Wyatt Earp Jubiläumsbox 7 – Western. Mark Belcher William. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Belcher William
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932084
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sich nieder, kroch unter dem Fenster her und richtete sich auf der anderen Seite der Nische wieder auf. Von dort war der Schuß also gekommen.

      Der Bandit hob den Revolver an, und kaum hatte er die Hand über der Fensterbrüstung, als der Missourier drüben mit einem weiten Satz aus der Häuserspalte nach vorn sprang und einen brüllenden Schuß aus dem Bunt-line-Revolver abgab.

      Keaton stieß einen Schmerzensschrei aus; sein Revolver polterte über die Fensterbrüstung hinüber auf das Vorbaudach, von wo er auf die Straße rutschte.

      Der Mörder hatte keine Waffe mehr. Mit hämmernden Pulsen lehnte er dicht an die Fensterbank gepreßt und lauschte auf die Straße hinunter. »Ich bin gefangen!« stieß er heiser hervor. »Sie haben mich gestellt, die Wölfe.«

      Dann hastete er los. Die Treppe hinunter in den Hauseingang.

      »Blacksmith!«

      Der Schmied hielt den Atem an. Seine Tochter stand zitternd neben ihm.

      »Komm raus! Und bring deine Tochter mit! Ich zähle bis drei!«

      »Wir müssen hinausgehen«, sagte der Schmied heiser, »ich habe keine Waffe hier.«

      »Wird’s bald!« geiferte die Stimme des Verbrechers durchs Haus.

      »Come on!« sagte der grauköpfige Schmied und nahm seine Tochter beider Hand.

      »Was hat der Mann vor?« wollte das Mädchen bebend wissen.

      Der Schmied räusperte sich. »Er braucht einen lebenden Schild, hinter dem er sich verbergen kann.«

      In diesem Augenblick schlug irgendwo eine Uhr; mißtönend hallten elf blecherne Schläge durch das Haus.

      Mit ihnen war die letzte Minute des Rory Josuah Keaton angebrochen.

      Es ging plötzlich alles rasend schnell.

      Von Osten her rollte die staubgepuderte Overland ratternd in die Main-street.

      Rory Keaton sprang auf die Tür der Wohnstube zu.

      Im gleichen Moment flog hinten die Hoftür auf.

      »Keaton!«

      Der Verbrecher schrak zusammen und wirbelte herum. Sechs Yards vor sich im Türrahmen erkannte er die riesige Gestalt Wyatt Earps.

      Der Mörder stieß einen dumpfen Laut aus, warf sich wieder herum, stürzte auf die Haustür zu und stolperte auf den Vorbau.

      Da peitschte ihm aus nur vier Yards Entfernung ein Feuerstoß entgegen.

      Rob Piggers war über die Straße gelaufen und hatte Keatons Revolver aufgehoben. Er hatte nur einen einzigen Schuß abgeben können. Dann fegte ihm eine Kugel Hollidays die Waffe aus der Hand.

      Der Missourier stand in der offenen Tür und blickte auf den plötzlich seltsam gebeugten Rücken des Mörders.

      Rob Piggers hatte seinen Boß genau getroffen.

      Keaton stierte ihn fassungslos an. Dann torkelte er zwei Schritte nach vorn, durchbrach mit seinem Gewicht das Vorbaugeländer und stürzte neben der Treppe kopfüber auf die Straße.

      Noch einmal richtete sich der

      Verbrecher auf. Mit verzerrtem Gesicht starrte er auf den schräg gegenüberliegenden Vorbau, wo das

      herrenlose Stiefelpaar stand.

      Ein heiseres Lachen entrang sich

      seiner Kehle. Dann fiel der Mörder

      zurück und blieb langausgestreckt

      im Staub der Straße liegen.

Luke Short

      Scharf zeichneten sich die harten Konturen der Felsbastionen vor dem stahlblauen Himmel Colorados ab.

      Die Waldhänge, die talabwärts zu den Garita Hills führten, hatte der Herbst in wilder Freude bunt gefärbt.

      Über die ausgefahrene Zwillingsspur, die die schweren Eisenreifen unzähliger Planwagen in das struppige Berggras gefressen hatten, trabte ein Reiter.

      Es war ein hochgewachsener Mann mit wetterbraunem, gutgeschnittenem Gesicht. Unter der tief in die Stirn gezogenen Krempe des schwarzen Hutes blickte ein dunkelblaues, seltsam eindringlich wirkendes Augenpaar hervor. Es war ein hartes, kantiges, ernstes Männergesicht.

      Der Reiter trug eine schwarze Lederjacke, ein rotes Hemd und lederne Hosen, die über die hochhackigen, mit texanischen Steppereien besetzten Stiefel liefen. Um seine Hüften saß ein patronengespickter Waffengurt aus schwarzem Büffelleder, der an beiden Seiten tief über den Oberschenkeln einen großen Revolver hielt.

      Leichtfüßig trabte der prächtig gewachsene Schwarzfalbe durch die Talsenke auf die Stadt zu.

      Hundert Yards vor dem ersten Haus stand links am Weg ein hoher Pfahl, an dem ein Schuld befestigt war, das die Aufschrift DEL NORTE trug.

      Der Reiter nahm die Zügel auf und ritt weiter.

      Bald säumten rechts und links zweigeschossige Holzhäuser die Straße. Unter den Vorbauten saßen die Männer auf Schaukelstühlen und blickten dem Reiter nach.

      Es war eine merkwürdige Stadt, dieses Del Norte. Obgleich sie sich äußerlich von den zahllosen Kistenholzstädten des Westens in nichts unterschied.

      In Del Norte gab es mehr Leute mit Geld als sonst irgendwo im Umkreis von hundertfünfzig Meilen. Pelztierjäger, die es zu etwas gebracht hatten, waren hier ansässig geworden. Und als vor zehn Jahren an den Füßen des La Garita Hills Gold gefunden worden war, hatte es eine Reihe wohlhabender Leute in der Stadt zurückgelassen. Zu all dem endete hier der nördliche Santa Fé Trail; das bedeutete, daß die Rinder, die aus dem Süden kamen und für den westlichen Teil Colorados bestimmt waren, in den großen Korrals vor Del Norte zum Verkauf gelangten. Dieser Umstand brachte immer wieder Cowboys in die Stadt, belebte die Saloons und brachte auch sonst in jeder Weise den Handel in Del Norte in Schwung.

      Es hätte also eine glückliche Stadt sein können, dieses Del Norte, wenn es nicht etwas angezogen hätte, was all jene Städte im Westen anzogen, in denen Geld zu finden war: Spieler, Hasardeure, Glücksritter, lichtscheues Gesindel, Banditen und Verbrecher aus allen Gegenden hatten sich hier eingefunden. Sie waren es, die der Stadt das seltsame Gepräge gaben.

      Trotz einiger Schießereien und Krawalle war es Sheriff Hates bisher gelungen, die Ordnung in der Stadt zu erhalten; jedenfalls war es bis gestern so gewesen, bis zu dem Augenblick, an dem Jerry Hacat mit seiner Crew in die Stadt gekommen war.

      Lärmend hatten die ungebärdigen Männer vom Devils Saloon Besitz ergriffen, hatten die Theke belagert und sich grölend an den Spieltischen breitgemacht. Joe Bonny, der Besitzer des Saloons, hatte sofort gespürt, mit was für Gästen er es hier zu tun hatte. Sorgenvoll hatte er beobachtet, daß die Leute des rothaarigen Dandys ziemlich glatte Finger und eine verdammt merkwürdige Auffassung von den Spielregeln hatten. Aber bis jetzt war alles verhältnismäßig gutgegangen. Das konnte sich jedoch jeden Augenblick ändern. Die Explosion lag irgendwie in der Luft.

      So sah es aus, als der Falbreiter durch die Mainstreet von Del Norte ritt. Vor dem Sheriff-Office hielt er an, stieg ab, schlang die Zügelleine um den Querholm und ging auf den Vorbau zu.

      Das Büro des Sheriffs war verschlossen.

      Ein kahlköpfiger alter Mann blickte im Nachbarhaus aus dem Fenster. »Suchen Sie den Sheriff?«

      Der Fremde nickte.

      Da wies der Alte mit dem Kinn über die Straße. »Wahrscheinlich ist er drüben bei Bonny.«

      Der Fremde tippe an den Hutrand, wandte sich um und überquerte die Straße.

      Der Lärm, der aus der Schenke drang, war weithin zu hören. Rauhe Männerstimmen grölten, dazwischen girrendes Frauenlachen, Stiefelgescharre und Husten; alles wurde wenig harmonisch von dem stampfenden Gehämmer eines alten Orchestrions untermalt.

      Als der