Die Bergklinik Staffel 1 – Arztroman. Hans-Peter Lehnert. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans-Peter Lehnert
Издательство: Bookwire
Серия: Die Bergklinik Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740916947
Скачать книгу
je…!«

      »Großvater!«

      Jetzt hielt es der Lois nicht länger aus und er lachte. »Sicher kannst zu ihm kommen. Er freut sich schon.«

      »Dann hast du ihn also doch gefragt?« Monis Augen strahlten. »Und? Was hat er gesagt?«

      »Daß er sich auf dich freut!« Alois Gratlinger zeigte mit einer Kopfbewegung die Alm hinunter, wo man durch das Astwerk einiger Bäume die Umrisse der Klinik sehen konnte. Die Oberfläche des Karbachsees glitzerte im Sonnenlicht. »Ob du auch unten in der Klinik wohnst, während du da Praktikum machst?«

      Monika zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Vielleicht, wenn sie Platz haben.«

      »Wie lang bist denn jetzt da bei uns?«

      »Drei Monate.«

      »Mar’ und Josef.« Der Lois lachte. »Soviel Zeit müßt’ ich in meiner Jugend gehabt haben.«

      »Ich hab’ ja keine Zeit«, sagte seine Enkelin. »Ich mach’ ja Praktikum.« Dann lachte sie. »Und weißt du, was das Schönste ist? Ich freu’ mich drauf.«

      »Oh je, Madel«, seufzte da ihr Großvater, »wenn ich dich anschau’, dann lacht mir’s Herz. Bei dir würd’ ich auch gern krank sein.«

      »Also jetzt hörst aber auf.« Monika drohte spielerisch mit dem Zeigefinger. »Übrigens, hat man einen neuen Chirurgen für die Klinik gefunden? Der Doktor Pfeil ist doch nimmer da.«

      Der alte Kräutersammler nickte. »Sicher hat der Vinz einen Chirurgen gefunden, einen ganz berühmten obendrein.«

      »So? Wen denn?«

      »Er ist aus München, vielleicht kennst du ihn sogar.«

      »Aus München? Wie heißt er denn?« Neugierig sah Moni ihren Großvater an.

      Der zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Aber du wirst ihn ja bald kennen lernen.«

      Zwei Tage später trat Monika Gratlinger ihren Dienst an. Sie wußte nicht recht, wie sie Dr. Trautner anreden sollte, und als sie Titel und Nachnamen nannte, sah der sie erstaunt an.

      »Was soll das denn heißen?« fragte er. »Bisher hast mich immer Onkel Vinzenz genannt und das tust nimmer, weil d’ jetzt bei uns in der Klinik famulierst? Nix da, ich bin der Onkel Vinz… wenn d’ willst, dann kannst das Onkel auch weglassen, dann komm’ ich mir net gar so alt vor.«

      Monika lächelte und bedankte sich.

      »Du mußt dich net bedanken«, sagte Trautner, »ich bin froh, daß du da bist. Vor allem freu’ ich mich, daß dir die ärztliche Praxis solche Freude macht.«

      »Na ja, der Großvater.« Monika lächelte. »Er hat immer am Medizinischen viel Freud’ gehabt, und das hat er mir vermittelt. Vor allem aber du bist mir immer ein Vorbild gewesen.«

      Dr. Trautner sah verlegen zur Seite, dann wechselte er ganz rasch das Thema. »Übrigens, wir haben einen neuen Chirurgen.«

      »Der Großvater hat’s gesagt«, antwortete Monika. »Aus München soll er sein und ganz berühmt.«

      »Ob er ganz berühmt ist, weiß ich nicht«, sagte Vinzenz Trautner daraufhin, »aber gestern hab ich ihn einmal im OP zugeschaut. Also alles, was recht ist, er hat was los. So was von geschickten Händen hab’ ich noch nicht gesehen. Übrigens, da hinten kommt er.«

      »Herr Kollege…!« Vinzenz Trautner ging auf Clemens Stolzenbach zu.

      Der sah ihn fragend an. »Ja bitte?« Dann erst bemerkte er Monika, die in einiger Entfernung respektvoll stehen geblieben war.

      »Das ist Monika Gratlinger«, sagte Trautner, »die Studentin, von der ich Ihnen erzählt habe.«

      »Sie haben nicht gesagt, wie hübsch die Kollegin ist.« Clemens Stolzenbach ging auf Monika zu, stellte sich vor und gab ihr die Hand. »Sie möchten bei uns Ihre Famulatur ableisten?«

      »Die Famulatur habe ich bereits«, antwortete Monika, »jetzt möchte ich während der Sommermonate ein wenig praktische Erfahrung sammeln.«

      »Sind Sie an der Chirurgie interessiert?« Stolzenbach hatte bisher noch nicht den Blick von Monika genommen.

      Zuerst nickte sie, doch dann zuckte sie mit den Schultern. »Ich kann es nicht sagen. Bisher ist alles mehr oder weniger eine theoretischeAngelegenheit gewesen.«

      »Dann kommen Sie mit mir in den OP!« Clemens Stolzenbachs Stimme klang kategorisch und ließ keinen Widerspruch zu. »Sie könnten mir ein wenig assistieren.«

      »Aber das kann ich doch gar nicht«, wandte Monika ein, »und außerdem…!«

      »Kneifen gilt nicht«, sagte Stolzenbach. »Also, morgen früh um acht Uhr. Ich fange nicht ohne Sie an.« Dann gab er ihr noch mal die Hand und verschwand schließlich in Richtung Intensivstation.

      »Nun?« Dr. Trautner sah die Enkelin seines alten Jugendfreundes Alois amüsiert an. »Was sagst du zu dem Tempo des jungen Mannes? Bist du erschrocken? Das schadet nichts, dann bist du um so aufmerksamer. Stolzenbach ist ein As… auf seinem Gebiet. Doch ob er auch zu differenzieren weiß, wenn es darum geht, den Menschen und nicht die Medizin im Vordergrund zu sehen, das muß sich erst noch herausstellen.«

      *

      Monika Gratlinger war jetzt drei Wochen in der Klinik und hatte fast nur im OP Dienst getan, und von Tag zu Tag gefiel es ihr besser. Bisher war die Chirurgie für sie eine mehr oder weniger wissenschaftliche Angelegenheit gewesen, doch nun hatte sie Gelegenheit, an der Seite eines der besten Chirurgen praktische Erfahrungen zu sammeln.

      Professor Stolzenbach schien, seit Monika in der Klinik Dienst tat, ein anderer Mensch zu sein. Er war nicht mehr verschlossen wie zu Beginn, war freundlich, um nicht zu sagen lustig, und mit viel Geduld erklärte er ihr Dinge, die ein Student während des Studiums nie oder nur sehr selten zu sehen bekommt.

      Kleine Sachen ließ er Monika unter seiner Anleitung selbst tun, wie zum Beispiel Nähte legen oder Klemmen setzen, wobei er ihr vorher alles deutlich demonstrierte.

      »Er ist phantastisch«, schwärmte Monika Gratlinger Dr. Trautner vor, »er kann alles, einfach alles. Es ist eine Riesenfreude, mit ihm zu arbeiten.«

      »Sie haben ein Händchen für die Chirurgie, Fräulein«, sagte Clemens Stolzenbach eines Mittags, »wissen Sie das? Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, die Chirurgie als Fach zu wählen?«

      Monika schüttelte den Kopf. »Daran habe ich bisher keinen Gedanken verschwendet.«

      »Gedanken an die Chirurgie sind nie verschwendet.« Stolzenbach lachte. »Haben Sie heute nachmittag frei? Wir könnten nach Garmisch fahren, und Sie zeigen mir, was es zu bieten hat?«

      »Sie… Sie wollen mit mir ausgehen?« Monika sah Professor Stolzenbach mit großen Augen an.

      Der nickte. »So nennt man es wohl.«

      »Aber… ich mein«, begann Monika da zu stottern, »geht das denn?«

      »Wer wollte uns daran hindern?« Clemens Stolzenbach sah das hübsche Mädchen lächelnd an. »Bitte, Sie würden mir eine große Freude machen.«

      Monika hatte rote Wangen bekommen, schließlich nickte sie. »Wollen S’ richtig mit mir ausgehen? Ich mein’…?«

      Stolzenbach nickte. »Ich würde zuerst gerne ein wenig mit Ihnen bummeln. Ob in Garmisch oder Mittenwald, das ist mir gleich. Dann würden wir irgendwohin zum Essen gehen und später…!«

      »Ja? Und später?« Monika meinte, ihr Herz schlüge so laut, daß Stolzenbach es hören müßte.

      »Wenn wir uns beim Essen nicht verplaudern«, antwortete der, »dann könnten wir noch hier irgendwo einkehren. In irgendein ganz und gar ländliches Lokal.«

      Zuerst hatte sich in Monika alles gegen den Vorschlag gesträubt. Nie wäre sie auf die Idee gekommen, mit einem ihrer Professoren