Wyatt Earp Jubiläumsbox 7 – Western. Mark Belcher William. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Belcher William
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932084
Скачать книгу
gab sich einen Ruck, straffte seine Gestalt, warf einen kurzen Blick zum Hotel hinüber, hob den Kopf in der Art, wie er sie sich für seine verhängnisvolle Rolle in Atlantic-City angewöhnt hatte, und ging davon.

      Als Keaton die Mainstreet erreichte, sah er drüben vor den verkohlten Trümmern vor Briggers Boardinghouse einen Reiter stehen. Keaton zuckte zusammen. Er glaubte seinen Augen nicht trauen zu können. Es war Rob Piggers, der Mann, den er glaubte, in die Berge verbannen zu können, den er dort auf Abruf hatte warten lassen wollen, bis er ihn vielleicht einmal benötigen konnte.

      Keaton stand wie versteinert da.

      Dann lag plötzlich der Revolver in seiner Hand.

      Der Schuß des Mörders fauchte über die Straße.

      Aber diesmal war das Geschoß des Heckenschützen nicht tödlich. Die Kugel steckte in Piggers linker Schulter.

      Mit einem wilden Schrei warf sich der Tramp mit dem Hundegesicht aus dem Sattel und verschanzte sich hinter seinem Pferd.

      »Du verdammter Aasgeier! Du dreckiger Skunk!«

      Piggers hatte seine Winchester aus dem Sattelschuh gerissen, lud sie durch, schob sie über den Pferderücken, und röhrend heulte der Schuß über die Mainstreet.

      Die Kugel riß Keaton den Stetson vom Kopf.

      Da krachte drüben aus dem Tor des Schmiedes ein brüllender Revolverschuß.

      Die Winchester wurde Piggers aus der Hand gestoßen. Keaton sah den hochgewachsenen Fremden aus der Schmiede treten, der gestern Gerritsen so scharf mitgespielt hatte.

      Der Missourier behielt den Revolver in der Hand und schritt auf Piggers zu. Mit eisiger Gelassenheit nahm er dem vor Angst und Schmerz bebenden Tramp den Revolver aus dem Gurt und sagte völlig ruhig: »Der Doc wohnt drüben.«

      Während Rob Piggers über die Straße torkelte, stand Wyatt Earp mit verschränkten Armen vor der Brandstätte.

      Rory Keaton hatte keine Chance mehr, einen weiteren Schuß auf seinen letzten Komplicen abzugeben. Aus zusammengekniffenen Augen blickte er zu dem schwarzgekleideten Fremden hinüber – und plötzlich stockte ihm der Atem. Er sah in der über der Brust verschränkten Linken einen Revolver, wie er noch nie zuvor einen ähnlichen gesehen hatte. Die Waffe war noch gut zweieinhalb Inches länger als der Colt, den Peacemaker ihm für teures Geld als einen echten Buntline aufgeschwatzt hatte.

      Und der Mörder sah noch mehr. Er sah auf der verblichenen schwarzen Weste links in der Höhe des Herzens einen dunklen Fleck. Einen Fleck, von dem Keaton plötzlich spürte, daß er ganz ohne Zweifel echt war; daß er von einem großen fünfzackigen wappengerahmten Marshalstern herrührte, der da eine lange Zeit gesessen hatte.

      Rory Keaton sah noch mehr: Er sah den großen breiten schwarzen Gurt mit den zwei Halftern, er sah die schwarzen texanisch gesteppten Stiefel mit den silbernen Sternradsporen – und dann sah er in das Gesicht, in die Augen des Mannes.

      In dieser Minute wußte der Mörder Rory Josuah Keaton, daß der Mann da drüben Wyatt Earp war.

      Der Westen war so unendlich groß und weit, und die Treibherdenstadt Dodge-City lag viele hundert Meilen weit im Südwesten. Und trotzdem gab es keinen Zweifel, daß der Mann da drüben der Marshal Earp war.

      Als Keaton den Blick kurz nach links wandte, sah er nur etwa sieben Yards schräg hinter sich, auf dem Vorbau des Sargtischlers Mills, den graugekleideten Gunman stehen.

      Doc Holliday!

      Wie Trompetenstößen fuhr es durch das Gehirn des Verbrechers: Wyatt Earp und Doc Holliday! Sie sind beide tatsächlich hier in Atlantic-City!

      Wie hatte ihm das Schicksal einen so grausamen Streich spielen können?

      Langsam und mit gesenktem Kopf schritt der Verbrecher dicht an den Vorbauten der rechten Straßenseite davon und hielt auf sein Office zu.

      »In zehn Minuten warte ich hier auf der Straße auf Sie!« rief der Gambler ihm nach.

      *

      Wyatt sah zufällig, als er in die Werkstatt zurückgehen wollte, wie drüben in den Hof des Stores zwei Männer liefen. Er hatte sie trotz der Geschwindigkeit gesehen, mit der sie sich hinter dem Tor verkrochen hatten.

      Wyatt ging sofort zurück, überquerte die Mainstreet und betrat den Store.

      Billory sah ihm mit schräggelegtem Kopf entgegen.

      »Ja, was gibt’s…?«

      Wyatt trat sofort hinter den Tresen und öffnete die Korridortür.

      »Nichts Wichtiges, Mister. Ich hätte mir gern mal Ihren Besuch angesehen.«

      »Besuch? Ich habe keinen Besuch, Mister…«

      »Sicher, eingeladen haben Sie keinen, aber die Gents haben sich selbst eingeladen.«

      Wyatt war bereits an der Tür zum Hof und blickte durch das kleine oben angebrachte Fenster hinaus.

      Die Männer waren schon auf der Treppe.

      Wyatt zuckte zurück und preßte sich in den Türwinkel, als der Drehgriff betätigt wurde.

      »Zurück in den Store!« zischte der Marshal dem Händler zu.

      Glücklicherweise reagierte der Mann sofort.

      Da wurde die Tür geöffnet.

      Sie knarrte – das schien die Banditen nicht allzusehr zu stören.

      Sie betraten den Gang. Es war der vierschrötige Butch Neegle und der lange Cornwall.

      Wyatt ließ sie vorbei. Sie hielten sofort auf die Treppe zum Obergeschoß zu und stiegen hinauf.

      Erst als eben eine Tür hinter ihnen zufiel, verließ Wyatt seinen Platz.

      Billory erschien in der Tür zum Laden.

      »Was soll denn da…«

      »Pst! Die Herrschaften suchen sich oben ein bequemes Quartier aus, Mister. Wahrscheinlich einen Fensterplatz für den Gunfight, der gleich draußen vor sich gehen soll.«

      »Gunfight?«

      »Ich bin gleich wieder zurück!«

      Der Marshal stieg leise die Stufen hinauf.

      Nur eine Tür führte zu einem Raum, der zur Straße hinaus lag.

      Wyatt warf einen kurzen Blick durchs Schlüsselloch und sah, daß es Zeit wurde, einzugreifen.

      Die beiden Männer hatten sich mit ihren Gewehren bereits an den hochgeschobenen Fenstern postiert.

      Die Tür flog auf.

      Cornwall wirbelte herum.

      Neegle begriff nicht ganz so schnell.

      Langsam drückte der Marshal die Tür mit der Rechten hinter sich zu.

      Cornwalls Gesicht hatte sich verzerrt.

      Neegle lachte einfältig. »He, da ist ja der Cowboy! Was will der denn hier?«

      Wyatt kam langsam näher.

      Da stieß Cornwall seine Rechte zum Colt. Aber er mußte erleben, daß das, was er für große Schnelligkeit gehalten hatte, ein Nichts war – gegen das, was ihm der »Cowboy« da vorzauberte.

      Der große vierkantige Revolver blinkte schon in der Linken des Missouriers, als Cornwall seinen Colt noch nicht halb aus dem Halfter hatte. Drohend gähnte das schwarze Mündungsloch der schweren Waffe dem Banditen entgegen.

      Cornwall ließ seinen Colt zurück ins Halfter gleiten.

      Und sein Gefährte Butch Neegle hatte noch nicht verstanden. Er glaubte seinen Augenblick gekommen und hechtete von der Fensterfront her schräg auf den Missourier zu.

      Wyatt ließ ihn passieren. Neegle stürzte hart auf die Dielen. Wyatt konnte einem sofort und pfeifend geschlagenen linken Schwinger