Das Leben der galanten Damen. Pierre de Brantôme. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pierre de Brantôme
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9788027204670
Скачать книгу
Stoff lieferte.

      Das waren die Valois.

      Auf diesem Gobelin malt sich das Leben Brantômes ab. Wir möchten gerne mehr von ihm wissen. Über so viele Feldherren und bedeutende Frauen seiner Zeit hat er geschrieben, über ihn selbst sind nur Bruchstücke vorhanden.

      Die Familie Bourdeille ist eine der bedeutendsten im Périgord. Gleich anderen alten Geschlechtern suchte auch sie ihren Stammbaum bis in gallisch-römische Zeiten hinauf zu verlängern. Karl der Große selbst soll die Abtei Brantôme gegründet haben.

      Brantômes Vater war der »erste Page der königlichen Sänfte«; der Sohn sagt von ihm: »un homme scabreux, haut à la main et mauvais garçon.« Seine Mutter, eine geborene Châtaigneraie, war Hofdame der Königin von Navarra. Der junge Pierre wird also auch in Navarra geboren worden sein. Aber wann er geboren wurde, das steht schon nicht fest, und es herrscht auch keine Einigkeit darüber. Frühere Biographen schrieben einer dem anderen nach, er sei 1614, siebenundachtzig Jahre alt, gestorben. Dann wäre sein Geburtsjahr 1527. Nun ist es notorisch, daß Brantôme seine ersten Lebensjahre in Navarra verlebte, 1549 starb die Königin Margarete, und Brantôme schrieb später selbst über seinen Aufenthalt an ihrem Hof: »moy estant petit garçon en sa court.« Verschiedene Kombinationen lassen 1540 als sein Geburtsjahr feststehen.

      Nach dem Tode der Königin von Navarra – auch das ist überliefert – kam Brantôme nach Paris, um seine Studien zu beginnen; von Paris, wo er wohl auch Genosse der enfants sanssouci war, kam er nach Poitiers, um sie fortzusetzen. Dort lernte er gegen 1555, als »jeune garçon étudiant«, die schöne Gotterelle kennen, die sich den hugenottischen Schülern prostituiert haben soll. Nachdem er gegen 1556 seine Studien vollendet hatte, ward er als jüngster Sohn für die Kirche bestimmt und bekam von Heinrich II. seinen Teil der Abtei Brantôme als Ehrung für die Waffentaten seines älteren Bruders verliehen. Der junge Abbé war etwa sechzehn Jahre alt. Amüsant ist in Familienakten dieser Zeit von ihm die Unterschrift und der Rang: »révérend père en Dieu abbé de Brantôme«. Er brauchte als Abt nichts Kirchliches an sich zu haben, er war sein freier Herr, konnte in den Krieg ziehn, sich verheiraten und überhaupt tun, was er wollte. Aber der geistliche Stand war auch seine Sache nicht; so schlug er denn in seinem Wald für fünfhundert Goldtaler Holz, equipierte sich damit und zog mit achtzehn Jahren aus nach Italien: »portant l'arquebuse à mèche et un beau fourniment de Milan, monté sur une haquenée de cent écus et menant toujours six ou sept gentils hommes, armés et montés de même, et bien en point sur bons courtauds.«

      Er ritt eben dahin, wo es Krieg gab. In Piemont bekam er einen Bogenschuß ins Gesicht, der ihn beinahe des Augenlichts beraubte; da lag er in Portofino, an jenem sagenhaft schönen Vorgebirge der genuesischen Küste, dort fand er eine seltsame Heilung: »une fort belle dame de là me jettait dans le yeux du laict de ses beaux et blancs tetins.«1 Dann ging er mit Franz von Guise nach Neapel. Er schildert selbst den Empfang durch den Herzog von Alcala. Hier lernte er auch Madame de Guast, die Marquise del Vasto kennen.

      1560 verließ er Italien wieder und machte sich an die Verwaltung seiner Güter, die bisher von seinem ältesten Bruder Andreas besorgt worden war. Er ging an den Hof, nach Amboise, wo Franz II. Turniere gab, gleichzeitig wurde das Haus Guise auf ihn aufmerksam, die Erinnerung an seinen Onkel La Châtaigneraie bot ihm am lothringischen Hof eine hohe Protektion. Von da an bewegte er sich über dreißig Jahre lang im Hofleben. Zunächst begleitete er den Herzog von Guise auf sein Schloß; nachdem dann Franz II. gestorben war, geleitete er seine Witwe Maria Stuart im August 1561 auf der königlichen Galeere nach England und hörte ihr letztes Lebewohl an Frankreich.

      Allerdings konnte Brantôme die lothringischen Prinzen, die Guisen, nicht genug rühmen, trat aber doch nicht auf ihre Seite. Nur in einer tiefen Erbitterung ließ er sich später einmal von den Guisen mit fortreißen. Beim Ausbruch der Bürgerkriege stand Brantôme natürlich auf der Seite des Hofes; an der Schlacht von Dreux nahm er ebenfalls teil. Wenn dann gerade in Frankreich kein Krieg war, kämpfte er irgendwo im Ausland. 1564 trat er in ein engeres Verhältnis zum Hofhalt des Herzogs von Orleans (später Heinrich III), er wurde einer seiner Edelleute und bekam sechshundert Livres Gage. Im selben Jahr aber beteiligte er sich auch schon wieder an einer Expedition gegen die Barbaresken, an der Küste von Marokko. Wir treffen ihn in Lissabon, in Madrid, wo er an den Höfen sehr geehrt wurde. Als der Sultan Soliman Malta angriff, eilte auch Brantôme zum Entsatze hin. Als er auf der Rückreise durch Neapel kam, stellte er sich wieder der Marquise de Guast vor; er glaubte, das Glück hier sicher beim Schopfe zu haben, aber es trieb ihn wieder weg; nur mit einem heftigen Ausbruch erinnert er sich an diese Episode wieder. »Toujours trottant, traversant et vagabondant le monde« wollte er nach Ungarn zu einem neuen Kriegszug, aber schon in Venedig erfuhr er, daß es nichts damit wäre; auf der Rückreise über Mailand und Turin machte er einen sehr erbärmlichen Eindruck; aber sein Stolz duldete es nicht, daß er die gefüllte Börse der Herzogin von Savoyen annahm.

      Inzwischen hatten die Hugenotten den König zu immer größeren Zugeständnissen gezwungen. Der Prinz Condé und Admiral Coligny hatten die Oberhand. Die Hugenotten, die erfuhren, daß Brantôme Grund hatte, gegen den König mißgestimmt zu sein, suchten ihn zum Abfall zu bewegen, zum Verrat. Aber Brantôme blieb fest. Er bekam den Titel eines Hauptmanns (»maitre de camp«) über zwei Fähnlein, wenn er auch bloß eins hatte – aber das ist bei den Franzosen immer so. Dieses Fähnlein (enseigne), eine Kompagnie, führte er dann in der Schlacht von St.-Denis (1567). Im nächsten Jahre, 1568, ernannte ihn Karl IX. zum Kammerherrn mit Gage. Nach der Schlacht von Jarnac im darauffolgenden Jahr bekam er ein Fieber, infolgedessen er fast ein Jahr auf seinen Gütern zubringen mußte, um zu gesunden.

      Kaum war er genesen, so wollte er schon wieder irgendwohin in den Krieg; er jammerte darüber, daß es ihm nicht vergönnt gewesen wäre, in der Schlacht von Lepanto mitzufechten. Dafür sollte ihn eine große exotische Expedition nach Peru entschädigen, die sein Freund Strozzi ausrüstete, und die ihn zurückhielt. Unaufgeklärte Zerwürfnisse trennten ihn kurz darauf von Strozzi.

      Aber die Ausrüstungen hatten ihn wenigstens von der Bartholomäusnacht ferngehalten, so sehr er sie später – aus persönlichen Gründen – auch verfluchte.

      Brantôme war religiös indifferent. Er kann in hugenottischen Angelegenheiten nicht als guter Richter gelten; denn er verhielt sich religiös mehr als neutral. Der Ligue stand er gleichgültig gegenüber; denn der Weltgeistliche Brantôme hatte die triftigsten Gründe, weder Liguist noch Hugenott zu sein. Von Coligny spricht er sehr achtungsvoll; sie trafen sich öfters, der Admiral war immer gleichmäßig freundlich. Das Blutbad der Bartholomäusnacht verabscheute Brantôme als etwas ganz Verwerfliches und Zweckloses; der brave Haudegen wollte diese unruhigen Seelen lieber in einem Krieg mit dem Ausland beschäftigt wissen. »Mort malheureuse la puis-je bien appeller pour toute la France,« schrieb er von der blutigen Nacht. Allerdings lag er im nächsten Jahr mit vor La Rochelle, der weißen Stadt.

      Als Karl IX. starb, war er am Hof. Er geleitete den Leichnam von Notre-Dame bis St.-Denis und trat dann in die Dienste Heinrichs III., der endlich den Brüdern Bourdeille einige Gunst erwies und sie mit dem Bistum von Périgueux belehnte.

      Da trieb es den unruhigen Geist in die Nähe Alençons, des jüngsten Valois. Bussy d'Amboise, der erste Edelmann Alençons, war sein Freund. Alençon überschüttete ihn mit Freundlichkeiten, und Brantôme mußte sich für seine Abtrünnigkeit wieder bei dem zürnenden König entschuldigen.

      Aber nun trat ein Ereignis ein, das Brantôme fast zur offenen Empörung brachte. 1582 starb sein ältester Bruder. Die Abtei hatte ihnen zusammen gehört, jener Bruder aber hatte sich einen Erben bestellt, und dagegen konnte der König nichts machen. Brantôme geriet in Wut, daß er nicht erbte. »Je ne suis qu'un ver de terre,« schrie er. Er wollte nun wenigstens, daß der König den Abteianteil seinem Neffen gebe, aber auch diese Absicht schlug ihm fehl. Aubeterre wurde Seneschall und Gouverneur des Périgord. Da schäumte der Frondeur: »Un matin, second jour du premier de l'an... je luy en fis ma plainte; il m'en fit des excuses, bien qu'il fust mon roy. Je ne luy respondis autre chose sinon: Eh bien, Sire, vous ne m'avez donné ce coup grand subject de vous faire jamais service, comme j'ay faict.« Damit rannte er weg »fort despit«. Als er aus dem Louvre herausgekommen war, bemerkte er, daß ihm noch der goldne Kammerherrnschlüssel