Wyatt Earp Jubiläumsbox 7 – Western. Mark Belcher William. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Belcher William
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932084
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zufällig in der Schenke sitzen und einen Whisky zu mir nehmen…«

      McNally seufzte und meinte sanft:

      »Ich will dich nicht schon wieder unterbrechen, Keaton, aber ich habe gehört, daß Wyatt Earp überhaupt keinen Alkohol trinkt.«

      »Wer weiß das schon? Kein Mensch. Peacemaker hat mir geschworen, daß der Marshal nie hier in der Gegend gewesen ist.«

      »Aber so etwas spricht sich doch herum«, fand McNally. »Schließlich ist der Mann bekannt wie ein bunter Hund.«

      »Yeah«, grinste Keaton, und über sein breitflächiges Gesicht konnte man trotz der Dunkelheit ein Grinsen kriechen sehen. »Er ist bekannt, und genau das ist es, was ich brauche. Jeder kennt seinen Namen. Das ist es – nichts weiter.«

      »Solange es nur bei dem Namen bleibt, ist es ja gut. Aber laß doch einen Sheriff, ausgerechnet den Sheriff von Atlantic-City, den Marshal kennen, per Zufall nur…«

      »Er kennt ihn nicht«, gab der Bandit nicht ohne einen heimlichen Triumph in der Stimme von sich. »Der Sheriff von Atlantic-City heißt Jonny Soren, ist sechsundvierzig Jahre alt und war bis vor einem Jahr in Gilburry oben im nördlichen Montana. Er ist nie weiter südlich gekommen…«

      »Sagt Peacemaker«, unterbrach ihn McNally.

      »Yeah, sagt Peacemaker«, gab Keaton bissig zurück, »und Peacemaker weiß es. Er muß es sogar wissen.«

      »Well«, schnarrte McNally und drehte sich in der bereits beschriebenen Weise eine neue Zigarette, setzte sie in Brand und fragte, während er der Kopf auf die Seite legte: »Und weshalb hast du es dir in den Kopf gesetzt, hier als Wyatt Earp aufzutreten?«

      Das war Rory Josuah Keatons großer Augenblick. Er hatte ihn sich eigentlich für einen späteren Zeitpunkt aufheben wollen.

      »Well, dann muß ich es euch also jetzt schon sagen. Peacemaker hat in Santa Fé, in Wichita, in Dodge und in zahlreichen anderen Städten erlebt, daß der Name des Missouriers Wunder wirkt.«

      »Und dieses Wunder willst du nach Atlantic-City bringen«, unterbrach ihn McNally unbeeindruckt.

      »Yeah, das will ich. Ich werde nicht sagen, daß ich Wyatt Earp bin. Das wird Piggers besorgen, wenn er in den Saloon stürzt. Mein Meisterschuß wird bewirken, daß einer der gestohlenen Geldsäcke zurückbleibt.«

      Piggers hustete. »He, wenn du mich nun triffst?«

      McNally gab die Antwort für den Boß.

      »Das ist nicht zu befürchten, Rob. Keaton trifft schon auf sieben Yards keinen Ziegenbock mehr; da wird er dich Hammel auf eine Distanz von wenigstens fünfzehn Yards kaum noch treffen können.«

      »Wenn aber doch…?« fragte Piggers mit verzerrtem Gesicht.

      Keaton hatte den Spott des Kentucky-Manns geflissentlich überhört. »Ich werde die Kugel in eine völlig andere Richtung jagen, du Dummkopf!« rief er seinem tatsächlich mehr als dürftig mit geistigen Gütern gesegneten Kumpan zu. Es war schwer für Keaton mit den beiden. Piggers war nahezu strohdumm – und McNally war ausgesprochen gerissen.

      Aber er brauchte sie beide. Nur mit ihnen zusammen konnte er seinen großen Plan umsetzen.

      »Weiter!« mahnte ihn Kid, »du hast uns doch nicht erklärt, was der ganze Zauber mit Wyatt Earp soll.«

      »Für die Leute ist Wyatt Earp in der Stadt, versteht ihr. Das wird eine Sensation für das Nest sein. Der Marshal von Dodge ist da, und schon hat er eine großartige Tat vollbracht. Er hat einem Banditen einen Geldsack aus der Hand geschossen.«

      »Für diesen Fall empfehle ich dir, Rob vorsichtshalber einen Schmerzensschrei von dir zu geben!« spottete Kid.

      Rob spürte den Hohn nicht. »Yeah, ich werde es mir merken. Es wirkt dann echter.«

      »Und wenn der Boß dich ganz zufällig doch treffen sollte, dann brauchst du nicht an den Schrei zu denken, er kommt dann ganz von selbst.«

      Das reichte Keaton. Er wandte das Gesicht wieder dem Kentucky-Mann zu.

      »Hör zu, Kid. Du kannst aussteigen, ich habe es dir schon gesagt.«

      Piggers drängte sein Pferd heran. Und in seiner Linken blinkte ein langes Messer.

      »Yeah, das kann er, Boß!« röhrte er heiser.

      »Halt’s Maul!« fauchte Keaton ihn an. »Wir haben jetzt keine Zeit mehr zu verlieren, Kid, du weiß Bescheid: Das Sägerwerk liegt am Ende der

      Mainstreet. Es muß eine sichere Sache werden. Wie immer.«

      »Wie immer«, wiederholte Mc-Nally.

      »Yeah, und dann treffen wir uns wieder hier auf dem Hügel.«

      »Feiner Platz«, fand der Kentucky-Mann, »da können uns die Leute, die vielleicht auf den Gedanken kommen, aus der Stadt zu rennen, wenigstens gleich sehen.«

      »Well, wir brauchen uns ja nicht gerade hier oben auf dem Kamm zu treffen, sondern ein paar hundert Yards weiter südlich am Hang.«

      Piggers kratzte sich die Nase. »All right, Boß.«

      Keaton sah McNally an. »Und du?«

      »Ich wüßte gern noch, was aus dem Wunder von Atlantic-City werden soll?«

      »Was – ich verstehe nicht, was du willst«, sagte Keaton, obgleich er genau wußte, was der Kentucky-Mann meinte.

      McNally lehnte sich mit dem Ellbogen auf den Sattelknauf und fragte:

      »Weshalb willst du da unten als Marshal von Dodge auftreten?«

      Keaton paffte ein paar gewaltige Tabakwolken vor sich hin.

      »Ich will es dir genau sagen, McNally. Weil ich als Wyatt Earp Geld machen werde. Geld auf legale Weise, gefahrloses Geld. Verstehst du das? Ich könnte mir denken, daß du das nicht verstehst, daß es zu kompliziert selbst für deinen Schädel ist. Ich werde Geld machen, Brother, einen großen Haufen Geld. Und das kann ich nicht als der kleine dreckige Tramp Rory Keaton. Siehst du das ein? Da werde ich nichts. Bestenfalls kann ich auf einer heruntergekommenen Ranch als Cowpuncher für knappe fünfunddreißig Bucks im Monat unterkommen. Oder als Schwellenleger bei der Bahn, für fünf Dollar weniger. In den Städten nimmt mich keiner auf. Und für den ganz großen Coup in einer fetten Bank reicht es auch nicht. Das wissen wir genau. Eine richtige große Crew bringe ich eben nicht zusammen, ich habe es seit sieben Jahren versucht. Den Jungen stecken andere Rosinen im Kopf, als zwanzig grüne Böcke bei einem Überfall kassieren zu können. Yeah, Kid McNally, so sieht die Sache wirklich aus. Wir sind ein paar ganz erbärmliche, wertlose Wichte.«

      »Laß dir das nicht ausreden«, spöttelte der Kentucky-Mann, »jedenfalls, soweit es dich betrifft.«

      Aber Keaton war in Rage, er hatte den Hohn nicht herausgehört.

      »Kleine, erbärmliche Wichte, yeah, das sind wir, nichts weiter!«

      McNally richtete sich auf und sah auf die dunkle Stadt hinunter.

      »Ich weiß gar nicht, ob wir so klein sind. Immerhin stehen wir hier oben und haben einen Boß, der der Stadt da unten ein Wunder bringen will, das den Namen Wyatt Earp trägt.«

      »Spotte nur!« knurrte Keaton. »Du wirst anders denken, wenn du die Bucks rollen siehst. Es ist der erste große Coup, den wir landen werden. Und gleichzeitig räumen wir auch eine Bank aus…«

      »Eine Bank aus?« fragte McNally näselnd. »He, ich denke, Piggers soll nur die paar umherliegenden Dollar einpacken. Unter ›eine Bank ausräumen‹ verstehe ich, die Tresors aufbrechen und leeren.«

      »Dazu kommen wir jetzt nicht. Und wir haben es auch nicht nötig, denn diesmal geht es um größere Dinge. Wir werden mehr Geld verdienen als selbst in den Tresors von der Bank in Atlantic-City ist.«

      »Spuck aus«, forderte der Kentucky-Mann seinen Boß auf.

      Keaton kaute bedächtig