Wyatt Earp Jubiläumsbox 7 – Western. Mark Belcher William. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Belcher William
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932084
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die menschenumstandene lange Theke erkennen. Die Tische waren alle vollbesetzt. Rechts oder neben der Theke tanzten auf einem schmutzigen Podium vor einer miserabel gemalten Kulisse von New York drei aufdringlich geschminkte Mädchen, die alle längst über die Blüte ihrer Zeit hinweg waren. Rechts neben dem Podium lungerte ein graubärtiger Mann mit roter Schnapsnase und sah ihnen zu. Er war ihr einziger Zuschauer.

      Der Fremde warf einen prüfenden Blick über die Tische. Dann ging er auf die Theke zu.

      Niemand kümmerte sich um ihn. Noch nicht.

      Der Falbreiter reckte seine Hünengestalt und schob sich zwischen zwei Männer an die Theke heran.

      Es dauerte eine Weile, bis der Salooner einen Blick frei hatte.

      Der Fremde fragte: »Ist der Sheriff hier?«

      Joe Bonny nickte und deutete mit dem Daumen auf einen Mann, der mit hängendem Kopf am Stirnende der Theke lehnte.

      Der Sheriff war eingeschlafen. Sein Kopf, der unter einem gewaltigen Melbahut verborgen war, pendelte hin und her.

      Der Fremde bedankte sich und verließ seinen Platz. Er mußte an einem herkulisch gebauten Mann vorbei, der ihn lauernd beobachtet hatte und ihm jetzt ein Bein stellte.

      Der Falbreiter stieg über das tückische Hindernis hinweg.

      Da packte ihn der andere am Arm und zerrte ihn zurück.

      Der Fremde blickte in ein derbknochiges, verschlagenes Banditengesicht mit gelblichen Augen, eingeschlagener Nase und weitvorgeschobenem, brutal wirkendem Kinn.

      »He, Stranger«, krächzte der Mann heiser, »hast du eigentlich was gegen mich?«

      Der Fremde machte sich los. »Nein«, sagte er nur, um den drohenden Streit zu vermeiden.

      »Doch«, nörgelte der andere, »du hast was gegen mich! Weshalb hebst du sonst deine Flossen so hoch?«

      Es war klar, der Mann suchte Krawall.

      Aber der Fremde wandte sich ab.

      Da packte ihn der Sattelnasige erneut und riß ihn mit der Linken herum; gleichzeitig holte er mit der Rechten zu einem Schwinger aus, den zwei neben ihm stehende kohlenäugige Burschen bereits mit einem johlenden Beifallssturm vorhonorierten.

      Doch der Beifall kam zu früh.

      Der Fremde war herumgefahren und hatte unter der rechten Schlaghand des Sattelnasigen einen steigangewinkelten linken Haken hochgerissen, der krachend am Kinnwinkel des Gegners detonierte. Es war ein so harter und präziger Hieb gewesen, daß er den Mann sofort von den Beinen riß. Er knickte nach hinten ein und sackte langsam an der Theke nieder.

      Der Beifallsschrei war den beiden Dunkelhäutigen, die einander aufs Haar glichen, im Hals steckengeblieben.

      Als der Fremde sich umwenden wollten, um seinen Weg zum Sheriff fortzusetzen, rannte ihn ein kleiner blaßgesichtiger Bursche an.

      Der Falbreiter parierte den Stoß, federte zur Seite und ließ einen pfeifenden Handkantenschlag dicht neben dem rechten Ohr am Hals vorbei auf die Schulter des Gegners sausen.

      Wie von einem Beilhieb gefällt, brach der Getroffene in die Knie.

      Als der Fremde seinen so hindernisreichen Weg an der Theke entlang weiter fortsetzen wollte, sprangen ihm die Zwillinge nach. Der eine hechtete ihm in den Rücken, der andere warf sich ihm von der Seite entgegen. Die Twins schienen diesen Angriff nicht zum erstenmal ausprobiert zu haben. Er hatte etwas verteufelt Perfektes an sich. Während der eine den Mann von hinten ansprang und der zweite ihn aus der Flanke heraus zu rammen versuchte, mußte der Gegner nach den Gesetzen der Hebelkraft an und für sich ausmanövriert sein.

      Wenn es ein anderer Mann gewesen wäre, hätte er jetzt sicher am Boden gelegen, um aller Wahrscheinlichkeit nach mit den Stiefeln seiner wenig rücksichtsvollen Gegner Bekanntschaft zu machen. Aber die vier Rowdies hatten das Pech, an einen Mann geraten zu sein, der eine lebende Kampfmaschine war. Hatte er bis jetzt seine Aktionen mit scheinbarer Mühelosigkeit ausgetragen, so begann er jetzt zu fighten. Er hatte mit dem Angriff gerechnet, machte einen Sprung vorwärts, riß einen zischenden Backhander herum, traf den Mulatten, der ihn von der Seite stoppen wollte, und ließ den zweiten mit einer geschickten Körpertäuschung sein Sprungziel verfehlen.

      Der eine Zwilling drehte sich um seine eigene Achse, und torkelte dann völlig groggy zurück; sein Bruder kam gerade noch einmal hoch, um einen schnellen Handkantenschlag einzufangen.

      Der Fremde sah sich um.

      Es war still geworden im Devils Saloon.

      Keuchend erhob sich in diesem Moment der Sattelnäsige.

      Der Fremde sah ihn nur kalt an, dann wandte er sich um, ging an den Männern vorbei, die an der Theke standen und ihm jetzt bereitwillig Platz machten.

      In diesem Augenblick peitschte ein Schuß durch den Raum.

      Ein röhrender Schrei aus einer Männerkehle klang mit dem schrillen Aufschrei der »Tänzerinnen« zusammen.

      Der Fremde wirbelte herum, in seiner Linken blinkte ein großer sechskantiger Revolver. Wenige Yards vor ihm stand der Sattelnäsige, der seine blutende Rechte an die Brust preßte.

      Vor ihm am Boden lag ein Colt vom Kaliber Western 44.

      Wer hatte geschossen?

      Der Falbreiter blickte zur Türecke hinüber, wo die kleine graue Pulverwolke noch in der Luft schwebte.

      Hochaufgerichtet stand der Schütze da. Er war etwa von der gleichen Größe wie der Falbreiter, hatte unter breiten schwarzen Brauen schimmernd-grüne Augen und ein olivfarbenes, gutgeschnittenes, verwegenes Gesicht. Unter dem weißen Stetson blickte volles dunkles Haar hervor. Sein Anzug war dunkelgrau und nach der neuesten Mode geschneidert. Das weiße Rüschenhemd wurde oben von einer smaragdfarbenen Seidenschleife gehalten. Die enge Hose lief über elegante, sehr blanke Stiefeletten aus. Um die Hüften – und auch um die Schöße seines Jacketts – trug er einen dicht mit Patronen besetzten Kreuzgurt für zwei Colts. Einen davon hielt er jetzt in der rechten Hand. Aus dem Lauf kräuselte sich ein Rauchfaden.

      Um die Lippen des Schützen stand ein Lächeln.

      Der Falbreiter warf einen schnellen Blick über die anderen Männer und ließ seinen Colt dann ins Halfter zurückgleiten.

      »Thanks«, sagte er nur.

      Der Grünäugige tippte mit dem Revolverlauf an den Hutrand, schob die Waffe mit dem Knaufende nach vorn ins Futteral, ließ sich am Spieltisch nieder, nahm die Karten auf und blickte seine Mitspieler auffordernd an. »Es geht weiter!«

      Der Falbreiter wandte sich ab und ging auf den Sheriff zu.

      Der Hüter des Gesetzes schien durch den Schuß aufgewacht zu sein. Er nahm den Kopf hoch und rieb sich verstört durch die wäßrigen Augen.

      Da war der Fremde neben ihm. »Sheriff, ich muß mit Ihnen sprechen.«

      »Sprechen?« kam es benommen von den Lippen des Gesetzesmannes.

      »Kommen Sie, wir gehen in Ihr Büro!« sagte der Fremde.

      Jubal Hates rieb sich wieder durch die Augen, schob sich den Melbahut aus der Stirn und nickte. »Yeah, gehen wir!«

      Da brüllte der Sattelnäsige krächzend: »He, Polizeiknochen, willst du nicht gefälligst fragen, was hier los war?«

      Hates, der sich schon von der Theke abgewandt hatte, blieb stehen und wandte sich um. »Yeah«, sagte er mit schwerer Zunge, »was war los?«

      »Hier ist geschossen worden, alter Säufer. Wenn du es nicht gehört hast, mußt du es doch wenigstens mit deiner Schnapsnase riechen!« brüllte der Sattelnäsige, dann hob er seine Rechte, die am Handrücken blutete. »Ich bin verletzt worden!«

      Hates nickte mit schaukelndem Kopf. »Es ist also geschossen worden!«

      Die Männer an der Theke lachten dröhnend.

      Hates