neue Bucks anzuschaffen.

      Auf den alten Trail, wohlverstanden. Denn die Sache mit Wyatt Earp durfte nach Peacemakers Anweisungen nur an ganz bestimmten Orten vor sich gehen. Atlantic-City sollte die erste Stadt sein. Peacemaker wußte mit Sicherheit, daß der Dodger Marshal niemals auf seinen weiten Ritten auch nur die Gegend des Fremont-Countys gestreift hatte.

      Fünf Städte hatte der Fellhändler dem Banditen bezeichnet. Und auch diese »unbezahlbaren Tips« hatte sich der raffinierte Mister Peacemaker entlohnen lassen.

      Reichlich abgebrannt hatten sich die drei Tramps vom Mohave-County unten in Arizona auf den Weg nach Norden gemacht.

      Die beiden anderen wußten noch nicht, worum es Keaton wirklich ging. Daß er eine neue Sache geplant war, hatte der Boß ihnen angedeutet, mehr aber auch nicht. Sie hatten in Lincolntown, einer kleinen Ansiedlung im mittleren Colorado, einen Store überfallen und ganze siebzehn Dollar erbeutet. In Freshman waren es elf und in Baltimore-West einunddreißig. Und dabei wären sie in Freshman fast noch von einem Hilfsheriff niedergeschossen worden. In Brighton, neunzig Meilen südlich von Atlantic-City, hatten sie das Pech, daß Piggers während des Überfalls stolpterte. Es war weniger die brennende Fackel im Korralstroh gewesen, die sie aus der Patsche gerissen hatte, als die Kaltblütigkeit des dürren Kentucky-Manns, der die Männer, die sich ihnen entgegenwarfen, geistesgegenwärtig in die andere Richtung lenkte. Nur das hatte ihnen in Brighton noch einmal Luft gemacht.

      Keaton wußte es genau, aber er schwieg es wohlweislich tot.

      Tatsache war, daß sie ohne den Kentucky-Mann längst geliefert gewesen wären. Gerade McNally war es, auf den Keaton seinen Plan aufgebaut hatte. Er war der Mann, der alles konnte und der mit seiner Kaltblütigkeit und Überlegung jedes Eisen aus dem Feuer reißen mußte. Niemals hatte Keaton sonst einen so bissigen Burschen neben sich geduldet…

      Nach Peacemakers Idee war eine Sprengung immer gut.

      McNally hatte jetzt also in die Stadt zu reiten und die Gebäude in der

      Mainstreet zu besichtigen. Das große Sägewerk mußte in der Nacht in die Luft fliegen. Das würde den Menschen in der City die nötige Schock-Vorbereitung geben. Am darauffolgenden Tag sollte Piggers dann den Hold up in der kleinen Wyoming-Bank unternehmen. Am hellichten Tag, mittags um 12 Uhr.

      Keaton hatte nach den Plänen Peacemakers alles genau auskalkuliert. Und nur weil er McNallys scharfe Zunge fürchtete, hatte er den beiden erst kurz vor Erreichen der Stadt von dem neuen Plan berichtet. Schon an der Stille, die der dürre McNally verbreitete, spürte Keaton sofort den Widerstand des anderen. Piggers war verhältnismäßig dumm und gehörte zur Sorte jener kleinen Tramps, die immer mitliefen, wohin der Boß sie dirigierte.

      So stand die Sache zu dieser mitternächtlichen Stunde, als die drei Männer auf dem Hügel vor der Stadt hielten.

      Was Keaton wirklich beabsichtigte, hatte er immer noch nicht genau erklärt. Piggers hatte noch keinen Gedanken daran verschwendet, da er mit diesem bei ihm nur spärlich wuchernden Gut haushälterisch umgehen mußte, und außerdem hätte er auch nicht den Mut gehabt, den Boß danach zu fragen.

      McNallys Frage lag jedoch stumm in der Luft.

      Keaton sagte mit belegter Stimme:

      »Ich habe den Coup meines Lebens vor. Ihr jagt heute nacht das Sägewerk hoch. Morgen mittag, genau um zwölf, dringt Piggers über den Hof in die Bank ein. Es ist ein kleines Gebäude, ich habe euch die Zeichung davon gezeigt. Um zwölf Uhr ist niemand im Schalterraum. Piggers schwingt sich hoch auf die Barriere und turnt an den Stangen hinauf. Zwischen dem Ende der Trallen und der Ecke klafft eine Lücke von anderhalb Fuß Breite. Er schwingt sich hinüber in den Raum des Kassierers. Genau um zwölf Uhr fünf sprengt McNally das Depot der Wells-Fargo. Es liegt am Ostende der Main-street, und die Menschen werden sich sofort dorthin wenden. Piggers hat inzwischen Zeit, das Geld in die beiden Säcke zu füllen und an sich zu raffen. In einen Sack möglichst nur Hartgeld. Dann verläßt er die Bank, stürmt über den Hof hinaus. Auf jeden Fall kommt er dann in Horbys Bar. Sie liegt gleich nebenan. Er stutzt bei meinem Anblick und brüllt so laut, daß es jeder verstehen muß: ›Damned! Wyatt Earp!‹ Ich folge ihm sofort, gebe ihm Zeit, aufs Pferd zu kommen, versperre den Eingang der Bar und schieße dann. Piggers, der schon in der Mündung der Seitengasse ist, wird nach dem Schuß den Beutel mit dem Hartgeld fallen

      lassen und davonjagen. Wir treffen

      uns um Mitternacht da oben in den Bergen genau unter der Krüppelfichte, bei der wir am Nachtmittag gerastet haben.«

      Stille.

      Piggers nickte.

      McNally rührte sich nicht.

      Da warf Keaton den Kopf herum und zischte den Kentucky-Mann an: »Was paßt dir nicht daran?«

      »Weshalb fragst du mich?« wich der schmalschultrige und schmalbrüstige Bursche aus. »Frag doch auch Rob einmal.«

      »Ich habe d i c h gefragt!«

      »Well, dann muß ich dir sagen, daß es ein feiner Plan ist.«

      Keaton sah ihn mit schräggelegtem Kopf mißtauisch an. »Was soll das? Es paßt dir doch wieder irgend etwas nicht.«

      »Irgend etwas?« McNally feixte, »Nichts paßt mir, Keaton, überhaupt nichts!«

      Keaton haßte es, wenn »seine Leute« ihn beim Namen nannten. Er wollte der Boß sein. Und nur weil er immer etwas Besonderes hatte sein wollen, war er in Wirklichkeit nie etwas geworden. Aber das wußte er nicht. Er hatte den beiden bereits zum viertenmal gesagt, wie sich alles unten in der Stadt abspielen würde. Sie hatten dazu geschwiegen. Und Keaton hatte das für eine Zustimmung gehalten. Nun hatte er ihnen noch einmal den ganzen Ablauf des geplanten Unternehmens geschildert. Schließlich handelte es sich um den ersten großen »Job« der drei Verbrecher. Einen Banküberfall hatten sie bisher noch nicht riskiert. Und er würde ihnen unter gewöhnlichen Umständen auch nie gelingen, hatte ihnen der »Fachmann« Peacemaker erklärt. Nur so…

      So…, das hieß, wenn Rory Keaton in Atlantic-City als der berühmte Marshal Wyatt Earp auftrat.

      Was das alles zu bedeuten hatte, begriff weder McNally noch Piggers.

      Keaton hatte die Ansicht heimlich genährt, daß er das seinen Begleitern gar nicht so genau zu erklären brauchte. Aber nun mußte er einsehen, daß er zumindest an McNally so nicht vorbeikam. Er brauchte den Mann unbedingt für die Sprengung. Der Kentucky-Mann war früher lange Jahre bei einer Sprengabteilung gewesen, die in den Felsenbergen den glatten Verlauf der Verlegung des Schienenstrangs zu besorgen hatte. Er brauchte diesen McNally also notwendiger als alles andere. Und er sah in dessen mondbleichem Gesicht jetzt die stumme Frage.

      Keaton rückte sich im Sattel zurecht und sog an der Zigarre, die ihm übrigens absolut